Bonobo
Bonobos (Pan paniscus) werden zwar häufig als Zwergschimpansen bezeichnet, jedoch wiegen sie zumindest genau soviel wie die kleinsten Schimpansenunterarten. Sie sind schlanker gebaut als Schimpansen und ihr Schädel ist anders geformt.
Der Lebensraum der Bonobos (Pan paniscus) ist auf eine Fläche von 200.000 km² in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) in Zentralafrika beschränkt. In dieser Region, die etwa so groß ist wie Großbritannien, begrenzen die Fluss-Systeme des Kongo-Zaire-Walaba River und des Kwa-Kasai-Sankuru River die Ausbreitung der Tiere. Als Nichtschwimmer stellen die Flüsse sozusagen eine geografische Barriere für die Bonobos dar, obwohl man sie schon des öfteren in hüft-tiefem Wasser waten sah.
Die Bonobos (Pan paniscus) trennten sich vor ca. 1,5 Millionen Jahren von der Hauptlinie der Schimpansen, als eine Teilpopulation auf die Südseite des Kongo-Rivers übersiedelte und dort isoliert wurde. Bonobos leben nur in den Regenwäldern des tropischen Tieflands, die bis an die Ränder der westafrikanischen Savanne reichen.
Aussehen, Anatomie
Die Körpergröße von männlichen Bonobos (Pan paniscus) beträgt 73 bis 83 cm, die Weibchen erreichen 70 bis 76 kg. Das Gewicht von Bonobos, das man bis jetzt nur selten in freier Wildbahn bestimmen konnte, beträgt bei Männchen rund 39 kg und bei Weibchen rund 31 kg.
Der Körperbau von Bonobos (Pan paniscus) ist graziler als von Schimpansen, sie haben einen schmaleren Brustkorb, längere Arme und Beine und kleinere Zähne. Das Fell der Bonobos entspricht weitgehend dem der Schimpansen, aber im Gegensatzt zu letzteren haben Bonobos ausschließlich tiefschwarze Gesichter. Charakteristisch für Bonobos ist das seitlich abstehende, in der Mitte gescheitelte und an eine Art Haube erinnernde Kopfhaar. Das weiße „Schwanzbüschel“ der Jungtiere bleibt oft bis ins Erwachsenenalter erhalten.
Sexualverhalten
Eine der beindruckendsten Merkmale, die eine Bonobo Gesellschaft charakterisieren, ist ihr sexuelles Verhalten. Sex dient neben dem Zweck der Fortpflanzung vor allem auch der Appeasement-Politik, dem Zeigen von Zuneigung, für erotische Spiele, der Versöhnung nach einem Streit und dem Spannungs- und Stressabbau [1]. Sex wird in praktisch allen Partner-Kombinationen und in einer Vielzahl von Positionen praktiziert. So reiben weibliche Bonobos ihre Geschlechtsteile aneinander um Bindungen zu verstärken. Beobachtungen haben gezeigt, dass Männchen und Weibchen nicht nur wegen der Fortpflanzung miteinander kopulieren. Männliche Bonobos teilen sehr selten ihre Nahrung mit untergeordneten Weibchen - die Wahrscheinlichkeit erhöht sich jedoch drastisch, wenn sie vorher miteinander kopuliert haben. Es ist aber wichtig, daran zu erinnern, dass in diesem Fall Sex in erster Linie eine Funktion der Stressverminderung hat, und die Weibchen nicht nach dem Schlagwort „Sex für Nahrung“ handeln [2].
Gruppenleben
Bonobos (Pan paniscus) leben in sogenannten fission-fusion-Gruppen („Trennen und Zusammenkommen“), das sind kleinere Gruppen innerhalb einer großen Gemeinschaft von Tieren, die unterschiedlich zusammengesetzt sein können. Diese "Gruppen-Einheiten" variieren in ihrer Größe von einzelnen Individuen bis zu 20 oder mehr Bonobos. Im Alter von 7 bis 9 Jahren verlassen die weiblichen Jungtiere ihre Geburtsgruppe und suchen soziale Interaktionen mit dominanten Weibchen anderer Gruppen.
In der neuen Gruppe ist es für die jungen Weibchen von enormer Wichtigkeit, Beziehungen zu anderen Weibchen aufzubauen, denn dies sind die stärksten Bindungen innerhalb der Bonobo-Gesellschaft. Im Gegensatz zu Schimpansen neigen die Weibchen der Bonobos (Pan paniscus) dazu, untereinander eher zusammenzuhalten als mit Männchen. Der Rang, den ein Weibchen innerhalb der Gruppe einnimmt, wird durch sein Alter und durch die Anzahl ihres männlichen Nachwuchses bestimmt. Die Söhne dominanter Weibchen bekleiden oft auch im Erwachsenenalter einen hohen Rang.
Die starken Bindungen der Weibchen untereinander sind insofern ungewöhnlich, da es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sie miteinander verwandt sind (Wechsel der Jungweibchen in andere Gruppen). Paradoxerweise zeigen die Männchen der Bonobo Gemeinschaften kaum ein solches Beziehungsverhalten, obwohl sie eher miteinander verwandt sind als die Weibchen. Die Dauer und Intensität der Beziehungen, die sich zwischen männlichen und weiblichen Bonobos entwickeln, basieren nicht einfach nur auf dem Sexappeal des anderen, sondern hängen auch vom Verwandschaftsgrad und der Ranghöhe ab. Junge Männchen, die ihren Platz in der Rangfolge noch suchen, schmeicheln sich oft bei dominanten Weibchen ein - sie beherrschen das soziale Umfeld - um ihre Stellung innerhalb der Gruppe zu verbessern. Dominante Weibchen mit vielen verbündeten Geschlechtsgenossinnen sind in der Lage, Männchen vom Futterplatz fernzuhalten und sie sogar mit Bissen in die Finger und Zehen zu attackieren. Wenn ein Männchen in einer Bonobo-Gruppe alpha Status erreichen will, muss es zuerst vom alpha Weibchen akzeptiert werden.