Weiße Seerose



Weiße Seerose

Weiße Seerose (Nymphaea alba)

Systematik
Ordnung: Seerosenartige (Nymphaeales)
Familie: Seerosengewächse (Nymphaeaceae)
Unterfamilie: Nymphaeoideae
Gattung: Seerosen (Nymphaea)
Untergattung: Nymphaea
Art: Weiße Seerose
Wissenschaftlicher Name
Nymphaea alba
L.

Die Weiße Seerose (Nymphaea alba), im Volksmund oft als Wasserlilie bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae). Sie gilt als typische Vertreterin der Schwimmblattpflanzen. Daher wird die Schwimmblattzone im Uferbereich von Seen, die auch eine Stufe der Verlandungsreihe bilden kann[1], als Seerosenzone bezeichnet.

Beschreibung

Illustration
Laubblätter und Blüten der Weißen Seerose
Blüte der Weißen Seerose

Die Weiße Seerose ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Diese Wasserpflanze bildet verzweigte Rhizome als Überdauerungsorgane mit denen sie im Gewässergrund verankert ist.

Die Laubblätter sind lang gestielt. Die dunkelgrüne, 10 bis 25 cm große, schildförmige Blattspreite besitzt auf der Oberseite einen Wachsüberzug, der sie vor Benetzung schützt und sie ist ledrig derb, um vor aufprallenden Regentropfen und Wellengang besser geschützt zu sein. Die für die Atmung notwendigen Spaltöffnungen befinden sich - anders als bei terrestrischen Pflanzen - auf der Blattoberseite. Die Blätter besitzen weitmaschige Lufträume im Gewebe, von wo aus die durch die Spaltöffnungen aufgenommene Atemluft durch Luftkanäle im Blattstiel zum Rhizom geleitet werden; auf diese Weise wird das im sauerstoffarmen Teichgrund steckende Rhizom mit Atemluft versorgt. Die langen Blatt- und Blütenstiele sind sehr elastisch und gleichfalls mit großen Lufträumen versehen.

Die einzeln stehenden, wohlriechenden, großen, weißen Blüten mit einer goldfarbenen Mitte erscheinen den gesamten Sommer über von Juni bis September und weisen einen Durchmesser von 9 bis 12 Zentimeter auf. Die vier grünen Kelchblätter sind frei. Die meist 20 bis 25 (12 bis 33) weißen Kronblätter sind spiralig angeordnet und meist 3 bis 5,5 (selten bis 8) cm lang. Die weißen Kronblätter gehen in die gleichfalls zahlreichen gelben Staubblätter über. Die Blüten schließen sich abends und bei Regenwetter. Sie tragen reichlich Blütenstaub, mit denen sie ihre Besucher, meist Fliegen, Schilfkäfer und Hummeln anlocken.

Die halbkugeligen bis eiförmigen Früchte sind 2,5 bis 3 cm groß. Die glatten, meist 2 bis 3 (selten bis 5) mm großen Samen sind schwimmfähig. Die Seerose nutzt als Ausbreitungsstrategie die Zoochorie, indem die Samen im Gefieder von Wasservögeln in andere Gewässer verbreitet werden.

Verbreitung und Lebensraum

Nymphaeion (albae) (Wurzelnde Schwimmblattgesellschaften) Gesellschaft der Weißen Seerose (Nymphaea alba) auf dem Klenzsee bei Wustrow

Die Weiße Seerose kommt in fast ganz Europa bis östlich zum Ural vor.

Sie ist in ruhigen Seebuchten, in Teichen und Altwässern von Flüssen zu finden. Als Lebensraum bevorzugt sie stehende oder träge fließende Gewässer, die einen humosen Schlammboden aufweisen. Sie ist in der Lage, eine Gewässertiefe bis drei Meter zu besiedeln. Die besten Wachstumsvoraussetzungen findet sie jedoch bei Wassertiefen bis zu 1,5 Meter. Die Weiße Seerose ist in Deutschland vollständig geschützt.

