Aufrechter Ziest
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Aufrechter Ziest | ||||||||||||
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Aufrechter Ziest (Stachys recta) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Stachys recta | ||||||||||||
L. |
Der Aufrechte Ziest (Stachys recta), auch Heide-Ziest oder Berg-Ziest genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Beschreibung
Der Aufrechte Ziest wächst als sommergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze, oder selten auch als Zwergstrauch und erreicht Wuchshöhen von meist 25 bis 40, selten bis 70 cm. Der kräftige Stängel ist einfach oder vom Grunde an ästig verzweigt. Die grünen Pflanzenteile sind dicht anliegend rau oder etwas drüsig behaart.
Von den gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind die unteren kurz gestielt und die oberen sitzend. Die an ihrer Basis abgerundete Blattspreite ist mit einer Länge von 2 bis 5 cm und einer Breite von 0,5 bis 2 cm eiförmig-spatelig bis länglich-lanzettlich. Der Blattrand der unteren Laubblätter ist gesägt bis entfernt gekerbt und der der oberen mehr oder weniger glatt.
Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Die Blüten sitzen zu sechst bis zehnt in Scheinquirlen zusammen. Zwei bis fünf, bis selten acht Scheinquirle befinden sich in einer unterbrochenen, verlängerten, 1 bis 2 cm langen Scheinähre. Es können sehr kleine, borstenartige Vorblätter vorhanden sein.
Die zwittrige Blüte ist zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Der 5 bis 10 cm lange Kelch ist rauhaarig mit kahl-stachelspitzigen, vorgestreckten Zähnen, mit kahlen, stechenden Grannenspitzen. Die Krone ist blass-gelb bis gelblich-weiß.
Die Teilfrüchte der Klausen sind etwa 2 mm lang, rundlich, kastanienbraun gefärbt und glatt oder sehr fein punktiert.
Ökologie
Der Aufrechte Ziest ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze). Er überwintert durch Sprosse, die sich an dem verzweigten Rhizom bilden und dann zu mehreren nebeneinander zu Luftsprossen auswachsen. Die schmalen Runzelblätter und die bis 1 m tief reichenden Wurzeln sind eine Anpassung an trockene Standorte. Die gelblich- weißen Blüten besitzen ein purpurnes Saftmal. Sie sind streng vormännlich und nektarreich, doch auch der Pollen lockt Insekten an. Besucher sind Bienenverwandte. So kann man z.B. braunschwarz gefärbte, knapp 1 cm große Wildbienen aus der Gattung der Schlürfbienen (Rophites) auf den Blüten beobachten, die mit ihrem Kopf den Pollen unter vibrierenden Bewegungen heraus reiben. Die Ausbreitung der Klausenfrüchte erfolgt über den Mechanismus als Tierstreuer; auch Bearbeitungsausbreitung durch Vögel ist möglich.
Vorkommen
Der Aufrechte Ziest kommt von Spanien bis Kleinasien und zum Kaukasus vor; in nördlicher Richtung reichen die Vorkommen bis Belgien. Er ist ein submediterranes Florenelement. In Österreich ist er im pannonischen Gebiet und im Süden häufig, sonst zerstreut zu finden. In der Schweiz ist er in den wärmeren Gebieten verbreitet und häufig anzutreffen.
Stachys recta ist im südlichen Muschelkalk und Juragebirge verbreitet bis häufig anzutreffen. Darüber hinaus meist nur selten und verschleppt. Der Aufrechte Ziest wächst an Weg- und Ackerrändern, auf Halbtrocken- und Trockenrasen und an Felshängen. Nördlich der Alpen bevorzugt er kalkhaltigen und mäßig trockenen Boden.
Systematik
Vom Aufrechten Ziest gibt es mindestens drei verschiedene Unterarten:
- Stachys recta L. subsp. recta, mit 5 bis 7 mm langem Kelch, einer 5 bis 7 mm langen Blüten-Unterlippe und oberen Laubblättern, die 5 bis 20 mm breit und gekerbt oder gekerbt-gesägt sind. Diese Unterart kommt im gesamten Verbreitungsgebiet vor.[1]
- Stachys recta subsp. labiosa (Bertol.) Briq. (Syn.: Stachys labiosa Bertol.), mit 7 bis 11 mm langem Kelch, einer 7 bis 12 mm langen Blüten-Unterlippe und oberen Laubblättern, die 7 bis 10 mm breit und gekerbt sind. Diese Unterart kommt in den Alpen, den Apenninen und auf der Balkan-Halbinsel vor.[1]
- Stachys recta subsp. subcrenata (Vis.) Briq. (Syn.: Stachys subcrenata Vis.), mit 7 bis 11 mm langem Kelch, einer 7 bis 12 mm langen Blüten-Unterlippe und oberen Laubblättern, die nur 1 bis 6 mm breit und ganzrandig oder nur schwach gekerbt sind. Diese Unterart kommt in Südost-Europa vor.[1]
Nutzung als Heilpflanze
Im Altertum soll diese Pflanze als „Sideritis“ zu verschiedenen Heil- und magischen Zwecken verwendet worden sein. Besonders soll sie auch der Heilung von Hieb- und Stichwunden gedient haben. Gladiatoren im Römischen Reich sollen die Pflanze als Amulett getragen haben. In Osteuropa wird die Pflanze nach Abkochen zum Baden der Kinder gebraucht, um sie gegen verschiedene Krankheiten, aber auch gegen „magische Einflüsse“ zu schützen.
Quellen
Literatur
- Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band V. Teil 4: Labiatae – Solanaceae. Pteridophyta, Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 3 (4). 2. Auflage. Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-78021-3 (unveränderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag).
- August Garcke (Begr.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Hrsg.: Konrad von Weihe. 23. Auflage. Verlag Paul Parey, 1972, ISBN 3-489-68034-0.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz (Begr.), Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. 18. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer, Theo Müller (Mitarb.): Pflanzensoziologische Exkursionsflora. 6., überarb. und erg. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
- Aufrechter Ziest. FloraWeb.de