Zaubernussgewächse
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Zaubernussgewächse | ||||||||||||
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Blüten von Loropetalum chinense. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hamamelidaceae | ||||||||||||
R.Br. |
Die Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae), auch Hamamelisgewächse genannt, sind eine Pflanzenfamilie, die zur Ordnung der Steinbrechartigen (Saxifragales) gehört. Die Familie kommt in allen Regionen der Welt von den gemäßigten Zonen bis in die Tropen vor, ihre Hauptverbreitung sind die Subtropen. Einige Arten sind Zierpflanzen in Parks und Gärten oder liefern gutes Holz; von wenigen Arten ist eine medizinische Verwendung bekannt.
Beschreibung
Habitus und Blätter
Es sind verholzende Pflanzen: Sträucher und Bäume. Einige Arten sind immergrün, die meisten sind aber laubabwerfend. An Pflanzenteilen sind meist Sternhaare (Trichome) vorhanden. Es sind meist Knospenschuppen vorhanden.
Die meist wechselständig und zweizeilig oder seltener spiralig, selten gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache, fiedernervige Blattspreite besitzt einen glatten oder gesägten Rand. Bei manchen Arten duften die Blätter. Die Stomata sind paracytisch. Nebenblätter sind vorhanden; sie sind bei machen Arten relativ groß.
Blütenstände und Blüten
Viele Blüten stehen in dichten, ährigen, rispigen, traubigen oder kopfigen Blütenständen zusammen. Es sind Deckblätter vorhanden. Die Blüten sind zwittrig oder eingeschlechtig; die Pflanzen sind immer einhäusig (monözisch). Die meist relativ kleinen, radiärsymmetrischen Blüten sind meist vier- bis fünfzählig (zwei- bis siebenzählig). Die vier bis fünf Kelchblätter sind verwachsenen. Wenn Kronblätter vorhanden sind dann sind es zwei, vier oder fünf, sie sind frei, manchmal sind sie genagelt. Es sind drei, vier bis fünf, zehn bis 14 oder 15 bis 32 freie Staubblätter vorhanden; sie sind entweder alle fertil oder ein Teil ist zu Staminodien umgewandelt. Die zweizelligen Pollenkörner besitzen drei oder vier bis 15 Aperturaten und sind colpat, colporat oder rugat. Es sind meist zwei selten drei ober- bis unterständige Fruchtblätter vorhanden; sie sind frei (apokarp) bis verwachsen (synkarp). Jedes Fruchtblatt besitzt meist ein bis sechs, selten bis 15 hängende Samenanlagen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie) oder Wind (Anemophilie).
Früchte und Samen
An den zweiklappigen, lokulizidalen und septizidalen Kapselfrüchten sind oft noch die Kelchblätter erhalten. Die sehr großen Samen besitzen eine dicke, harte, zweifarbige, glänzende Samenschale und ein großes Hilum. Die Samen können geflügelt sein. Die Samen werden bei manchen Arten hinaus geschleudert. Im Samen ist ölhaltiges Endosperm und ein gerader, gut entwickelter Embryo enthalten.
Inhaltsstoffe und Chromosomensätze
Es werden Polyphenole, beispielsweise Gerbstoffe wie Gallotannine akkumuliert. Schizogene Exkretgängen enthalten Balsame. Die Chromosomensätze betragen n=8 und n=12.
Systematik und Verbreitung
Die heutige disjunkte Verbreitung der Familie und einzelner Gattungen ist nur ein Rest der früheren weiten Verbreitung. Heute gedeihen Arten von den Gemäßigten Breiten bis in die Tropen mit Schwerpunkten in den Subtropen auf der Nord- und Südhalbkugel (nur fünf Gattungen). Arten gibt es vom östlichen Nordamerika, über Mexiko bis ins südliche Zentralamerika, in Asien, Afrika, Madagaskar, auf Pazifischen Inseln und in Australien. Fossilfunde erlauben das Alter der Hamamelidaceae auf 84 bis 86 Millionen Jahre zu schätzen (Zhou et al. 2001). Während viele Fossilien in Europa gefunden wurden, ist dort heute keine Art mehr natürlich beheimatet.
Innerhalb der Ordnung der Saxifragales bilden Familien mit verholzenden Arten: Hamamelidaceae, Altingiaceae, Cercidiphyllaceae, Daphniphyllaceae und Paeoniaceae eine Klade. [1]
Die Erstveröffentlichung des Familiennamens erfolgte 1818 Robert Brown durch in Narrative of a Journey in the Interior of China, S. 374. Die Typusgattung ist Hamamelis L.. Synonyme für Hamamelidaceae R.Br. sind: Disanthaceae Nakai, Exbucklandiaceae Reveal & Doweld, Fothergillaceae Nutt., Parrotiaceae Horan., Rhodoleiaceae Nakai [2].
