Gewöhnlicher Glatthafer



Gewöhnlicher Glatthafer

Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenatherum elatius)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Arrhenatherum
Art: Gewöhnlicher Glatthafer
Wissenschaftlicher Name
Arrhenatherum elatius
(L.) P.Beauv. ex J.Presl & K.Presl

Der Gewöhnliche Glatthafer (Arrhenatherum elatius), auch als Französisches Raygras bezeichnet, ist ein häufiges zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehöriges Wiesengras. Es umfasst die Unterarten Arrhenatherum elatius subsp. bulbosum und Arrhenatherum elatius subsp. elatius.

Beschreibung

Der Glatthafer ist eine ausdauernde krautige Pflanze und wächst in lockeren Horsten, die Wuchshöhen zwischen 50 und 150 Zentimeter erreichen. Er treibt im Frühjahr sehr frühzeitig und stark aus. Er bildet in der Regel keine Ausläufer, nur selten sehr kurze Rhizome. Die Wurzeln sind gelblich. Die glatten, aufrechten, allenfalls wenig ausgebreiteten Halme sind ziemlich kräftig mit drei bis fünf Knoten. Die Blattscheiden sind auf der Rückseite gerundet, ebenfalls glatt und zuweilen an den Knoten spärlich behaart oder nur rau. Bei der Unterart A. elatius subsp. bulbosus sind die Knoten des Halmgrundes zwiebel- oder rosenkranzartig verdickt. Die Blatthäutchen (Ligulae) sind meist ganzrandig, zuweilen gefranst und etwa 1 bis 3 Millimeter lang. Die Blattspreiten sind wie die Blattscheiden kräftig grün, 5 bis 10 Millimeter breit und bis zu 40 Zentimeter lang. Sie sind flach, schmal zugespitzt, sehr locker behaart oder auch völlig kahl. Sie fühlen sich am Rand und auf der Oberfläche rau an.

Die Blütenstände sind im Umriss länglich-lanzettliche, aufrechte oder etwas nickende Rispen. Sie sind locker oder etwas dichter zusammengezogen, glänzend grün oder leicht purpurn überlaufen. Sie werden bis zu 30 Zentimeter lang. Die rauen Rispenäste stehen ungleich lang in Büscheln an der Hauptachse. Die zweiblütigen, selten drei- bis vierblütigen Ährchen sind länglich mit 7 bis 11 Millimeter langen Stielchen. Die untere Blüte ist rein männlich, die obere ist zweigeschlechtlich. Die Hüllspelzen sind häutig und zugespitzt. Die untere ist einnervig und deutlich kürzer als die obere dreinervige. Die schmal-ovalen, zugespitzten, siebennervigen Deckspelzen erreichen etwa 8 bis 10 Millimeter Länge. Sie sind auf der Rückseite rund. Die untere Deckspelze ist lang begrannt. Die Granne ist zwischen 10 und 16 Millimeter lang und mit der Deckspelze zu etwa einem Drittel verwachsen. Die obere Deckspelze ist unbegrannt, allenfalls mit einer kurzen Borste in der Nähe der Spitze versehen. Die Vorspelzen haben sehr fein behaarte Kiele. Die drei Staubbeutel (Antheren) sind 4 bis 5 Millimeter lang. Die Hauptblütezeit liegt im Zeitraum Mai bis Juni; nachblühende Pflanzen können bis in den September gefunden werden.

Die Früchte (Karyopsen) sind behaart und von der Deckspelze eingehüllt.

Ökologie

Der Gewöhnliche Glatthafer ist ein Hemikryptophyt (Horstgras) und ein Tiefwurzler. Der Gewöhnliche Glatthafer wird durch Eutrophierung stark gefördert. Nach starker Düngung, wie sie in den letzten Jahrzehnten die Regel geworden ist, sind bereits nach 2 Jahren ursprünglich vorhandene kleinere Arten nicht mehr konkurrenzfähig. Dadurch trägt der Glatthafer zu einer bedenklichen Reduzierung der Artenvielfalt bei. Trotz der heutigen weiten Verbreitung und Häufigkeit ist der Gewöhnliche Glatthafer in Deutschland nicht (oder höchstens lokal) einheimisch. Er ist vielmehr ein Neophyt, der sich erst zu Beginn der Neuzeit in Deutschland eingebürgert hat. Noch im 19. Jahrhundert war in Deutschland die Art noch nicht überall verbreitet. Wahrscheinlich gehen unsere Vorkommen letztlich auf Aussaaten mit französischen Saatgut zurück („Französisches Raygras“).

