Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung


Klassifikation nach ICD-10
F90.- Hyperkinetische Störungen
F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
F90.8 Sonstige hyperkinetische Störungen
F90.9 Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird, ist eine bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität äußert. Schätzungsweise 3–10 % aller Kinder zeigen Symptome im Sinne einer ADHS. Die ADHS gilt heute als häufigste Ursache von Verhaltensstörungen und schulischen Leistungsproblemen von Kindern und Jugendlichen. Jungen sind merklich häufiger betroffen als Mädchen.[1] Verlaufsstudien haben gezeigt, dass bei 40–80 % der diagnostizierten Kinder auch nach der Pubertät in der Adoleszenz die Störung fortbesteht[2] und mindestens in einem Drittel der Fälle auch noch im Erwachsenenalter ADHS-Symptome bestehen.[3]

Daneben existieren alternative Bezeichnungen und Abkürzungen, die teilweise übereinstimmende Krankheitsbilder beschreiben, teilweise spezielle Ausprägungen bezeichnen. Verbreitet ist insbesondere die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder -störung (ADS). Veraltet sind hingegen die Bezeichnungen Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD) und Psychoorganisches Syndrom (POS). International wird üblicherweise von attention deficit hyperactivity disorder bzw. attention deficit/hyperactivity disorder (ADHD) und attention deficit disorder (ADD) gesprochen.

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist nach derzeitigem Stand (2009) ein multifaktoriell bedingtes Störungsbild mit einer erblichen Disposition, die die Ausbildung der Krankheit begünstigt.[4] und das auf neurobiologischer Ebene unter anderem als striatofrontale Dysfunktion erklärt wird. Für den Verlauf und die individuelle Ausprägung spielen daneben psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle. Allerdings gibt es, trotz vieler möglicher unterschiedlicher biologischer Ursachen, kein stimmiges Modell zur ADHS.[5]

Betroffene und ihre Angehörigen stehen meist unter erheblichem Druck. Versagen in Schule oder Beruf sowie die Entwicklung von weiteren psychischen Störungen sind häufig. Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptomen sowie dem Alter des Betroffenen. Wegen der Komplexität der Störung wird angestrebt, verschiedene Behandlungsansätze zu einer auf den Patienten und sein soziales Umfeld zugeschnittenen Therapie zu kombinieren.

Geschichte

1845 beschrieb der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann im Struwwelpeter einige typische ADHS-Verhaltensweisen (Zappel-Philipp, Hanns Guck-in-die-Luft). Hoffmann betrachtete diese jedoch als Erziehungsprobleme und nicht als Krankheit.

1901 schrieb Sigmund Freud in seiner Schrift Zur Psychopathologie des Alltagslebens: „Es gibt Menschen, die man als allgemein vergesslich bezeichnet und darum in ähnlicher Weise als entschuldigt gelten lässt wie etwa den Kurzsichtigen, wenn er auf der Straße nicht grüßt.“ Freud vermutete als mögliche Ursache „Abänderungen der Blutversorgung im nervösen Zentralorgan“.[6]

1902 beschrieb der englische Kinderarzt George Frederic Still das Störungsbild erstmals wissenschaftlich und postulierte, dass nicht eine schlechte Erziehung oder ungünstige Umweltbedingungen, sondern eine angeborene neurobiologische Konstitution die Ursache sei.

Heute liegen weltweit knapp 19.000 Forschungsarbeiten zum Thema vor.[7] Das US-amerikanische Magazin Time widmete dem Thema 1994 eine Titelgeschichte.

Vorkommen

Wegen der widersprüchlichen und unzureichend objektiven Möglichkeiten einer Diagnose der ADHS ist eine sichere Aussage über die Prävalenz nicht möglich.[5]

Die Hyperaktivität war ehemals das einzige sichere Leitsymptom. Forschungsergebnisse zur Genese von ADHS führten seit 1990 dazu, dass heute mehr Betroffene als früher diagnostiziert werden und sich das Geschlechterverhältnis zwischen betroffenen Frauen und Männern von 1:9 auf 1:3 verringerte.

Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen zum ADHS-Syndrom. Daher ist es nur unzureichend objektivierbar. Aus den unterschiedlichen, bedeutsamen Diagnosesystemen, ICD-10 und DSM-IV-TR lassen sich keine konsistenten Merkmale der Störung ableiten. Auch die Untersuchungsinstrumente, wie Fragebögen oder Interviewbögen sind unzureichend. Aus diesem Grund werden häufig ganz unterschiedliche Prävalenzraten angegeben. Manche Autoren gehen so weit, der Diagnose nur einen Wahrscheinlichkeitscharakter zuzubilligen.[5]

Die Prävalenzrate (Krankheitshäufigkeit) im Kindesalter wird in Deutschland mit 3,9 % angegeben.[8] Andere deutsche Erhebungen fanden bei 6–10 Jahre alten Kindern in 6 % der Fälle ein ADHS (nach DSM-IV).[9] Verschiedene Autoren, die leicht betroffene und nicht therapiebedürftige Personen mit berücksichtigen, sprechen auch von Raten bis zu 25 %.

ADHS betrifft nach den Kriterien des DSM-IV ca. 4–8 % aller Schulkinder in Deutschland. Aus international an der allgemeinen Bevölkerung erhobenen Daten ergibt sich eine Häufigkeit von 9,2 % (5,8–13,6 %) für Jungen und 2,9 % (1,9–4,5 %) für Mädchen. Rechnerisch bedeutet das, dass durchschnittlich in jedem Klassenzimmer etwa ein betroffenes Kind sitzt. Nach DSM-IV-Kriterien fand sich in einer Studie ein Geschlechterverhältnis von 2:1 Jungen zu Mädchen beim vorherrschend unaufmerksamen Subtyp und 5:1 beim hyperaktiv-impulsiven Subtyp.[10] Jungen werden überproportional häufiger als Mädchen diagnostiziert; möglicherweise, weil Mädchen häufiger unter ADS ohne Hyperaktivität leiden und dadurch seltener auffallen.

Entgegen der früher vertretenen Ansicht, dass die Störungen sich im Laufe der Pubertät auswachsen würden, zeigen Verlaufsstudien an klinischen Inanspruchnahmepopulationen, dass bei 40–80 %[2] der diagnostizierten Kinder auch im Adoleszenzalter die Störung fortbesteht.

Die Häufigkeit von ADHS im Erwachsenenalter wird mit 1,3 bis 4,7 % angegeben.[11] Mindestens ein Drittel der ADHS-betroffenen Jugendlichen behält die Störung auch im Erwachsenenalter bei (Persistenz);[3] die Forschung dazu ist noch nicht abgeschlossen. Im Erwachsenenalter nimmt Hyperaktivität einen veränderten Charakter an, indem sie sich als erhöhte innere Unruhe auswirkt. ADHS-Betroffene zeigen verschiedene andere psychische Störungen, z. B. Depressionen, Angststörungen und Störungen des Selbstbildes und Selbstwertgefühls sowie soziale Phobien. Bei Frauen werden auch Essstörungen beobachtet. Betroffene beiderlei Geschlechts können Bulimie als Begleiterkrankung entwickeln.

ADHS im Erwachsenenalter ist seit 1995 bekannt und seit 2003 auch in Deutschland anerkannt.

Nach der übereinstimmenden Meinung vieler Experten sind heute nicht mehr Kinder und Erwachsene betroffen als früher. ADHS tritt aber aktuell verstärkt und offensichtlicher zutage, sodass sich die Grenze zwischen nicht behandlungsbedürftigen und behandlungsbedürftigen Betroffenen in den letzten Jahrzehnten verschoben hat. Vermutete Ursachen dafür sind zum einen die fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft und die damit einhergehende Reizüberflutung durch ein Überangebot an Informationen, Kommunikation und medialen Reizen wie Fernsehen, Computer und Mobiltelefon, zum anderen die deutlich erhöhten Anforderungen an jeden Einzelnen durch die zunehmende Komplexität im privaten und beruflichen Leben sowie die immer häufiger vorzufindende Strukturlosigkeit in Familie, Schule und Gesellschaft. Aufgrund dieser Gegebenheiten sehen sich ADHS-Betroffene meist einer größeren Herausforderung gegenüber, ihr Leben zu gestalten.

Problematisch ist die Diagnosestellung, da die Kernsymptome auch als völlig normale Erscheinungen in den Entwicklungsphasen des Vorschulalters auftreten und die Unterscheidung zwischen Variationen der Norm und Auffälligkeit Eltern und Erziehern daher oft sehr schwerfällt. In einer Studie von Manfred Döpfner (Universität Köln) konnten einzelne Symptome bei bis zu 31 % der Jungen festgestellt werden. Die notwendige Anzahl der Kriterien für eine ADHS-Diagnose erreichten hier aber nur 6 % aller Kinder.

In den letzten 30 Jahren wurden zumeist Erziehungsfehler, Elternproblematik, Vernachlässigung und frühkindliche Traumata als Ursachen von ADHS angenommen und die Störungen grundsätzlich als soziales und pädagogisches Problem angesehen. Heute geht man von einem integrativen Modell als Ursachen der Störung aus. In diesem Modell dienen sowohl die neurobiologischen als auch psychologische Ursachen als Erklärung für die Entstehung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.[4]

Ursachen

Nach derzeitigem Forschungsstand (Sommer 2008) ist von einer multifaktoriellen Verursachung von ADHS auszugehen, also dem Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Bei ca. 50 % der darauf untersuchten ADHS-Betroffenen besteht eine genetisch bedingte Abnormalität der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn.

In einer 1990 von Zametkin und Mitarbeitern durchgeführten Studie wurde der Glucose-Stoffwechsel des Gehirns bei erwachsenen ADHS-Patienten und gesunden Kontrollpersonen verglichen. Die PET-Aufnahme zeigt links den zerebralen Glukoseverbrauch einer Person ohne ADS und rechts einer Person mit ADS bei einer bestimmten Aufgabenstellung. Die Studie war die erste große funktionell-bildgebende Untersuchung zur ADHS und bildete die Grundlage für viele weitere Studien. Die spezifischen Befunde konnten in nachfolgenden Studien allerdings nur teilweise reproduziert werden.[12]

Davon sind insbesondere neuronale Regelkreise betroffen, die für die Regulation bzw. das Zusammenwirken von Motivation, Kognition, Emotion und Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Da das Frontalhirn und das sogenannte Striatum (ein Teil der Basalganglien) in diesen Regelkreisen eine bedeutende Rolle spielen, spricht man auch von einer striatofrontalen Dysfunktion. Diese ist zu einem Teil vererbt, eventuell aber auch pränatal, also während der Schwangerschaft erworben. Geschwister haben drei- bis fünfmal so häufig ADHS wie Nicht-Geschwister; die biologischen Eltern von ADHS-Erkrankten sind in etwa 18 % der Fälle ebenfalls betroffen.

Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, ein erniedrigtes Geburtsgewicht, Infektionen, verschiedene Schadstoffe sowie Erkrankungen oder Verletzungen des zentralen Nervensystems gelten als Risikofaktoren; ebenso während der Schwangerschaft stattfindende Belastungen mit Alkohol und Tabakrauch.[13] Eine 2009 veröffentlichte Studie mehrerer deutscher Universitäten und Krankenhäuser belegt anhand von knapp 6.000 untersuchten Fällen einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen während der Schwangerschaft und Kindheit und der Häufigkeit von ADS und Hyperaktivität.[14][15] Neben dem Passivrauchen stellt unter anderem auch der Schadstoff Blei nach neueren Untersuchungen einen Risikofaktor für ADHS dar.[16][17][18] Ebenso sehen Wissenschaftler einen möglichen Zusammenhang mit dem Konsum von Lakritze in der Schwangerschaft.[19]

Deprivation bei ungünstigen psychosozialen Bedingungen in der Familie ist ätiologisch bedeutsam. Sie trägt zu dem Schweregrad und der Symptomatik bei, insbesondere bei den aggressiven und dissozialen Verhaltensauffälligkeiten.[20]

Persönlichkeitsbefragungen von ADHS-Patienten an den Official Medical Centers der großen US-amerikanischen Universitäten ergaben, dass die Entwicklung des Krankheitsbildes bei den Befragten fast ausnahmslos davon abhing,

  • in welchem Alter die Erkrankung diagnostiziert wurde, und
  • wie das Umfeld im familiären bzw. privaten Bereich, in der Schule und am Ausbildungsplatz bis zum Zeitpunkt der Diagnose reagierte.

