Drei neue farbenfrohe Echsen aus Südostasien
Bio-News vom 17.05.2021
Südostasien ist ein Hotspot der globalen Artenvielfalt. Immer wieder werden auch hier neue Arten entdeckt, was zeigt, dass die Biodiversität bei weitem noch nicht ausreichend erforscht ist. Ein internationales Team hat hier nun einen Artkomplex untersucht und dabei drei neue farbenfrohe Echsen-Arten erstmalig für die Wissenschaft beschrieben.
Ein internationales Team hat die asiatische Blaukopf-Schönechse untersucht. Dabei zeigte sich, dass es sich um einen Komplex aus insgesamt fünf unterschiedlichen Arten handelt. Drei von ihnen waren noch vollständig unbekannt und wurden nun erstmalig im Bonn zoological Bulletin beschrieben. Eine Art wird nach Dr. Stephan Goetz benannt, der sich durch die Unterstützung des wichtigen Artenschutzzentrums Angkor Centre for Conservation of Biodiversity um den Schutz vom Aussterben bedrohter Tierarten verdient gemacht hat. Die beiden anderen Arten werden nach Dr. Peter Geißler vom Museum Natur und Mensch in Freiburg und Jens Vindum von der California Academy of Sciences in San Francisco, USA, benannt. Alle Personen haben haben im Netzwerk der Wissenschaftsgemeinschaft mit vielen Studien dazu beigetragen, unser Wissen über die Echsen und Schlangen wesentlich zu erweitern
Publikation:
Philipp Wagner, Timo Hartmann, Flora Ihlow, Morris Flecks, Andreas Schmitz
Integrative approach to resolve the Calotes mystaceus Duméril & Bibrin, 1837 complex (Squamata: Agamidae)
Bonn zoological Bulletin 70: 141–171 Download des PDF
Ursprünglich hatte Calotes mystaceus, wie die Blaukopf-Schönechse wissenschaftlich genannt wird, ihr weitverbreitetes Hauptverbreitungsgebiet im südlichen Asien, mit einem Schwerpunkt in Südostasien (Laos, Myanmar, Thailand und Kambodscha). Hier findet man diese oft farbenfrohen Echsen nicht nur in Wäldern, sondern auch in städtischen Parkanlagen mitten Bangkok, kleineren Siedlungen aber auch in den Gärten von Hotelanlagen oder dem Gelände des Artenschutzzentrums Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB), welches der Allwetterzoo Münster in Kambodscha betreibt.
Schönechsen der Gattung Calotes
Schönechsen der Gattung Calotes leben im südlichen Asien und kommen vom Iran über Indien, Sri Lanka und Südostasien bis nach Südchina vor. Ihre Lebensräume sind Wälder aber auch offenere Gebiete wie Parkanlagen, Gärten und Felsregionen. Die Männchen sind stark revierbildend und sehr aggressiv untereinander. Daher können die Tiere oft nur einzeln beobachtet werden.
Die Gattung Calotes ist mit 25, jetzt 28, Arten relativ artenarm aber einzelne Vertreter sind über weite Teile Asiens verbreitet und wurden auch in andere Kontinente eingeschleppt. Gerade durch die blaue Färbung fallen sie in Hotel- oder Parkanlagen auf.
„Die Männchen dieser Echse mit ihren strahlend blauen Köpfen gehören schon zu den auffälligsten Tieren auf dem Gelände des ACCB und man kann sie auch überall im angrenzenden Nationalpark beobachten.“ erklärt Dr. Philipp Wagner, Kurator für Forschung und Artenschutz am Allwetterzoo. „Da verwundert es schon ein wenig, dass man sich die Art seit ihrer Beschreibung im Jahr 1837 nicht noch einmal genauer angeschaut hat.“ Er hat seinem Kollegen Timo Hartmann vom Forschungsmuseum Koenig die Idee zu verdanken, sich den gesamten Artkomplex näher anzuschauen. Denn Hartmann hatte bereits eine nah verwandte Art aus Vietnam beschrieben hat und ahnte, dass möglicherweise noch mehr spannenden Entdeckungen zu erwarten seien.
„Gerade die Färbung der Männchen ist dann das beste Unterscheidungsmerkmal der Arten,“ erklärt Dr. Andreas Schmitz vom Naturkundemuseum in Genf. „Dadurch, dass die Männchen ihre Reviere bilden, dient die Färbung der Erkennung und zwar nicht nur zwischen Männchen und Männchen, sondern auch die Weibchen erkennen so die richtigen Männchen.“ Dabei können die Tiere ihre Farbe ähnlich wie die Chamäleons ändern. Nähert sich ein Weibchen, übertreffen sich die Konkurrenten in der Brillanz der Blaufärbung. Bei Revierkämpfen verblasst das unterlegene Männchen aber innerhalb weniger Minuten. Auch nachts sind die Tiere braun oder schwarz und fallen so in ihrem Lebensraum kaum auf.
„Agamen wie die Schönechsen sind schon lange ein Forschungsschwerpunkt am Forschungsmuseum Koenig in Bonn.“ führt Prof. Dr. Wolfgang Böhme, emeritierter Leiter der Sektion Herpetologie, aus. „Da ist es schön, ein weiteres wichtiges Puzzleteil zur Kenntnis dieser Echsengruppe beitragen zu können.“ Die neuen Arten wurden jetzt im Bonn zoological Bulletin veröffentlicht, der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift, die das Bonner Museum herausgibt und wo die wissenschaftlichen Studien frei zugänglich sind.
„Eine der drei Arten ist für mich etwas ganz besonderes,“ sagt Philipp Wagner vom Allwetterzoo, „denn wir beschreiben sie aus dem Phnom Kulen National Park, in dem auch unser ACCB liegt, sie ist aber über weite Teile Kambodschas, Thailands und Myanmars verbreitet. Benannt haben wir die Art daher auch nach Dr. Stephan Goetz, dem langjährigen Förderer des ACCB.“
Stephan Goetz war maßgeblich am Aufbau des ACCB beteiligt und ohne seine Hilfe würde es dieses für Kambodscha so wichtige Artenschutzzentrum nicht geben. „Und auch mir persönlich steht er mit Rat, Tat und einem unglaublichen Engagement zur Seite,“ erläutert Philipp Wagner „und so ist es mir eine besondere Freude die neue Art Calotes goetzi nach ihm benennen zu können“. Und auch die beiden anderen Arten tragen männliche Namen.
Mit Calotes geissleri wird Dr. Peter Geißler vom Museum Natur und Mensch in Freiburg geehrt. „Peter hat nicht nur viel über die Artenvielfalt in Südostasien gearbeitet, sondern die nächste verwandte Spezies unserer neuen Art ist nach seiner Freundin benannt. Soso bilden die beiden nun auch als Echsen ein Paar.“ erklärt Wagner. Dritter im Bunde ist Jens Vindum von der California Academy of Sciences in San Francisco, USA, der ebenfalls mit vielen Studien dazu beigetragen hat, unser Wissen über die Echsen und Schlangen grundlegend zu erweitern. „Auch hier war ein besonderer Name sehr naheliegend,“ führt Wagner aus, denn „mystaceus, der ursprüngliche „Sammel-Artname“ für die erst jetzt entdeckten Arten, ist griechisch und bedeutet bärtig. Und wie es der Zufall so will, trägt Jens tatsächlich einen sehr beachtlichen Bart. So leitet sich der Name seiner Art, nun aus dem lateinischen Wort barbatus – bärtig – ab und wird zu vindumbarbatus .“
Diese Newsmeldung wurde mit Material des Stiftung Zoologischens Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Instituts für Biodiversität der Tiere via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.