Liste der Ramsar-Gebiete in Österreich


Logo der Ramsar-Konvention

Ramsargebiete sind nach der 1971 geschlossenen Ramsar-Konvention geschützte Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, nach der Absicht des internetionalen völkerrechtlichen Vertrags insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel.

In Österreich sind 19 Gebiete nach dem Ramsarabkommen ausgewiesen, mit etwa 1.200 km², das sind 1,5 % der Fläche von Österreich.

Das Ramsarabkommen im österreichischen Naturschutzrecht

Das nach dem Ort des Vertragsschlusses[1] , der iranischen Stadt Ramsar benannte Abkommen ist eines der ältesten internationalen Vertragswerke zum Umweltschutz. Österreich hat die Akzessionsurkunde mit 16. Dezember 1982 hinterlegt (als 32. Staat), und die Konvention einschließlich der Amendments (Ergänzungen) der Extraordinary Conference of the Contracting Parties in Regina, Kanada, von 1987 (Regina Amendments, inkraftgetreten 1. Mai 1994), angenommen.

Eine Deklaration als Ramsar-Gebiet ist keine Schutzkategorie im eigentlichen Sinne, das heißt, sie stellt keine konkrete rechtliche Handhabe dar, sondern ist ein „Prädikat (Gütesiegel)“,[2] der Schutz selbst ist auf freiwilliger Basis der Unterzeichnerstaaten. Die meisten Ramsargebiete sind daher auch durch eine landesrechtliche Schutzkategorie gesichert, oder zumindest durch das Umweltrecht prinzipiell unter Schutz gestellt (ex-lege-Schutz), im Besonderen Moore und Wasserläufe und deren unmittelbare Randzonen.

Sitz des Internationalen Ramsar-Sekretariats zur Überwachung der Umsetzung der Konvention und ihrer Weiterentwicklung ist Gland VD am Genfersee. In Österreich, wo Naturschutz auf Landesebene geregelt ist, sind für das Management die Natur-, Umwelt- und Landschaftschutzämter bzw. -abteilungen der Länder zuständig, für die nationale Umsetzung ist das Umweltbundesamt (BA) im Auftrag des Lebensministeriums zuständig,[2] sowie im Speziellen der Gemeinsame Ländervertreter Österreich für das Ramsarabkommen, dzt. (6/2010) DI Wolfgang Pelikan am Amt der Burgenländischen Landesregierung. Alle drei Jahre werden auf Konferenzen der Vertragsstaaten Berichte über den Stand des Feuchtgebietsschutzes vorgelegt.