Diese Bedingungen werden für den Verlauf der Erkrankung bis zum Zeitpunkt der Aufnahme medizinischer Maßnahmen in der ADHS-Forschung heute als sehr wesentlich eingeschätzt. Die rein medizinische Betrachtung reicht nicht aus. Das neurobiologische Erklärungsmodell muss durch psychologische Konzepte ergänzt werden. Auch ist nicht klar, ob die neurobiologischen Besonderheiten von aufmerksamkeitsgestörten Personen die Ursache ihrer Verhaltensauffälligkeiten bilden oder ob diese nicht die Folge ungünstiger Nutzungsbedingungen, welche das Kind antrifft, darstellen. So gibt es nach R. Tannock heute keine unstrittigen biologischen Kennwerte, durch die es möglich ist, aufmerksamkeitsgestörte von unauffälligen Kindern verlässlich zu unterscheiden.[4]

Im Laufe der Lebensentwicklung der ADHS-Betroffenen führt die Symptomatik oft zu verschiedenen psychosozialen Folgeerscheinungen, die wiederum Rückwirkungen auf den Störungsverlauf haben und die Entstehung von Folgeerkrankungen erheblich beeinflussen. Durch die neurobiologisch bedingte Störung der Selbstregulation und Impulskontrolle kommt es beispielsweise immer wieder zu Konflikten mit Eltern, Gleichaltrigen und Lehrern, was durch ungünstige Bedingungen in Familie und Schule noch verstärkt werden kann.

Da die Verhaltensschwierigkeiten keineswegs durchgängig in allen Situationen beobachtet werden können, werden von G. Lauth einige wichtige ergänzende psychologische Faktoren genannt, welche bei Aufmerksamkeitsstörungen vorgefunden werden können. Ein wichtiger Bestandteil der Krankheit ist die mangelnde Fähigkeit, einen angemessenen Belohnungs- und Bedürfnisaufschub zu akzeptieren. Den Betroffenen fehlt die Möglichkeit, sich in bestimmten angemessenen Situationen selbst zu motivieren, vor allem dann, wenn eine längere Aufmerksamkeitsleistung erforderlich ist. Weiterhin gilt aus psychologischer Sicht, dass es keine generelle Schwäche der Verhaltensregulation bei ADHS-Betroffenen gibt. Die mangelnde Verhaltensregulation tritt lediglich in ganz bestimmten Situationen auf, die bestimmte Bedingungen verlangen.[4]

Bei besonderem aversivem, kontrollierendem und verhärtetem Erziehungsverhalten besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich die Verhaltensprobleme des Kindes ausweiten und auch außerhalb der Familie auftreten.[4] Dadurch wird oft eine Verstärkung der Symptomatik bewirkt sowie die Entstehung komorbider Symptome begünstigt (wie Leistungsdefizite, aggressives Verhalten und emotionale Störungen). Oft entsteht ein regelrechter Teufelskreis. Moderne Therapieansätze von ADHS streben daher neben der medizinischen und psychologischen Behandlung auch eine positive Gestaltung des Umfelds der Betroffenen an, da dieses für den Krankheitsverlauf mitverantwortlich ist. Bislang sind jedoch keine Faktoren bekannt, die eindeutig belegen, welche Bedingungen eine primäre Rolle für die Entstehung einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung spielen.

Diagnostik

Voraussetzung für jede Behandlung von ADHS ist eine fundierte Diagnose durch einen Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten – sog. klinische Diagnose. Dabei müssen auch Differentialdiagnosen und eventuelle begleitende Krankheiten (Komorbiditäten) wie z. B. eine Störung des Sozialverhaltens, Angststörungen oder Borderline-Persönlichkeitsstörung (im Jugend- und Erwachsenenalter) beachtet werden.

Die gesundheitliche Versorgung von ADHS-Betroffenen und ihren Bezugspersonen ist häufig sehr schlecht. Kirsten Stollhoff, Autorin des Buches Hochrisiko ADHS, hat 1999 vorgerechnet, dass bei den etwa 5 % schwer Betroffenen, von denen man realistischerweise ausgehen könne, in Deutschland 584.700 Kinder behandlungsbedürftig gewesen seien. Behandelt wurden davon nur 10 %.

Als spezifische psychodiagnostische Testverfahren für ADHS steht beispielsweise von Manfred Döpfner, Gerd Lehmkuhl und H.-C. Steinhausen eine Diagnose-Checkliste in Form von Fragebögen und Checklisten für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (DCL-ADHS), der Fragebogen zum Hyperkinetischen Syndrom und Therapieleitfaden von Klein sowie Conners 3TM von C. K. Conners zur Verfügung.[21]

Eine Diagnose sollte sich auf Informationen aus unterschiedlichen Quellen stützen, da ein einzelner Test oder Lebensumfeld nicht die komplette Differentialdiagnostik abdecken kann. Zur grundlegenden Diagnostik gehören daher neben der Befragung des betroffenen Kindes, der Eltern/Erzieher und Lehrkräfte auch eine gründliche psychologische Testdiagnostik, eine neurologische Untersuchung sowie Verhaltensbeobachtung.

Konzentrationsstörungen können auf ganz unterschiedliche biologische und psychologische Umstände und Ursachen zurückgeführt werden. Da sich die ADHS-Leitsymptome (z. B. Hyperaktivität, geringe Ausdauer, schlechtes Schriftbild, Ängste, Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten) und die eines Magnesiummangels überlappen, ist auch eine sorgfältige Überprüfung dieser Ursachen notwendig.[22] Für die Fremdurteile (Lehrkräfte, Eltern) steht eine Reihe von Fragebogenverfahren zur Verfügung. Besser ist jedoch die direkte Beobachtung des Kindes in der Schule und zu Hause; diese sollte zusätzlich erfolgen.

Als Voraussetzung für die Diagnose ADHS müssen die Kriterien, welche bspw. die Weltgesundheitsorganisation für diese Störung erarbeitet haben streng eingehalten werden. Die Symptome müssen mindestens seit sechs Monaten vorliegen und erstmals schon vor dem siebten Lebensjahr aufgetreten sein. Nach Krause (ADHS im Erwachsenenalter, 2005) kann sich ADHS allerdings bei Frauen auch erst in der Pubertät zeigen. Auf jeden Fall müssen die Symptome deutliche Beeinträchtigungen für das tägliche Leben der betroffenen Person mit sich bringen. Ein Ausschluss von möglichen anderen Störungen, welche die hyperkinetischen Symptome besser erklären würden, ist dabei unerlässlich. Es darf zum Beispiel keine tiefgreifende Entwicklungsstörung, keine Schizophrenie und keine andere psychotische Störung vorliegen.

Eine testpsychologische Untersuchung sollte mindestens ein bis zwei Stunden dauern, um auch eine gründliche Verhaltensbeobachtung in der Testsituation zu gewährleisten. Reine Konzentrationstests wie etwa der d2-Test (Brickenkamp) oder der BP-Konzentrationstest nach Esser reichen allein nicht aus, um eine Aussage über die Konzentrationsfähigkeit eines Kindes im Alltag zu treffen. Zusätzlich müssen eine Reihe weiterer Tests, z. B. der Denkfertigkeiten („Intelligenztest“), durchgeführt werden. Hierbei können die Untertests einen Aufschluss über die Stärken und Schwächen liefern und eine Hilfe in der Diagnosestellung bieten.

In Kliniken oder ärztlichen Praxen wird aus Kostengründen selten zusätzlich eine MRT angefertigt. Ein EEG wird durchgeführt, um Auskunft darüber zu erhalten, ob andere Erkrankungen vorliegen. Vor allem im Falle einer Medikation soll auf diese Weise ausgeschlossen werden, dass etwa eine Epilepsie vorliegt.

Derzeit werden einige quantifizierbare Merkmale für die Diagnose von Kindern mit ADHS diskutiert, die teilweise auch mit psychologischen Testverfahren messbar sind. Im Fokus dieser Diskussion stehen derzeit folgende Merkmale:[5]

  • Einschränkung des Arbeitsgedächtnisses (hier vor allem des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses im Gegensatz zum verbalen)[23]
  • Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen mit mangelnder Hemmungskontrolle (Impulsivität)
  • Aversion gegenüber Aufschub von Belohnung
  • Motorische Überaktivität
  • Gestörte Verarbeitung von Reizen hinsichtlich verfügbarer Zeitfenster zur Erledigung von Aufgaben, bei erhöhter inter- und intraindividueller Variabilität der Reaktionszeit
  • Dysfunktionale Regulierung der Anstrengungsbereitschaft in Hinblick auf zielbezogenes Verhalten (kurzfristige/entfernte Ziele)

Klassifizierung nach ICD und DSM

Seit 1978 listet die ICD-9 und seit 1980 das DSM-III ADHS als eigenständige Diagnose auf.[24] Die aktuelle Version der ICD (ICD-10) unterteilt ADHS wie folgt:

  • Störung von Aktivität und Aufmerksamkeit (F90.0)
  • Hyperkinetische Störung mit Störung des Sozialverhaltens (F90.1)
  • Andere hyperkinetische Störungen (F90.8 oder F90.9)
  • Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F98.8)

Im DSM-IV werden drei Typen von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen unterschieden. In den Klammern steht der jeweilige Diagnoseschlüssel, welcher nach dem ICD 10 zutreffen würde:

  • 314.01 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Mischtypus (ICD 10: F90.0)
  • 314.01 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Vorwiegend Hyperaktiv-Impulsiver Typus (ICD 10: F90.1)
  • 314.00 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Vorwiegend Unaufmerksamer Typus (ICD 10: F98.8)

Durch ihre motorische Hyperaktivität fallen die beiden ersten Typen mit Aufmerksamkeitsdefizitstörung eher auf als der nach außen nicht hyperkinetisch wirkende, unaufmerksame Typus. Dieser Typ scheint eher verträumt und ruhig zu sein. Innere Unruhe beziehungsweise gedankliche Umtriebigkeit und Impulsivität können jedoch genauso auftreten wie bei den anderen Typen. Oft kommt es erst relativ spät zu einem scheinbar unerklärlichen Versagen in der Schule oder im Beruf. Es wird vermutet, dass Mädchen in dieser Gruppe stärker vertreten sind als in den beiden anderen und deshalb seltener diagnostiziert werden. Helga Simchen benutzt den Begriff hypoaktiv für den unaufmerksamen Typ der ADHS.

Die Diagnosekriterien von ICD 10 und DSM-IV im Vergleich

Überblick über die Diagnosekriterien von ICD 10 und DSM-IV[25]

Symptome der Hyperkinetischen Störung nach ICD 10 Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung nach DSM-IV
Unaufmerk-
samkeit
Mindestens sechs Monate lang mindestens sechs der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

Die Kinder

  • sind häufig unaufmerksam gegenüber Details oder machen Sorgfaltsfehler bei den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten,
  • sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrechtzuerhalten,
  • hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird,
  • können oft Erklärungen nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellem Verhalten oder weil die Erklärungen nicht verstanden werden),
  • sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren, vermeiden häufig ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern, verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z. B. für Schularbeiten, Bleistifte, Bücher, Spielsachen und Werkzeuge,
  • werden häufig von externen Stimuli abgelenkt, sind im Verlauf der alltäglichen Aktivitäten oft vergesslich.

Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome von Unaufmerksamkeit sind während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen:

  • beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten,
  • hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten,
  • scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen,
  • führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund oppositionellen Verhaltens oder von Verständnisschwierigkeiten),
  • hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren,
  • vermeidet häufig, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die länger andauernde geistige Anstrengungen erfordern, wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufgaben,
  • verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug),
  • lässt sich öfter durch äußere Reize leicht ablenken,
  • ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
Überaktivität

Mindestens sechs Monate lang mindestens drei der folgenden Symptome von Überaktivität in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

Die Kinder

  • fuchteln häufig mit Händen und Füßen oder winden sich auf den Sitzen,
  • verlassen ihren Platz im Klassenraum oder in anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird,
  • laufen häufig herum oder klettern exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen und Erwachsenen entspricht dem nur ein Unruhegefühl),
  • sind häufig unnötig laut beim Spielen oder haben Schwierigkeiten bei leisen Freizeitbeschäftigungen,
  • zeigen ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivitäten, die durch den sozialen Kontext oder Verbote nicht durchgreifend beeinflussbar sind.

Sechs (oder mehr) der folgenden Symptome der Hyperaktivität und Impulsivität sind während der letzten sechs Monate beständig in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß vorhanden gewesen.

  • zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum,
  • steht in der Klasse und anderen Situationen, in denen Sitzen bleiben erwartet wird, häufig auf,
  • läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist (bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann dies auf ein subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben),
  • hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen,
  • ist häufig "auf Achse" oder handelt oftmals, als wäre er/sie „getrieben“,
  • redet häufig übermäßig viel (in ICD-10 als Impulsivitätsmerkmal gewertet).
Impulsivität

Mindestens sechs Monate lang mindestens eins der folgenden Symptome von Impulsivität in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaß.

Die Kinder

  • platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage beendet ist,
  • können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten, bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe kommen,
  • unterbrechen und stören andere häufig (z. B. mischen sie sich ins Gespräch oder Spiel anderer ein),
  • reden häufig exzessiv ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren.
  • platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist,
  • kann nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist,
  • unterbricht und stört andere häufig (platzt z. B. in Gespräche oder Spiele anderer hinein).
Zusätzliche
Kriterien
  1. Beginn der Störung vor dem siebten Lebensjahr.
  2. Symptomausprägung: Die Kriterien sollen in mehr als einer Situation erfüllt sein, z. B. sollte die Kombination von Unaufmerksamkeit und Überaktivität sowohl zuhause als auch in der Schule bestehen oder in der Schule und an einem anderen Ort, wo die Kinder beobachtet werden können, z. B. in der Klinik. (Der Nachweis situationsübergreifender Symptome erfordert normalerweise Informationen aus mehr als einer Quelle. Elternberichte über das Verhalten im Klassenraum sind meist unzureichend.)
  3. Die Symptome (Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität) verursachen deutliches Leiden oder Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit.
  4. Die Störung erfüllt nicht die Kriterien für eine tiefgreifende Entwicklungsstörung (F84.-), eine manische Episode (F30.-), eine depressive Episode (F32.-) oder eine Angststörung (F41.-).
  1. Einige Symptome der Hyperaktivität, Impulsivität oder Unaufmerksamkeit, die Beeinträchtigungen verursachen, treten bereits vor dem Alter von sieben Jahren (bzw. sechs Jahren nach ICD-10) auf.
  2. Beeinträchtigungen durch diese Symptome zeigen sich in zwei oder mehr Bereichen (z. B. in der Schule bzw. am Arbeitsplatz oder zu Hause).
  3. Es müssen deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit vorhanden sein.
  4. Die Symptome treten nicht ausschließlich im Verlauf einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung auf und können auch nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt werden (z. B. affektive Störung, Angststörung, dissoziative Störung oder eine Persönlichkeitsstörung).

Behandlungsbedürftigkeit

ADHS kann in drei Schweregrade eingeteilt werden:

  • Der leicht Betroffene hat zwar die biologische und genetische Prädisposition, bei ihm ist die Symptomatik aber nicht so stark ausgeprägt, dass er behandlungsbedürftig ist. Er besitzt eine höhere Kreativität, ist etwas weniger impulsgehemmt als normal und kann sich nicht so gut konzentrieren wie andere Menschen. Dafür bekommt er aber am Rande liegende Details sehr viel besser mit. Trotzdem ist eine frühzeitige Information des Betroffenen und seines Umfeldes über ADHS sowie eine psychosoziale Hilfestellung wichtig. Dadurch kann ein Betroffener in seiner Entwicklung günstig beeinflusst werden und die negativen Symptome werden abgeschwächt.
  • Der mittelschwer Betroffene ist behandlungsbedürftig und leidet neben ADHS zunehmend unter Folgeerkrankungen. Er entwickelt aber keine Störung des Sozialverhaltens oder andere soziale Auffälligkeiten. Unter Umständen ergreift er einen Beruf, für den er geistig deutlich überqualifiziert ist. Das Suizidrisiko ist ohne Behandlung erhöht, und die Wahrscheinlichkeit von Schulversagen und Versagen im Beruf nimmt zu.
  • Ein schwer Betroffener hat ein gestörtes Sozialverhalten und ein stark erhöhtes Risiko, ein Suchtverhalten zu entwickeln oder in die Kriminalität abzurutschen. Ohne Behandlung ist er nur schwer zu (re-)sozialisieren.

Mit einer umfassenden Prophylaxe und der Information des Umfeldes über die Störung kann man unter Umständen erreichen, dass sich die einzelnen Symptome weniger deutlich ausprägen, sodass ursprünglich schwerer Betroffene in eine schwächere Kategorie fallen. Zu bedenken ist aber, dass ein Großteil des Schweregrades neurobiologisch bedingt ist. Daher können die Symptome nur im Rahmen der synaptischen und kortikalen Plastizität des menschlichen Gehirns beeinflusst werden. Untersuchungen zur Langzeitplastizität bei ADHS stehen noch aus.

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, das individuell unterschiedlich vorhandene Potenzial auszuschöpfen, die sozialen Fähigkeiten auszubauen und eventuelle Begleitstörungen zu behandeln. Die Behandlung sollte multimodal erfolgen, das heißt, es sollten parallel mehrere Behandlungsschritte durchgeführt werden (z. B. Psychotherapie, psychosoziale Interventionen, Coaching, Pharmakotherapie). Die Wahl der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Störung. Meist kann eine Therapie ambulant erfolgen. Eine teilstationäre Therapie in einer Tagesgruppe oder in einer Tagesklinik bzw. eine Heimunterbringung oder eine stationäre Therapie ist vor allem bei einer besonders schwer ausgeprägten Symptomatik, besonders schwer ausgeprägten komorbiden Störungen (bspw. Störung des Sozialverhaltens) sowie bei mangelnden Ressourcen in Kindergarten oder Schule oder besonders ungünstigen psychosozialen Bedingungen notwendig. Eine nicht genügend erfolgreiche ambulante Therapie kann stationär oder teilstationär in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie fortgeführt werden.[26] Dort können die innerfamiliären Beziehungen wieder stabilisiert werden. Dafür ist es zumeist notwendig, die Bezugspersonen in die Behandlung mit einzubeziehen.

Kritiker des Therapiekonzepts sind alarmiert durch den drastischen Anstieg der Verordnungen von Psychostimulanzien wie Methylphenidat (Ritalin u. a.). In Deutschland ist die Verordnungshäufigkeit seit Ende der 90er Jahre um das Vierfache gestiegen (1998 4,7 Mio., 2003 19,8 Mio. Tagesdosierungen),[27] was auf eine unzureichende Abklärung der Symptome und möglichen Ursachen im Einzelfall verweise.

In dem Zeitraum von 2006 bis 2011 wurden 20 % der Jungen und 7,8 % der Mädchen, die nach 2000 geboren wurden mit ADHS diagnostiziert. 2011 wurde Ritalin (Methylphenidat) an knapp 336.000 Personen verschrieben.[28]

Vorsorge

Für die Behandlung von Klein- und Schulkindern mit ADHS hat sich das Marburger Konzentrationstraining (MKT) als geringfügig positiv und hilfreich herausgestellt. Ähnlich dem Autogenen Training beruht es auf verbaler Selbstinstruktion und ist auch für vollkommen gesunde Kinder oder für Kinder mit ungesicherter Diagnose geeignet. Autogenes Training kann ebenfalls als unterstützende „sanfte“ Maßnahme bei älteren Kindern und Erwachsenen hilfreich sein.

Das multimodale Vorgehen

Die multimodale Behandlung kann folgende Interventionen enthalten, die stets auf den Einzelfall abgestimmt werden. Die Interventionen können in einem ambulanten sowie voll- oder teilstationären Setting angewandt werden:

  • Aufklärung und Beratung (Psychoedukation) der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und des Erziehers bzw. des Klassenlehrers
  • Elterntraining (auch in Gruppen) und Interventionen in der Familie (einschließlich Familientherapie) zur Verminderung der Symptomatik in der Familie
  • Interventionen im Kindergarten und Schule (einschließlich Platzierungs-Interventionen) zur Verminderung der Symptomatik im Kindergarten sowie in der Schule. Das heißt, es können sowohl spezielle Förderungen für das Kind bzw. den Jugendlichen durch die Schulpsychologie erfolgen, wie Frühförderung oder Vorschule, als auch ein Schulwechsel
  • Kognitive Therapie des Kindes bzw. des Jugendlichen (ab dem Schulalter) zur Verminderung von impulsiven und unorganisierten Aufgabenlösungen (Selbstinstruktionstraining) oder zur Anleitung des Kindes/Jugendlichen zur Modifikation des Problemverhaltens (Selbstmanagement); siehe Verhaltenstherapie
  • Pharmakotherapie zur Verminderung hyperkinetischer Symptome in der Schule (im Kindergarten), in der Familie oder in anderen Umgebungen; siehe Pharmakotherapie
  • Außerdem können diätetische Behandlungen (oligoantigene Diät) hilfreich sein. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um die Wirksamkeit und die Indikation dieser Intervention genauer abschätzen zu können. Vermutlich ist diese Behandlung nur selten hilfreich, möglicherweise häufiger bei Kindern im Vorschulalter und bei parallel bestehender atopischer Störung.[29] Hier liegen lediglich vereinzelte Studien vor, die kein genaues Bild der Wirksamkeit zulassen.

Die Behandlung der evtl. vorliegenden komorbiden Störung (siehe: Komorbiditäten und Folgeerkrankungen) sollte durch eine spezielle Behandlung der komorbiden Erkrankung erfolgen. Dazu kann auch auf soziales Kompetenztraining zurückgegriffen werden, das soziale Defizite verbessern soll. Geringes Selbstwertgefühl kann durch Einzeltherapie oder Gruppentherapie auf tiefenpsychologischer und verhaltenstherapeutischer Basis verbessert werden.[26]

Information

Eingehende und umfassende Information aller beteiligten Personen über ADHS ist ein wesentlicher Bestandteil jeglicher Therapie. Betroffene sollten über die Art der Störung (ADHS ist keine Geisteskrankheit, kein Schwachsinn und keine Faulheit), die Symptome, die möglichen Schwierigkeiten im Alltag und etwaige Behandlungsmöglichkeiten in Kenntnis gesetzt werden.

Neben dem ärztlich-psychologischen Gespräch gibt es einschlägige Literatur sowohl für Eltern als auch für betroffene Erwachsene und Kinder, wobei diese Bücher im Aufbau oft auf die Art der Störung Rücksicht nehmen (wenig Fließtext, viele Zeichnungen usw.).

Eliminationsdiät

Studien des ADHS Research Center in Eindhoven mit der Universität Rotterdam zeigen, dass mit Hilfe der Eliminationsdiät bei gewissen Kindern mit ADHS-Symptomen Erfolge erzielt werden könnten. Eine Studie mit 100 Teilnehmern zeigte bei 64 % der damit behandelten Kindern eine signifikante Verminderung der ADHS-Symptome. Diese aßen zunächst nur Reis, Gemüse und Fleisch. Alles andere wurde aus dem Speiseplan eliminiert. Nachdem die ADHS-Symptome verschwunden waren, wurden Mahlzeiten um weitere Nahrungskomponenten ergänzt, um die postulierten Auslöser für ADHS zu identifizieren. Tatsächlich lösten nur einige wenige Lebensmittel ADHS aus, die – gemäß Studie – dauerhaft vermieden werden sollten. Aufgrund der sehr kleinen Teilnehmerzahlen bei bisherigen Eliminationsdiät-Studien sollte hierbei aber noch nicht von einer etablierten, klar signifikanten Behandlungsmethode gesprochen werden. Weitere, umfassendere Studien sind nötig, um diesen Effekt zu bestätigen oder zu widerlegen.[30]

Medikation

Eine Medikation ist bei Mittel- und Schwerbetroffenen in vielen Fällen angezeigt. Ziel dieser Behandlung ist es, die Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Selbststeuerungsfähigkeit zu verbessern sowie den Leidensdruck der Betroffenen zu mindern. In manchen Fällen werden so erst die Voraussetzungen für weitere therapeutische Arbeit geschaffen.[31] Zur medikamentösen Behandlung der ADHS werden in erster Linie Stimulanzien eingesetzt, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen. Dazu gehören Methylphenidat und Amphetaminderivate (D-L Amphetamin), die etwa seit Mitte der 1950er Jahre verwendet werden. Etwa 70 % der Betroffenen sprechen darauf an. Weiterhin können auch auf den Dopamin- oder Noradrenalinhaushalt wirkende Antidepressiva zur Behandlung eingesetzt werden.

