Blattläuse
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Aphidoidea | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aphidoidea | ||||||||||||
Die Blattläuse oder Aphidoidea sind eine Gruppe der Insekten und gehören zu den Pflanzenläusen (Sternorrhyncha). Von den bekannten 3.000 Arten leben in Mitteleuropa etwa 850. Alle Blattläuse ernähren sich von Pflanzensaft. Eine Reihe von Arten gilt als Schädling von Nutz- oder Zierpflanzen.
Merkmale
Blattläuse sind kleine Insekten von wenigen Millimetern Größe, lediglich einige Arten erreichen eine Körperlänge von bis zu 7 Millimetern. Als Pflanzensauger sind die Tiere mit einem Stechrüssel ausgestattet. Alle Arten besitzen sowohl ungeflügelte als auch geflügelte Formen, wobei die ersteren der Massenvermehrung durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) und die letzteren der Verbreitung und dem Wirtswechsel dienen.
Ernährung
Da sich Blattläuse von den kohlenhydratreichen Pflanzensäften ernähren, wobei sie allerdings hauptsächlich die im Saft auch enthaltenen Aminosäuren benötigen, scheiden sie typischerweise große Mengen zuckerhaltiger Lösung, den sogenannten Honigtau, wieder aus. Dies lockt oft diverse andere Insekten und Wirbeltiere an und dient auch als Nährboden für Pilze wie Schwärze- und Rußtaupilze.
Fortpflanzung
Die meisten Arten pflanzen sich über mehrere Generationen mittels Jungfernzeugung (Parthenogenese) fort, um dann eine geflügelte, sich geschlechtlich fortpflanzende Generation zu bilden. Dies geschieht bei wirtswechselnden Arten vor der Besiedelung der neuen Wirtspflanze oder bei einem zu schnellen Wachstum einer Blattlauskolonie und der damit verbundenen Überpopulation (Überbevölkerung) an einem Ort. Damit fördert diese Vermehrungsform zugleich auch die Verbreitung der Blattlaus, denn die geflügelten Individuen sind in der Lage, weite Strecken zu neuen Wirtspflanzen fliegend zu überwinden.
Forscher der Universität Jena und des dortigen Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben 2005 herausgefunden, dass die Produktion des geflügelten Nachwuchses mit bis zu fünf Exemplaren pro Tag auch durch einen Alarm-Duftstoff ausgelöst wird, den die Blattläuse ausstoßen, wenn sie von Feinden wie beispielsweise dem Marienkäfer angegriffen werden. Der β-Farnesen genannte Alarm-Duftstoff bewirkt, dass in der Blattlauskolonie eine große Unruhe entsteht und alle Tiere sich deutlich mehr bewegen oder sich sogar vom Blatt fallen lassen. Diese derart ausgelöste gesteigerte Unruhe bewirkt nun wie bei einer Überpopulation die sofortige Erzeugung geflügelter Nachkommen.
Schädling
Neben den immensen wirtschaftlichen Schäden, die Blattläuse in allen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen verursachen können, stellen sie auch für den Hobbygärtner ein erhebliches Problem dar. Ihre Saugtätigkeit an den Pflanzen führt zu Ertrags- und Qualitätsverlusten bis hin zu vollständigem Ernteausfall. Blattläuse sind zudem die wichtigsten tierischen Überträger von Pflanzenviren. Die durch die Läuse verursachten direkten Schäden sind oftmals geringer als die durch die Übertragung der Viren und der dadurch bedingten Erkrankung der Pflanzen.
Daneben führen die klebrigen Ablagerungen durch den von den Läusen ausgeschiedenen Honigtau oft sekundär zur Ansiedelung von Schwärzepilzen, was auch ein ästhetisches Problem darstellen kann. Ameisen, Wespen, Hornissen, Hummeln, andere Insekten und selbst einige Wirbeltiere nutzen den von den Blattläusen ausgeschiedenen Honigtau als Nahrungsquelle. Ameisen unterstützen Blattläuse sogar bei deren Verbreitung (Symbiose zwischen Blattlaus und Ameise).
Der Blattlausbefall beginnt meist unbemerkt, es folgt unter optimalen Voraussetzungen für den Schädling eine explosionsartige Vermehrung. Befallen werden praktisch alle Pflanzenarten. Meist findet man die Läuse in beschatteten Bereichen auf Blattunterseiten und in der Nähe von Blüten- und Blatt-Ansätzen sowie anderen Wachstumsknoten.
Bekämpft werden können Blattläuse durch:
- diverse Pflanzenschutzmittel
- natürliche Feinde – Blattläuse werden verspeist von: Marienkäfern und deren Larven, Schwebfliegenlarven, Florfliegenlarven, Schlupfwespenlarven, Raupenfliegen, Raubwanzen, Laufkäfern, Weichkäfern, Spinnen und Vögeln. Marienkäfer sind dabei so populär als Blattlausfresser, dass sie gezüchtet werden und als Larven/Eier verkauft werden.
