Außerirdisches Leben
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Als außerirdisches Leben werden Lebensformen bezeichnet, deren Ursprung und natürlicher Lebensraum nicht auf der Erde ist.[1] Der Begriff deckt alle möglicherweise existierenden Arten und bekannten Erscheinungsformen von Leben nichtirdischer Herkunft ab, von einfachsten biologischen Systemen (z. B. Mikrosphären, Prionen, Viren und Prokaryoten) über pflanzliches Leben bis hin zu komplexen intelligenten Lebensformen und anderen Entitäten (z. B. künstliche Intelligenzen).[2][3] Ein außerirdisches Wesen wird auch kurz Außerirdischer oder nach der engl. Bezeichnung Alien ('Fremdling') genannt. Das Adjektiv außerirdisch ist gleichbedeutend mit dem Fremdwort extraterrestrisch.
Bislang ist nicht bekannt, ob Leben außerhalb der Erde existiert.
Historische Überlegungen
Naturphilosophische Gedanken zur Existenz von außerirdischem Leben lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. So finden sich etwa schon in Plutarchs Werk Das Mondgesicht[4] oder Lukian von Samosatas Schrift Ikaromenipp oder die Wolkenreise[5] Gedanken über Lebewesen jenseits der Erde. Derartige Texte beziehen sich jedoch wesentlich auf mythische Motive und haben nicht den Anspruch, mit Hilfe einer rationalen Argumentation Theorien über außerirdisches Leben zu entwickeln.
Giordano Bruno im 16. Jahrhundert meinte, dass das Weltall unendlich sei und dass es auch unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten im Universum gebe. Im späten 17. Jahrhundert veröffentliche der Astronomen Christiaan Huygens seine Schrift Weltbeschauer, oder vernünftige Muthmaßungen, daß die Planeten nicht weniger geschmükt und bewohnet seyn, als unsere Erde. Huygens, zugleich einer der Begründer der Wahrscheinlichkeitstheorie, erkannte, dass er zu keinen gewissen Erkenntnissen über extraterrestrisches Leben kommen kann. Dennoch seien einige Annahmen wahrscheinlicher als andere, daher könne man doch zumindest zu „vernünftigen Mutmaßungen“ kommen. Die Idee von „vernünftigen Mutmaßungen“ beeinflusste die Naturphilosophie des 18. Jahrhunderts stark. Christian Wolff berechnete mit Hilfe von Analogieargumenten und „vernünftigen Mutmaßungen“ gar die Größe der Jupiterbewohner auf 13819 1440tel eines Pariser Fuß[6], also etwa vier Meter[7]. Auch Immanuel Kant beschäftigte sich 1755 in seinem Werk Von den Bewohnern der Gestirne mit der Frage, ob es Leben auf anderen Planeten gebe.
Die Spekulationen über außerirdisches Leben nahmen insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu, als die Evolutionstheorie an Verbreitung gewann, die besagt, dass sich das Leben auf der Erde über Zeiträume von Jahrmilliarden über natürliche Mutations- und Selektionsprozesse von einfachsten Lebensformen zu immer größerer Vielfalt, höherer Komplexität und schließlich auch zu Intelligenz entwickelt hat. Diese Vorstellung ließ es möglich erscheinen, dass sich auch auf anderen Planeten auf eine vergleichbare Weise Leben entwickelt hat – insbesondere nachdem zugleich das traditionelle biblisch-christliche Weltbild immer mehr an Bedeutung verlor und die Astronomie aufgezeigt hatte, dass unsere Sonne ein Stern unter Milliarden ähnlicher Sterne ist.
Heutige Sicht
Existenzwahrscheinlichkeit
Für die Existenz von intelligentem Leben außerhalb der Erde werden insbesondere die Tatsachen angeführt, dass es allein in der Milchstraße zwischen 200 und 400 Milliarden Sterne gibt und diese wiederum nur eine von mehr als 100 Milliarden Galaxien ist.[8][9][10] Des Weiteren weist unsere Sonne – soweit bekannt – keinerlei besondere Merkmale auf und auch Planetensysteme scheinen weit verbreitet zu sein.[11] Somit nimmt man an, dass es sehr viele Planeten gibt, die ähnlich gute Bedingungen für Leben bieten. Unter dieser Voraussetzung erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass sich auf keinem dieser Planeten Leben entwickelt hat. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass es noch weitere Lebensformen im Universum gibt. Hierbei bleibt aber unberücksichtigt, dass das Zeitfenster von intelligentem Leben möglicherweise nur wenige Millionen Jahre beträgt.