Der Gewöhnliche Glatthafer ist eine Langtagpflanze mit einer Hauptblütezeit von Mai bis Juni. Sie ist selbststeril, wird vom Wind bestäubt, ist ein starker Heuschnupfen-Erreger und gehört dem „Langstaubfädigen Typ“ an.

Ausbreitungseinheit ist die von Deck- und Vorspelze umgebene Karyopse mit einem anhängenden Rest der männlichen Blüte und der zugehörigen Granne. Solche Ausbreitungseinheiten werden Spelzfrüchte genannt; sie sind durch Lufteinschluss spezifisch leicht, was die Windausbreitung begünstigt. Daneben erfolgt Zufallsverbreitung durch Weidevieh, Klettausbrietung aufgrund der Granne sowie Selbstausbreitung durch Einbohren der hygroskopischen, korkenzieheratig gewundenen Granne in den Boden. Fruchtreife erfolgt von Juni bis September. Die Pflanze ist ein Lichtkeimer. Vegetative Vermehrung ist durch unterirdische Ausläufer möglich.

Etymologie

Der wissenschaftliche Name ist aus dem Griechischen abgeleitet: arrhén bedeutet männlich, athér, atéros bedeutet Granne und nimmt auf die langen Grannen der männlichen Blüten Bezug. Das Artepitheton ist lateinischen Ursprungs (elatior bedeutet höher). Die deutsche Variante „Französisches Raygras“ kommt von der französischen Herkunft des Saatgutes im 19. Jahrhundert. „Raygras“ entspricht dem englischen ryegrass („Roggengras“).

Verbreitung und Standort

Der Gewöhnliche Glatthafer ist in den gemäßigten Klimazonen Europas und Westasiens vom Flachland bis in mittlere Gebirgslagen (max. 1450 Meter) verbreitet. Nach Nordamerika, Australien und Neuseeland wurde er eingeschleppt. Diese Art ist meist weit verbreitet bis häufig, in Deutschland nach Norden hin jedoch seltener. Sie wächst in Mähwiesen, an Hecken und Dämmen, an Böschungen und Wegrändern. Die Böden sind mäßig trocken bis frisch oder wechselfeucht, nährstoffreich, oft kalkhaltig und sandig-lehmig. Der klimatische Schwerpunkt liegt in warmen, regenarmen Lagen, während raue und spätfrostgefährdete Lagen gemieden werden. Glatthafer verträgt nur eine geringe Beschattung.

Der Gewöhnliche Glatthafer ist die Kennart der Pflanzengesellschaften des Verbandes der Glatthaferwiesen (Arrhenatherion elatioris).

Verwendung

Eine wirtschaftliche Bedeutung hat Glatthafer als ertragreiches Mähgras zur Heugewinnung. Als Grünfutter wird er aber ungern vom Vieh gefressen, da er aufgrund von Saponinen bitter schmeckt. Zu häufigem Schnitt und einer stärkeren Beweidung hält er nicht stand. Für die Ansaat von Wiesen auf etwas trockenen Standorten ist das Gras jedoch unentbehrlich, da kaum ein anderes Gras mit Trockenheit so gut zurechtkommt.

Literatur

  • W.D. Clayton, K.T. Harman & H. Williamson: World Grass Species: Descriptions, Identification, and Information Retrieval. 2002, [1], Zugriff am 29. Dezember 2006.
  • H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4.
  • C. E. Hubbard: Gräser - Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1985. ISBN 3-8001-2537-4.
  • E. Klapp & W. O. v. Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung, Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1990. ISBN 3-489-72710-X
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994. ISBN 3-8252-1828-7.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

Commons: Glatthafer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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