Methylphenidat

Methylphenidat (MPH) wird seit 1959 eingesetzt und ist im Rahmen der Kurzzeitwirkung umfangreich untersucht worden. Langzeitanwendungen werden kontrovers diskutiert, bisherige Studien mit Kontrolltomographien haben aber keine Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung durch Methylphenidat ergeben. Trotzdem sollte der Wirkstoff nur nach sorgfältiger ärztlicher Indikationsstellung im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes verordnet werden. In Deutschland wird Methylphenidat unter den Handelsnamen Ritalin, Ritalin LA, Medikinet, Concerta, Methylphenidat Hexal und vielen weiteren vertrieben, da der Produktschutz abgelaufen ist (siehe Generikum). Das bekannteste Methylphenidat-Präparat ist Ritalin. Alle diese Präparate enthalten den gleichen Wirkstoff, jedoch gibt es Unterschiede wie z. B. bei den Füll- und Zusatzstoffen. Ritalin hat beispielsweise eine andere Wirkdauer als Concerta oder Medikinet retard, denn bei retardierten Medikamenten wird der Wirkstoff zeitversetzt und kontinuierlich über den Tag an den Körper abgegeben. Das kann sich je nach Patient unterschiedlich auswirken. Daher sind Wirkung und Nebenwirkung bei jedem Patienten zu kontrollieren, um gegebenenfalls ein anderes Präparat auszuprobieren.

Die Einstellung auf das Medikament mittels Dosistitration, indem der Arzt zunächst die notwendige Einzeldosierung (in der Regel zwischen 5 und 20 mg) und die individuelle Wirkungsdauer (ca. 3–5 h) bestimmt. Anhand von Beobachtungsbögen wird die Wirkung von Eltern, ggf. Lehrern oder Therapeuten beurteilt und danach die Dosierung angepasst. Die notwendige Dosis variiert individuell. Die Höchstdosis liegt bei 1 mg pro kg Körpergewicht, höchstens jedoch 60 mg bei Kindern bzw. 80 mg bei Erwachsenen[32] pro Tag. Sie sollte nur in Einzelfällen und nach strengster Indikationsstellung überschritten werden. Zu bedenken ist hier, dass es bei höheren Dosen bei Kindern zur Wachstumsretardierung kommen kann, die allerdings nach Absetzen der Therapie normalerweise aufgeholt wird.[33] Ein Nicht-Ansprechen auf Methylphenidat kann dafür sprechen, dass es sich beim Patienten um einen Non-Responder handelt, bei dem Methylphenidat nicht wirkt, oder dass die Diagnose nicht richtig gestellt wurde.

Aufgrund der kurzen Wirkzeit kann nach deren Ende ein Rückschlag (rebound) auftreten und eine ausgeprägte Steigerung der Symptome bewirken. Dieser Effekt kann besonders bei Kindern zu Therapiebeginn sowie bei unregelmäßiger Einnahme auftreten, normalisiert sich meist im Verlauf der Therapie. Möglich ist auch das Umstellen auf ein anderes Dosierungsschema oder Medikament. Eine zu hohe Dosis von Methylphenidat führt ebenfalls zu Unruhegefühl oder innerer Anspannung, selten auch zu einem deutlichen Rückgang der Aktivität mit Mattigkeit und einem verminderten Antrieb. Diese Erscheinungen halten nur für die Wirkdauer an und sind reversibel. Durch angemessene Dosisfindung können sie korrigiert werden.

Nebenwirkungen der Behandlung mit Stimulanzien sind normalerweise auf die Einstellungsphase begrenzt und kurzzeitig. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Appetitminderung oder Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und seltener Ticstörungen. Während bei einigen Kindern zunächst Schlafprobleme auftreten können, benötigen andere Kinder sogar eine kleine Dosis Methylphenidat, um ihre gedankliche Unruhe und Reizfilterschwäche behandelt zu bekommen und zum Schlaf zu finden.

ADHS-Patienten weisen ein erhöhtes Suchtrisiko auf, weshalb die Gabe von Stimulanzien lange als Risiko für eine spätere Suchtentwicklung galt. In Studien wurde jedoch gezeigt, dass die Gabe von Methylphenidat nicht zu einer Abhängigkeitsentwicklung führt oder beiträgt. Vielmehr scheint sich das Risiko für eine frühzeitige Nikotin-, Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit zu vermindern. Nur bei bewusst missbräuchlicher Verwendung oder extrem hohen Dosierungen besteht die Gefahr einer Toleranz- und einer Abhängigkeitsentwicklung.

Auch bei Erwachsenen stellt die Behandlung mit Methylphenidat nach deutschen Leitlinien die medikamentöse Behandlung der ersten Wahl dar. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat am 14. April 2011 erstmals einer Indikationserweiterung auf Erwachsene zugestimmt. Das erste Produkt mit dieser Zulassung, Medikinet adult, ist im Juli 2011 auf den deutschen Markt gekommen. In der Schweiz wird Methylphenidat von der Krankenkasse auch für Erwachsene bezahlt.

Amphetaminpräparate

Für Patienten, die auf Methylphenidat nicht ausreichend positiv ansprechen oder gar depressive Verstimmungen entwickeln, kann eine Behandlung mit Amphetaminsulfat erfolgversprechend sein. Das zeigt sich bei komorbiden aggressiven Verhaltensstörungen in erhöhtem Maß. Des Weiteren ist Amphetaminsulfat günstig bei sozialen Störungen. Bei der Behandlung von ADHS-Patienten mit komorbider Borderline-Störung hat sich eine geringe Dosis (1–2 mg täglich) bewährt und zeigt häufig stimmungsstabilisierende Wirkung.

In den USA sind Fertigpräparate unter Markennamen wie Adderall oder Benzedrine erhältlich. In Deutschland ist seit Dezember 2011 Attentin – welches als 5 mg Dexamfetaminhemisulfat vorliegt – für Kinder und Jugendliche verfügbar.[34] Bisher musste man, wie in der Schweiz, Amphetamin als Rohsubstanz verschreiben, was deshalb als Saft oder in Form von Kapseln rezeptiert werden musste.

Atomoxetin

Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer. Der Wirkeintritt kann jedoch im Gegensatz zu Stimulanzien erst nach einigen Wochen beurteilt werden. Das Medikament soll schrittweise auf die Wirkdosis aufdosiert werden.

Hinsichtlich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen sind prinzipiell ähnliche Vorsichtsmaßnahmen wie bei den Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zu beachten. Diesbezüglich liegt seit September 2005 ein Rote-Hand-Brief des Herstellers vor, in dem über ein signifikant erhöhtes Risiko der Begünstigung oder Auslösung von aggressivem Verhalten, Suizidalität und Suizidhandlungen unter Atomoxetin im Vergleich zu Placebo bei Kindern, nicht aber bei Erwachsenen informiert wird.[35] Bei Auftreten von Suizidgedanken unter dem Medikament soll die Einnahme beendet werden. Während der Atomoxetin-Anwendung ist aufmerksam auf Anzeichen für Suizidalität zu achten. Leberschäden sind aufgetreten und haben zu Warnhinweisen durch den Hersteller geführt. Erste Langzeitstudien scheinen die Wirksamkeit einer täglichen Einmalgabe bei ADHS zu belegen.[36]

Weitere Medikation

Darüber hinaus werden trizyklische Antidepressiva eingesetzt, jedoch nur bei einem kleinen Prozentsatz der Betroffenen, bei denen Stimulanzien nicht den gewünschten Effekt haben oder diese aus anderen Gründen ausscheiden. Aufgrund des zumindest bei trizyklischen Antidepressiva ungünstigeren Nebenwirkungsprofils finden sie nur in Ausnahmefällen Verwendung. Es werden auch andere Antidepressiva eingesetzt, wenn Depressionen als Begleit- oder Folgeerkrankungen aufgetreten sind. Beispiele sind:

  • Bupropion ist ein selektiver Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer.
  • Venlafaxin und Duloxetin sind selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer.
  • Reboxetin ist ein hochselektiver Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, der bei depressiven Patienten vor allem der Antriebslosigkeit entgegenwirken soll. Neben anfänglichem Schwindel, Impotenz und sexueller Unlust tritt häufig ein Gewöhnungseffekt ein und die Wirkung lässt nach. Auch bei schleichendem Absetzen können Entzugserscheinungen wie starke innere Unruhe und Albträume auftreten. Reboxetin soll im Gegensatz zu trizyklischen Antidepressiva nicht zu einer Gewichtszunahme führen. Seit April 2011 ist es jedoch nicht mehr erstattungsfähig.
  • Modafinil ist ein zur Behandlung der Narkolepsie zugelassenes Stimulans, das auch bei der ADHS-Therapie angewandt wird.[37]
  • Mirtazapin ist ein Antidepressivum aus der Klasse der Noradrenalin- und Serotonin-Agonisten (NaSSA), welches noradrenerg und spezifisch serotonerg wirkt. Es steigert primär die Freisetzung von Noradrenalin und Dopamin.[38]
  • Doxepin ist ein Antidepressivum aus der Suchttherapie.
  • Fluoxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. In hohen Dosen kann Fluoxetin auch die Noradrenalin-Wiederaufnahme hemmen.
  • Häufig haben sich sogenannte Betablocker, wie sie bei Hypertonie, aber auch zur Prophylaxe von Migräneattacken eingesetzt werden, als wirksam erwiesen, da auch sie auf den Noradrenalinhaushalt wirken und Spannungskopfschmerzen häufig Begleitsymptome von ADHS sind.

ADHS und Östrogen

Frauen mit ADHS weisen offenbar stärkere hormonelle Schwankungen auf. Viele ADHS-Frauen leiden u. a. auch an einem prämenstruellen Syndrom bzw. der schwereren Form der sogenannten prämenstruell dysphorischen Störung. In diesen Fällen hat sich die Einnahme von Östrogenpräparaten (z. B. Antibabypille) bewährt.[39][40][41]

Psychotherapie

Psychotherapeutische Behandlungsmethoden gelten als ein wesentlicher Bestandteil im Rahmen der multimodalen Therapie.

Verhaltenstherapie

Zielsetzung verhaltenstherapeutischer Maßnahmen ist, eine möglichst angemessene Kompetenz im Umgang mit den ADHS-Besonderheiten und -Problemen zu erwerben.

Im Kindesalter orientieren sich verhaltenstherapeutische Therapieprogramme daran, in einem Elterntraining Informationen zu ADHS und geeignete Hilfen zum Aufbau von festen Regeln und Strukturen zu vermitteln (z. B. Verstärkersysteme mit einem Token-System oder Response-Cost, Hilfen im Umgang mit Problemverhalten). Weitere Zielsetzungen können die Verbesserung der Selbststeuerung (z. B. durch Coaching, Selbstinstruktionstraining oder Selbstmanagement-Therapie) und der Aufbau bzw. die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder und Jugendlichen sein.

Zur Behandlung wurden Therapieprogramme entwickelt, die speziell auf die Verhaltensprobleme und die Aufmerksamkeit der betroffenen Kinder ausgerichtet sind. Besonders haben sich hierbei operante Therapieprogramme bewährt. Durch verschiedene beiliegende Materialien und Übungen wird versucht, das Verhalten der Kinder und deren Aufmerksamkeit zu verbessern. Sie verwenden zumeist Pläne und versuchen, schon Kindern Wissen über Aufmerksamkeit und strategisches Handeln zu vermitteln. Ein wichtiger Bestandteil sind die Eltern, welche die unterschiedlichen Therapieschritte zumeist unterstützen und kontrollieren müssen.

Das THOP (Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten) ist ein multimodales Behandlungsprogramm für hyperaktives und oppositionelles Verhalten. Es konzentriert sich vor allem auf die Verhaltensstörungen und wird bei schweren Störungen zumeist mit begleitender medikamentöser Therapie durchgeführt. Ein wichtiger Bestandteil des Programmes ist es, auch den Eltern ein positives Erleben des Kindes und mit dem Kind zu ermöglichen. Auch Positives am Kind zu sehen, fällt den Eltern hyperkinetischer Kinder häufig schwer, da diese Kinder sich aus der Sicht der Eltern oft unverständlich und unlogisch verhalten. Das Therapieprogramm kann auch auf die Schule oder den Kindergarten ausgeweitet werden.[42] Weitere bekannte Programme sind das Marburger Konzentrationstraining und das Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern, die dabei helfen sollen, die Aufmerksamkeitsleistung der Kinder zu verbessern.