Die Wahrscheinlichkeit der Existenz solchen Lebens wird seit 1961 mit der Drake-Gleichung abgeschätzt.[12][13] Allerdings sind viele der in der Drake-Gleichung genutzten Faktoren umstritten. Auch über die Frage, inwiefern das theoretische Ergebnis der Drake-Gleichung praktische Relevanz hat oder wie es überhaupt zu deuten ist, gibt es große Diskussionen.
Eine weitere Überlegung betrifft die mögliche Ausbreitung von Leben auf fremden Planeten. Falls technologisch fortgeschrittene Lebensformen zu interstellarer Kolonisation fähig wären und zudem ihre Zivilisation über Jahrmillionen aufrechterhalten könnten, müsste die gesamte Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert sein. Die Tatsache, dass sich bis heute keine Anzeichen finden, die für diesen Umstand sprechen, wird auch als Fermi-Paradoxon bezeichnet.
Erscheinungsformen
Offensichtlich ist, dass außerirdische Lebensformen, die sich unabhängig vom Leben auf der Erde entwickelt haben, sich mehr oder weniger deutlich von den uns bekannten Lebensformen auf der Erde (Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren) unterscheiden könnten. Die Spekulationen über die Art außerirdischer Lebensformen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:
- Lebensformen, die dem Leben auf der Erde, insbesondere dem Menschen (Humanoide), prinzipiell ähneln
- Lebensformen, die völlig anders als alle auf der Erde vorkommenden sind
- niedrige Lebensformen
Außerirdisches Leben könnte prinzipiell dem Leben auf der Erde sehr unähnlich sein. Es könnte sogar auf ganz anderen chemischen Elementen beruhen. Die Annahme, dass außerirdisches Leben nur auf Kohlenstoffbasis vorstellbar sei, wird polemisch als Kohlenstoffchauvinismus bezeichnet.[14] Hinweise, dass Leben auch auf anderen Elementen basieren kann, lieferte Ende 2010 eine Studie der NASA, wonach das Bakterium GFAJ-1 das Halbmetall Arsen in sein Erbgut einbaut;[15] Kritiker dieser Studie bemängeln jedoch unter anderem verunreinigte Proben und die Instabilität eines auf Arsen basierenden Erbguts.[16] Im Juni 2012 wurde bekannt, dass GFAJ-1 – entgegen bisheriger Annahmen – lediglich freies Arsenat, nicht aber biochemisch integriertes Arsen enthält. Stattdessen gleicht der Aufbau seiner Nukleinsäuren dem der bekannten Bakterien.[17]
Potenzielle Gefahren bei Kontakt
Es wurde spekuliert, dass der Kontakt mit außerirdischen Lebensformen gefährlich sein könnte, vor allem, wenn diese der Menschheit überlegen wären. Forscher wie Stephen Hawking und Simon Conway Morris äußerten ihre Befürchtungen über einen Kontakt mit intelligenten extraterrestrischen Wesen.[18][19] Der Astronom Alexander Zaitsev prägte für ein eventuelles Gefahrenszenario den Begriff Darth Vader Scenario, benannt nach einer Figur aus den Sci-Fi-Filmen Star Wars.[20] Es gibt Überlegungen für eine Planetare Verteidigung. Der Global Risks Report 2013 des World Economic Forums bezeichnet eine zukünftige Entdeckung außerirdischen Lebens als einen möglichen X-Factor, der tiefgreifende Auswirkungen haben könnte.[21][22]
Proto- und Parawissenschaften
Die Protowissenschaft, welche die Möglichkeit der Entstehung und Existenz von außerirdischem Leben erforscht, wird Exobiologie genannt. Die parawissenschaftliche Spekulation über die möglichen sozialen Charakteristika und Entwicklungstrends von außerirdischen Zivilisationen wird unter anderem als Exo-Soziologie bezeichnet. Einer der Pioniere des Weltraumrechts, der Jurist Ernst Fasan, nannte in seiner Publikation „Relations with Alien Intelligences – The Scientific Basis of Metalaw“ aus dem Jahre 1970 mehrere Charakteristika für fremde Intelligenzen, um mit der Menschheit in Kontakt treten zu können: Leben, Intelligenz, Erkennbarkeit, Dreidimensionalität oder doch Aktivität im dreidimensionalen Raum und einen mindestens in Spuren vorhandenen Lebenswillen.[23]
Überlegungen zur Suche und möglichen Kontaktaufnahme
Zunächst konzentrierten sich die Spekulationen über außerirdisches Leben auf die erdnächsten Himmelskörper: den Mond und die Planeten unseres eigenen Sonnensystems, insbesondere unsere beiden Nachbarplaneten Mars und Venus. Daneben wurde lange spekuliert, ob unser Sonnensystem mit seinen Planeten einen Sonderfall im Universum darstellt, oder ob Planeten im Universum in großer Zahl vorhanden seien. Inzwischen ist es der Astronomie gelungen, Exoplaneten nachzuweisen. Des Weiteren wurden Hinweise auf flüssiges Wasser (das gemeinhin als eine der notwendigen Voraussetzungen für Leben gilt) in unserem Sonnensystem gefunden, unter anderem auf dem Jupitermond Europa, was Anlass zu neuen Spekulationen über außerirdisches Leben in unserem eigenen Sonnensystem gab.
