Japanischer Staudenknöterich



Japanischer Staudenknöterich

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Gattung: Flügelknöteriche (Fallopia)
Art: Japanischer Staudenknöterich
Wissenschaftlicher Name
Fallopia japonica
(Houtt.) Ronse Decr.

Der Japanische Staudenknöterich oder Zugespitzter Knöterich (Fallopia japonica, Synonyme: Reynoutria japonica, Polygonum cuspidatum), auch Spieß-Knöterich, Japanischer Flügelknöterich, Kamtschatka-Knöterich, Japanischer Schirmknöterich genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) gehört. In Europa und in Nordamerika zählt diese Pflanzenart zu den Neophyten, die als problematische invasive Pflanzen bewertet werden.

Beschreibung

Erscheinungsbild

Der Japanische Staudenknöterich ist eine sehr schnellwüchsige (wuchernde), sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze. Als Überdauerungsorgane bildet sie Rhizome durch die oft dichte, ausgedehnte Bestände entstehen. Im Frühling treibt sie aus ihren Rhizomen („Wurzelstöcken“) neue Stängel, die unter günstigen Bedingungen innerhalb weniger Wochen eine Wuchshöhe von 3 bis 4 Metern erreichen, wobei die Pflanze einen Zuwachs von 10 bis 30 cm pro Tag erreichen kann. Die meist aufrechten Stängel sind hohl.

Im Spätjahr zieht die Pflanze ein, wie der Gärtnerausdruck für dies Phänomen lautet, und die Blätter werden gelb oder beim ersten Frost sterben alle überirdischen Teile der Pflanze ab. Die sich weit verzweigenden, verholzten Rhizome überleben allerdings den Winter problemlos. Sie reichen, weitgehend horizontal kriechend, oft bis zu 2 m tief in den Boden.

Fallopia japonica mit Laubblättern, der Stängel bildet eine Zickzack-Linie und Blütenständen.

Blatt

Die wechselständig am Stängel angeordneten, gestielten Laubblätter sind zwischen 5 und 20 Zentimeter lang. Die einfache mit einer Länge von bis zu 12 cm (selten bis 18 cm) und einer Breite von bis zu 8 cm (selten bis 13 cm) breit-eiförmige, beinahe ledrige Blattspreite besitzt einen rechtwinklig gestutzten Spreitengrund sowie eine schmale Spitze. Die kurzen Haare auf den Blattadern der Blattunterseite sind ohne Lupe kaum zu sehen.

Blüten

Der Japanische Staudenknöterich ist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Im August beginnt der Japanische Staudenknöterich mit der Ausbildung der Blütenstände. Die funktionell eingeschlechtigen Blüten enthalten fünf weißliche Blütenhüllblätter und entweder drei gefransten Narben oder acht Staubblätter.

Herkunft und Ausbreitungsgeschichte in Europa

Der Japanische Staudenknöterich stammt ursprünglich aus Ostasien und ist in China, Korea und Japan heimisch. Die Pflanze wurde um 1825 von Philipp Franz von Siebold als Zier- und Viehfutterpflanze nach Europa gebracht und ebenfalls im 19. Jahrhundert in den USA eingeführt. Der Japanische Staudenknöterich zählt damit zu den sogenannten hemerochoren Pflanzen, die gezielt (ethelochor) eingeführt wurden. Auch in der Forstwirtschaft wurde der Japanische Staudenknöterich gezielt angebaut. Er sollte als Äsungspflanze für Rotwild sowie als Deckungspflanze für Fasane dienen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Pflanze als Äsung nicht angenommen wird und dass sie als Deckungspflanze, auf Grund des Blattfalls im Winter, wenig geeignet ist. Großzügig an seiner Ausbreitung beteiligt waren die Imker, da der Staudenknöterich noch im Frühherbst eine exzellente Bienenweide bietet.

Heute findet man ihn in Mitteleuropa sowohl in Gärten, vor allem wegen seines schnellen und hohen Wuchses als Sichtschutz, als auch im Freiland wild wuchernd.