Zu diesen störungsspezifischen gehören auch Therapieprogramme, die auf die Förderung sozialer Fertigkeiten abzielen. Ein Training sozialer Kompetenzen kann bei der sozialen Integration helfen.

Im Erwachsenenalter werden ebenfalls Methoden der Verhaltenstherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie angewandt.

Tiefenpsychologie & Psychoanalyse

Wenn tiefenpsychologische Ansätze im Kontext von ADHS Anwendung finden, dann meist zur Behandlung von Begleitstörungen und Folgeerkrankungen wie z. B. Ängsten, Depressionen, Essstörungen, Suchtproblemen, Persönlichkeitsstörungen. Liegen erhebliche Selbstwertprobleme und negative Selbstüberzeugungen vor, werden tiefenpsychologische Behandlungsmethoden zur Stärkung der Ich-Strukturen eingesetzt.

In der psychoanalytischen Auffassung wird ADHS als Beziehungsstörung, als Folge innerer sowie interpersonaler Konflikte verstanden und behandelt. Ziel ist die Bearbeitung individueller Ursachen, nicht reine Verhaltensmodifikation.[43]

Familientherapie und Systemische Therapie

Familientherapie und Systemische Therapie sind Verfahren der Psychotherapie und der psychologischen Beratung für Paare und Familien. Darin wird die Wahrnehmung der Familie geschult und eine positive Veränderungen und Entwicklungen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern von Familien angestrebt. Die verschiedenen Schulen der Familientherapie teilen die Grundannahme, dass die Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess die Effektivität einer psychotherapeutischen Behandlung steigert.

Interventionen bei schulischen Problemen

Bei Schwierigkeiten in der Schule oder im Kindergarten können bei vorhandenen Ressourcen neben einer Beratung der Lehrer und Erzieher in Kooperation mit Eltern, Lehrern und Erziehern verhaltenstherapeutische Interventionen installiert werden. Hier können Token-Systeme, ein Response-Cost, die vom Lehrer erteilte Auszeit oder die Selbstmanagement-Therapie verwendet werden.

Sollte das Kind bereits im Vorschulbereich eine stark ausgeprägte Symptomatik aufweisen, kann ein Besuch der Vorschule, eines Förderkindergartens oder der Beginn einer ergotherapeutischen Förderung sinnvoll sein.

Bei Kindern, die an ADHS leiden, muss sorgfältig geprüft werden, welche Schulform ihrer grundlegenden Leistungsfähigkeit entspricht. Dabei muss immer geprüft werden, ob sie schulisch über- oder unterfordert sind. Bei massiven Verhaltensauffälligkeiten kann auch der Besuch einer integrativen Klasse oder Förderschule für Erziehungshilfen notwendig werden. Der Besuch einer Heimschule mit spezieller pädagogischer Förderung kann sinnvoll sein, wenn der Besuch einer Regel- oder Förderschule nicht mehr möglich ist. Hier besteht die Möglichkeit der intensiven pädagogischen Förderung in kleinen Gruppen.[44][26][45]

Weitere Behandlungsunterstützung

Hilfen zur Erziehung

Die Jugendhilfe bietet interessierten Eltern als unterstützende Maßnahmen Hilfen zur Erziehung, zum Beispiel Erziehungsberatung, sozialpädagogische Familienhilfe, Tagesgruppen. Dabei wird versucht, mit modernen erzieherischen Methoden und einer speziellen Förderung die oft existierenden Defizite im Verhalten zu verringern und darüber hinaus auch eine Verbesserung der schulischen Leistungen zu bewirken.

Eltern haben auch die Möglichkeit, selbst gewählte Hilfen über das regional zuständige Jugendamt zu beantragen. Nach § 5 SGB VIII besteht für die Eltern ein Wunsch- und Wahlrecht hinsichtlich der Art des Hilfeangebotes und des Anbieters bzw. Beraters. In der Regel reicht es, einen formlosen Antrag auf Hilfe zur Erziehung zu stellen.

Coaching

Bei einem Coaching steht dem Betroffenen neben dem Therapeuten und dem Arzt noch eine Vertrauensperson zur Verfügung, die ihn unterstützt, mit ihm Ziele entwirft und mit ihm gemeinsam Strategien entwickelt, wie diese Ziele zu erreichen sind. Somit arbeitet der Coach fast permanent mit dem Betroffenen und hilft ihm, die getroffenen Vorsätze umzusetzen.

Ergotherapie

Mit ADHS ist häufig eine Neigung zur Grobmotorik und eine Störung der Feinmotorik verbunden. Abhilfe kann hier eine Ergotherapie schaffen. Weiterhin kann die Ergotherapie Hilfe im Bewältigen von alltäglichen Problemen leisten. Dazu zählen u. a. das Erlernen von kompensierenden Strategien, angemessenem Sozialverhalten, sowie Elterntraining und Beratung zur Förderung des Kindes im Alltag.

Nährstofftherapie

Relativ neu ist ein Behandlungsansatz mittels Nährstofftherapie. Studien an den Universitäten Oxford und der Universität von Südaustralien haben gezeigt, dass die tägliche Gabe von Omega-3-Fettsäure die Symptome der Hyperaktivität gegenüber einer Kontrollgruppe nach einigen Wochen stark reduziert hat, wobei einmal „mittlere bis starke Behandlungseffekte“ aufgezeigt wurden[46] und einmal „Verbesserungen gegenüber der Placebogruppe in Lesen, Schreiben und Verhalten nach drei Monaten Behandlung“ festgestellt wurde.[47] In anderen Studien wurde Magnesium,[48] Zink (das wie Methylphenidat mit hoher Affinität an den Dopamin-Transporter bindet)[49][50] und Vitamin E als Lebensmittel- oder Nahrungsergänzungspräparate gegeben. Ebenfalls wird empfohlen, den Konsum von Lebensmitteln mit hoher glykämischer Last zu vermeiden und möglichst proteinhaltige und kohlenhydratreiche Nahrung zu verzehren. Ob es sich dabei um einen wissenschaftlichen Ansatz oder um eine diätetische Mode handelt, sei dahingestellt. Überblickartikel betonen, dass Omega-3-Fettsäuren bei einigen Betroffenen zu wirken scheinen, aber nicht bei allen.[51] Ältere, mittlerweile verworfene Ansätze führten ADHS auf einen Phosphatüberschuss in der Nahrung zurück, was jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Alternative Behandlungen

Neurofeedback-Training

Neurofeedback ist eine Spezialform eines Biofeedback-Trainings, bei der eine trainierende Person computerunterstützt optische oder akustische Rückmeldung über Veränderungen der EEG-Signale ihres Gehirns erhält. Quantitative EEG-Untersuchungen (QEEG) zu Aufmerksamkeitsdefizitstörung haben gezeigt, dass eine von ADHS betroffene Person eine vom Optimum abweichende Frequenzverteilung ihrer EEG-Wellen (z. B. bei zu viel high-Beta = Überaktivierung bzw. zu viel low-Theta = zu wenig Aufmerksamkeit bzw. zu verträumt) hat,[52] die als Fehlregulation in der Selbstregulation des Gehirns angesehen werden und mittels operanter Konditionierung in eine gewünschte positive Richtung trainiert werden kann und damit über die Verbesserung der Gehirnleistungsfähigkeit eine Befindlichkeitsverbesserung bewirken kann.[53] Als Indikator für die Diagnose ADHS dient nach Monastra u. a. das Amplituden-Verhältnis bzw. die sog. Power-Ratio der Theta und Beta-Frequenzbänder der EEG-Wellen. Falls der Quotient Theta/Beta-Amplitude oder Power mehr als 1,5 Standardabweichungen gegenüber dem Mittelwert der gleichaltrigen Normgruppe nach oben abweicht, kann ADHS mit einer 86-prozentigen Wahrscheinlichkeit diagnostiziert werden, und weniger als 2 % der mit dieser Diagnosemethode idenitifzierten Fälle werden unzutreffend diagnostiziert.

Insbesondere seit der Verfügbarkeit von zur Realtime-Frequenzanalyse genügend leistungsfähigen Personalcomputern – beginnend ab den 1990er Jahren – hat das Neurofeedbacktraining eine weitere Verbreitung gefunden, ausgehend von Forschern und Geräteentwicklern in den USA. Weitergehende Forschungen, Studien zur Klärung noch ungelöster Fragen und Erfahrungsaustausch auf Fachtagungen auf den Gebieten des Neurofeedbacks werden angestrebt.

Eine Metastudie aus dem Jahr 2009 (15 Studien mit 1194 Studienteilnehmern) kommt zu dem Ergebnis, dass ADHS wirksam mit Neurofeedback behandelt werden kann. In dieser Metastudie erreichten die Neurofeedbackgruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen eine mittlere bis große Effektstärke (ES) in Bezug auf die Kernsymptome Unaufmerksamkeit (ES 0.81) und Impulsivität (ES 0.69) sowie eine mittlere ES im Bezug auf die Hyperaktivität (ES 0.40).[54]

Wirkungslose und umstrittene Ansätze

Andere Ansätze können aufgrund der Ergebnisse von Untersuchungen und Doppelblind-Studien als wirkungslos gegenüber ADHS angesehen werden. Auch sind sie häufig gesundheitlich bedenklich.

Eine homöopathische Behandlung von Kindern mit ADHS zeigt sich in aktuellen Studien als der Gabe von Placebos nicht[55] oder nur sehr gering[56] überlegen. Sie ist daher ungeeignet, eine konventionelle Therapie zu ersetzen und lediglich als eine mögliche Ergänzung zu betrachten.

Die Behandlung mit sogenannten AFA-Algen ist gefährlich, da Blaualgen im Allgemeinen Toxine beinhalten, die sowohl die Leber als auch das Nervensystem nachhaltig schädigen können. Das kanadische Gesundheitsministerium sah sich nach entsprechenden Untersuchungen veranlasst, eine entsprechende Meldung herauszugeben und vor der Einnahme zu warnen – ebenso wie das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin.[57]

Non-Responder

Ein Non-Responder ist ein Mensch, der auf ein bestimmtes Medikament keine oder nicht die erwartete Wirkung zeigt. Das gibt es auch bei ADHS in bis zu 30 % der Fälle.

Krause und andere fassten den Stand der Forschung zusammen, dass zur Entstehung der striatofrontalen Dysfunktion, und damit ADHS, eine Schwelle von verschiedenen defekten Genen überschritten werden muss. Einige dieser Gene sind ebenfalls für andere Erbkrankheiten wie das Fragile-X-Syndrom, das Restless-Legs-Syndrom oder das Tourette-Syndrom verantwortlich, sodass hier häufig ein Zusammenhang besteht. Klinische Studien ergaben auch teils verschiedene Gendefekte bei den einzelnen Typen der Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Krause u. a. schließen daraus, dass sich verschiedene Symptome verschiedenen Defekten zuordnen lassen.

Das erklärt auch die Raten an Non-Respondern bei Methylphenidat (greift in den Dopamin-Haushalt ein) und Atomoxetin (greift in Noradrenalin ein). Wenn bei einem spezifischen ADHS-Patienten der Dopamin-Haushalt nicht gestört ist, weil die Schwelle durch andere Gene überschritten wurde, zeigt er keine ADHS-typische Wirkung auf Methylphenidat; entsprechendes gilt für Atomoxetin. In allen Fällen wurde aber eine signifikante Störung des Serotonin-Haushalts festgestellt, was zu einer Neigung zu Ängsten und Depressionen führt.

Krause u. a. schließen mit einem Ausblick, dass eine sichere Medikation und Behandlung erst dann möglich sein wird, wenn man alle an der Störung beteiligten Gene identifizieren und deuten kann.

Komorbiditäten und Folgeerkrankungen

Wird ADHS nicht diagnostiziert bzw. wird auch sonst keinerlei Hilfe und Therapie durchgeführt, hat das häufig Auswirkungen auf das Umfeld. Der Betroffene kann auf sein Umfeld „desinteressiert“, „faul“, „dumm“ oder „arrogant“ wirken; er macht die Erfahrung des Schulversagens, und im Kindesalter erlebt er immer wieder Sanktionen für sein Verhalten durch Eltern, Lehrer und andere Gruppen. Erst nach der ADHS-Diagnose können diese Personen und das Umfeld erfahren, wie sie das Verhalten richtig einschätzen können.

Die Schwierigkeiten im Umfeld des Betroffenen senken seine Motivation und führen häufig zu schlechteren Schulabschlüssen. Häufig schlagen ADHS-Betroffene eine Karriere unter ihren intellektuellen Möglichkeiten ein.