Auch wenn es eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich ist, dass es außerirdisches intelligentes Leben gibt, geht man davon aus, dass es relativ (bis extrem) selten im Universum verbreitet ist.[24] Die meisten Menschen gehen heute davon aus, dass enorme Distanzen zwischen uns und außerirdischen Zivilisationen liegen. Angesichts dessen scheinen bis heute vor allem folgende Ansätze zur Suche und möglichen Kontaktaufnahme meistversprechend:
- die Kommunikation über Radiowellen, die prinzipiell über weiteste Distanzen erfolgen kann (allerdings maximal mit Lichtgeschwindigkeit),
- die Raumfahrt mit bemannten Raumschiffen oder unbemannten Sonden oder
- zukünftige Technologien, die uns heute noch nicht bekannt sind.
Bislang gibt es jedoch keine stichhaltigen Hinweise auf die Existenz von Außerirdischen überhaupt, geschweige denn auf den tatsächlichen Besuch von Außerirdischen auf der Erde.[25] Die Wissenschaft konzentriert sich vor allem auf die Suche nach Anzeichen von (primitivem) Leben oder dessen Spuren auf Meteoriten, unseren Nachbarplaneten und deren Monden einerseits, sowie auf die Suche nach Radiosignalen, die von intelligentem außerirdischem Leben in fremden Sonnensystemen herrühren könnten.
Egal wie, wenn nicht in unmittelbarer Umgebung (wenige Lichtjahre) zivilisatorisch vergleichbares intelligentes Leben gefunden wird, wird eine Kommunikation zwischen uns und den Außerirdischen wohl nicht zustande kommen, da die Laufzeiten − zumindest für unsere menschliche Existenz − zu lang sind.
2009 befasste sich, anlässlich des Internationalen Jahres der Astronomie die Päpstliche Akademie der Wissenschaften mit der Suche nach außerirdischen Lebewesen.[26][27]
Die Versuche, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten
- siehe auch Liste der Botschaften an Außerirdische
Schon im 19. Jahrhundert schlug Franz von Paula Gruithuisen vor, mit den von ihm vermuteten Mondbewohnern dadurch Kontakt aufzunehmen, dass man in den Weiten Sibiriens entsprechend dimensionierte Steckrübenpflanzungen in Form der Figur des pythagoräischen Lehrsatzes anlege.[28]
Die Suche nach intelligentem außerirdischem Leben wird mit der Abkürzung SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) bezeichnet. Das SETI-Projekt basiert auf der Annahme, dass Außerirdische beiläufig oder gezielt Radiosignale aussenden könnten, welche von anderen intelligenten Lebewesen entdeckt werden sollen.
Im Jahre 1919 wurden bereits die ersten Versuche von Guglielmo Marconi unternommen, außerirdische Radiosignale zu empfangen, welche jedoch nicht bestätigt werden konnten. Seit dem Jahr 1960 wird die SETI weiter verfolgt, bisher allerdings ohne Erfolg. Das bisher spektakulärste empfangene Signal ist das sogenannte Wow-Signal, allerdings ist nicht sicher, ob es wirklich außerirdischen Ursprungs ist.