Liste der Ramsargebiete

TRS = grenzüberschreitend[3]
Typ … Feuchtgebietstypen
Nr. Bezeichnung
Land
Bezirk
ha (Fl.) TRS seit
Lage
(G.)
Typ
Anmerkungen
(Sort.)
1489 Bayerische Wildalm und Wildalmfilz Tir. Schwaz, Brandenberg 133 * 15. Dez. 2004 Welt-Icon mit Bayerische Wildalm (Nr. 1723, 7 ha) in Bayern grenzübergreifendes Ramsargebiet Österreichisch-Bayerische Wildalm (englisch Austrian-Bavarian Wildalm, 7. Aug. 2008) (–)
272 Donau–March–Thaya-Auen [4] Wien-Umgebung, Bruck/Leitha, Gänserndorf, Mistelbach 38.500 * 16. Dez. 1982 (Montreux Record: 4. Juli 1990) Welt-Icon M N Ss Xf mit Untere Lobau (Nr. 273), Mokrady dolního Podyjí (Nr. 635) in Tschechien und Moravské luhy (Nr. 604) in der Slowakei trilaterales Ramsar-Gebiet Auen im Zusammenfluss von March, Thaya und Donau (englisch Floodplains of the Morava–Dyje–Danube Confluence[5]; teilw. Landschaftsschutzgebiet Donau–March–Thaya-Auen (Nr. 20, 20.500 ha), Teile sind Nationalpark Donau-Auen (2.258 ha) oder Naturschutzgebiet Untere Marchauen (Nr. 8,1.223 ha) bzw. WWF Naturreservat Marchegg (1.100 ha), teilw. Europaschutzgebiet March–Thaya-Auen (GGB AT1202000, 8.975 ha / BSG AT1202V00, 14.834 ha), Anerkennung als Biosphärenreservat und eigener Nationalpark geplant. Die Koordination des grenzüberschreitenden Gebietes obliegt dem Distelverein gemeinsam mit dem slowakischen Institut Daphne und dem tschechischen Institut Veronica
864 Hörfeld[6]
(Hörfeld-Moor)
Ktn., Stmk. St. Veit/Glan (K); Murau (ST);, 0 137 30. Okt. 1996 Welt-Icon Naturschutzgebiet (Kärnten NSG.028, 97 ha) , Steiermark NSG b 04, 21 ha); FFH- und Vogelschutzgebiet Hörfeld Moor (Kärntner Anteil) (AT2103000, 88 ha) und NSG Hörfeld (Stmk. AT2207000, 47 ha)
1169 Lafnitztal[7] Bgld., Stmk. Oberwart, Güssing, Jennersdorf, Hartberg, Fürstenfeld 2.180 01. Mär. 2002 Welt-Icon M O Tp Ts U Xf 4 8 9 Ramsar Centre Lafnitztal; enthält Naturschutzgebiet Lafnitz–Stögersbach-Auen Wolfau (Bgld., 70 ha), Geschützter Landschaftsteil Lahnbach (Bgld., 31 ha), FFH- und Vogelschutzgebiet Lafnitztal–Neudauer Teiche (Stmk., AT2208000, 1.131 ha), teilw. überlappend mit FFH-Gebiet Lafnitzauen (Bgld., AT1122916, 714 ha)
1490 Moor- und Seenlandschaft Keutschach–Schiefling[8] Ktn. Keutschach am See, Schiefling 543 13. Dez. 2004 Welt-Icon 10 Teilgebiete
1404 Moore am Naßköhr[9] Stmk. Neuberg an der Mürz 211 15. Okt. 2004 Welt-Icon U
1367 Moore am Paß Thurn[10] Sbg. Mittersill 190 02. Feb. 2004 Welt-Icon U 13 Teilgebiete mit 40 ha
1368 Moore am Sauerfelder Wald[11] Sbg. Tamsweg 119 02. Feb. 2004 Welt-Icon U
1369 Moore am Schwarzenberg[12] Sbg. Tamsweg, Unternberg, Ramingstein, Thomatal 267 02. Feb. 2004 Welt-Icon U
1370 Moore am Überling[13] Sbg. Tamsweg 265 02. Feb. 2004 Welt-Icon U davon 117 h Moorfläche
1371 Nationalpark Kalkalpen Kirchdorf, Steyr-Land 18.532 02. Feb. 2004 Welt-Icon Nationalpark und Europaschutzgebiet (AT3111000), liegt in Important Bird Area Nördliche Kalkalpen (Nr. AT033, 131.535 ha), Teil des Verbunds Econnect
271 Neusiedler See und Lacken im Seewinkel
(Neusiedlersee, Seewinkel & Hanság)
Bgld. Eisenstadt- Umgebung, Neusiedl, Rust 44.229 * 16. Dez. 1982 Welt-Icon Q R Sp U mit Ramsar-Gebieten Lake Ferto (Nr. 420, 8.432 ha) und Nyirkai-Hany (Nr. 1644) in Ungarn grenzüberschreitendes Ramsar-Gebiet Neusiedlersee–Seewinkel–Waasen / Neusiedlersee–Ferto–Hanság (12. Nov. 2009); zum Großteil Landschaftsschutzgebiet Neusiedler See und Umgebung (41.590 ha), teilw. Nationalpark Neusiedlersee–Seewinkel (9.700 ha); sowie vollst. Natura 2000-Gebiet (AT1110137, 510 km²), enthält Biosphärenpark (250 km²) und Biogenetisches Reservat (440 km²), teilw. auch UNESCO-Welterbe Kulturlandschaft Fertö/Neusiedler See (772rev, 0,93 km²), umfasst auch Teile der Important Bird Areas Hanság (AT001, 37,3 km²), Südlicher Seewinkel und Zitzmannsdorfer Wiesen (AT003, 139 km²) und Neusiedler See (AT004, 251 km²)
