Erfolgreich seit mindestens 99 Millionen Jahren



Bio-News vom 05.12.2018

Biologen der Universität Jena finden frühesten Beweis für Parasitismus bei Fächerflüglern.

Die Larven der Fächerflügler wachsen als Parasiten in anderen Insekten heran. Sie bohren sich etwa in den Hinterleib von Wespenlarven oder Heuschrecken und ernähren sich von den Körpersäften ihres Wirts. Die weiblichen Tiere der meisten Arten verbringen auch ihr komplettes Erwachsenenleben innerhalb des unfreiwilligen Gastgebers, da sie sich nicht aktiv fortbewegen können. Die Männchen hingegen verpuppen sich zwar im Wirt, verlassen dann aber die Puppe und somit die lebendige Kinderstube. Mit ihren fächerartigen Flügeln, die der Gruppe ihren Namen verleihen, können sie sich so zur Paarung auf die Suche nach einem Weibchen machen.

Mit diesem Parasitismus hat diese Insektengruppe äußerst erfolgreich ihre Existenz gesichert – und das seit inzwischen mindestens 99 Millionen Jahren, wie Biologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena nun nachweisen konnten. Die Insektenforscher fanden in einem Bernstein das kreidezeitliche Fossil einer Primärlarve eines Fächerflüglers, also eine Larve im ersten Entwicklungsstadium. Sie unterscheidet sich nur unwesentlich von den heutigen Exemplaren und pflegte somit offensichtlich die gleiche – parasitäre – Lebensweise. Die Entdeckung des rund 99 Millionen Jahre alten Exemplars kommt einem Glücksfall gleich. „In dem nicht einmal drei Zentimeter großen Bernstein sind insgesamt über 60 fossile Tiere eingeschlossen, unter anderem Käfer und Milben.


Etwa 99 Millionen Jahre alt ist dieser Bernstein, in dem rund 60 verschiedene Insekten eingeschlossen sind – darunter auch die nur 0,2 Millimeter große Larve eines Fächerflüglers.

Publikation:


Hans Pohl et. al.
A needle in a haystack: Mesozoic origin of parasitism in Strepsiptera revealed by first definite Cretaceous primary larva (Insecta)
PeerJ 2018

DOI: 10.7717/peerj.5943



Die Fächerflüglerlarve ist mit ihren 0,2 Millimeter Länge nur mithilfe eines Mikroskops erkennbar“, sagt Dr. Hans Pohl von der Universität Jena, der den aus Myanmar stammenden Bernstein untersucht hat. „Auch heute noch zählt sie mit einer Größe vergleichbar mit einem einzelligen Pantoffeltierchen zu den kleinsten bekannten Vielzellern überhaupt.“

Geringe Lebenszeit

Doch trotz ihrer Größe konnte Pohl sie eindeutig als Vertreter der Strepsiptera – so der lateinische Name der Insekten – identifizieren, da das vorliegende Fossil mit seinem länglich-ovalen Körper, dem halbkreisförmigen Kopf mit Punktaugen und den langen Hinterleibsanhängen heutigen Larven sehr ähnelt. „Diese Parallelen deuten darauf hin, dass hier eine etwa 100 Millionen Jahre lange evolutionäre Konstanz vorliegt. Eine solche Dauer ist schon sehr außergewöhnlich. Die Fächerflügler haben also bereits vor sehr langer Zeit ihre Lebensweise perfekt an ihre Umgebung angepasst“, sagt Pohl. Ein wichtiger Grund seien dabei auch die stark miniaturisierten Larven.

Heute zählt die Gruppe mit etwa 600 beschriebenen Arten zu den kleineren innerhalb der Klasse der Insekten. Einen Großteil ihrer gesamten Lebenszeit als adulte Tiere wenden die Fächerflügler zur Fortpflanzung auf. Den Männchen etwa, die etwa sieben Millimeter groß werden, bleiben nur wenige Stunden, um mit ihren Antennen die Duftstoffe eines Weibchens aufzuspüren und es schließlich zu begatten. Daraus gehen in der Regel hunderte bis tausende Larven hervor. Der Nachwuchs muss sich allerdings ein eigenes Insekt als Zuhause suchen, da der Wirt den Parasitismus des Fächerflüglers nicht überlebt.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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