Chlamydien
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Chlamydiaceae | ||||||||
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Chlamydia trachomatis, Einschlusskörperchen | ||||||||
Systematik | ||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||
Chlamydiaceae | ||||||||
Rake 1957 | ||||||||
Gattungen | ||||||||
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Die gram-negativen Chlamydien (gr. Chlamys, Genitiv Chlamydos = ‚Mantel‘) bilden eine Familie der Bakterien. Sie können eine Vielzahl von Lebewesen infizieren, auch den Menschen. Chlamydien lösen hier insbesondere Erkrankungen (Chlamydiose) der Schleimhäute im Augen-, Atemwegs- und Genitalbereich aus mit teilweise schwerwiegenden Folgen wie Erblindung oder Unfruchtbarkeit.
Chlamydieninfektionen sind mit Antibiotika gut behandelbar. Rechtzeitig behandelte Chlamydieninfektionen ziehen in der Regel keine Folgeschäden nach sich.[1] Unbehandelte Chlamydienerkrankungen sind in Entwicklungsländern die häufigste Ursache vermeidbarer Erblindungen, sie können auch zu Eileiterschwangerschaften, Frühgeburt, Unfruchtbarkeit oder Arthritis führen. Chlamydien sind einer der häufigsten Verursacher sexuell übertragener Erkrankungen weltweit. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine bestehende Chlamydieninfektion die Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, einschließlich der Infektion mit HIV, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr erleichtern kann.
Chlamydien gehören zu den Eubakterien, sind mit den anderen Vertretern dieser Gruppe jedoch nur entfernt verwandt. Sie sind obligat intrazelluläre Bakterien und vermehren sich ausschließlich innerhalb einer Wirtszelle. Auf üblichen Nährmedien können sie nicht angezüchtet werden.
Aufbau
Chlamydien durchlaufen in ihrem Entwicklungszyklus zwei Formen. Außerhalb ihrer Wirtszellen existieren sie als Elementarkörperchen (EK) von ca. 0,2 bis 0,4 μm Durchmesser. In dieser Form können sie Wirtszellen infizieren. Einmal in die Zelle aufgenommen, wandeln sich die Elementarkörperchen in Retikularkörperchen (RK) um, die einen aktiven Stoffwechsel besitzen und sich innerhalb der Wirtszelle vermehren. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2006 lassen vermuten, dass es den Retikularkörperchen gelingt, Lipide der Wirtszelle in ihre Hüllmembran einzubauen und somit zu verhindern, dass die Lysosomen der Wirtszelle sie als Fremdkörper erkennen und mit ihnen verschmelzen.[2] Vor dem Tod der Wirtszelle wandeln sich die RK wieder in EK um, die dann bei der Zerstörung der Zelle freigesetzt werden und weitere Zellen infizieren können.
Aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer rein intrazellulären Vermehrung rechnete man Chlamydien bis in die 1960er-Jahre den Viren zu. 1966 wurden sie als eigene Ordnung Chlamydiales der Bakterien erkannt.
Nach der aktuellen Taxonomie ist die Ordnung Chlamydiales in vier Familien aufgeteilt, wobei die humanpathogenen Arten in die Familie Chlamydiaceae mit den Gattungen Chlamydophila und Chlamydia fallen.
Durchseuchung
Humanpathogene Arten sind Chlamydophila pneumoniae, die hauptsächlich Lungenentzündungen hervorruft, Chlamydia trachomatis, die neben der namensgebenden Bindehautentzündung unter anderem für Entzündungen im Genitalbereich verantwortlich ist, und Chlamydophila psittaci, der Erreger der Ornithose. Die Infektion mit C. trachomatis ist die in Europa am häufigsten auftretende sexuell übertragbare Krankheit bakterieller Ursache. In Deutschland beträgt die Prävalenz einer Chlamydia-trachomatis-Infektion bei minderjährigen Mädchen 5,4 %[3] und steigt an mit der Zahl der Sexualpartner. In deutschen Großstädten sind bis zu zehn Prozent der jungen Frauen infiziert.[4]
Erkrankungen
Chlamydia trachomatis
C. trachomatis hat mehrere Untergruppen, die sich durch ihre Oberflächenstruktur unterscheiden und so in Serovare/Serotypen eingeteilt werden. Diese Serovare wiederum lassen sich in drei Gruppen anordnen, die unterschiedliche Erkrankungen verursachen:
- Serovar A bis C
- Serovare D bis K
- Serovare L1 bis L3
Serovar A bis C ist der Erreger des Trachoms, der häufigsten Augenerkrankung in Entwicklungsländern, sie führt dort häufig zur Erblindung. In Europa ist das Trachom dagegen selten. Die Übertragung erfolgt vor allem durch mangelnde Hygiene.
Serovare D bis K sind die in den Industrieländern am häufigsten vorkommende Untergruppe und kann Infektionen im Genitalbereich auslösen. Beim Mann kann es zu Entzündungen in der Harnröhre, in der Prostata und in den Nebenhoden kommen. Auch bei der Frau wird die Harnröhre entzündet. Daneben befällt der Erreger die Schleimhaut des Gebärmutterhalses und wandert dann die weiblichen Geschlechtsorgane hoch über die Gebärmutter bis zu den Eileitern. Dadurch können die Eileiter verkleben und so zur Unfruchtbarkeit der Frau führen. Außerdem können verklebte Eileiter verhindern, dass ein befruchtetes Ei die Gebärmutter erreicht. Diese sogenannte Extrauteringravidität (Eileiterschwangerschaft) kann zu vielen Komplikationen führen. Wenn eine mit C. trachomatis Serovare D bis K genital infizierte Mutter ein Kind zur Welt bringt, kann sie ihr Neugeborenes unter der Geburt infizieren. Beim Säugling kommt es dann vor allem zu Lungenentzündungen und Konjunktivitis.
