Afrikanische Riesenschnecken
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Afrikanische Riesenschnecken | ||||||||||||
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Afrikanische Riesenschnecke | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Achatinidae | ||||||||||||
Swainson 1840 |
Die Afrikanischen Riesenschnecken (Achatinidae), auch Große Achatschnecken genannt, bilden eine Familie von Landlungenschnecken. Zwar gibt es unter den Afrikanischen Riesenschnecken auch zahlreiche kleinere Arten, doch finden sich in der Gattung Achatina die größten Landlungenschnecken der Erde. In Europa gibt es eine Familie von sehr kleinen Landlungenschnecken, die ebenfalls Achatschnecken genannt werden (oder auch Glattschnecken), aber mit den Afrikanischen Riesenschnecken nicht näher verwandt sind. Der größte Vertreter der Afrikanischen Riesenschnecken ist die Echte Achatschnecke (Achatina achatina), die eine Gehäuselänge von bis zu 20 cm (gemessen vom Apex bis zur Gehäusemündung) erreichen kann. Das Gehäuse selbst ist konisch und läuft spitz zu, während der Körper oft dem der in Europa bekannten Weinbergschnecken sehr ähnelt.
Bedeutung
Diese Schnecken stammen ursprünglich aus Afrika, wo sie einerseits als Nahrungsmittel, andererseits jedoch als Ernteschädling von großer Bedeutung für den Menschen sind. Aufgrund ihrer extremen Größe sind sie äußerst ertragreiche Fleischlieferanten, können aber auch bedeutenden Schaden an Plantagen und Feldern anrichten. Besonders fatale Folgen hat es, wenn Achatschnecken in ein anderes Land, in dem sie normalerweise nicht heimisch sind, eingeschleppt werden. Sofern das Klima es dort ermöglicht, können sich die Schnecken ungehindert fortpflanzen, und meist fehlen natürliche Feinde. Aus diesem Grund sind die Haltung und das Aussetzen dieser Riesenschnecken in den USA unter Geld- und Haftstrafen verboten. Während die Afrikanischen Riesenschnecken auch in Europa zunächst als Nahrungsmittel interessant wurden, erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit als Heimtiere. Sie zählen zu den am leichtesten zu haltenden Terrarienbewohnern und werden sogar handzahm. Vor allem in England boomt die Große Achatschnecke als Heimtier.
Anatomie
Achatschnecken gehören zu den Landlungenschnecken. Wie alle Schnecken „schaben“ die Achatschnecken die Nahrung mit Hilfe einer Raspelzunge (Radula) vom Futterbrocken ab. Die Radula ist eine zungenartige Platte, die mit einer Vielzahl mikroskopisch kleiner Hornzähnchen bedeckt ist. Die Schnecken haben vier Fühler; zwei kleinere Tastfühler befinden sich unten am Kopf, zwei größere mit Augen weiter oben. Die Geschlechtsöffnung befindet sich in der Nähe des Kopfes. Die meisten Organe liegen geschützt innerhalb des Gehäuses.
Nahrung
Nachts oder in der Dämmerung gehen die Afrikanischen Riesenschnecken auf die Nahrungssuche. Wenn das Wetter jedoch regnerisch und trüb ist, verlassen sie auch hin und wieder am Tag ihren Ruheplatz, denn nur bei einer hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 24 ° Celsius können diese Tiere dauerhaft aktiv sein. Diese Schnecken ernähren sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Nahrung. In der freien Natur ernähren sie sich von fast allen erdenklichen Pflanzenarten, von Früchten, Rinde oder Aas. Dementsprechend können sie bei der Haltung im Terrarium mit allem erdenklichen Obst und Gemüse, aber auch mit Rindfleisch und Katzenfutter versorgt werden. Da die Afrikanischen Riesenschnecken große Gehäuse tragen, die zudem dick und schwer sind, benötigen sie zu deren Bau viel Kalk. Den Großteil dieses Kalkes nehmen die Schnecken über die Nahrung auf. Kalkhaltige Erde wird ebenso wie kalkhaltiges Gestein aufgenommen. Bei der Haltung als Haustier empfiehlt sich die Beigabe von Sepiaschalen als Kalkquelle.
Fortpflanzung
Afrikanische Riesenschnecken sind Zwitter (hermaphroditisch), das heißt sie besitzen sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Während der Paarung wird Samen ausgetauscht, anschließend entwickeln sich die Eizellen und die Tiere befruchten diese mit dem gespeicherten Samen. So muss es nicht unmittelbar nach einer Kopulation zu einem Gelege kommen.
Die meisten Vertreter der Familie Achatinidae legen Eier ab, die entweder klein und dafür zahlreich (oft über 300 Eier pro Gelege) oder recht groß und dafür aber wenige sind. Manche Arten wie Achatina iredalei sind sogar lebendgebärend.