Die Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae) wird gegliedert in drei Unterfamilien mit etwa 27 bis 28 Gattungen mit etwa 80 Arten:
- Disanthoideae Harms (Syn.: Disanthaceae Nakai): Die Chromosomensätze betragen n=8. Mit der einzigen monotypischen Gattung [2]:
- Disanthus Maxim.: Mit der einzigen Art:
- Disanthus cercidifolius Maxim.: Mit zwei Unterarten: eine in China und eine in Japan.
- Disanthus Maxim.: Mit der einzigen Art:
- Exbucklandoideae Harms: Die Chromosomensätze betragen n=8 und 12. Mit drei bis vier Gattungen und etwa 14 Arten:
- Chunia H.T.Chang: Mit der einzigen Art:
- Chunia bucklandioides H.T.Chang: Dieser Endemit gedeiht nur in Regenwäldern in feuchten Tälern in Höhenlagen zwischen 300 und 600 Meter im südlichen Hainan.
- Exbucklandia R.W.Br.: Mit etwa vier Arten in Bhutan, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Sikkim, Thailand und Vietnam.
- Mytilaria Lecomte: Mit der einzigen Art:
- Mytilaria laosensis Lecomte: Sie ist in China, Laos und im nördlichen Vietnam beheimatet.
- Rhodoleia Champ. ex Hook.: Mit etwa zehn Arten in China, Indonesien, Malaysia, Myanmar und Vietnam.
- Chunia H.T.Chang: Mit der einzigen Art:
- Hamamelidoideae Burnett: Die Chromosomensätze betragen n=12. Sie wird in vier Tribus [2] gegliedert mit 23 Gattung und etwa 78 Arten:
- Tribus Corylopsideae: Mit der einzigen Gattung:
- Scheinhaseln (Corylopsis) Sieb. & Zucc.: Mit 29 bis 30 Arten in China (20 Arten), Indien, Japan und Korea.
- Tribus Eustigmateae: Mit drei Gattungen:
- Eustigma Gardner & Champ.: Mit drei Arten in China (alle drei Arten) und Vietnam.
- Fortunearia Rehder & E.H.Wilson: Ist eine monotypische Gattung mit der einzigen Art
- Fortunearia sinensis Rehder & E.H.Wilson: Sie gedeiht in Wäldern in Höhenlagen zwischen 800 und 1000 Meter im östlichen China: Anhui, Henan, Hubei, Jiangxi, Shaanxi, Sichuan und Zhejiang.
- Sinowilsonia Hemsl.: Ist eine monotypische Gattung mit der einzigen Art:
- Sinowilsonia henryi Hemsl.: Mit zwei Varietäten in Wäldern in Höhenlagen zwischen 800 und 1500 Meter im westlichen China: Gansu, Henan, Hubei, Shaanxi, Shanxi und Sichuan.
- Tribus Fothergilleae (Syn.: Fothergillaceae Nutt.): Mit neun Gattungen:
- Distyliopsis P.K.Endress: Mit etwa sechs Arten in China (fünf Arten), Laos, Malaysia und Neuguinea.
- Distylium Sieb. & Zucc.: Mit etwa 18 Arten in China (12 Arten), in Assam, Indonesien (Java und Sumatra), Japan (nur Ryukyu Islands), Korea und Malaysia.
- Fothergilla L.: Mit nur zwei Arten in den südöstlichen USA.
- Matudaea Lundell: Mit drei rezenten Arten in der Neotropis.
- Molinadendron P.K.Endress: Mit drei Arten im westlichen Mexiko, Honduras und Guatemala.
- Parrotia C.A.Mey. (Syn.: Shaniodendron M.B.Deng et al.): Mit einer oder zwei Arten:
- Parrotia persica (DC.) C.A.Mey.: Es ist ein Endemit des Elburs-Gebirge im südwestlichen Asien.
- Parrotia subaequalis (H.T.Chang) R.M.Hao & H.T.Wei (Syn.: Shaniodendron subaequale (H.T.Chang) M.B.Deng, H.T.Wei & X.Q.Wang): Die Heimat ist China. Diese gefährdete Art gedeiht nur in Bergwäldern in Höhenlagen 600 und 700 Meter in Anhui (Jinzhai Xian, Jixi Xian, Shucheng Xian), im südlichen Jiangsu (Yixing Xian) und nördlichen Zhejiang (Anji Xian).
- Parrotiopsis (Nied.) C.K.Schneid.: Ist eine monotypische Gattung mit der einzigen Art:
- Parrotiopsis jacquemontiana (Decne.) Rehder (Syn.: Parrotia jacquemontiana Decne.) im Himalaya.
- Sycopsis Oliv.: Mit zwei bis sieben Arten in Assam, China und Südostasien.
- Tribus Hamamelideae: Mit zehn Gattungen:
- Dicoryphe Thouars: Sie kommt mit etwa 13 Arten nur auf Madagaskar und den Komoren vor.
- Zaubernuss (Hamamelis L.): Mit etwa vier bis sechs Arten mit disjunktem Areal in Nordamerika, China und Japan.
