Babakotia (Palaeopropithecidae)



Babakotia ist eine Primatengattung innerhalb der Familie Palaeopropithecidae, deren 2 Mitglieder ab dem frühen Holozän lebten, das vor ungefähr vor 12.000 Jahren begann und bis vor heute andauerte. Viele Überreste wurden in Madagaskar gefunden.

Babakotia ist der Gattungsname einer ausgestorbenen Primatenart aus der Familie Palaeopropithecidae innerhalb der Überfamilie Lemuroidea (Strepsirhini), die wahrscheinlich bis ins späte Holozän auf Madagaskar überlebt hat.

Zusammen mit Palaeopropithecus, Archaeoindris und Mesopropithecus bildet Babakotia die Familie Palaeopropithecidae, die im Englischen gemeinhin als "sloth-lemurs", Faultier-Lemuren bekannt sind.

Fundorte

Da der morphologische Merkmalsmix von Babakotia radofilai eine Zwischenstufe zwischen den heute lebenden Indriiden und den großen Palaeopropitheciden darstellt, konnte man das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen und den eng verwandten und ausgestorbenen Archaeolemuridae klären.

Schädel von Babakotia radofilai aus Madagaskar. Der Lemur starb höchstwahrscheinlich kurz nach der Ankunft der ersten Menschen auf der Insel aus.
Steckbrief
Die Welt zur Zeit von Babakotia
Landmassenverteilung im System Holozän
Ernährung/Lebensraum
Basierend auf den Fossilien glaubt man, dass die Primatengattung Babakotia Blätterfresser (folivore) waren. Ihr Leben verbrachen die Tiere vermutlich in den Bäumen (arboreal), wo sie auch ihre Nahrung fanden.
* Daten nach Burney et al., 2019
Geographie, Epoche
Lebte im:
System: Holozän
Verbreitung:
Ostafrika
Madagaskar
Physiologie
Gewicht: ?
Schwestertaxa

Der Schädel

Alle Palaeopropithecidae haben im Vergleich zu heute lebenden Indriiden einen relativ robusten Schädel (Nowak, 1999). Doch trotz gemeinsamer Merkmale der Schädelanatomie mit der größeren Palaeopropitheciden, ähnelt der Schädel von Babakotia immer noch dem eines eines Indri (Mittermeier et al., 2006). Die gemeinsamen Merkmale der Schädelknochen mit anderen Paleopropitheciden sind relativ kleine Orbita , robuste Jochbogen und ein meist rechteckiger Gaumen (Nowak, 1999). Die kleinen Orbita legen angesichts der relativen Größe des Kanals für den Sehnerv nahe, dass Babakotia nur eine geringe Sehschärfe besaß, was typisch für Lemuren ist (Godfrey et al., 2006). Der Schädel von Babakotia radofilai war durchschnittlich 14,4 Zentimeter lang (Godfrey und Jungers, 2002).

Die Zähne

Babakotia radofilai hatte die gleiche Zahnformel wie die anderen Palaeopropithecidae und die Indriiden. Es ist unklar, ob einer der Zähne im bleibenden Gebiss ein Schneidezahn oder Eckzahn ist, was zu zwei gegensätzlichen Ergebnissen bezüglich der Zahnformel führte (Nowak, 1999; oder Godfrey und Jungers, 2002). Aber unabhängig davon, ob nun entweder ein unterer Eckzahn oder unterer Schneidezahn fehlt, das Resultat ergibt einen aus vier Zähnen bestehenden Zahnkamm anstatt dem sonst aus sechs Zähnen bestehenden, typischen Zahnkamm der Feuchtnasenprimaten (Strepsirhini). Babakotia radofilai unterschied sich mit etwas länglicheren Prämolaren geringfügig von Indriiden. Seine Backenzähne hatten breite Scherkämme und crenelirten Zahnschmelz (Godfrey und Jungers, 2002). Wie bei allen Palaeopropitheciden sind auch bei Babakotia radofilai die bleibenden Zähne früh durchgebrochen, ein Merkmal, das auch bei Indriiden beobachtet wird und das vermutlich die Überlebenschancen von Jugendlichen nach der Entwöhnung und der darauf folgenden Trockenzeit verbessert (Simons, 1997). Basierend auf der Größe und der Morphologie der Backenzähne und auf Analysen mikroskopischer Abnutzungsspuren glaubt man, dass sich Babakotia radofilai von Blättern ernährte und gelegentlich Früchte und harte Samen fraß (Mittermeier et al., 2006; Godfrey et al., 2006).