Als 1972 die beiden interstellaren Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 ausgesandt wurden, brachte man an den Sonden goldene Tafeln, die sogenannten Pioneer-Plaketten an, in der Hoffnung, dass falls die Sonden eines Tages von etwaigen intelligenten außerirdischen Lebensformen gefunden würden, diese dadurch von der Menschheit erfahren würden. 1974 wurde von der Erde aus einmalig eine Botschaft von der Erde an mögliche Außerirdische in Form eines Radiowellen-Signals ausgestrahlt, die sogenannte Arecibo-Botschaft.
Die NASA hat 1977 die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 zu den äußeren Planeten gestartet. Sie befinden sich mittlerweile im Grenzbereich des Sonnensystems und tragen je eine goldene Datenplatte mit Bild- und Audio-Informationen (Voyager Golden Record) über die Erde und die Menschheit mit sich, die für außerirdische Zivilisationen vermutlich lesbar wären.
Am 30. September 2006 strahlte der Kultursender arte die Sendung CosmicConnexion auch per Spezialantenne in Richtung des Sterns Errai. Im Gegensatz zu früheren Nachrichten besteht sie nicht aus reinen Informationen über die Erde und den Menschen, sondern ist eine mehr künstlerische Darstellung der Menschheit. Arte plant außerdem eine eigene Serie, die ebenfalls per Antenne ins Weltall geschickt werden soll.
Für das Jahr 2015 plante die Europäische Weltraumorganisation ein mittlerweile eingestelltes Weltraumexperiment, welches erdähnliche Exoplaneten beobachten und nach Anzeichen von Leben auf ihnen suchen sollte, das nach Charles Darwin benannte Teleskop Darwin. Ebenfalls unsicher in der Realisierung ist das auf unbestimmte Zeit verschobene Projekt Terrestrial Planet Finder.
Spekulationen
Einige Menschen meinen, dass technologisch fortgeschrittene Außerirdische in der Lage sein könnten, die Erde zu besuchen, zum Beispiel mit Raumschiffen, die auf einer uns unbekannten Technologie beruhen. Einige Menschen glauben, dass dies bereits geschehen sei, insbesondere im Zusammenhang mit Sichtungen von UFOs („unbekannten Flug-Objekten“).[29] Einige Menschen behaupten, Opfer einer Entführung durch Außerirdische gewesen zu sein. Einer weiteren Hypothese nach könnten Außerirdische sogar mitten unter den Menschen leben.[30][31]
Es gibt Verschwörungstheorien darüber, dass die Existenz von Außerirdischen gezielt vor der allgemeinen Menschheit geheim gehalten wird.[32]
Teilweise wird auch über die Möglichkeit spekuliert, dass Außerirdische in der Frühgeschichte der Menschheit die Erde besucht haben könnten (genannt Prä-Astronautik, siehe auch Erich von Däniken).[33]
Als Reaktion auf eine Online-Petition veröffentlichte der wissenschaftliche Dienst des Weißen Hauses im November 2011 eine Erklärung, wonach es zurzeit keine Hinweise auf die Existenz irgendeiner Form extraterrestrischen Lebens gibt.[34]
Einfache Lebensformen
Bei Untersuchungen an Meteoriten, zum Beispiel ALH 84001, wurden Spuren gefunden, die Versteinerungen von außerirdischen Mikroorganismen sein könnten.[35] Dies ist umstritten, weil die gefundenen Spuren auch nichtbiologisch erklärbar sind.[36] Seit der Entstehung der Exobiologie, die sich mit der möglichen Existenz und dem Aufbau außerirdischen Lebens befasst, ist kein Fund gemacht worden, der eindeutige Spuren von extraterrestrischen Lebensformen belegt. Aminosäuren – wichtige Bausteine der Lebewesen auf der Erde – wurden jedoch bereits außerhalb des Sonnensystems und auch auf Meteoriten (z.B. dem Murchison-Meteoriten) und Kometen (Wild 2) nachgewiesen.[37][38][39]
Inzwischen wurde experimentell nachgewiesen, dass Meteoriten wie der Murchison-Meteorit katalytische Fähigkeiten besitzen: ihr Material kann bewirken, dass aus einfachen Molekülen wie Formamid unter anderem Aminosäuren und Vorläufer von Zuckermolekülen entstehen.[40]
Falls solches Leben auf anderen Objekten im Sonnensystem existieren sollte, wäre zu klären, ob sich dieses Leben von der Erde ausgebreitet hat, vom Weltraum auf die Erde gekommen ist (Panspermietheorie), oder sich an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entwickelt hat. In der Raumfahrt ist die Planetary Protection von Bedeutung.