Diese Untergruppen können auch eine Infektion der Augen verursachen. Es kommt zu Eiterbildung in der Bindehaut, die aber meist komplikationslos ausheilt.
Serovare D bis K sind hoch ansteckend. In Deutschland verursachten in einigen Fällen C. trachomatis dieses Serotyps durch Übertragung im Badewasser eine akute Bindehautentzündung. Dafür ist der Name Schwimmbadkonjunktivitis geprägt worden.[5]
Bei ungeschütztem oralem oder analem Verkehr kann es auch zu einer Chlamydieninfektion des Rachens bzw. des Rektums kommen. Diese Infektionen verlaufen meistens ohne Beschwerden und werden daher nur sehr selten entdeckt. Die Diagnose erfordert gezielte Untersuchung von Abstrichen der Rektum- und Rachenschleimhaut mittels Polymerasekettenreaktion. Die Infektionen heilen zwar meistens nach einigen Wochen komplikationslos aus, stellen bis dahin aber ein Infektionsrisiko dar.[6]
Serovare L1 bis L3 lösen das Lymphogranuloma venereum aus. Diese vorwiegend durch Sexualkontakte übertragene Krankheit zeichnet sich durch Lymphknoteneinschmelzungen in der Leistengegend aus. Als Spätfolge kann es zu Verschluss der Lymphbahnen mit Stauungszeichen bis hin zur Elephantiasis kommen. Diese Erkrankung ist in Mitteleuropa sehr selten und hauptsächlich in Asien, Afrika, Südamerika und der Karibik verbreitet.
Chlamydophila pneumoniae
C. pneumoniae, das viel weiter verbreitet ist als C. trachomatis und unter anderem chronischen Husten auslösen kann, steht auch im Verdacht, bei Herzerkrankungen aufgrund von Arteriosklerose eine Rolle zu spielen.
Chlamydophila psittaci
C. psittaci ist der Erreger der Ornithose (Papageienkrankheit), die auch auf den Menschen übertragbar ist. Diese Erkrankung ist sehr selten und ähnelt einer schweren Lungenentzündung.
Therapie
Infektionen durch Chlamydien werden meist mit Makroliden oder Tetracyclinen behandelt. Eine akute Chlamydieninfektion wird z. B. mit Doxycyclin oder mit Azithromycin behandelt. β-Lactam-Antibiotika wie Penicillin sind aufgrund der fehlenden Zellwand völlig unwirksam. Antibiotikaresistenzen sind bei Chlamydien sehr selten, weshalb von der gut wirksamen Therapie mit Chinolonen oft abgesehen wird, die teils mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen behaftet ist. Mit Blick auf Begleitinfektion mit Gonokokken ist diese Variante jedoch zu diskutieren.
Die Infektion mit C. trachomatis gehört zu den infektiösesten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Therapie kann daher nur erfolgreich sein, wenn alle Sexualpartner des Patienten mitbehandelt werden. Nach Abschluss der Therapie sollte der Behandlungserfolg durch erneute Tests aller Patienten nachgewiesen werden. Auch eine Untersuchung auf andere sexuell übertragbare Infektionen ist aufgrund der ähnlichen Verbreitungswege dieser Krankheiten anzuraten.
Diagnostik
Zur Diagnose einer Chlamydieninfektion stehen
- die Immunfluoreszenz an passendem Abstrichmaterial,
- die DNA-Analyse via PCR an Abstrichen oder
- Erststrahlurin und die
- Anzucht in speziellen Zellkulturen zur Verfügung.
Letztere ist aufgrund der obligat zellparasitären Lebensweise der Chlamydien sehr aufwändig und bleibt daher in der Regel Speziallaboratorien vorbehalten. Der Nachweis von Antikörpern gegen C. trachomatis ist ebenfalls möglich, kann aber nicht zuverlässig zwischen ausgeheilten und persistierenden Infektionen unterscheiden und ist daher in der Regel von begrenztem Wert.
Systematik der Chlamydien
Das folgende Kladogramm stellt eine Hypothese der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Chlamydien dar:[7]
N.N. |
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Einzelnachweise
- ↑ Netdoktor.de: "Chlamydieninfektion" [1]
- ↑ Spektrum der Wissenschaft", 2, 2006, S. 28–35.
- ↑ Deutsches Ärzteblatt, 28/2005
- ↑ Die heimliche Epidemie: Chlamydien breiten sich unter Teenagern aus - NachrichtenWissenschaft - WELT ONLINE
- ↑ Hof, H., Dörries, R.: Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie, 3. Aufl. Chlamydiceae, S. 447–451
- ↑ U. Marcus: Gonorrhö und Chlamydien bei Männern, die Sex mit Männern haben. In: Epidemiologisches Bulletin. 3. März 2006 (rki.de [PDF; abgerufen am 22. Oktober 2012]).
- ↑ Matthias Horn, Michael Wagner: Bakterien, die in Amöben leben. In: Biologie in unserer Zeit. Nr. 3, 2001, S. 160–168.
Literatur
- David M. Ojcius, Toni Darville, Patrik M. Bavoil: Die heimliche Seuche. In: Spektrum der Wissenschaft. 2/2006. Spektrum der Wissenschaft Verlag, S. 28–35, ISSN 0170-2971
Weblinks
- Portal mit wissenschaftlichen Informationen zu Chlamydien (englisch)
- Chlamydien-Infektion – Patienteninfo von NetDoktor.at
- Chlamydien-info – Informationsseite mit Details zum Thema Chlamydien und Chlamydieninfektion (deutsch)
- sex'n'tipps Körper und Gesundheit – Leporello der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)