Ausbreitungsstrategie

Fallopia japonica: Typischer „Wurzelstock“

In den Regionen, in denen der Japanische Staudenknöterich ein Neophyt ist, spielt die generative Vermehrung über Samen kaum eine Rolle. Vielmehr dominiert die klonale, vegetative Vermehrung. So bilden sich große Bestände, die meist entweder aus rein weiblichen oder rein männlichen Exemplaren bestehen und über ihre gleichgeschlechtigen Blüten keine Früchte bilden können. Eine Bestäubung über größere Entfernung ist kaum möglich.

In Europa und Nordamerika erfolgt daher die Ausbreitung hauptsächlich vegetativ. Unter der Bodenoberfläche, in mehreren Schichten übereinander, bildet diese Pflanze horizontale Rhizome („Kriechsprosse“) aus. Der Japanknöterich kann dadurch sehr schnell ausgedehnte und sehr dichte Bestände bilden.

Rhizom-Teile können für eine Ausbreitung über größere Entfernungen sorgen. So besiedeln sie beispielsweise, mit Gartenabfällen oder Baustellenaushub verbracht, rasch einen neuen Lebensraum. Teile von Wurzelstöcken werden auch vom Hochwasser mitgerissen. Entlang sonniger Bachufer gedeiht diese Staude prächtig. Auch die unteren Stängelabschnitte können sich bewurzeln, wenn sie überflutet oder von Erde bedeckt sind. [1]

Schäden als invasiver Neophyt

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Fallopia japonica: Rhizom
Diese alte Lokomotive in Beekbergen (Niederlande) ist überwuchert von Knöterich. Vor einigen Jahren war dieser Ort immer noch Knöterich-frei, siehe Google Maps.

Oftmals hat sich der Japanische Staudenknöterich als problematischer invasiver Neophyt (also nicht-heimische „Invasionspflanze“) erwiesen. Er ist heute in 42 US-Bundesstaaten [2] und sechs kanadischen Provinzen sowie vielen europäischen Ländern verbreitet und kann dort in starkem Maße andere Arten verdrängen und so die Biodiversität gefährden. Auch in Australien und Neuseeland ist die Art als „nuisance“ eingestuft [3].

In Naturschutzgebieten (insbesondere Auen und Bachläufe) ist der Japanische Staudenknöterich deswegen problematisch, weil er sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Wuchskraft und Robustheit erfolgreich gegen die heimische Flora durchsetzt. In Österreich dringt er teilweise durch gedankenlos eingebrachtes Schüttmaterial bis in die sensiblen Öko-Systeme der Almengebiete bis in Höhenlagen von 1500 Meter vor.

Andererseits ist der Japanische Staudenknöterich vor allem aufgrund seiner besonderen Widerstandsfähigkeit und Schnellwüchsigkeit als Gartenpflanze erhältlich.

In der Schweiz ist der Verkauf, die Vermehrung und die Anpflanzung von Japanischem Staudenknöterich verboten,[4] ebenso in Großbritannien.[5] In Deutschland ist der Kauf der Pflanzen zwar möglich, für die Anpflanzung ist aber eine Sondergenehmigung nach §41.2 Bundesnaturschutzgesetz nötig.

Verwandte

Etwas seltener findet man auch den von der Insel Sachalin stammenden, ihm ähnlichen Sachalin-Staudenknöterich (Reynoutria sachalinensis), der in ähnlicher Weise kultiviert wird und auch verwildert in Erscheinung tritt. Dieser unterscheidet sich vom Japanischen Staudenknöterich durch größere, bis zu 30 cm lange Blätter mit deutlich herzförmigem Spreitengrund und grünliche Blütenstände.

Ebenso verbreitet ist die Hybride zwischen diesen beiden Arten: Reynoutria × bohemica (Syn.: Reynoutria × vivax). Am leichtesten ist er über die Behaarung der Blätter bestimmbar: Reynoutria japonica: Blätter unbehaart (bzw. Behaarung nicht mit bloßem Auge erkennbar); Reynoutria sachalinensis: Blattspreite unterseits behaart; Reynoutria × bohemica: nur die Blattadern erkennbar behaart.