2010 wurde das Cranfield Astrobiological Stratospheric Sampling Experiment (CASS-E) gestartet, das mit einer Ballonsonde Proben aus der Stratosphäre sammelt, die dann nach möglicherweise existierenden extraterrestrischen Mikroorganismen untersucht werden.[41]
Im Rahmen des Search for Extraterrestrial Genomes Projekts (SETG) entwickeln MIT und NASA ein Gerät, das sehr unterschiedliche Proben aufbereiten und darin Nukleinsäuren nachweisen kann. Nach Feldtests in der Atacamawüste und in der Antarktis ist 2018 eine Verwendung des Detektors auf dem Mars geplant.[42][43]
Anfang März 2011 veröffentlichte der NASA-Astrobiologe Richard Hoover Forschungsergebnisse, wonach in den Meteoriten Alais, Ivuna und Orgueil, drei Kohligen Chodriten, fossile Reste extraterrestrischer Organismen gefunden worden sind. Der Fund ist Gegenstand kontroverser Diskussionen.[44][45] Am 7. März 2011 distanzierte sich die NASA von der Veröffentlichung Hoovers im Journal of Cosmology.[46] Andere Astrobiologen gehen von terrestrischer Kontamination aus und bezweifeln die Ergebnisse von Richard Hoover.[47]
Außerirdische in der Populärkultur und Science-Fiction
Außerirdische haben in der Science-Fiction schon sehr früh eine Rolle gespielt. Es kann sogar behauptet werden, dass die Science-Fiction von Beginn an in erheblichem Maße durch die Idee von intelligenten, humanoiden, außerirdischen Lebensformen beeinflusst wurde. In diesem Zusammenhang wurden auch die ersten Spekulationen, beispielsweise über Marsianer und Venusianer, entwickelt, welche bis heute viele Science-Fiction-Geschichten prägen. Umgekehrt prägt und beeinflusst aber auch die Science-Fiction von Beginn an ernste wissenschaftliche Bemühungen, mehr über den Menschen selbst und auch über andere Lebewesen zu erfahren.
Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich keine belastbare Aussage darüber treffen, ob hypothetische intelligente Lebensformen auf anderen Planeten eine anthropomorphe (menschenähnliche) Gestalt besitzen. Dessen ungeachtet herrscht bis heute in der populären Kultur die Vorstellung von humanoiden und intelligenten Außerirdischen vor. In den meisten Fällen diente der menschliche Körper, der nur in Details verfremdet wurde, als Vorbild für die Gestalt von Außerirdischen. Der Great Moon Hoax von 1835 mit seinen „Fledermausmenschen“ zeigt ein frühes Beispiel für diese Tendenz. Im 20. Jahrhundert kristallisierten sich bestimmte Stereotypen heraus, darunter die „kleinen grünen Männchen“ und die Ausstattung der (oft ansonsten humanoiden) fiktiven Wesen mit körperlichen Details, die als abstoßend oder furchterregend empfunden werden (beispielsweise Tentakel, Schleim, Haarlosigkeit oder besondere Behaarung).
Im Film kam es bereits 1902, in die Die Reise zum Mond von Georges Méliès zu einem Zusammentreffen von Menschen und Aliens. Ganz allgemein werden annähernd in den filmischen Darstellungen fünf Kategorien von Aliens unterschieden: Menschenähnliche unter anderem Superman, Mr. Spock in Star Trek, Klaatu aus Der Tag, an dem die Erde stillstand, die außerirdischen Flüstergestalten in Knowing – Die Zukunft endet jetzt. Tierähnliche wie beispielsweise Alf, die Goa’uld aus der Serie Stargate – Kommando SG-1, die Bugs aus Starship Troopers. Monster wie in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Nicht-kategorisierbare wie zum Beispiel in Blob, Schrecken ohne Namen oder Abyss – Abgrund des Todes. Abwesende Außerirdische – alien in absentia über die nichts bekannt ist und lediglich Artefakte oder Ähnliches vorhanden sind wie unter anderem in 2001: Odyssee im Weltraum.[48] Eine Sonderstellung nimmt der Roman Solaris von Stanisław Lem ein. Darin hat die Menschheit einen Planeten entdeckt, der fast völlig von einem anscheinend intelligenten, lebenden Ozean bedeckt ist. Auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung ist es jedoch – bis die Handlung des Romans einsetzt – weder gelungen, dessen Natur annähernd zu verstehen, noch mit ihm in Kontakt zu treten.