Im Normalfall legen die Afrikanischen Riesenschnecken ihre Eier in einer selbstgegrabenen Höhle im feuchten Erdreich ab. Das geschieht meist an einer Stelle, an der der Boden möglichst kalkhaltig ist. Der Grund dafür ist, dass die Jungschnecken die erste Zeit ihres Lebens noch im Bodengrund verbringen und dort Kalk und Nahrung aufnehmen, um ihre zerbrechlichen kleinen Gehäuse zu stärken. Ist der Bodengrund zu nass, können Embryonen und Jungschnecken ersticken. Sind die Jungtiere kräftig genug, stoßen sie an die Oberfläche. Sie sind vollkommen selbstständig.
Gattungen
Die unterschiedlichen Gattungen der Familie der Achatinidae unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe der Gehäuse und der Weichkörper. Die beiden bekanntesten Gattungen sind Achatina und Archachatina. Unterscheidungsmerkmal ist bei diesen beiden Gattungen die Größe der Eier, die Columella und die Endung des Apex. So legen Arten der Gattung Achatina ca. 5 mm kleine Eier, aber dafür bis zu 300 Stück, wohingegen Archachatina-Arten nur wenige Eier legen, die ca. 2 cm groß sind.
Achatina-Arten
Achatina fulica
Die Große Achatschnecke erreicht eine Gehäuselänge von bis zu 13 cm. Das Gehäuse ist in der Grundfarbe dunkelbraun bis hornfarben und trägt zahlreiche Streifen. Der Weichkörper ist hell- bis dunkelbraun und besitzt einen Aalstrich. Ein Gelege kann bis zu 300 Eier beinhalten. Der Apex ist spitz und weiß bis rot. Achatina fulica ist die gängigste Art in Terrarienhaltung.
Achatina fulica hamilei f. rodatzi
ist eine Farbform von Achatina fulica. Das Besondere an Achatina fulica hamilei var. rodatzii ist der Teilalbinismus, der das Gehäuse betrifft. Aufgrund der fehlenden Farbpigmente erscheint die Schale gelb bis hornfarben und streifenlos. Der Körper hingegen ist ganz normal grau bis bräunlich gefärbt. Achatina fulica hamilei var. rodatzii erreicht eine Gehäuselänge von etwa 10-12 cm. Der Apex ist spitz, die Columella ist grau bis farblos.
Achatina fulica "White Jade"
Hierbei handelt es sich um die körperalbinotische Form der Achatina fulica. Das Haus ist in der Grundfarbe hellbraun und besitzt dunkle Streifen. Der Apex ist spitz und die Columella ist farblos bis grau.
Achatina fulica "White Jade" ist eine Zuchtform, die ursprünglich zum Verzehr gezüchtet wurde, nun aber bei den Haltern sehr beliebt ist.
Achatina fulica "Vollalbino"
Dies ist eine reine, in der Hobbyhaltung entstandene Zuchtform, welche das albinotische Haus der A. fulica hamilei var. rodatzii mit dem albinotischen Weichkörper der "White Jade" verbindet.
Es existieren zwei Hausfärbungstypen: Gelb mit zarter hellbrauner Streifung sowie rein gelb ohne sichtbare Zeichnung. Der Weichkörper ist immer farblos weiß.
Die Hauslänge variiert je nach Zuchtstamm stark von 8 bis 15 cm, der Apex ist weiß bis leicht rosa, die Columella farblos bis grau.
Achatina allisa (Achatina iredalei)
ist mit einer Gehäusegröße von ca. 7 cm eine verhältnismäßig kleine Riesenschneckenart. Das Gehäuse ist hellgelb mit gelben Streifen bis weiß, der Weichkörper weiß bis gelblich. Der Apex ist spitz. Die Besonderheit dieser Art ist, dass sie als eine der wenigen Afrikanische Riesenschnecke lebende Junge zur Welt bringt anstatt Eier abzulegen. Die Gelegegröße beschränkt sich auf ca. 30 Jungtiere, welche auch größer sind als die Eier in den Gelegen der anderen Achatina-Arten, da sie ja bereits vollständig entwickelt sind.
Achatina achatina
Die Echte Achatschnecke ist die größte bisher bekannte Landlungenschnecke der Erde und kann eine Gehäuselänge von bis zu 20 cm erreichen. Die Grundfarbe schwankt zwischen sehr hell, fast gelb und einem dunklen Braun. Es zeichnet sich darauf ein braunes bis schwarzes Streifenmuster ab, das der Art auch den Namen "Tiger" eingebracht hat. Der Körper selbst ist meist sehr dunkel, hellgrau gefärbt bis schwarz. Auf dem hinteren Ende des Weichkörpers findet sich eine Art "V", gebildet von erhobenen Teilen des Weichkörpers (wirkt wie ein hornartiger Aufsatz). Der Apex ist spitz und die Columella rot.
Achatina reticulata
ist die zweitgrößte Landlungenschnecke und kann eine Gehäuselänge von 18 cm erreichen. Die Grundfarbe des Gehäuses ist weiß bis cremefarben/ beige und trägt verschiedenste Fleckenmuster in dunkel- bis hellbraunen Farbschattierungen. Der Weichkörper ist beige mit einem dunkelbraunen bis schwarzen Kopf und Augenstielen, es gibt aber auch Körperalbinos mit völlig weißem/ gelblichen Weichkörper, die bei Schneckenhaltern und Züchtern oft sehr beliebt sind. Der Apex ist spitz und das Gehäuse hat eine rillige, riffelige Oberfläche.
Achatina immaculata
gibt es in drei Varianten.
Achatina immaculata immaculata besitzt eine größtenteils einheitliche Färbung der letzten Gehäusewindung. Diese variiert von hell- bis dunkelbraun. Die vorherigen Windungen sind heller.
Achatina immaculata panthera hat eine goldene bis braune Grundfärbung des Hauses mit einem deutlichen Streifenmuster.
Achatina immaculata "two-tone" besitzt eine, der Länge nach geteilte, Farbe der letzten Hauswindung. Diese kann variieren zwischen rosa und violett. Die Grundfarbe ist weiß bis gold-braun.
Alle drei Varianten der Achatina immaculata haben einen weißen Apex und die Columella ist rosa, altrosa bis violett. Die Häuschengröße dieser Tiere liegt zwischen 9 und 13cm. Der Weichkörper weist einen deutlichen Aalstrich auf und variiert zwischen rosa, gold und hellbraun. Das Netzmuster des Fusses ist sehr ausgeprägt.
Achatina albopicta
kann eine Gehäusegröße von bis zu 12cm erreichen. Die Grundfarbe des Gehäuses ist weiß bis gelb und weist ein deutliches, dunkles Fleckenmuster aus. Der Apex ist rosa bis rot. Das Gehäuse sieht ähnlich aus wie das der Achatina reticulata und es ist auch ähnlich geriffelt. Der Weichkörper ist bräunlich und besitzt einen eher undeutlichen Aalstrich.
Achatina zanzibarica
Das Gehäuse ist gelb bis grau und hat dunkle Streifen. Der Apex ist spitz. Der Weichkörper ist grau mit einem dunkleren Aalstrich. Diese Art ist lebendgebärend.
Archachatina-Arten
Archachatina marginata
Archachatina marginata ovum
Diese Schnecke hat ein dunkelbraunes Gehäuse mit dunklerem Streifenmuster. Der Apex ist abgerundet. Die Gehäuselänge kann zwischen 12 und 18 cm variieren. Bei Arch. marginata ovum sind die Columellafarbe sowie der Apex orange. Auch hier ist am Fußende eine Erhebung in Form eines "V" zu sehen. Die Körperfarbe kann in Zuchtformen variieren von weiß ohne dunkle Pupille in den Augen (albinotisch), weiß mit dunkler Pupille in den Augen (leuzistisch) und weiß mit dunklen Augenstielen und Augen sowie leicht gefärbtem Aalstrich (amelanistisch), in den Wildfarben in Schattierungen von beige, braun bis schwarz.
Die Wildfarben dominieren in der Vererbung über die hellen Zuchtformen. In diesen wiederum dominiert bspw. die amelanistische Farbe über die leuzistische.
Archachatina marginata suturalis
Die Archachatina marginata suturalis stammt ursprünglich aus Westafrika. Sie hat einen von dunkel- bis hellbraun variierenden Weichkörper. Das Gehäuse dieser Archachatina hat eine gelb-bräunliche Farbe. Es kann gefleckt, aber auch gestreift sein. Dies ist bei jedem Exemplar verschieden. Das Gehäuse wird zwischen 10 und 13cm lang. Der Apex ist rosa gefärbt und rundlich. Gewöhnliche Exemplare werden bis zu 50 Gramm schwer. Die Geschlechtsreife dieser Achatschneckenart tritt etwa bei Vollendung des ersten Lebensjahres ein (ca. mit 12 Monaten). Der Gelegeumfang ist sehr klein. Diese Schnecke legt im Durchschnitt nur bis zu zehn Eiern. Da sie eher im Westen Afrikas vorkommt, benötigt sie eine höhere Temperatur im Terrarium bzw. Aquarium und eine höhere Luftfeuchtigkeit.
Archachatina puylaerti
erreicht eine Gehäuselänge von bis zu 12 cm. Das Gehäuse ist hell oder dunkelbraun mit gelblich-grünen Streifen. Der Weichkörper ist dunkelbraun.
Haltung
Vor allem in England und Irland, zunehmend jedoch auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, stellen die Afrikanischen Riesenschnecken ein beliebtes Heimtier dar. Grund dafür ist einerseits ihre beeindruckende Größe und Zutraulichkeit, andererseits ihre verhältnismäßig einfache Haltung. Wichtig ist, bei der Anschaffung einzuplanen, dass die Schnecken - je nach Art - sehr groß werden können. Afrikanische Riesenschnecken können in jedem handelsüblichen Aquarium oder Terrarium von ausreichender Größe gehalten werden, aber man braucht fast immer zusätzlich Technik, um das Terrarium zu heizen.
Literatur
- Andreas Leiß: Achatschnecken, die Familie Achatinidae, Natur-und-Tier-Verlag Münster, 2007, ISBN 978-3-86659-029-8
- Heiko Schulz & Robert Nordsieck: Die afrikanische Riesenschnecke Achatina Lissachatina fulica, Natur-und-Tier-Verlag Münster, 2008, ISBN 978-3-86659-085-4