Die Komorbidität bezeichnet in der Medizin das Vorhandensein von mehreren Diagnosen gleichzeitig. Im Falle einer psychischen Störung stehen zumeist auch komorbide psychische Krankheiten im Blickpunkt, die ursächlich mit der Grunderkrankung zusammenhängen können oder ohne erkennbaren Zusammenhang nebenher existieren. Da psychische Krankheiten zumeist sehr komplex sind und auch komplexe Symptome aufweisen, werden die statistisch besonders häufig zusammen mit einer ADHS diagnostizierten Krankheitsbilder vermehrt aufgeführt. Dadurch kann in der Diagnose und Behandlung auch auf diese Störungen eingegangen werden, und sie laufen nicht Gefahr, in der Diagnose übersehen zu werden. Bei der ADHS werden insbesondere die Störung des Sozialverhaltens und umschriebene Entwicklungsstörungen als häufigste komorbide Erkrankung beschrieben. Am häufigsten übersehen werden emotionale Störungen.

Ob die oft mit schwerem ADHS einhergehenden Störungen des Sozialverhaltens eine Ausprägung von ADHS sind oder ob sie durch die gestörte Eltern-Kind-Beziehung und die Isolation von Gleichaltrigen entstehen, wird in der Fachwelt diskutiert.

Komorbidität im Kindes- und Jugendalter

Störungen des Sozialverhaltens

Störungen des Sozialverhaltens bezeichnen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein anhaltendes Muster von unkontrollierten, dissozialen, aggressiven und aufsässigen Verhaltensweisen. Wegen des häufigen gemeinsamen Vorkommens von ADHS und der Störung des Sozialverhaltens wird immer noch diskutiert, ob es sich bei diesen Störungsbildern tatsächlich um getrennte Störungen handelt.

Aufgrund des häufigen Auftretens kann die komorbide Diagnose unter einem einzigen Code im ICD-10 als F90.1 Hyperkinetische Störung mit Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert werden.

Die Störung des Sozialverhaltens selbst ist aufgeteilt in verschiedene spezifische Diagnosen, welche den besonderen persönlichen und sozialen Umständen des Kindes oder Jugendlichen Rechnung tragen und eine genauere Klassifizierung ermöglichen.

  • Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens
Hier wird speziell Verhalten aufgeführt, welches Muster dissozialen, aggressiven oder aufsässigen Verhaltens mit Verletzungen altersentsprechender sozialer Erwartungen zeigt und auf den familiären Rahmen beschränkt ist, also nicht in der Schule oder mit Spielkameraden auftritt.
  • Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
  • Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
  • Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
Dies sind Störungen, die als Vorform der Störung des Sozialverhaltens gelten. Sie kommen zumeist in jüngeren Jahren vor. Auch sind sie selten von Gewalt geprägt.
  • Sonstige Störungen des Sozialverhaltens
  • Störung des Sozialverhaltens, nicht näher bezeichnet

Umschriebene Entwicklungsstörungen

Umschriebene Entwicklungsstörungen, schulische Leistungsdefizite und Hinweise auf Teilleistungsschwächen sind eine weitere häufig vorkommende komorbide Störung. Damit werden spezifische Mängel in der Verarbeitungsfähigkeit des Gehirnes bezeichnet, die zu Schwierigkeiten in der Aneignung schulischer Fertigkeiten führen.

Sie umfassen laut ICD-10:

  • Lese-Rechtschreibstörung
  • Isolierte Rechtschreibstörung
  • Rechenstörung oder Dyskalkulie
  • Kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten
  • Sonstige Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
  • Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, nicht näher bezeichnet

Intelligenzminderung

Unter Intelligenzminderung oder geistige Behinderung versteht man eine im Vergleich zu einem Durchschnittswert verminderte mentale Leistungsfähigkeit, so zum Beispiel eine geistige Behinderung, motorische oder handwerkliche Ungeschicklichkeiten oder einen Mangel an sonstigen, im Anwendungsfall spezifizierten Fähigkeiten.

Die Intelligenzminderung wird medizinisch definiert als eine deutlich geminderte kognitive Fähigkeit und im ICD-10 unter den Nummern F70–F79 beschrieben.

Tic-Störungen

Tic-Störungen (einschl. Tourette-Störung) gehören ebenfalls zu den komorbiden Störungen von ADHS. Als Tic bezeichnet man eine rasche, unwillkürliche, unregelmäßig wiederkehrende Entladung in einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen. Betreffen diese den Hals-Nasen-Rachen-Raum bzw. die Stimmlippen bezeichnet man das Geräusch als vokalen Tic. Auffallend wird ein Tic durch teilweise heftige Körperbewegungen oder Lautäußerungen bzw. das Rufen von Worten bis hin zu Sätzen. Das Tourette-Syndrom ist durch das Auftreten der Kombination mehrerer motorischer und mindesten eines vokalen Tics über mindestens 1 Jahr charakterisiert.

Negatives Selbstkonzept oder depressive Störungen
Ein negatives Selbstkonzept, also eine überwiegend negative Sicht der eigenen Person und des eigenen Handelns, oder eine Depression sind weitere häufige komorbide Erkrankung im Kindesalter.

Angststörungen

Bei unbehandeltem ADHS kann es wegen der ständigen sozialen Konflikte zu Angststörungen wie der sozialen Phobie kommen. Häufiges Versagen in Schule und Beruf kann zu der Entwicklung von Leistungsangst oder zu einer Anpassungsstörung beitragen.

Beeinträchtigte Beziehungen

Beziehungen zu Familienmitgliedern, zu Erziehen oder Lehrern und zu Gleichaltrigen können beeinträchtigt sein.

Sprach- und Sprechstörungen

Als Sprachstörung werden überwiegend motorische Störung bei der Lauterzeugung verstanden. Eine Sprechstörung gilt als zusammenfassende Kategorie von Störungen des Redeflusses wie Stottern oder Poltern. Zentrale Störungen der Sprechmotorik wie Dysarthrie und Stammeln.

Zwangsstörungen

Zwangsstörungen zeigen sich, indem sich bei den Patienten Gedanken und Handlungen aufdrängen, die zwar als quälend empfunden werden, aber dennoch umgesetzt werden müssen. Es besteht zumindest zeitweise Einsicht, dass die Zwangsgedanken oder -handlungen übertrieben sind. Durch die Störung ergeben sich deutliche Beeinträchtigungen des Alltagsleben oder Belastungen.

Komorbidität im Erwachsenenalter

Sucht

Bei unbehandelten ADHS-Betroffenen ist die Gefahr, eine Sucht auszubilden, um ein Vielfaches größer als bei Nichtbetroffenen. Auf dem 9. Suchtmedizinischen Kongress 2000 in München stellte Michael Huss eine Studie vor, die besagt, dass behandelte Betroffene ein signifikant geringeres Suchtrisiko als unbehandelte haben. Das Suchtrisiko behandelter Betroffener entsprach dem einer Normalperson. Neurologen sehen den Grund für die erhöhte Suchtneigung ADHS-Betroffener darin, dass diese mit Drogen versuchen, eine Selbstmedikation durchzuführen. Alkohol, Nikotin und viele Drogen wirken auf den gestörten Dopaminhaushalt so, dass der Betroffene sich unter dem Einfluss dieser Stoffe ruhiger und leistungsfähiger fühlt. Da diese Stoffe schlecht kontrollierbare Nebenwirkungen haben und eine Abhängigkeit durch die Gewöhnung entwickelt werden kann, besitzen Personen mit ADHS ein hohes Suchtpotential.

Affektive Störungen

Affektive Störungen sind eine ganze Gruppe von Störungen und Diagnosen, die sich von der Manie und der bipolaren Störung bis zur Depression erstreckt. Allen Störungen ist eine anhaltende Störung der Affekte, also der Grundstimmung, gemein.

Angststörungen

Angststörungen bezeichnen erneut eine ganze Gruppe von Störungen, in denen eine Angst vor einem Objekt oder einer Situation im Vordergrund steht, die nicht angemessen ist.

Zu den Angststörungen gehören nach der ICD-10:

  • Agoraphobie Angst vor Plätzen
  • Soziale Phobien
  • Spezifische (isolierte) Phobien wie beispielsweise die Arachnophobie oder Klaustrophobie
  • Sonstige phobische Störungen
  • Phobische Störung, nicht näher bezeichnet
  • Panikstörung
  • Generalisierte Angststörung
  • Angst und depressive Störung, gemischt

Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind verschiedene überdauernde Erlebens- und Verhaltensmuster mit Beginn in der Kindheit und Jugend, die von einem flexiblen, situationsangemessenen („normalen“) Erleben und Verhalten in jeweils charakteristischer Weise abweichen. Sie sind durch relativ starre mentale Reaktionen und Verhaltensformen gekennzeichnet, vor allem in Situationen, die für die jeweilige Person konflikthaft sind. Die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit ist meistens beeinträchtigt.

Somatisierungsstörungen

Somatoforme Störungen sind körperliche Störungen, die nicht auf eine organische Ursache zurückgeführt werden können, also psychisch bedingt sind.

Stärken der Betroffenen

Vorlage:POV Neben den negativen Symptomen haben ADS-Betroffene auch einige Stärken oder positive Eigenschaften. Diese wurden beispielsweise von Bernd Heßlinger aufgelistet und den Schwächen gegenübergestellt. In der Psychotherapie wird versucht, solche Stärken zu fördern.

Zu den häufigen Stärken von ADS-Betroffenen gehören

  • Hypersensibilität, die sie Veränderungen sehr schnell erfassen lässt, was sich meist in einer besonderen Empathie und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn äußert,
  • Begeisterungsfähigkeit, die sich in besonderer Kreativität und Offenheit äußern kann,
  • Impulsivität, die sie, richtig dosiert, zu interessanten Gesprächspartnern macht,
  • der Hyperfokus, einem Flow-ähnlichen Zustand, der zu langem, ausdauerndem und konzentriertem Arbeiten an bestimmten Themen (aber auch zum Tagträumen, zur Vernachlässigung der äußeren Realitäten oder zu sozial störender Perseveranz) führen kann.

Hyperaktivität kann auch zu besonderer Begeisterung am Leistungssport führen.

Alle diese Stärken sind ADS-Symptome, die sich Betroffene mit leichter bis mittlerer ADS und in Grenzen auch schwer Betroffene nutzbar machen können. Am ehesten gelingt das im Rahmen einer Verhaltenstherapie.

Thom Hartmann hat in seinem Buch Eine andere Art, die Welt zu sehen die These aufgestellt, Betroffene seien aus genetischer Sicht die Nachfahren der steinzeitlichen Jäger und Sammler. Ihm zufolge ist die heutige moderne Gesellschaft eine Weiterentwicklung der Gesellschaft sesshaft gewordener Bauern. Um sich in dieser Gesellschaftsform leicht zurechtzufinden, benötigt man andere Voraussetzungen und Fähigkeiten, als in einer von Jägern geprägten Gesellschaft. Dieser Unterschied zwingt Jäger dazu, sich mit ihren anderen Fähigkeiten und Voraussetzungen einer Bauern-Gesellschaft anzupassen. Wie ein Bauer zu leben, stellt für Jäger jedoch eine permanente potentielle Belastung dar. Daher stehen sie vor der Aufgabe, einen Weg zu finden, sich ihre Fähigkeiten trotz der ungünstigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zum Vorteil machen zu können. Das Ziel ist, mehr Anerkennung für ihre besonderen Talente zu erlangen und weniger „anzuecken“.[58]

Auch hochbegabte Kinder können von ADHS betroffen sein. Es bleibt allerdings unklar, ob die Störungen der Kinder primär von ADS/ADHS oder dem falschen Umgang mit ihrer Hochbegabung herrühren.[59]

Kontroversen um ADHS

Zwar ist ADHS schon lange bekannt, und es gibt viele Langzeitstudien zur Behandlung mit Methylphenidat sowie zur Auswirkung von unbehandeltem ADHS auf die Biographie der Betroffenen, aber die Durchbrüche in der Erforschung der Genese von ADHS und das Begreifen als neurobiologische Störung folgten erst seit Alan Zametkins PET-Studie von 1990. Der neurologische Wirkmechanismus ist, wie zum Beispiel bei Schizophrenie und anderen neurologisch bedingten psychischen Störungen, noch nicht vollständig entschlüsselt. Der aktuelle Forschungsstand ist außerhalb der Neurologie zudem nicht immer ausreichend bekannt, um Fehlinformationen und unsachlichen Argumenten vorzubeugen. Außerdem werden häufig Ängste vor dem unter das Betäubungsmittelgesetz fallenden Methylphenidat und die vermeintliche Persönlichkeitsveränderung von ADHS-Betroffenen durch Medikation und Verhaltenstherapie aufgegriffen. Die daraus resultierende Verunsicherung von Eltern Betroffener und folgende Verweigerung einer medikamentösen Behandlung kann ein ADHS-Kind, sofern es medikationsbedürftig ist und ein Coaching offenkundig nicht ausreicht, den erweiterten Risiken von Sucht, Depression und gesellschaftlichem und sozialem Abstieg aussetzen.[60]