Siehe auch
- Rare-Earth-Hypothese
- Anthropisches Prinzip
- Kopernikanisches Prinzip
Literatur
- Karim Akerma: Außerirdische. Einleitung in die Philosophie. Extraterrestrier im Denken von Epikur bis Jonas, Münster 2002, ISBN 3-935363-70-2
- Dieter Beste (Hrsg.): Leben im All. Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002,3, Spektrum-d.-Wiss.-Verl., Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, http://www.spektrum.de/artikel/849269
- Ernst Fasan: Relations with alien intelligences – the scientific basis of metalaw. Berlin Verl., Berlin 1970
- Gerald Feinberg, Robert Shapiro: Life beyond earth – the intelligent earthling’s guide to life in the universe. Morrow Quill, New York 1980, ISBN 0-688-08642-X
- Karl H. Türk: Ausserirdische Intelligenz, Realität oder Illusion. QNST-Verlag 1993, ISBN 3-928641-06-9
- Diana G. Tumminia: Alien Worlds – Social and Religious Dimensions of Extraterrestrial Contact. Syracuse Univ. Press, Syracuse 2007, ISBN 978-0-8156-0858-5
- Heinz H. Peitz, (et al.): Der vervielfachte Christus – außerirdisches Leben und christliche Heilsgeschichte. Akad.d. Diözese Rottenburg-Stuttgart 2004, ISBN 3-926297-92-1, pdf online
- Peter D. Ward: Life as we do not know it-the NASA search for (and synthesis of) alien life. Viking, New York 2005, ISBN 0-670-03458-4
- Travis S. Taylor (et al.): An Introduction to Planetary Defense – A Study of Modern Warfare Applied to Extra-Terrestrial Invasion. BrownWalker Press, Boca Raton 2006, ISBN 1-58112-447-3
- Michael Michaud: Contact with Alien Civilizations – Our Hopes and Fears about Encountering Extraterrestrials. Springer, Berlin 2006, ISBN 0-387-28598-9
- Hubert Untersteiner: "Exobiologie – Wissenschaft vom Leben im All." edition nove 2006, ISBN 978-3-902546-42-5
- Michael Schetsche, Martin Engelbrecht (Hrsg.): Von Menschen und Außerirdischen. Transterrestrische Begegnungen im Spiegel der Kulturwissenschaft. Transcript-Verl., Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-855-1
- Harald Zaun: SETI – Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Zivilisationen. Chancen, Perspektiven, Risiken. Mit einem Vorwort von Prof. Harald Lesch, Heise-Verlag, Hannover 2010, ISBN 978-3-93693-157-0
- Linus Hauser, • Die Bedeutung der Frage nach außerirdischem Leben für die (christliche) Theologie, in: Myrach, T./Weddigen, T./Wohlwend, J./Zwahlen, S. M. (Hrsg.), Science und Fiction. Imagination und Realität des Weltraums, Stuttgart/Wien 2009, 199-218
Weblinks
- Warum uns die Außerirdischen noch nicht gefunden haben – Artikel von Ute Kehse, bei wissenschaft.de, vom 19. Januar 2007
- Leben im All – Wirklichkeit oder Fiktion? – Bericht von Birgit Ritter, @web.archive.org
- Warum Aliens nicht grün sein müssen (und Alien-Pflanzen auch nicht) – Artikel von Peter Mühlbauer, bei Telepolis, vom 13. April 2007
- Searching for Planets with life (englisch) – Animation der Europäischen Weltraumorganisation
- The Royal Society 2010: The detection of extra-terrestrial life and the consequences for science and society & Towards a scientific and societal agenda on extra-terrestrial life abgerufen am 29. August 2011
Videos
- Sind wir allein im Universum? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 20. Dez. 1998.
- Sind wir allein im Universum? Teil II aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 26. Sep. 1999.
