Zebrabärbling



Zebrabärbling

Zebrabärbling (Danio rerio)

Systematik
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Überfamilie: Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Unterfamilie: Bärblinge (Danioninae)
Gattung: Danio
Art: Zebrabärbling
Wissenschaftlicher Name
Danio rerio
(Hamilton, 1822)

Der Zebrabärbling (Danio rerio, früher Brachydanio rerio, im Laborjargon wegen des englischen Namens zebrafish auch als Zebrafisch bezeichnet), ist ein Fisch aus der Familie der karpfenartigen Fische (Cyprinidae). Er wurde erstmals 1822 beschrieben und erfreut sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit großer Beliebtheit als Aquarienzierfisch. Beheimatet sind Zebrabärblinge in den Zuflüssen des Ganges in Bengalen (Indien und Bangladesch) und Pakistan, wo sie in langsam fließenden oder stehenden Gewässern, wie zum Beispiel Reisfeldern, leben.

Merkmale

Der Zebrabärbling hat einen langgestreckten, schlanken, seitlich nur wenig abgeflachten Körper und erreicht eine Maximallänge von 5 cm.

Der Rücken der Fische ist olivbraun, der Bauch gelbweiß. Die Seiten sind von einem gelblichen Silber und dabei "zebrafellartig" (Name) von blau irisierenden, schwarzen Längsbinden durchzogen, die vom Hinterrand des Kiemendeckels bis auf die Schwanzflosse reichen. Auch Afterflosse und Kiemendeckel sind kontrastreich in graublau und blassgelb gestreift bzw. gefleckt. Brust- und Bauchflossen sind farblos. Das Maul ist leicht oberständig. Es wird von zwei Paaren von Barteln flankiert. Die Oberkieferbarteln reichen bis zum vorderen Augenrand, die längeren Unterkieferbarteln bis zur Mitte der Kiemendeckel. Eine Seitenlinie fehlt. Weibchen sind fülliger, werden etwas größer und sind blasser gefärbt.

Leopardbärbling mit Schleierflossen

Leopardbärbling

Der Leopardbärbling ist eine Mutante des Zebrabärblings, bei der die blauen Streifen in einzelne Punkte aufgelöst sind. Bei dem betroffenen Gen handelt es sich um connexin 41.8, welches für ein Gap Junction-Protein codiert[1]. Er wurde als Danio frankei (Meinken, 1963) beschrieben, aber von der Fachwelt nicht als eigenständige Art anerkannt[2]. Da die Fische zuerst in einem Prager Aquarium gefunden wurden ist es auch umstritten, ob es sich um eine natürliche Population oder vielmehr um eine Zuchtform handelt[3].

Modellorganismus

Wegen folgender Eigenschaften ist der Zebrabärbling zu einem erfolgreichen und weit verbreiteten Modellorganismus in der Genetik und Entwicklungsbiologie geworden:

  • Die Embryonen entwickeln sich vollständig außerhalb der Mutter.
  • Die Embryonen sind optisch durchsichtig: Alle Zellen sind bis in frühe Larvenstadien sichtbar.
  • Die Embryonen sind groß genug, um klassische Transplantationsexperimente an den Zebrabärbling anzupassen: Einzelne Zellen oder Zellverbände können entfernt oder in einen anderen Embryo transplantiert werden.
  • Als diploider Organismus eignet er sich hervorragend für genetische Analysen und Screens, da
    • er einen kurzen Generationszyklus hat: Mit zwölf bis 16 Wochen sind die Tiere geschlechtsreif.
    • Zebrabärblinge bei idealen Bedingungen regelmäßig große Mengen an Eiern legen: Ein Weibchen kann wöchentlich bis zu 300 Eier ablaichen.
    • die Haltung wenig Platz in Anspruch nimmt: Seine kleine Größe und seine genügsamen Ansprüche an Wasser, Futter und Beckengröße machen den Zebrabärbling zu einem vergleichsweise preiswerten Labortier.
    • vielfältige und effiziente Methoden zur Mutagenese und zum Screenen nach Mutanten etabliert worden sind: Methoden wurden entwickelt, um die Ploidie (die Anzahl homologer Chromosomensätze) des Zebrabärblings zu verändern; verschiedene Mutageneseprotokolle wurden etabliert und Screening-Methoden entwickelt, die es erlauben, nicht nur Mutanten mit morphologisch sichtbaren Entwicklungsdefekten zu isolieren, sondern auch Mutanten mit äußerlich nicht sichtbaren physiologischen Veränderungen oder Veränderungen im Verhalten zu entdecken.
  • Der Organismus hat die Fähigkeit, wichtige Organe des Körpers nachwachsen zu lassen: Die Herzen von Zebrafischen können abgestorbenes Gewebe in kurzer Zeit nachbilden. Im Versuch konnten den Tieren dabei operativ bis zu 20 Prozent des Muskelgewebes entfernt werden.

Nicht minder wichtig ist schließlich, dass sich viele der beim Zebrabärbling gewonnenen entwicklungsbiologischen Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen. Schon jetzt werden Zebrabärblingmutanten als Tiermodelle für genetische Erkrankungen des Menschen herangezogen.

Danio rerio strain Tübingen

Der Danio rerio strain Tübingen[4] ist eine prinzipiell auch wild vorkommende Mutation des Zebrabärblings, die im Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen durch Inzucht in 7000 separaten Aquarien gezüchtet wird.[5] [6] Die Fische werden beispielsweise zu wissenschaftlichen Untersuchungen des Augeninnendrucks eingesetzt.[7]

Leuchtende Zebrabärblinge

Datei:GloFish.jpg
Fluoreszierende Zebrabärblinge (GloFish)

Im Jahre 2003 kamen in den USA unter dem Markennamen GloFish Zebrabärblinge als Aquarienfische in den Handel, denen aus Quallen gewonnene Fluoreszenz-Gene (siehe Grün fluoreszierendes Protein) eingepflanzt worden waren. In der Europäischen Union sind Vertrieb und Zucht dieses nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismus strafbar.[8][9][10]

Literatur

  • Hans A. Baensch & Rüdiger Riehl: Aquarien Atlas, Band 1. Mergus Verlag, 1997, ISBN 3-88244-101-1
  • Günther Sterba: Enzyklopädie der Aquaristik und speziellen Ichthyologie. Verlag J. Neumann-Neudamm, 1978, ISBN 3-7888-0252-9
  • Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. Urania-Verlag, 1990, ISBN 3-332-00109-4

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Zebrabärbling – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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