ADHS als von der Pharmaindustrie gekaufte Diagnose

Im Zuge der Planungen für die Neuauflage des Diagnose-Handbuchs der American Psychiatric Association (engl.: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders oder abgekürzt: DSM) stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte der Autoren der ADHS-relevanten Kapitel Einkünfte von der Pharmaindustrie erhielten. Diese bestanden beispielsweise aus Vergütungen für Vorträge oder Wirksamkeitsstudien. Aus diesem Grund wurden die Autoren des 2012 erscheinenden DSM-V dazu verpflichtet, ihre Einkünfte offenzulegen. Diese dürfen während der Erstellung des neuen DSM-V nicht mehr als 10.000 US-Dollar pro Jahr betragen. Befürchtet wurde, dass durch die Gelder, die durch die Pharmaindustrie fließen, die Objektivität der Autoren beeinflusst wird. So bestünde beispielsweise bei ADHS die Möglichkeit, dass die Kategorien zu weit gefasst wurden, so dass praktisch jedes Kind unter die Diagnose falle.[61][62][63][64]

ADHS als gesellschaftliches Konstrukt

Vertreter der Meinung, dass ADHS ein gesellschaftliches Konstrukt sei, sind der Ansicht, dass ADHS im Grunde zum normalen Spektrum des menschlichen Verhaltens gehöre. Sie lehnen die Einordnung der typischen Auffälligkeiten als Störung, ganz oder teilweise, ab oder interpretieren die Symptomatik als Folge der aktuellen Lebensumstände. Begründet wird das unter anderem mit einer veränderten Kindheit, erhöhten Ansprüchen an Zweckmäßigkeit und reibungsloses Funktionieren, einem den Bedürfnissen der einzelnen Kinder nicht genügenden Schulsystem, abnehmender gesellschaftlicher Toleranz gegenüber den Ausprägungen kindlichen Verhaltens sowie einer Umwelt, die von Bewegungsarmut, Reizüberflutung, Leistungsdruck, Sinnentleerung und Vernachlässigung gekennzeichnet sei. Daher wird die Etikettierung von Kindern als „krank“ und eine medikamentöse Behandlung als fehlerhaft und möglicherweise schädlich angesehen.[65]

ADHS als Normvariante

ADS kann als eine Form der Wahrnehmung und des Denkens aufgefasst werden, die Stärken und Schwächen mit sich bringt. Eine Behandlung führt nicht zu einer „Heilung“, sondern ermöglicht es dem Betroffenen, mit den Schwächen umzugehen, die Stärken auszubauen und gezielt einzusetzen. Wenn der Betroffene jedoch unbehandelt bleibt und Schwierigkeiten hat, sich in sein Umfeld zu integrieren, können Folgeerkrankungen wie Depressionen oder soziale Phobien entstehen. Diese kann man durch geeignete Methoden therapieren, aber eine vollständige „Heilung“ in dem Sinne, dass die für ADS typische Wahrnehmung und das typische Denken verändert werden, gibt es nicht.

Ob ADS als Krankheit, Störung oder als Gabe angesehen werden muss, hängt hauptsächlich von den individuellen Defiziten, der sozialen Situation und der Intensität des Leidensdruckes ab. Der US-amerikanische Mediziner Edward M. Hallowell hat ADS als eine „Art zu leben“ beschrieben:

„Jemand sagte mal: ‚Zeit ist das Ding, das alles davon abhält, zugleich zu passieren.‘ Zeit stückelt Momente in kleine Teilchen, so dass wir eine Sache nur zu einem bestimmten Zeitpunkt tun können. Bei ADS kollabiert die Zeit. Zeit wird ein schwarzes Loch. Für eine ADS-Person ist es, als ob alles zugleich geschieht. Das schaffe ein Gefühl des inneren Tumults oder sogar der Panik. Das Individuum verliert die Perspektive und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Vielfach sind diese Leute hoch intuitiv und vorstellungsbegabt. Sie haben ein ‚Gefühl‘ für Dinge, eine Art, die Ursache von Dingen sofort verstehen zu können, während andere ihren Weg auf methodische Art durchdenken müssen. Es ist wichtig für andere, gegenüber diesem ‚sechsten Sinn‘, den viele ADSer haben, sensibel zu sein und ihn zu bemuttern. ADS ist eine Lebensgestaltung, und bis vor kurzem war es versteckt, auch vor denen, die es haben. Das menschliche Erleben von ADS ist mehr als eine Sammlung von Symptomen: ADS ist eine Art zu leben.“[66]

Thom Hartmann beschreibt ADS auch als das „Edison-Gen“ und weist so darauf hin, dass geniale, sehr produktive Menschen wie Mozart, Edison, Richard Wagner oder Albert Einstein genetisch durch ADS geprägt gewesen sein könnten.

Abgrenzbarkeit der ADHS

Kritiker gehen davon aus, dass es sich bei ADHS nicht um ein abgrenzbares und spezifisches Syndrom handelt, sondern um eine unspezifische Sammlung von Symptomen, wie sie ihrer Meinung nach auch bei anderen systemischen Erkrankungen, zum Beispiel aus dem rheumatoiden Formenkreis, zu finden seien. Auch zeigten viele psychogene Störungsbilder ähnliche Symptome. Sie nehmen an, dass die Probleme von ADHS-Betroffenen einen anderen Hintergrund haben und die Unterordnung unter eine gemeinsame Diagnose somit sehr willkürlich sei.

Psychoanalytische Theorien

Aus Sicht einiger Entwicklungspsychologen und Psychoanalytiker wird es für unwahrscheinlich gehalten, dass die entsprechenden Symptome auf einem angeborenen Stoffwechseldefekt basieren. Vielmehr müssten frühkindliche lebensgeschichtliche Faktoren als ursächlich angesehen werden. ADHS steht mit einem veränderten Stoffwechsel im Gehirn in Verbindung. Dieser veränderte Stoffwechsel müsse jedoch keine ursächliche Erklärung für das Verhalten der Kinder darstellen. Ebenso gut könne man annehmen, dass sich das plastische menschliche Gehirn bei ADHS-Kindern so entwickelt hat, weil sie bestimmte Erfahrungen machten. Diese ebenfalls in der Psychologie vertretene These sieht den Grund des Verhaltens eher in den Erfahrungen des Kindes als in der Vererbung. Aus tiefenpsychologischer Sicht sind die Eltern und Erzieher also integraler Bestandteil des Phänomens und die Störungen im Verhalten der Kinder nur Manifestationen der Verhaltensprobleme ihrer Bezugspersonen. Ebenso wird hyperaktives Verhalten als Kompensation von Ängsten und Konflikten oder als manische Abwehr depressiver Ängste und der Selbst-Objekt-Abgrenzung verstanden.[67]

Disease Mongering

Einige Kritiker bestreiten die Existenz von ADHS und bezeichnen die Störung als Modekrankheit, welche von der Pharmaindustrie und den mit ihr kooperierenden Neurologen und Psychiatern nur konstruiert wurde, um neue Medikamentenabhängigkeiten und Absatzmärkte zu schaffen (Disease Mongering).

Indigo-Kinder

Nach einer in der Esoterik-Szene verbreiteten These der angeblich übersinnlich begabten Amerikanerin Nancy Ann Tappe würde seit den 1970er Jahren eine Generation von sogenannten Indigo-Kindern geboren werden. Diese Kinder seien sowohl mit schwierigen Persönlichkeitsmerkmalen als auch mit besonderen spirituellen Fähigkeiten ausgestattet. Die medizinische Kategorisierung der Verhaltensauffälligkeit als ADHS wird abgelehnt; stattdessen werden die Kinder als Vorboten und Vollbringer einer neuen und besseren Welt gesehen. Die Theologen Andreas Fincke und Matthias Pöhlmann stehen dem Konzept der Indigo-Kinder, das in der Ratgeberliteratur für Eltern vielfach verbreitet wird, kritisch gegenüber und sehen in ihm einen „Inbegriff einer fortschrittsoptimistisch gestimmten Heils- und Zukunftshoffnung“, die jedoch in der Gefahr stehe, den betroffenen Kindern medizinische Hilfe vorzuenthalten.[68]

Verbände, Selbsthilfegruppen

Es gibt einen ADHS Deutschland e. V. (Berlin). Er beschreibt sich als „gemeinnütziger Selbsthilfeverein mit ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern auf Bundes-, Landes- und örtlicher Ebene“, und er „ist in über 250 Selbsthilfegruppen und einem Telefonberaternetz bundesweit tätig“.[69]

Die Bundesregierung fördert www.zentrales-adhs-netz.de – „für Betroffene, Angehörige, Bezugspersonen, Ärzte“.[70]