- Wie kann man nach Leben im All suchen? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 23. Mai 1999.
- Was gibt es Neues über Außerirdische? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 7. Mai 2000.
- Gibt es Außerirdische? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 30. Sep. 2001.
- Gibt es Leben auf Europa? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri. Erstmalig ausgestrahlt am 15. Sep. 2002.
Einzelnachweise
- ↑ Frank White: The Seti Factor – How the Search for Extraterrestrial Intelligence Is Changing Our View of the Universe and Ourselves. Walker & Company, New York 1990, ISBN 978-0-8027-1105-2. S. 11: "..a being with origins and existence outside the boundaries of the earth...that includes any life form originating off the planet earth."
- ↑ Peter D. Ward: Life as we do not know it-the NASA search for (and synthesis of) alien life. Viking, New York 2005, ISBN 0-670-03458-4: "What is Life?", S. 1–23.
- ↑ Michael J. Crowe: The extraterrestrial life debate 1750 – 1900: the idea of a plurality of worlds from Kant to Lowell. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-26305-0; Michael J. Crowe: The Extraterrestrial Life Debate, Antiquity to 1915 – A Source Book. Univ. of Notre Dame Press, Notre Dame 2008, ISBN 978-0-268-02368-3.
- ↑ Plutarch: Das Mondgesicht, übers. von Herwig Görgemanns, Zürich, 1968
- ↑ Lukian von Samosata: Ikaromenipp oder die Wolkenreise, zweisprachige Ausgabe, hg. und über. von Karl Mras, München, 1980
- ↑ Christian Wolff: Elementa matheseos universae. Edito Nova, Halle, Renger, 1735
- ↑ Einen Überblick zu Kant und der Wissenschaftsgeschichte der Suche nach außerirdischem Leben bietet: Eberhard Knobloch: „Vielheit der Welten – extraterrestrische Intelligenz.“, in: Wilhelm Voßkamp: Ideale Akademie, Berlin, Akademie Verlag, 2002, ISBN 3-05-003739-3, S. 185-187. Zu Wolffs Berechnung siehe dort, S. 167Googlebooks
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- ↑ Sebastian von Hoerner: Sind wir allein? – SETI und das Leben im All. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49431-5, S. 151–152
- ↑ Drake Equation daviddarling.info (abgerufen am 1. Februar 2010)
- ↑ Peter D. Ward: Life as we do not know it-the NASA search for (and synthesis of) alien life. Viking, New York 2005, ISBN 0-670-03458-4: Carbon/water chauvinism-how universal is CHON life?, S. 61 ff. & Non-CHON life, S. 73–85.
- ↑ Nasa entdeckt spektakuläre Lebensform, SPIEGEL ONLINE, 2. Dezember 2010
- ↑ Forscher zanken über vermeintliche Nasa-Aliens, SPIEGEL ONLINE, 2. Februar 2011
- ↑ taz: NASA-Forschungsbericht zurückgewiesen, 9. Juli 2012
- ↑ Warnung von Astrophysiker Hawking spiegel.de, 25. April 2010; CNN LARRY KING LIVE gesendet am 30. April 2010, transcripts.cnn.com (abgerufen am 18. März 2012)
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- ↑ Alien Microbe Claim Starts Fight Over Meteorite wired.com, 7. März 2011; Leben aus dem All? Astrobiologen streiten über Meteoriten-Aliens spiegel.de, 7. März 2011, abgerufen am 8. März 2011, Scientists dismiss alien life report latimes.com, 8. März 2011
- ↑ NASA Statement on Astrobiology Paper by Richard Hoover spaceref.com, Journal of Cosmology en.wikipedia.org, abgerufen am 8. März 2011
- ↑ Meteorites may hold fossils from space — or not sciencenews.org, 9. März 2011; As a Nasa scientist claims he's found extra-terrestrial life on meteorites dailymail.co.uk, 11. März 2011; Nasa distanziert sich von außerirdischen Bakterien rp-online.de, 9. März 2011, abgerufen am 11. März 2011
- ↑ Simon Spiegel: Woran erkenne ich einen Ausserirdischen – Einführung in die filmische Exobiologie. In: Thomas Myrach, et al.: Science & Fiction – Imagination und Realität des Weltraums. Haupt Verlag, Bern 2009, ISBN 978-3-258-07560-0, S. 175–197, @google books.