Grüne Spanalge



Grüne Spanalge

Grüne Spanalge

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Cyanobakterien (Cyanobacteria)
Ordnung: Nostocales
Familie: Nostocaceae
Gattung: Aphanizomenon
Art: Grüne Spanalge
Wissenschaftlicher Name
Aphanizomenon flos-aquae
(Linnaeus) Ralfs ex Bornet & Flahault

Die Grüne Spanalge (Aphanizomenon flos-aquae), auch als AFA-Alge oder „blaugrüne Alge“ bekannt, ist eine Cyanobakterien- („Blaualgen“-) Art, die als Wasserblüte (lat. flos aquae = „Blüte des Wassers“) in Seen und Teichen auftritt. Als Nahrungsergänzung vertriebene Cyanobakterien werden vorwiegend im Klamath-See im Süden von Oregon (USA) geerntet.

Nahrungsergänzungsmittel und Alternativmedizin

Die Bakterien werden verbreitet als Nahrungsergänzungsmittel gehandelt. Gängige Handelsbezeichnungen für die meist in Pulver- oder Tablettenform vertriebenen Bakterienpräparate sind „Uralgen“, „AFA-Algen“, „Blaugrün“ oder englisch „Bluegreen“. Hersteller und Verkäufer entsprechender Präparate schreiben ihnen einen positiven Effekt für allgemeines Wohlbefinden, ein gesundes Nervensystem und optimale Gehirnfunktion zu. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin steht jedoch der Behauptung einer medizinischer Wirkung sehr kritisch gegenüber. Auch das MD Anderson Cancer Center der University of Texas stuft die wissenschaftlichen Beweise für behauptete medizinische Wirkungen als „unklar“ ein.

Die AFA-Bakterien liefern 20 (der 25 im menschlichen Körper bekannten) Aminosäuren, darunter die acht essentiellen Aminosäuren. Zusätzlich verfügt das Cyanobakterium über Enzyme und solche Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die als Koenzyme Bestandteil von Enzymen sind. AFA enthält Beta-Carotin (Provitamin A), die meisten B-Vitamine und auch Vitamin E. Des Weiteren haben die AFA-Bakterien, relativ zur Gesamtsubstanz, mehr an essentiellen Fettsäuren als Samen, Nüsse und Algen. Sie enthalten beispielsweise fast soviel Gamma-Linolensäure (GLS) wie Muttermilch. Weiterhin wird mit einem hohen Gehalt an Glutaminsäure geworben, deren Salze als Geschmacksverstärker in zahlreichen Lebensmitteln eingesetzt werden. Die Menge der mit den üblichen Dosen an als Nahrungsergänzung vertriebenen Bakterien eingenommenen Nährstoffe ist allerdings, absolut gesehen, gering[1], verglichen mit der aus gewöhnlichen Nahrungsmitteln.

Aphanizomenon flos-aquae ist nicht als Arzneimittel zugelassen und darf folglich auch nicht mit angeblichen heilenden Wirkungen beworben werden. Infolge des Auftretens entsprechender Werbung und Literatur warnten das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 2002 vor der Verwendung der Bakterien als „alternatives Heilmittel“, unter anderem bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), und dort vor allem bei Kindern.

Giftigkeit

Einige Stämme von Aphanizomenon flos-aquae produzieren Anatoxine, Gifte, die entweder direkt eine permanente Stimulation der Acetylcholinrezeptoren in den Nervenzellen bewirken oder das Enzym Acetylcholinesterase hemmen und so in ihrer Wirkung vergleichbar sind mit Nervengasen wie Sarin und Tabun. Weiterhin produzieren in Deutschland gefundene Stämme von Aphanizomenon flos-aquae die Gifte Cylindrospermopsin und Saxitoxin. Diese Gifte können beim Trinken kontaminierten Wassers oder beim Schwimmen in verseuchten Gewässern für Tiere lebensbedrohlich sein. Die Universität Konstanz fand in einer Untersuchung von sechzehn als Nahrungsergänzung vertriebenen Produkten in zehn Fällen bedenklich hohe Mengen Microcystin, einem starken Lebergift.

Weblinks

Einzelnachweise