Cafeteria-roenbergensis-Virus


Cafeteria-roenbergensis-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Ordnung: nicht klassifiziert
Art: Cafeteria-roenbergensis-Virus
Unterart: Cafeteria roenbergensis virus strain BV-PW1
Cafeteria roenbergensis virus MGF-2008
Taxonomische Merkmale
Genom: dsDNA linear, ohne RNA-Abschnitt
Wissenschaftlicher Name
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Kurzbezeichnung
CroV
BV-PW1
Links

Das Cafeteria-roenbergensis-Virus (CroV), oder Cafeteria-roenbergensis-Virus strain (Stamm) bodo virus-pier water 1 isolate (BV-PW1), oder Cafeteria roenbergensis virus MGF-2008, ist ein im Meer vorkommendes Virus (Virion) mit einem Durchmesser von 280 nm, welches den im Zooplankton lebenden einzelligen Flagellaten der Art Cafeteria roenbergensis aus der Gattung Cafeteria infiziert.[1][2] Es gehört damit zu den größten insgesamt bisher identifizierten Viren. Es wurde bereits in den frühen 1990er Jahren vor der Küste von Texas (USA) entdeckt[3], ist möglicherweise entfernt mit dem Mimivirus verwandt und wird der Gruppe der Nucleocytoplasmic large DNA viruses (NCLDV) zugerechnet.[4]

Genomgröße

Mit etwa 730.000 DNA-Nukleinbasenpaaren und über 500 erkannten Genen ist das Erbgut dieses großen Meeres-Virus im Gegensatz zu den einfach aufgebauten, nur wenige Gene besitzenden Viren sehr umfangreich und übertrifft damit sogar das Erbgut einiger komplexer Einzeller.

Wie andere Viren auch, muss das Cafeteria-roenbergensis-Virus für seine Replikation in eine Wirtszelle eindringen, jedoch kann es auf Grund seines umfangreichen Erbguts wichtige Zellbestandteile selbstständig herstellen. So exprimieren bestimmte Gene unter anderem DNA-Reparatur-Enzyme, die bei anderen Viren bisher nicht gefunden wurden. Ein anderer etwa 38.000 Basenpaare großer Erbgut-Abschnitt ist wahrscheinlich bakterieller Herkunft und codiert Enzyme, die zur Synthese von Kohlenhydraten notwendig sind. Genau derartige Kohlenhydrate bilden auch die äußere Zellmembran mancher Bakterienstämme.[2]

Da man – nach Angabe der Forscher – ein Großteil der in diesem Virus gefundenen genetischen Ausrüstung nur in einer lebenden Zelle erwarten würde, verwischt das Cafeteria-roenbergensis-Virus die Grenze zwischen Viren/Virionen und lebenden Organismen und stellt damit die unter Wissenschaftlern weit verbreitete Einschätzung der Viren als Nichtlebewesen in Frage.[2]

Bedeutung für das Ökosystem Ozean

Da das Cafeteria-roenbergensis-Virus eine im Meer weit verbreitete Plankton-Art befällt, die sich ihrerseits von Bakterien ernährt und damit die Basis der marinen Nahrungskette darstellt, hat es wahrscheinlich einen großen Einfluss auf das Ökosystem der Ozeane.[2]

Literatur

  • Tanya Marie St. John: Characterization of a Large DNA Virus (BV-PW1) infecting the heterotropic marine nanoflagellate Cafeteria sp. wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Master of Science (M.Sc.) an der University of British Columbia, 2003, Volltext als PDF-Datei
  • Philippe Colson et al.: The Giant Cafeteria roenbergensis Virus That Infects a Widespread Marine Phagocytic Protist Is a New Member of the Fourth Domain of Life. PLoS One, 2011, 6 (4), e18935, veröffentlicht online: 2011 April 29, doi:10.1371/journal.pone.0018935

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ramon Massana, Javier del Campo, Christian Dinter, Ruben Sommaruga: Crash of a population of the marine heterotrophic flagellate Cafeteria roenbergensis by viral infection. Environmental Microbiology, Band 9, 2007, S. 2660–2669. doi:10.1111/j.1462-2920.2007.01378.x
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Matthias G. Fischer, Michael J. Allen, William H. Wilson, and Curtis A. Suttle: Giant virus with a remarkable complement of genes infects marine zooplankton. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2010, doi:10.1073/pnas.1007615107.
  3. D. Randy Garza & Curtis A. Suttle: Large double-stranded DNA viruses which cause the lysis of a marine heterotrophic nanoflagellate (Bodo sp.) occur in natural marine viral communities. Aquatic Microbial Ecology, Vol. 09, No. 3, 21 Dez. 1995, Volltext als PDF-Datei
  4. Matthias Fischer: Suttle Laboratory Marine Virology and Microbiology: Profile: Matthias Fischer. Suttle Laboratory. Abgerufen am 26. Oktober 2010.

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