Karpfenfische



Karpfenfische

Rotauge (Rutilus rutilus)

Systematik
Kohorte: Ostarioclupeomorpha
Unterkohorte: Ostariophysi
Otophysi
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Überfamilie: Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
Familie: Karpfenfische
Wissenschaftlicher Name
Cyprinidae

Die Karpfenfische (Cyprinidae) sind mit etwa 2500 Arten die größte Familie der Knochenfische (Osteichthyes) und der Wirbeltiere (Vertebrata). Zu ihnen gehören bekannte Speisefische, wie der Karpfen oder Zierfische wie der Goldfisch. Karpfenfische gibt es in Nordamerika, Europa, Afrika und Asien.

Merkmale

Die Familie der Karpfenfische umfasst recht kleine (unter 2 cm Länge), jedoch auch sehr große (2 m) Arten. Die Fische aus dieser Familie haben zahnlose Kiefer; auf den Schlundknochen befinden sich allerdings angewachsene Zähne, die man zur Bestimmung der Arten benutzen kann. Die Schlundzähne stehen in einer, zwei oder drei Reihen und werden meist gegen eine Hornplatte an der Schädelunterseite, den sogenannten Karpfen- oder Mahlstein, bewegt. Ferner besitzen die Karpfenartigen keinen ausgebildeten Magen, die Speiseröhre geht direkt in den Mitteldarm über.[1] Die Schwimmblase ist zwei- bis mehrteilig und über eine Reihe von acht kleinen Knochen (Weberscher Apparat) mit dem Innenohr verbunden, so dass eine gute Schallwellenübertragung ermöglicht ist.[2] Charakteristisch für die Cyprinidae ist ferner der Laichausschlag und der Schreckstoff (Alarmsubstanz in besonderen Hautzellen), der Schwarmfische warnt, wenn einer von ihnen durch einen Räuber (Hecht, Reiher) gepackt wurde.

Verbreitung

Zope (Abramis ballerus)
Nase (Chondrostoma nasus)

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Karpfenfische umfasst Nordamerika, Europa, Afrika und Asien. Sie fehlen in Südamerika, Madagaskar, Australien, Neuseeland und allen ozeanischen Inseln. Die meisten Karpfenfische leben im Süßwasser, nur wenige Arten, wie Aland, Brachse und Ziege in der Ostsee, gehen auch in Brackwasser.

In Europa fehlen sie lediglich in Norwegen, Island und im Norden der Halbinsel Kola. In Afrika und Asien gibt es keine Karpfenfische in den Wüstengebieten der Sahara und der Arabischen Halbinsel. Auch Sibirien nördlich des Polarkreises, die Halbinsel Kamtschatka, die nördlichen Philippinen, Sulawesi und die Inseln östlich der Wallace-Linie sind ohne Karpfenfische. In Nordamerika leben sie zwischen dem nördlichen Polarkreis und dem nördlichen Wendekreis, fehlen aber auf Neufundland, im Norden Labradors und kommen in Alaska nur im Ober- und Mittellauf des Yukon River vor.

Einige Arten, wie der auf der Peloponnes und im westlichen Mittelgriechenland endemische Pseudophoxinus stymphalicus haben ein extrem kleines Verbreitungsgebiet.

Der Karpfen und weitere für die menschliche Ernährung bedeutsame Arten wurden vom Menschen fast weltweit verbreitet und leben heute auch in Gewässern früher karpfenfischfreier Regionen wie Südamerika, Madagaskar, Australien und Neuseeland.

Ernährung

Silberkarpfen
(Hypophthalmichthys molitrix)

Die meisten Karpfenfische sind Allesfresser, die verschiedenste wirbellose Kleintiere und Algen fressen. Rein herbivor lebt der Graskarpfen, der Silberkarpfen ernährt sich von Phytoplankton, der Rapfen ist ein Raubfisch.

Systematik

Rotflossenlabeo (Epalzeorhynchos erythrurus)

Es gibt noch keine allgemein akzeptierte innere Systematik der Karpfenfische. Sie werden in eine Reihe von teilweise umstrittenen Unterfamilien geteilt. Nelson (2006) führt folgende Unterfamilien auf:

Einige Gattungen konnten noch keiner Unterfamilie zugeordnet werden:

  • Acanthalburnus Berg, 1916.
  • Acanthobrama Heckel, 1843.
  • Acrossocheilus Oshima, 1919.
  • Araiocypris Conway & Kottelat, 2008.
  • Balantiocheilos Bleeker, 1860.
  • Bangana Hamilton, 1822.
  • Capoeta Valenciennes in Cuvier & Valenciennes, 1842.
  • Catlocarpio Boulenger, 1898.
  • Cirrhinus Oken, 1817.
  • Crossocheilus Kuhl & van Hasselt in van Hasselt, 1823.
  • Cyclocheilichthys Bleeker, 1859.
  • Cyprinion Heckel, 1843.
  • Discogobio Lin, 1931.
  • Gobiocypris Ye & Fu, 1983.
  • Gymnocypris Günther, 1868.
  • Hampala Kuhl & van Hasselt in van Hasselt, 1823.
  • Hemigrammocypris Fowler, 1910.
  • Iberocypris Doadrio, 1980.
  • Mystacoleucus Günther, 1868.
  • Oreinus
  • Pachychilon Steindachner, 1882.
  • Paracheilognathus
  • Phreatichthys Vinciguerra, 1924
  • Poropuntius Smith, 1931.
  • Pseudobrama Bleeker, 1870.
  • Pseudolaubuca Bleeker, 1865.
  • Rectoris Lin, 1935.
  • Rohtee Sykes, 1839.
  • Sawbwa Annandale, 1918.
  • Semiplotus Bleeker, 1860.
  • Spinibarbichthys
  • Spinibarbus Oshima, 1919.
  • Telestes Bonaparte, 1837.
  • Tiaroga
  • Tor Gray, 1834.
  • Varicorhinus Rüppell, 1835.
  • Xenocyprioides Chen, 1982.
  • Yaoshanicus Lin, 1931.

Einzelnachweise

  1. Gerhard K. F. Stinglwagner, Ronald Bachfischer: Das große Kosmos Angel- und Fischerei-Lexikon. Franckh-Kosmos, Stuttgart, 2002, ISBN 3-440-09281-X, S. 321.
  2. Funkkolleg 6. Florian Hildebrand: Die Evolution des Hörens (HR, 11. November 2006)

Literatur

  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7.
  • Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie. Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6.
  • Günther Sterba: Süsswasserfische der Welt. Urania-Verlag, 1990, ISBN 3-332-00109-4.
  • Binh Thanh Thai, Van Ngo Si, Phuc Dinh Phan, C. M. Austin: Phylogenetic evaluation of subfamily classification of the Cyprinidae focusing on Vietnamese species. In: Aquat. Living Resour. 20 (2007), S. 143–153. PDF
  • Klaus Donat, F. Preuß: Die Eingeweide der Karpfenartigen, ein Beitrag zur Fischanatomie. In: Anatomia, Histologia, Embryologia. Vol. 1:4, 1971, S. 340–349.

Weblinks

Commons: Karpfenfische – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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