- Hausmittel: Als Hausmittel soll insbesondere das Besprühen mit seifigen Lösungen sowie Brennnesselsud einen besonders schnellen und guten Erfolg erzielen.
Einige Arten der Baumläuse gelten nicht oder weniger als Schädlinge, sondern sind als Honigtau-Erzeuger für die Imkerei sehr wichtig.
Systematik
Blattläuse stellen eine sehr diverse Gruppe dar, die auch in Mitteleuropa durch eine Reihe von Taxa mit Familienrang vertreten ist.
- Blattläuse
- Röhrenblattläuse - Aphididae
- Grüne Pfirsichblattlaus - (Myzus persicae)
- Schwarze Bohnenlaus - (Aphis fabae)
- Erbsenlaus - (Acyrthosiphon pisum)
- Große Rosenblattlaus - (Macrosiphum rosae)
- Johannisbeerblasenlaus - (Cryptomyzus ribis)
- Sitkalaus, Fichtenröhrenlaus - (Elatobium abietinum = Liosomaphis abietina)
- Fichtengallenläuse - Adelgidae
- Tanneläuse - (Dreyfusia spp.)
- Kiefernläuse - (Pineus pini u.a.)
- Strobenlaus - (Eopineus strobi)
- Grüne Fichtengallenlaus - (Sacchiphantes viridis = Chermes viridis u.a.)
- Gelbe Fichtengallenlaus - (Sacchiphantes abietis = Chermes abietis)
- Kleine Fichtengallenlaus - (Adelges laricis = Cnaphaodes strobilobius)
- Douglasienwolllaus - (Gilletteella cooleyi)
- Hormaphididae
- Zwergläuse - Phylloxeridae
- Baumläuse - Lachnidae
- Buchenkrebs-Baumlaus - (Schizodryobius pallipes)
- Eichenrindenlaus - (Lachnus roboris)
- Kiefernrindenlaus - (Cinara pini)
- Blasenläuse - Pemphigidae
- Spiralgallenlaus - (Pemphigus spirothecae)
- Salatwurzellaus - (Pemphigus bursarius)
- Mindaridae
- Maskenläuse - Thelaxidae
- Anoeciidae
- Borstenläuse (vormals zusammen mit Zierläusen) - Drepanosiphiodae
- Zierläuse - Callaphididae
- Buchenblatt(baum)laus - (Phyllaphis fagi)
- Phloemyzidae
- Röhrenblattläuse - Aphididae
Fossile Belege
Der älteste fossile Beleg einer Blattlaus, Triassoaphis cubitus, wurde auf einer triassischen Lagerstätte in Australien gefunden.[2] Darüber hinaus sind Vertreter zahlreicher Familien der Blattläuse als Inklusen in kreidezeitlichem und tertiärem Bernstein, insbesondere in Baltischem Bernstein, recht häufig erhalten. Von der in Baltischem Bernstein weitaus häufigsten Art, Germaraphis dryoides, wurden seltsamerweise nur Larven, flügellose Imagines und weibliche Tiere gefunden.[3][4] Aus verschiedenen Funden von Blattläusen (nicht Germaraphis, da diese Gattung nur Wachs absondert und daher von Ameisen nicht gemolken wird) zusammen mit Iridomyrmex in einem Stück Baltischen Bernsteins lässt sich herleiten, dass zwischen Blattläusen und Ameisen bereits im Eozän eine symbiotische Beziehung bestand wie sie in heutiger Zeit existiert.[5][4]
Quellen
- ↑ P. Burschel und P Vité: Neue Beobachtungen über die Buchenblattbaumlaus Phyllaphis fagi L. ( Hem., Aphididae ). Forstwissenschaftliches Centralblatt, S. 181–186. Ausgabe 70, Nr 3. 1951. doi:10.1007/BF01826047
- ↑ J.W. Evans: Paleozoic and Mesozoic Hemiptera (Insecta). Australian Journal of Zoology 4: S. 165-258, Collingwood 1956. Zitiert bei Poinar, 1992
- ↑ George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0
- ↑ 4,0 4,1 Wolfgang Weitschat und Wilfried Wichard: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein, 256 S., zahlr. Abb., Pfeil-Verlag, München 1998. ISBN 3-931516-45-8
- ↑ Sven Gisle Larsson: Baltic Amber - a Palaeobiological Study. Entomonograph Volume 1, Klampenborg (Dänemark) 1978.
Literatur
- Bernhard Klausnitzer: Aphidina, Blattläuse. In Westheide, Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena 1997; Seiten 653–654.
Weblinks
- www.blattlaus.de - Informationen über Blattläuse und deren Bekämpfung
- www.agrarfotodesign.de - Fotogalerien zu verschiedenen Blattlausarten und deren Auftreten im Ackerbau