Garigue


Garigue und Macchie auf Korsika. Die dicht geschlossenen Bestände links vorne und im Tal entsprechen einer Macchie, das locker stehende niedrige Buschwerk am Gegenhang ist eine Garigue

Garigue (auch Garrigue, Garriga) ist eine offene mediterrane Strauchheidenformation auf flachgründigen Böden, die als Degradationsstufe der Macchie verstanden werden kann. Sie ist vor allem in Frankreich (insbesondere Korsika), Italien (insbesondere Sardinien) und Nordafrika verbreitet. Sie wird bis zu zwei Meter hoch und hat einen reichhaltigen Pflanzenbestand. Die Bezeichnung ist vom Namen des südlichen Teils des Cevennengebirges, der Garrigue abgeleitet. Garigue entsteht durch intensive Beweidung der Macchie. Der Reduktionsprozess wird durch Brände gefördert, welche die typischen Pflanzen der Garigue besser überleben. Im östlichen Mittelmeerraum werden entsprechende Pflanzengemeinschaften als Phrygana (Griechenland und Türkei) oder als Batha (Israel) bezeichnet. Dort werden fortgeschrittene Sukzessionsstadien mit höherwüchsigen Sträuchern wie Calicotome villosa oder Erica manipuliflora oder einem höheren Anteil potenzieller höherer Bäume und Sträucher wie Kermes-Eiche (Quercus coccifera) oder Mastixstrauch (Pistacia lentiscus) oft als „Garigue“ bezeichnet;[1] ein durchgreifender Artenwechsel oder eine Angleichung an das Arteninventar westmediterraner Garigues findet aber nicht statt.[2] Westmediterrane Bestände mit einer Anreicherung von Dornpolstersträuchern, wie sie im westlichen Mittelmeerraum vor allem in windexponierten Lagen auftreten, werden auch manchmal als Phrygana bezeichnet.[3]

Im pflanzensoziologischen System werden Garigue-Bestände auf basenarmen Böden in die Klasse Cisto-Lavanduletea eingeordnet, solche auf kalkreichen Böden der Klasse Rosmarinetea officinalis.[4] Phrygana und Batha ostwärts ab Italien werden in der Klasse Cisto cretici-Micromerietea julianae abgetrennt.[5]

Charakteristische Pflanzen dieses Vegetationstyps sind Zwergsträucher wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Echter Thymian (Thymus vulgaris), Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) und andere Lavendelarten, Salbei-Arten (Salvia spp.), Zwergpalme (Chamaerops humilis), Herbst-Seidelbast (Daphne gnidium), Zistrosen (Cistus spp.), Brandkräuter (Phlomis spp.) und Geophyten wie Stern-Anemone (Anemone hortensis), Meerzwiebel (Drimia maritima), Milchstern (Ornithogalum spp.), Mittags-Schwertlilie (Moraea sisyrinchium), Affodill (Asphodelus spp.), Orchideen (Knabenkräuter (Orchis), Ragwurzen (Ophrys) und Zungenständel (Serapias)).

Beinahe alle typischen Arten besitzen besondere Schutzeinrichtungen gegen Beweidung und Brand. Es handelt sich um Arten mit hohen Gehalten an sekundären Pflanzenstoffen (darunter viele aromatische Gewürzpflanzen) oder dornige und stachelige Arten. Außerdem ist ein Schutz gegen die extreme Sonneneinstrahlung im Hochsommer wichtig. Viele Arten ziehen ihre oberirdischen Organe in dieser Zeit ein (Geophyten) oder sterben ab und ihre Nachkommen überdauern die trockene Jahreszeit als Samen (Therophyten). Andere besitzen kleine und harte Blätter oder diese sind dicht-filzig mit Haaren überzogen.

Verschiedene Garigue-Vegetationsbestände sind nach der FFH-Richtlinie der EU besonders schutzwürdig und sollen in das europaweite Schutzgebietssystem „Natura 2000“ aufgenommen werden. Relevant ist in der Fläche vor allem der Lebensraumtyp 5330 (Thermo-mediterrane Gebüschformationen und Vorwüsten); hierher gehören auch die lokal bedeutsamen Lebensraumtypen 1520 (Iberische Gipssteppen (Gypsophiletalia)), 5140 (Formationen von Cistus palhinhae auf maritimen Heiden), 5410 (Westmediterrane Phrygana (Astragalo-Plantaginetum subulatae) auf Felsenküsten) und 5430(33.7–9) (Endemische Phrygana des Euphorbio-Verbascion), der dornpolsterstrauch- und endemitenreiche Bestände der Balearen, Korsikas und Sardiniens beinhaltet.[3]

Literatur

  • Jean-Michel Renault: La Garrigue - grandeur nature. - Barcelona: Les créations du Pélican 2000. ISBN 978-2-7191-0422-4
  • R. Di Castri, D. W. Goodall, R. L. Specht: Mediterranean type shrublands. Ecosystems of the World 11. Elsevier S.P.C. Amsterdam, Oxford, New York, 1981. ISBN 0-444-41858-X

Einzelnachweise

  1. Arne Strid, Kit Tan (Hrsg.): Flora Hellenica. Volume One (Gymnospermae to Caryophyllaceae). Koeltz Scientific Books, Königstein 1997, ISBN 3-87429-391-2.
  2. Niels Böhling: Studien zur landschaftsökologischen Raumgliederung auf der mediterranen Insel Naxos (Griechenland) unter besonderer Berücksichtigung von Zeigerpflanzen.Dissertationes Botanicae 230, 1994: Tabelle 8
  3. 3,0 3,1 European Commission Dg Environment (Hrsg.): Interpretation manual of European Union habitats EUR27, 2007 (PDF)
  4. S. Rivas-Martínez, F. Fernández González, J. Loidi Arregui, M. Lousa & A. Penas Merino: Syntaxonomical Checklist of Vascular plant communities of Spain and Portugal to Association Level.Itinera Geobotanica 14, 2001: S. 139–152.
  5. Salvatore Brullo, Pietro Minissale & G. Spampinato (1997): La classe Cisto-Micromerietea nel Mediterraneo centrale e orientale.Fitosociologia 32: 29–60.

Weblinks

Commons: Garrigue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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