Literatur

  • Manfred Döpfner: Hyperkinetische Störungen. In: Franz Petermann (Hrsg.): Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie. 6., vollständig überarbeitete Auflage, Hogrefe, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-2157-4, S. 152–179.
  • Franz-Josef Hücker: Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom: Forschung und Perspektive. In: Psychotherapie Forum. Vol. 13, Nr. 2, 2005 (Springer Wien), S. 41–46.
  • Johanna Krause, Klaus-Henning Krause: ADHS im Erwachsenenalter. Die Aufmerksamkeitsde-fizit-/Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen. 3. vollst. akt. und erw. Aufl. Schattauer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7945-2533-1.
  • Gerhard W. Lauth, Hanna Raven: Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) im Erwachsenenalter. Ein Review. Psychotherapeutenjournal 1/2009, S. 17–30 (PDF).
  • Marianne Leuzinger-Bohleber, Yvonne Brandl, Gerald Hüther (Hrsg.): ADHS – Frühprävention statt Medikalisierung. Theorie, Forschung, Kontroversen. Schriften des Sigmund-Freud-Institutes Bd. 4. Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-45178-4.
  • Martin D. Ohlmeier, Mandy Roy (Hrsg.): ADHS bei Erwachsenen – ein Leben in Extremen. Ein Praxisbuch für Therapeuten und Betroffene. 1. Auflage, W. Kohlhammer, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-17-021068-4.
  • Paul H. Wender: Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Ein Ratgeber für Betroffene und Helfer [Mit einem Vorwort von Götz-Erik Trott], (Originaltitel: ADHD: Attention Deficit Hyperactivity Disorder in Children and Adults übersetzt von Frank Badura). Kohlhammer, Stuttgart 2002, ISBN 3-17-017097-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“. Langfassung. Bundesärztekammer, 26. August 2005, abgerufen am 3. Februar 2013 (PDF). Hier S. 5.
  2. 2,0 2,1 Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“. Langfassung. Bundesärztekammer, 26. August 2005, abgerufen am 3. Februar 2013 (PDF). Hier S. 36.
  3. 3,0 3,1 Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“. Langfassung. Bundesärztekammer, 26. August 2005, abgerufen am 3. Februar 2013 (PDF). Hier S. 42.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 G. W. Lauth, P. F. Schlottke: Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern. Beltz, Weinheim 2002.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Silvia Schneider, Jürgen Margraf: Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Störungen im Kindes- und Jugendalter. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2009, S. 412–428.
  6. Johanna Krause, Klaus-Henning Krause: ADHS im Erwachsenenalter. 2009, ISBN 978-3-7945-2533-1, S. 62 f.
  7. Georg Keller, Marie-Therese Zierau: Hilfe bei AD(H)S. Knaur, 2004, S. 10 ff.
  8. Vorbereitung der Erhebung und Auswertung zur Prävalenz des Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) in Deutschland im Rahmen des Kinder- und Jugend-Surveys des Robert-Koch-Instituts (PDF) Abgerufen am 6. Januar 2011.
  9. B. Brühl, M. Döpfner, G. Lehmkuhl: Der Fremdbeurteilungsbogen für hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) – Prävalenz hyperkinetischer Störungen im Elternurteil und psychometrische Kriterien. In: Kindheit und Entwicklung. 9 (2000), S. 115–125.
  10. A. Baumgaertel, M. Wolraich, M. Dietrich: Comparison of diagnostic criteria for attention deficit disorder in a German elementary school sample. In: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry. 34 (1995), S. 629–638.
  11. Helmut Remschmidt, Philip Heiser: Zertifizierte Medizinische Fortbildung: Differenzierte Diagnostik und multimodale Therapie hyperkinetischer Störungen. In: Deutsches Ärzteblatt, 101. Jg., Heft 37, 10. September 2004, A 2457–2466. Abgerufen am 3. Februar 2013.
  12. George Bush u. a.: Functional Neuroimaging of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Review and Suggested Future Directions. In: Society of Biological Psychiatry (Hrsg.): Biol Psychiatry, 57(11):1273-84, 1. Juni 2005, PMID 15949999 (PDF; 285kb).
  13. Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“. Langfassung. Bundesärztekammer, 26. August 2005, abgerufen am 3. Februar 2013 (PDF). Hier Kap. 4.1/S. 21–22.
  14. Tabakqualm macht Kinder hyperaktiv. In: sueddeutsche.de, 17. Mai 2010, abgerufen am 4. Februar 2013.
  15. Simon Rückinger u. a.: Prenatal and Postnatal Tobacco Exposure and Behavioral Problems in 10-Year-Old Children. In: Environmental Health Perspectives, 1. Dezember 2009, abgerufen am 4. Februar 2013.
  16. Confirmation and extension of association of blood lead with attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) and ADHD symptom domains at population-typical exposure levels. ncbi.nlm.nih.gov. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  17. Low blood lead levels associated with clinically diagnosed attention-deficit/hyperactivity disorder and mediated by weak cognitive control. ncbi.nlm.nih.gov. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  18. Case-control study of blood lead levels and attention deficit hyperactivity disorder in Chinese children. ncbi.nlm.nih.gov. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  19. „Schwangere Frauen sollten große Mengen Lakritze meiden“. 18. Oktober 2009. In: American Journal of Epidemiology/Associated Press, abgerufen am 26. Januar 2010.
  20. Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“ – Langfassung. Bundesärztekammer, 26. August 2005, abgerufen am 3. Februar 2013 (PDF).
  21. M. Döpfner, G. Lehmkuhl, H.-C. Steinhausen: Kinder-Diagnostik-System (KIDS), Band 1: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Hohgrefe, Göttingen 2006.
  22. D.-H. Liebscher, K. Baerlocher, H.-G. Classen, U. C. Liebscher, G.-W. Ratzmann, W. Vierling, A.Weigert, K. Kisters: Magnesiummangel und -therapie bei ADHS. In: Nieren- und Hochdruckkrankheiten, 40. Jg., Nr. 3, Mai 2011, ISSN 0300-5224, S. 123–128.
  23. Rhonda Martinussen u. a.: A Meta-Analysis of Working Memory Impairments in Children With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. In: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 44. Jg., Nr. 4, April 2005, S. 377–384.
  24. J. Krause, K.-H. Krause: ADHS im Erwachsenenalter. Schattauer, Stuttgart 2009, S. 3.
  25. Stellungnahme zur „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“ – Langfassung (Kap. 1. Definition und Klassifikation)
  26. 26,0 26,1 26,2 Dt. Ges. f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u. a. (Hrsg.): Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. 2. überarbeitete Auflage, Deutscher Ärzte Verlag, 2003, ISBN 3-7691-0421-8.
  27. Atomoxetin (STRATTERA) bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS). In: arznei-telegramm, Nr. 4/2005, S. 33–34, hier S. 34.
  28. Arztreport 2013 - Barmer GEK untersucht ADHS-Diagnosen und erwägt Zusatzbeitrag. In: finanzen.de, 29.Januar 2013.
  29. Frank Häßler, Markus Kösters, Annette Streeck-Fischer, Jörg M. Fegert: Hyperkinetische Störungen. In: Jörg M. Fegert, Annette Streeck-Fischer, Harald J. Freyberger (Hrsg.): Adoleszenzpsychiatrie. Psychiatrie und Psychotherapie der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters. Schatthauer, Stuttgart/New York 2009, ISBN 978-3-7945-2454-9, S. 531.
  30. Thekla Jahn: Diät gegen ADHS. In: dradio.de, 6. April 2011, abgerufen am 3. Februar 2013.
  31. Leitlinie der AGADHS zur Diagnostik und Therapie bei ADHS (PDF) Abgerufen am 6. Januar 2011.
  32. Änderungen des Betäubungsmittelrechts: BTM-Pflicht ab 1. Januar 2013 für flüssige Tilidin-haltige Fertigarzneimittel, Änderung von Höchstmengen ab 26. Juli 2012. Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, 17. September 2012, abgerufen am 5. Dezember 2012; vgl. auch Gebrauchsinformation Medikinet adult.
  33. Fachinformation des Arzneimittel-Kompendiums der Schweiz: Ritalin®/- SR/- LA; Stand der Informationen: Juli 2006
  34. Attentin® — MEDICE
  35. Rote-Hand-Brief vom 29. September 2005: zum erhöhten Suizidrisiko unter Atomoxetin. (pdf)
  36. psychoneuro 2006; 32, S. 296–297.
  37. Neue Aspekte in der Pharmakotherapie von ADHS im Kindes- und Jugendalter (PDF-Datei), Dr. med. Peter Weber, Universitäts-Kinderspital beider Basel
  38. Mirtazapin – Stellenwert in der Depressionsbehandlung (PDF) Abgerufen am 6. Januar 2011.
  39. Web4Health: Stimulanzien und die Pille bei Frauen
  40. ADD-Online: FAQ – Fragen und Antworten zu ADHS bei Erwachsenen. – Unterpunkt: Welche anderen Medikamente werden bei der ADHS verordnet?
  41. Doris Ryffel-Rawak: ADHS bei Frauen – den Gefühlen ausgeliefert. Huber, Bern 2004, ISBN 3-456-84121-3.
  42. M. Döpfner (Autor), S. Schürmann, J. Frölich: Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten THOP. 4. Auflage, Belz, Weinheim 2007.
  43. Adelheid Margarete Staufenberg: Zur Psychoanalyse der ADHS. Manual und Katamnese. Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main 2011.
  44. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin via archive.org
  45. Empfehlungen zum Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (PDF) Archiviert vom Original am 28. August 2008. Abgerufen am 6. Januar 2011.
  46. N. Sinn, J. Bryan: Effect of supplementation with polyunsaturated fatty acids and micronutrients on learning and behavior problems associated with child ADHD. In: Journal of developmental and behavioral pediatrics. JDBP 28 (2) 2007, doi:10.1097/01.DBP.0000267558.88457.a5. PMID 17435458, S. 82–91. Abgerufen am 30. Juli 2007.
  47. Alexandra J. Richardson, Paul Montgomery: The Oxford-Durham Study: A Randomized, Controlled Trial of Dietary Supplementation With Fatty Acids in Children With Developmental Coordination Disorder. In: PEDIATRICS. Vol. 115 No. 5 May 2005, S. 1360–1366 (doi:10.1542/peds.2004–2164)
  48. Frank Häßler, Alexander Dück, Olaf Reis und Johannes Buchmann Psychopharmakotherapie - 2007/14, "Alternative" pharmakologische Therapien bei ADHS, S. 229–236.
  49. Pifl C, Wolf A, Rebernik P, Reither H, Berger ML: Zinc regulates the dopamine transporter in a membrane potential and chloride dependent manner. Neuropharmacology. 2009 Feb;56(2):531-40. Epub 2008 Oct 26.
  50. Lene Norregaard, Dorte Frederiksen, Elsebet Ø. Nielsen and Ulrik Gether: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1170760/pdf/004266.pdf Delineation of an endogenous zinc-binding site in the human dopamine transporter. In: The EMBO Journal. Vol.17 No.15, 1998, S. 4266–4273.
  51. Frölich J, Döpfner M: Die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren – eine wirksame Behandlungsoption? In: Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. 36. Jahrgang, Nr. 2, März 2008, S. 109–116, doi:10.1024/1422-4917.36.2.109, PMID 18622940 (german).
  52. V. J. Monastra, J. F. Lubar, M. Linden, P. VanDeusen, G. Green, W. Wing, A. Phillips, T. N. Fenger: Assessing attention deficit hyperactivity disorder via quantitative electroencephalography: An initial validation study. In: Neuropsychology. 1999;13(3), S. 424–433.
  53. Vincent J. Monastra, Steven Lynn, Michael Linden, Joel F. Lubar, John Gruzelier, Theodore J. LaVaque: Electroencephalographic Biofeedback in the Treatment of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. In: Applied Psychophysiology and Biofeedback. 30. Jahrgang, Nr. 2, Juni 2005, S. 95–114, doi:10.1007/s10484-005-4305-x, PMID 16013783 (springerlink.com [PDF]).
  54. Martijn Arns, Sabine de Ridder, Ute Strehl, Marinus Breteler and Anton Coenen: Efficacy of Neurofeedback Treatment in ADHD: the Effects on Inattention, Impulsivity and Hyperactivity: a Meta-Analysis (PDF), Journal of Clinical EEG & Neuroscience, Juli 2009.
  55. J. Jacobs: Homeopathy for attention-deficit/hyperactivity disorder: a pilot randomized-controlled trial. In: The Journal of Alternative and Complementary Medicine. 11 (5) 2005, S. 799–806.(PDF; 100 kB)
  56. H. Frei: Homeopathic treatment of children with attention deficit hyperactivity disorder: a randomised, double blind, placebo controlled crossover trial. In: European Journal of Pediatrics. 164 (12) 2005, S. 758–767.
  57. Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: AFA Algen und AFA Algenprodukte. Stellungnahme des BgVV 2001.
  58. Zu dieser evolutionären Perspektive siehe auch: J. F. Shelley-Tremblay, L. A. Rosén: Attention Deficit Hyperactivity Disorder. An Evolutionary Perspective. In: Journal of Genetic Psychology 157 (4), 1996, S. 443–453.
  59. K. M. Antshel, S. V. Faraone, K. Stallone, A. Nave, F. A. Kaufmann, A. Doyle, R. Fried, L. Seidman, J. Biederman: Is attention deficit hyperactivity disorder a valid diagnosis in the presence of high IQ? Results from the MGH Longitudinal Family Studies of ADHD. In: J Child Psychol Psychiatry. 48 (2007), PMID 17593149, S. 687–694.
  60. A. Rothenberger: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)und Stimulantien. Nur evidenzbasierte Sachlichkeit ist hilfreich. (PDF; 15 KB)
  61. Psychiatrie: Häufige Interessenkonflikte der DSM-V-Autoren. In: aerzteblatt.de, 7. Mai 2008. Abgerufen am 20. Juni 2011.
  62. Mitteilung 08 28 der APA vom 1. Mai 2008. Zuletzt aufgerufen am 20. Juni 2011
  63. Center for Science in the Public Interest: Integrity in Science Watch. Vom 5. Mai 2008. Zuletzt aufgerufen am 20. Juni 2011
  64. The New York Times: Psychiatry Handbook Linked to Drug Industry. Vom 6. Mai 2008 Zuletzt aufgerufen am 20. Juni 2011
  65. S. Timini, E.Taylor: ADHD is best understood as a cultural construct. In: The British Journal of Psychiatry 184, 2004, PMID 14702221, S. 8–9.
  66. Edward M. Hallowell u. a., zitiert in: Josef Lehmkuhl: Der Kunst-Messias: Richard Wagners Vermächtnis in seinen Schriften. Königshausen & Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-826-04113-6, S. 50.
  67. Psychische Störungen in Kindheit und Jugend – Symptome – Psychodynamik – Fallbeispiele – psychoanalytische Therapie. Kohlhammer, Stuttgart 2004.
  68. Eintrag Indigo-Kinder. In: Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann: Kompass Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, S. 105.
  69. www.adhs-deutschland.de
  70. www.zentrales-adhs-netz.de/ „Das zentrale adhs-netz ist ein bundesweites Netzwerk zur Verbesserung der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS. Das Netzwerk richtet sich sowohl an Experten als auch an Betroffene, ihre Angehörigen und Bezugspersonen. Es informiert außerdem die Öffentlichkeit über ADHS.“
Dieser Artikel befindet sich derzeit im Review-Prozess
Qsicon inArbeit.svg Dieser Artikel befindet sich derzeit im Review-Prozess. Sag dort deine Meinung zum Artikel und hilf mit, ihn zu verbessern!

Die News der letzten Tage