Nutzung

Verwendung als Teichpflanze

Diese Art ist ein Starkzehrer. In nährstoffarmen Teichen muss daher das Wasser gedüngt werden, damit sie reichlich Blüten ansetzt. Es empfiehlt sich, die Rhizome alle drei bis vier Jahre zu teilen.

Verwendung in der Küche

Früher erntete man in Notzeiten die Rhizome und stellte daraus Mehl her, das mit Getreidemehl vermischt zum Brotbacken genommen wurde.

Weiße Seerose auf einer Sondermarke der Deutschen Bundespost (1957) für den Naturschutz

Verwendung in der Heilkunde

Nach der Signaturenlehre konnte die Seerose mit ihren strahlend weißen Blütenblättern nur ein Symbol für Reinheit und Keuschheit sein. So war Plinius davon überzeugt, dass der Verzehr von Blüten oder Samen dazu führen würde, dass man zwölf Nächte lang von wollüstigen Träumen verschont bliebe. Ähnlich sah das Dioskurides:

Die Wurzel ist auch gut getrunken wider die unkeuschen Träume, denn sie schaffet sie gänzlich ab.

Diese Überzeugung soll sich bis in die Neuzeit gehalten haben. Seerosensamen unterstützten Nonnen und Mönche in der Einhaltung ihres Keuschheitsgelübdes. Auch eine französische Redewendung weist auf die liebestötenden Eigenschaften hin: einen impotenten Mann umschrieb man mit dem Hinweis, dass er vom Wasser der Seerose getrunken habe.

Die Weiße Seerose hat gelegentlich auch anderweitig Verwendung in der Volksheilkunde gefunden: das getrocknete und pulverisierte Rhizom wurde als adstringierende, antiseptische, analgetische und sedierende Arznei gegen chronischen Durchfall, Erkrankungen der Vagina, Entzündungen im Mund bzw. Rachen, Furunkel und Verbrennungen eingesetzt. Es finden sich im Handel Deodorants mit diesem Zusatz.

Die Seerose in der Mythologie

Nymphen sind anmutige weibliche Naturgeister aus der griechischen und römischen Mythologie. Eine solche Nymphe fiel in eine große, aber unerwiderte Liebe zu Herakles. Diese hoffnungslose Liebe zehrte so an ihr, dass sie letztendlich an gebrochenem Herzen starb. Die Götter hatten Mitleid mit ihr: Sie ließen sie als Seerose wieder auferstehen. Bei den Griechen heißt sie deshalb auch Herakleios.

Es gibt auch eine Vielzahl von deutschen Sagen um die Weiße Seerose. In vielen wird behauptet, dass Nixen den in die Tiefe des Wassers ziehen, wer sie zu pflücken versuche. Tatsächlich ist schon mancher ertrunken, der die Blüten zu pflücken versuchte. Dies geschieht allerdings weniger, weil Nixen die Pflanze schützen, sondern weil die seilartigen Stiele, mit denen die Blüten mit dem Wurzelstock verknüpft sind, außerordentlich fest sind und mancher Schwimmer sich aus ihnen nicht mehr befreien konnte.

Quellen

Einzelnachweise

Literatur

  • Dieter Bechthold & Harro Hieronimus; Seerosen : Blütenpracht im Gartenteich, Dähne, Ettlingen 2006, ISBN 3-935175-33-7
  • Petrowsky, Egon; Seerosen für den Gartenteich, Gräfe und Unzer, München 1993, ISBN 3-7742-1792-0
  • Jantzen, Heidrun und Friedrich; Er liebt mich, er liebt mich nicht – Pflanzen der Liebe, Stuttgart 1996, ISBN 3-440-06912-5
  • Fritz Lense; Geschützte Pflanzen und Tiere. Ein Wegbegleiter durch Wiese, Wald und Bergwelt, Gütersloh 1987, ISBN 3-570-09916-4

Weblinks

Commons: Weiße Seerose (Nymphaea alba) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien