Asiatische Goldkatze



Asiatische Goldkatze

Asiatische Goldkatze (Pardofelis temminckii)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Gattung: Pardofelis
Art: Asiatische Goldkatze
Wissenschaftlicher Name
Pardofelis temminckii
(Vigors & Horsfield, 1827)
Verbreitung der Asiatischen Goldkatze

Die Asiatische Goldkatze (Pardofelis temminckii) ist eine mittelgroße Katze, die in Südostasien vorkommt. Seit 2008 wird sie auf der Roten Liste der IUCN als Art der Vorwarnliste („near threatened“) geführt. Die IUCN geht davon aus, dass sie sich aufgrund zunehmender Bejagung und anhaltendem Habitatverlust dem Status gefährdet („vulnerable“) nähert, da die Wälder Südostasiens gegenwärtig weltweit am schnellsten zerstört werden.[1]

Früher wurde sie zur inzwischen aufgelösten Gattung der Goldkatzen gerechnet, ist aber mit der Afrikanischen Goldkatze nicht näher verwandt. Pardofelis temminckii wurde nach dem niederländischen Zoologen Coenraad Jacob Temminck benannt.[2]

Merkmale

Die Asiatische Goldkatze ist mehr als doppelt so groß wie die Hauskatze und wiegt 9–16 kg. Ihre Schulterhöhe beträgt 56 cm bei einer Kopf-Rumpf-Länge von 66–105 cm und einem etwa 40–57 cm langen Schwanz. Das dichte Fell ist einheitlich gefärbt, aber individuell sehr unterschiedlich von rot bis goldbraun, dunkelbraun bis zimtfarben, aber auch gräulich bis schwarz. In manchen Regionen haben Asiatische Goldkatzen mehr oder weniger gut sichtbare Flecken oder Streifen auf dem Fell. Schwarz und weiße Linien laufen über Wangen bis zum oberen Kopf. Die Ohren sind hinten schwarz mit einem zentralen grauen Fleck.[2]

In China sind Goldkatzen mit Flecken wie bei Leoparden gesichtet worden, die großen Bengalkatzen ähneln. Ein derart geflecktes Fell wird rezessiv vererbt.[3]

Verbreitung und Lebensraum

Asiatische Goldkatzen kommen in Südostasien von Tibet, Nepal, Bhutan, Indien und Bangladesch bis nach Myanmar, Thailand, Malaysia, Kambodscha, Laos, Vietnam sowie im Süden Chinas und auf Sumatra vor. Sie leben vornehmlich in trockenen laubabwerfenden, subtropischen immergrünen Wäldern und in Tropischen Regenwäldern.[4] Aber auch in offeneren Gebieten wie in den Graslandschaften des Manas-Nationalpark in Assam sind sie gesichtet worden.[5] Im Himalaya kommen sie vom Tiefland bis zu Höhen von über 3.000 m vor.[6] Im Jigme Singye Wangchuk Nationalpark in Bhutan sind sie von Kamerafallen auf einer Höhe von 3.738 m fotografiert worden.[7] In Laos leben sie auch in Anpflanzungen von Bambus und in degradierten Wäldern von der Ebene des Mekong bis auf 1.000 m Höhe.[8]

Seit im Jahr 1831 der britische Gesandte Brian Houghton Hodgson eine Asiatische Goldkatze in Nepal beschrieben hat, wird angenommen, dass das Land die westlichste Verbreitung der Art darstellt.[9][10] Aber erst im Mai 2009 gelang der erste fotografische Nachweis einer melanistischen Asiatischen Goldkatze im Makalu-Barun-Nationalpark mit Hilfe einer Kamerafalle.[11]

Verbreitung von Unterarten

Drei Unterarten der Asiatischen Goldkatze werden als gültig anerkannt:[12]

  • Pardofelis temminckii temminckii – lebt im Himalaya, im südöstlichen Asien und auf Sumatra
  • Pardofelis temminckii dominicanorum – lebt im südöstlichen China
  • Pardofelis temminckii tristis – lebt im südwestlichen China

Lebensweise

Asiatische Goldkatze mit Futter

Asiatische Goldkatzen leben scheu und einzelgängerisch. Lange Zeit wurden sie für nachtaktiv gehalten, aber eine Feldstudie an zwei Individuen hat belegt, dass sie vornehmlich während der Dämmerung und tagsüber aktiv sind. Ein Kuder hatte ein 47.7 km² großes Revier, das er während der Regenzeit um etwa 15 % erweiterte. Das Revier der Katze war 32.6 km² groß. Beide legten zwischen 55 m und über 9 km am Tag zurück und waren in der Regenzeit aktiver als im Frühjahr.[13]

Sie können sehr gut klettern, bewegen sich aber trotzdem meistens am Boden. Sie jagen Nagetiere, Vögel, kleine Reptilien und kleine Huftiere wie Muntjaks und junge Sambarhirsche.[4] Sie können aber auch Beutetiere reißen, die wesentlich größer als sie selbst sind, wie Kälber von Wasserbüffeln.[14] In den Bergen von Sikkim erbeuten sie auch Gorale.[15]

Fortpflanzung

Über die Fortpflanzungsbiologie von Asiatischen Goldkatzen ist nur sehr wenig bekannt, und das meiste wurde bei Individuen beobachtet, die in Gefangenschaft gehalten wurden. Der Sexualzyklus wird auf 93 Tage geschätzt, der Östrus dauert etwa sechs Tage. Die Tragezeit beträgt vermutlich 78 bis 80 Tage. Jungtiere werden ganzjährig zur Welt gebracht. Der typische Wurf besteht aus nur einem Jungtier, auch wenn gelegentlich Geburten von bis zu drei Jungtieren vorkommen. Frisch geborene Jungtiere wiegen gewöhnlich zwischen 220 und 250 Gramm. Sie öffnen ihre Augen zwischen dem sechsten und zwölften Lebenstag und verdoppeln ihr Gewicht in den ersten drei Lebenswochen. Im Alter von knapp zehn Wochen wiegen sie 1,3 Kilogramm. Asiatische Goldkatzen werden zwischen ihrem 18. und 24. Lebensmonat geschlechtsreif. Ein in Gefangenschaft aufgezogenes Weibchen hatte mit 25 Monaten das erste Mal Nachwuchs. Die älteste Asiatische Goldkatze wurde 17 Jahre alt.[2]

Bedrohung

Asiatische Goldkatzen kommen in Entwicklungsländern vor, in denen ihr Lebensraum durch schnell voranschreitende Entwaldung zerstört wird. Das führt auch dazu, dass der Bestand an Huftieren abnimmt, die eine wichtige Nahrungsgrundlage darstellen.[1] Eine weitere ernsthafte Bedrohung ist die Jagd für den illegalen Handel mit Wildtieren, der das größte Potential hat, in kürzester Zeit maximalen Schaden zu verursachen.[4]

Illegaler Handel mit Fellen

Asiatische Goldkatzen werden hauptsächlich ihres Felles wegen gewildert.[16] Zwischen 1991 und 2006 wurden in Myanmar während Erhebungen auf vier Märkten 111 Körperteile von mindestens 110 Individuen gezählt. Unter den Fellen befand sich eines mit Ozelot-ähnlichen Rosetten der seltenen Unterart tristis. Die Anzahl von Fellen gefährdeter Arten war erheblich größer als die von ungefährdeten Arten. Drei der untersuchten Märkte befinden sich in der Nähe internationaler Grenzen zwischen China und Thailand und sind auf internationale Käufer ausgerichtet. Die Asiatische Goldkatze ist zwar umfänglich durch Myanmars nationale Gesetzgebung geschützt, aber die Durchsetzung dieser Gesetze und der Vollzug des Washingtoner Artenschutzübereinkommens wird als unzureichend betrachtet.[17]

Naturschutz

Die Asiatische Goldkatze wurde früher als eine gefährdete Art betrachtet, aber vor einigen Jahren legten Untersuchungen in Sumatra und im Norden von Laos nahe, dass sie häufiger vorkommt als andere sympatrische Kleinkatzen.[18][19] Untersuchungen in Thailand, Myanmar und im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh ergaben jedoch eine geringere Anzahl.[16][20][21] Sie stehen überall in ihrem Verbreitungsgebiet unter Naturschutz, außer in Bhutan, wo sie nur innerhalb der Grenzen von geschützten Gebieten unter Schutz stehen.[7]

Haltung in Zoos

Asiatische Goldkatze im Zoo von Edinburgh

Im Dezember 2008 lebten 20 Asiatische Goldkatzen in europäischen Zoos, die am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm teilnehmen. Im Zoo Wuppertal wurde 2007 ein Jungtier geboren, und im Juli 2008 Zwillinge. Im französischen Parc des Félins wurde 2008 ein weibliches Jungtier geboren.[22]

Mythologie

In Thailand ranken sich regional Legenden um die Goldkatze. In der Fabel wird sie als wild und mutig beschrieben, hier stellt sie sich dem Tiger und besiegt ihn. Das Fell einer Goldkatze zu verbrennen vertreibt angeblich die Tiger der Umgebung. Ein einziges Goldkatzenhaar mit sich zu tragen soll nach dem Glauben vor einem Tigerangriff schützen.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Sanderson, J., Mukherjee, S., Wilting, A., Sunarto, S., Hearn, A., Ross, J., Khan, J.A. (2008): Pardofelis temminckii. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.4.
  2. 2,0 2,1 2,2 Mel Sunquist und Fiona Sunquist (2002): Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago. ISBN 0-226-77999-8. S. 52–56
  3. Allen, G.M. (1938): The mammals of China and Mongolia. New York: American Museum of Natural History.
  4. 4,0 4,1 4,2 Nowell, K., Jackson, P. (1996): Asiatic golden cat Catopuma temminckii In: Wild Cats: status survey and conservation action plan. IUCN/SSC Cat Specialist Group, Gland, Switzerland.
  5. Choudhury, A. (2007): Sighting of Asiatic golden cat in the grasslands of Assam's Manas National Park. Cat News 47: 29
  6. Baral H.S. and Shah K.B. (2008): Wild Mammals of Nepal. Himalayan Nature, Kathmandu.
  7. 7,0 7,1 Wang, S. W. (2007): A rare morph of the Asiatic golden cat in Bhutan's Jigme Singye Wangchuk National Park. Cat News 47: 27–28
  8. Duckworth, JW, Salter, RE and Khounboline, K. (compilers) (1999): Wildlife in Lao PDR: 1999 Status Report. Vientiane: IUCN – The World Conservation Union / Wildlife Conservation Society / Centre for Protected Areas and Watershed Management.
  9. Hodgson B.H. (1831): Some Account of a new Species of Felis. Gleanings in Science, Volume III: 177–178
  10. Ellerman J. R. and Morrison-Scott T. C. S. (1966): Checklist of Palaearctic and Indian mammals 1758 to 1946. Second edition. London.
  11. Ghimirey, Y., Pal, P. (2009): First camera trap image of Asiatic golden cat in Nepal. Cat News 51: 17
  12. Wilson, D.E., Reeder, D.M. (eds.) (2005): Catopuma temminckii. In: Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd edition), Johns Hopkins University Press
  13. Grassman Jr., L. I., Tewes, M. E., Silvy, N. J., Kreetiyutanont, K. (2005): Ecology of three sympatric felids in a mixed evergreen forest in North-central Thailand. Journal of Mammalogy 86: 29–38
  14. Tun Yin (1967): Wild animals of Burma. Rangoon Gazette Ltd, Rangoon.
  15. Biswas, B., Ghose, R.K. (1982): Progress report 1 on pilot survey of the WWF-India/Zoological Survey of India collaborative project on the status survey of the lesser cats in eastern India. Zoological Survey of India, Calcutta.
  16. 16,0 16,1 Lynam, A. J., Round, P. and Brockelman, W. Y. (2006): Status of birds and large mammals of the Dong Phayayen-Khao Yai Forest Complex, Thailand. Biodiversity Research and Training Program and Wildlife Conservation Society, Bangkok, Thailand. pdf
  17. Shepherd, C. R., Nijman, V. (2008): The wild cat trade in Myanmar. TRAFFIC Southeast Asia, Petaling Jaya, Selangor, Malaysia. pdf
  18. Holden, J. (2001): Small cats in Kerinci Seblat National Park, Sumatra, Indonesia. Cat News 35: 11-14.
  19. Johnson, A., Vongkhamheng, C., Saithongdam, T. (2009): The diversity, status and conservation of small carnivores in a montane tropical forest in northern Laos. Oryx 43: 626–633 doi:10.1017/S0030605309990238
  20. Rao, M., Myint, T., Zaw, T., Htun, S. (2005): Hunting patterns in tropical forests adjoining the Hkakaborazi National Park, north Myanmar. Oryx 39(3): 292.
  21. Mishra, C., Madhusudan, M. D., Datta, A. (2006): Mammals of the high altitudes of western Arunachal Pradesh, eastern Himalaya: An assessment of threats and conservation needs. Oryx 40: 29-35.
  22. EAZA Felid TAG (2009): EAZA Felid TAG Annual Report 2007 – 2008. In: EAZA Yearbook 2007/2008. European Association of Zoos and Aquaria pdf

Weblinks