- Riemenblumen (Loropetalum R.Br. ex Rchb., Syn.: Tetrathyrium Benth.): Mit ein (ohne die beiden Tetrathyrium-Arten) bis drei Arten: Sie kommen in China (alle drei Arten), Japan, im östlichen und nördlichen Indien vor.
- Maingaya Oliv.: Ist eine monotypische Gattung mit der einzigen Art:
- Maingaya malayana Oliv.: Diese nur auf der malaysischen Halbinsel vorkommende Art ist durch Habitatverlust gefährdet. [3]
- Neostrearia L.S.Sm.: Mit nur einer Art in Queensland (Australien).
- Noahdendron P.K.Endress et al.: Mit nur einer Art in Queensland (Australien).
- Ostrearia Baill.: Mit nur einer Art in Queensland (Australien).
- Trichocladus Pers.: Mit drei Arten in der Capensis und zwei Arten im östlichen tropischen Afrika.
Die drei früher in die Hamamelidaceae eingegliederten Gattungen Altingia Noronha, Liquidambar L. und Semiliquidambar HungT.Chang bilden heute die kleine Familie Altingiaceae.
Nutzung
Zierpflanzen
Einige Arten und Hybriden werden als Ziergehölze in Parks und Gärten verwendet. Besonders reizvoll ist, dass einige Arten sehr früh im Jahr (noch im Winter) blühen.
Heilpflanzen
Einige Arten sind Heilpflanzen: Hamamelis virginiana (Droge: Hamamelidis folium - Hamamelisblätter; deutsche Namen: Hamamelis, Hexenhasel, Virginische Zaubernuss): Angewendet werden Zaubernussblätter bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute; Hämorrhoiden und bei Krampfaderbeschwerden. In der Volksmedizin erfolgt eine Gabe auch innerlich bei Durchfallerkrankungen. Die Wirkungen beruhen auf dem Gehalt an Gerbstoffen (adstringierend, lokal hämostyptisch (blutstillend) und entzündungshemmend).
Die medizinischen Wirkungen von Loropetalum chinense wurden untersucht [4].
Typische Inhaltsstoffe innerhalb der Familie der Hamamelisgewächse sind Polyphenole, darunter Gerbstoffe (insbesondere Gallotannine), und Balsame.
Holz
Das dunkelbraune Holz von Distylium racemosum wird beispielsweise zur Herstellung von Musikinstrumenten verwendet [5]. Von Parrotiopsis jacquemontiana werden aus den flexiblen Zweigen Körbe und Seile für Brücken hergestellt; das harte, schwere Holz wird beispielsweise für Stege, Zeltstangen, Axtstiele verwendet [6].
Quellen
- Eintrag zur Familie der Hamamelidaceae auf der APWebsite. (Abschnitt Systematik und Beschreibung)
- Die Familie der Hamamelidaceae und die Familie der Rhodoleiaceae bei DELTA von L. Watson & M. J. Dallwitz. (Abschnitt Beschreibung)
- Zhi-Yun Zhang, Hongda Zhang & Peter K. Endress: Hamamelidaceae in der Flora of China, Volume 9, 2003, S. 18-44: Beschreibung und Bestimmungsschlüssel der chinesischen Taxa - Online. (Abschnitt Systematik: Informationen zu den Gattungen)
- Frederick G. Meyer: Hamamelidaceae in der Flora of North America, Volume 3: Online.
- Zhang Zhi-yun & Lu An-ming: Hamamelidaceae: geographic distribution, fossil history and origin. Acta Phytotaxonomica Sinica 33: 313-339. ., in Acta Phytotaxonomica Sinica, 33, 1995, S. 313-339: PDF-Online.
- Q. Zhang, S. Shi, Y. Huang, F. Tan & H. Zhang Phylogeny of Hamamelidoideae based on the ITS sequences. in Acta Sci. Nat. Univ. Sunyatseni, 38, 1999, S. 107-110.
Einzelnachweise
- ↑ Shuguang Jian, Pamela S. Soltis, Matthew A. Gitzendanner, Michael J. Moore, Ruiqi Li, Tory A. Hendry, Yin-Long Qiu, Amit Dhingra, Charles D. Bell & Douglas E. Soltis: Resolving an Ancient, Rapid Radiation in Saxifragales, in Systematic Biology, 2008, 57(1), S. 38-57. doi:10.1080/10635150801888871 Online.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Eintrag bei GRIN.
- ↑ Maingaya malayana in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Eingestellt von: L.S.L.Chua, 1998. Abgerufen am September 2009.
- ↑ Loropetalum chinense bei Plants for a Future.
- ↑ Distylium racemosum bei Plants for a Future.
- ↑ Parrotiopsis jacquemontiana bei Plants for a Future.
Weblinks
- Laurence J. Dorr: Hamamelidaceae in der Flora of Nicaragua: Online bei Tropicos.
- Luz María González Villarreal, Noemí Jiménez-Reyes & Leticia Hernández López: La familia Hamamelidaceae en el estado de Jalisco, México, Colección Flora de Jalisco, 18, Universidad de Guadalajara, 2002, 29 Seiten, ISBN 970270569X: PDF-Online.