Hemerobie
Der Begriff Hemerobie stammt aus den Bereichen Ökologie und Naturschutz und gibt den Grad der menschlichen Beeinflussung auf außermenschliche Natur (wie beispielsweise Biotope und Biozönosen) an.
Das Wort stammt von den griechischen Wörtern hémeros (gezähmt, kultiviert) und bíos (leben) ab.
Hemerobiestufen
Die Beeinflussung lässt sich in folgende Hemerobiegrade einteilen:
- ahemerob / natürlich (unbeeinflusst; griech. an „ohne“)
- oligohemerob / naturnah (gering beeinflusst, wie sehr gering besiedelte Gebiete, Arktis, Wüsten, Hochgebirge; gr. oligo „wenig“)
- mesohemerob (~ semihemerob)/ halbnatürlich (mäßig beeinflusst, wie dünn besiedelte Kulturlandschaften; meso „mittel“)
- euhemerob / naturfern (stark beeinflusst, wie Agrarlandschaften, Siedlungen; eu „wohl-“)
- polyhemerob (sehr stark beeinflusst, teilbebaute Flächen, Deponien; poly „viel“)
- metahemerob / naturfremd (Biozönose weitgehend zerstört: Anthropotope wie Kerngebiete der Innenstädte und Industrieanlagen; meta „über(mäßig)“)
- Siehe Liste griechischer Wortstämme in deutschen Fremdwörtern zu den Vorsilben
Hemerobiegrade in Deutschland
Ahemerobe Biotope existieren in Deutschland infolge der flächendeckenden, historischen Kulturlandschaftsentwicklung nicht oder nur in besonderen, kleinflächigen Ausnahmefällen. Einige Gebiete können als oligohemerob klassifiziert werden wie z. B. die Hochgebirge der Bayrischen Alpen und natürliche Moore. Als meso- bzw. semihemerob können die Wattenmeere sowie alte, heimische Buchenmischwälder mit naturnahen Strukturen und Arteninventar angesehen werden. Fünf – allerdings relativ kleine – Buchenwälder wurden darum 2011 als Teilcluster des Europäischen Buchenwaldes als Weltnaturerbe von der UNESCO anerkannt. Annähernd 99 % der deutschen Landfläche sind eu- bis polyhemerob, das heist, weitgehend von intensiver Land- und Forstwirtschaft sowie Urbanisierung bestimmte Biotope.
Siehe auch
Literatur
- Wolfgang Frey, Rainer Lösch: Lehrbuch der Geobotanik. Pflanze und Vegetation in Raum und Zeit. 2. Auflage. Spektrum, Heidelberg 2004, ISBN 3-8274-1193-9, S. 39.