Ausbreitungsmechanismen von Pflanzen
Die Ausbreitungsmechanismen von Pflanzen werden von der Chorologie in Zusammenarbeit mit der Pflanzenphysiologie untersucht.
Der Bestandteil -chorie der Begriffe geht auf griechisch χώρα, chóra, „Land, Raum“ von altgriechisch χωρίς, „getrennt, gesondert“ zurück und umfasst alle Arten der Ausbreitung wie die Samenausbreitung, die Vermehrung über Selbstableger und die Ausbreitung durch den Menschen, also auch alle Aspekte der Verschleppung und der gärtnerischen Pflanzenvermehrung.
Pflanzen nutzen eine Reihe unterschiedlicher Ausbreitungsmechanismen: Diese werden generell in sechs große Gruppen unterteilt:
- die Zoochorie, die Ausbreitung durch Tiere
- die Anemochorie, die Ausbreitung durch Wind
- die Semachorie, die Ausbreitung durch Wind- und Tierstreuung
- die Hydrochorie, die Ausbreitung durch Wasser
- die Hemerochorie, die Ausbreitung durch den Menschen
- die Autochorie, die Selbstausbreitung.
Jede dieser Formen wird noch einmal feiner unterteilt.
Zoochorie
Die Zoochorie, die Ausbreitung durch Tiere kennt folgende Feingliederung:
- Epichorie, die Ausbreitung durch Anhaftung
- Endochorie, die sogenannte Verdauungsausbreitung
- Myrmekochorie, die Ausbreitung durch Ameisen
- Ornithochorie, die Ausbreitung durch Vögel
- Dysochorie, die Zufallsausbreitung
- Synzoochorie, die Versteckausbreitung
- Bearbeitungsausbreitung
- Ausbreitung während des Nestbaus
Manche Autoren zählen auch die Tierballisten und die Anthropochorie zu der Zoochorie.
Anemochorie
Anemochorie, die Windausbreitung ist die ursprünglichste Form der Ausbreitung von Pflanzen. Sie wurde schon von den ersten Landpflanzen der Erde genutzt. Diese Form wird weiter unterteilt in die
- Meteorochorie, der Ausbreitung durch Flieger
- Chamaechorie, der Ausbreitung durch Bodenroller
Semachorie
Die Semachorie wird feiner unterteilt in die Tierstreuung und Windstreuung. Der Unterschied zur Anemochorie besteht darin, dass die Diasporen nicht fliegen können. Bewegungen der Pflanze durch Wind- oder Tierbewegungen sorgen lediglich dafür, dass Kapseln, Schoten, Balgfrüchte so aus dem Gleichgewicht gebracht werden, dass sie einer Streubüchse ähnlich die Samen verteilen.
Hydrochorie
Die Hydrochorie wird feiner unterteilt in
- Nautochorie, die Schwimmausbreitung
- Bythisochorie, die Ausbreitung durch die Strömung von Fließgewässern
- Ombrochorie, die Ausbreitung durch Regentropfen mit der Feineinteilung in
- Regenschwemmlinge
- Regenballisten
Hemerochorie
Die Hemerochorie ist heute einer der wichtigsten Ausbreitungsformen, mit denen Pflanzen sich vollkommen neue Lebensräume erobern. Dazu zählt die
- Ethelochorie, die Ausbreitung durch Saatgut
- Speirochorie, die Ausbreitung als Saatgutbegleiter
- Agochorie, die Ausbreitung durch unbeabsichtigten Transport
Autochorie
Die Mechanismen, die den Pflanzen zur Selbstausbreitung zur Verfügung stehen werden unter Autochorie zusammengefasst.
- Ballochorie, der Ausbreitung durch Schleudermechanismen, die wiederum feiner unterteilt wird in
- Herpechorie, die Ausbreitung durch eigene Bewegung der Diasporen
- Barochorie, die Ausbreitung durch Schwerkraft
- Blastochorie, die Ausbreitung durch Selbstableger
Siehe auch
Literatur
- Angelika Lüttig & Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6