Das postcraniale Skelett

Mit einem Gewicht zwischen 16 und 20 Kilogramm war Babakotia radofilai ein mittelgroßer Lemur und somit deutlich kleiner als Archaeoindris oder Palaeopropithecus, aber immer noch größer als der kleine Mesopropithecus (Nowak, 1999; Mittermeier et al. 2006). In vielerlei Hinsicht zeigte Babakotia in Bezug auf suspensorisches Verhalten einen Grad an Anpassungen, der zwischen den großen Palaeopropitheciden und den kleinen Palaeopropitheciden lag. Dazu gehören die hohe Beweglichkeit der Hüfte und des Knöchels, sowie andere Spezialisierungen in der Wirbelsäule, dem Becken und der Beine (Simons, 1997). Die Vorderbeine waren um etwa 20% länger als die Hinterbeine, was bedeutet, dass Babakotia einen höheren intermembralen Index (~ 119) aufwies als Mesopropithecus (~ 97 bis 113), was wiederum darauf hindeutet, dass Babakotia den baumlebenden Faultieren sehr ähnlich war (Simons, 1997). Babakotia radofilai hatte eine reduzierte Fußwurzel (Tarsus) und gebogene, verlängerte Finger zum Greifen, was auf Anpassungen an suspensorisches Verhalten hinweist (Simons, 1997; Jungers et al., 1997). Die Hinterbeine sind reduziert, so dass Babakotia radofilai wie andere Palaeopropitheciden gut an das Klettern und Hängen angepasst war und nicht wie die heutigen Indriiden an das Springen (Mittermeier et al., 2006; Nowak, 1999; Godfrey und Jungers, 2002). Die Handwurzelknochen, die im Jahr 1999 gefunden wurden, zeigten außerdem, dass diese Spezies eine vertikaler Kletterer war (Hamrick et al., 2000). Darüber hinaus deuten Analysen der Bogengänge , der Lendenwirbel und ihrer Dornfortsätze auf Anpassungen für langsames Bewegen und Klettern, aber nicht unbedingt auf Faultier-ähnliches Hängen, vertikales Festhalten oder Springen (Shapiro et al., 2005). Daher war Babakotia radofilai wahrscheinlich ein langsamer Kletterer ähnlich wie ein Lori, der sich aber auch auch ähnlich wie ein Faultier fortbewegen konnte (Godfrey und Jungers, 2003).

Lebensraum

Wie alle anderen Lemuren war Babakotia radofilai endemisch auf Madagaskar. Seine Überreste wurden nur in Tropfsteinhöhlen im Ankarana Massiv und bei Anjohibe gefunden, was auf eine Beschränkung auf den äußersten Norden und Nordwesten der Insel hindeutet (Nowak, 1999; Godfrey und Jungers, 2002. Diese eingeschränkte Verbreitung des baumlebenden Babakotia radofilai, insbesondere während einer Zeit, als ein großer Teil der Insel von Wald bedeckt war, gibt einige Rätsel auf. Möglicherweise ist dies auf auf eine Lebensraumspezifität, auf Wettbewerb mit anderen Arten oder auf eine andere Unbekannte zurückzuführen (Burney et al., 1997). Babakotia radofilai war sympatrisch mit Palaeopropithecus ingens und Mesopropithecus dolichobrachion (Godfrey et al., 1997).

Systematik


Literatur

D. A. Burney, H. Andriamialison, R. A. Andrianaivoarivelo, S. Bourne, B. E. Crowley, E. J. de Boer, L. R. Godfrey, S. M. Goodman, C. Griffiths, O. Griffiths, J. P. Hume, W. G. Joyce, W. L. Jungers, S. Marciniak, G. J. Middleton, K. M. Muldoon, E. Noromalala, V. R. Pérez, G. H. Perry, R. 2019, Subfossil lemur discoveries from the Beanka Protected Area in western Madagascar. Quaternary Research. , p. 1 - 17, DOI: 10.1017/qua.2019.54