Fallopia japonica: Früchte

Bekämpfung

Die Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs ist aufgrund seiner Physiognomie und Rhizombildung problematisch. Das Ausreißen der „Wurzelstränge“ aus dem Boden ist aufgrund deren großer Brüchigkeit kaum praktikabel. Werden Knöterich-Arten mindestens einmal monatlich gemäht, wird so den unterirdischen Sprossteilen ihre Energiereserve genommen und die Pflanzen "verhungern". [6]

Neben den arbeitsaufwendigen mechanischen Verfahren - die in der Regel nur unbefriedigende Ergebnisse zeigten - wird der Staudenknöterich über den Einsatz von Breitbandherbiziden, wie Roundup kontrolliert. Dabei hat sich die selektive Injektion von Roundup in die unteren Segmente der Pflanze als äußerst wirkungsvoll erwiesen. [7] In der Praxis werden großflächige Anwendungen sowie partielle Applikationen von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln beschrieben. Die gezielte Injektion ist in jedem Fall einer großflächigen Applikation vorzuziehen. Bei einer gezielten Injektion muss der Einsatz in der Regel im Abstand von 4 bis 6 Wochen, vorzugsweise in der Jahresmitte (Juni/Juli) erfolgen. Dabei werden im ersten Jahr bereits ca. 90 % des Bestandes vernichtet. Eine nachfolgende Beobachtung und Bekämpfung in den folgenden zwei Jahren ist allerdings zwingend, um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten.

Als Alternative zur Chemie werden aktuell weitere Verfahren erprobt, wie z.B. im Regierungspräsidium Freiburg [8] das Dämpfen, bei dem über die Einbringung von heißem Dampf in die befallene Fläche die problematischen, unterirdischen Knöterichteile abgetötet werden. Nachteilig ist bei diesem Verfahren allerdings, dass Bodenlebewesen bei einer Heißdampfbehandlung ebenfalls abgetötet werden.

Eine mögliche Alternative zur chemischen Bekämpfung stellt die - insbesondere die im April 2010 vom britischen Forschungsinstitut Cabi begonnene - Aussetzung[9][10] der ebenfalls aus Japan stammenden kleinen Blattflohart Aphalara itadori dar – das Artepitheton itadori ist auch der japanische Name des Staudenknöterich. Diese Psyllidenart hat - jedenfalls in Laboratoriumsuntersuchungen - keinerlei Appetit auf andere mitteleuropäische Pflanzen gezeigt und soll daher nun in Großbritannien versuchsweise an einigen (3 bis 6) Orten im Freiland ausgesetzt werden.

Quellen

Literatur zu Bekämpfungsmaßnahmen

  • Ursula Bollens: Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs. Literaturreview und Empfehlungen für Bahnanlagen. Umwelt-Materialien UM-192-D. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, 2005. (Kurzbeschrieb, link auf Webdokument)
  • Merkblatt Zugespitzter oder Japan-Knöterich. Problempflanzen. Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich (Weblink, Webdokument pdf, 0,3 MB)
  • Papier des Reynoutria-Workshop 2006: REYNOUTRIA 2006: Ökologie, Auswirkungen auf die Umwelt und Bekämpfung invasiver Knötericharten -- SYNTHESE --. Darin u.a.: Esther Gerber (CABI Bioscience CH), Invasive Knötericharten in Europa: Biologie und ökologische Auswirkungen, Trevor Renals (Environment Agency, UK), Kontrolle von Reynoutria spp. in Cornwall, GB - ein Partnerschaftsansatz und Hella Heuer (Stadt Freiburg im Breisgau), 15 Jahre Knöterich-Bekämpfung in Freiburg im Breisgau – was haben wir gelernt?. (PDF)

Einzelnachweise

  1. J. H. Brock & P. M. Wade: Regeneration of Japanese knotweed (Fallopia japonica) rhizomes and stems: observations from greenhouse trails., In: Proceedings 9th international Symposium on the Biology of Weeds, Dijon, France, 1992, S. 85-94.
  2. USDA Plants Database, eingesehen 12. Aug. 2007
  3. Weblinks: Japanese Knotweed Alliance
  4. Freisetzungsverordnung (FrSV) der Schweiz, S. 37.
  5. Wildlife Act 1981
  6. Andreas Braun, Kampf dem Staudenknöterich, Bachpatentagung in Freiburg im Breisgau, 27. Oktober 2007, dem Staudenknöterich
  7. [1],Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs
  8. Dämpfen-Bericht, 3. Oktober 2009
  9. 5. Le Monde 66, No. 20529 vom 13. März 2010, p. 4
  10. Süddeutsche Zeitung v. 10. März 2010, S. 16 [2]

Weblinks

Commons: Japanischer Staudenknöterich – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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