532 Pürgschachen Moor Stmk. Liezen, 0 62 09. Sep. 1991 Welt-Icon U in Landschaftsschutzgebiet Ennstal von Ardning bis Pruggern (LSG-43, 4.936 ha); Teil von Natura 2000-Gebiet Pürgschachen-Moor und ennsnahe Bereiche (AT2205000, 1.619 ha); Integration in Nationalpark Gesäuse vorgesehen
275 Rheindelta Vlbg. Bregenz 2.065 16. Dez. 1982 Welt-Icon M O U 2008 um 95 ha erweitert; vollständig auch Naturschutzgebiet und Natura 2000-Gebiet Rheindelta (AT3402000)
719 Rotmoos im Fuschertal[14], Bodensee Sbg. Zell am See, 0 58 24. Feb. 1995 Welt-Icon U auch Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet Rotmoos-Käfertal (NSG00022, AT3214000/ESG 00001, 177 ha)
558 Sablatnigmoor bei Eberndorf[15] Ktn. Völkermarkt , 0 96 19. Mai 1992 Welt-Icon NSG.022
274 Stauseen am Unteren Inn Braunau, Ried, 0 870 (*) 16. Dez. 1982 Welt-Icon 6 anschließend an dt. Ramsargebiet Unterer Inn, Haiming-Neuhaus (Nr. 96, beide zusammen 2825 ha); vollst. in Naturschutzgebiet (982 ha) und Europaschutzgebiet Unterer Inn (AT3105000, 870 ha), auch in grenzübergreifendem Europareservat Unterer Inn (5.500 ha), sowie teilweise österr. Important Bird Area Stauseen am Unteren Inn (1.699 ha)
273 Untere Lobau[16] Wien Wien 915 * 16. Dez. 1982 Welt-Icon M N Tp Ts Xf mit Donau–March-Auen (Nr. 2732), Mokrady dolního Podyjí (Nr. 635) in Tschechien und Moravské luhy (Nr. 604) in der Slowakei trilaterales Ramsar-Gebiet Auen im Zusammenfluss von March, Thaya und Donau[5]; teilw. Naturschutzgebiet (Nr. 20,525 ha) Lobau–Schüttlau–Schönauer Haufen und Biosphärenreservat Lobau (20,4 ha), Teil des Nationalpark Donau-Auen (22,6 km²), Landschaftsschutzgebiet Donau–March–Thaya-Auen (20,5 km²) und Europaschutzgebiet Donau-Auen östlich von Wien (GGB AT1204000, 95,8 km² / BSG AT1204V00, 91,0 km²)
1013 Waldviertler Teiche, Moore und Flusslandschaften[17]
(Waldviertel ponds, peat bogs & floodplains)
Gmünd 13.000 22. Dez. 1999 Welt-Icon Tp Ts U Xp 1 auch GGB Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft (AT1201A00, 14.090 ha) BSG Waldviertel (AT1201000, 33.985 ha)
Gesamt 19 Gebiete gesamte geschützte Fläche:(Fl.) 122.372 1.220 km² … 1,5 % d. Fläche von Österreich (83.870 km²)
davon national geschützt: etwa 1.000 km² … 5,8 % d. Gesamtschutzfläche Österreich (~ 21.000 km²)
Stand: 6/2010, Quelle UBA, ramsar.org
(G.) Koordinaten nach ramsar.org (Koordinatenmitte), präziser jew. im Landes-GIS
(Fl.) Fläche nach ramsar.org oder Datenblatt, Flächenangaben je nach Maßstab/Zeit der Aufnahme abweichend
(Sort.) Sortierbar nach IUCN-Kategorie bzw. nationalem/internationalem und sonstigem Schutz/alleiniger Schutzstellung

Literatur

  • Umweltbundesamt (Hrsg.): Ramsar in Österreich. Eine Information der Bundesländer und des Lebensministeriums. (pdf, 2,6 MB, umweltbundesamt.at).
  • I. Fischer: Dokumentation der österreichischen Ramsar-Gebiete. Gebiete gemäß dem "Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung" (Ramsar-Konvention). (R-076). In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Reports. 76 (alte Serie). Wien 1993, ISBN 3-85457-122-4.
  • M. Jungmeier, K. Werner, C. Pettrich: Moore in Österreich unter dem Schutz der Ramsar-Konvention. (DP-115). Hrsg.: Umweltbundesamt. AMEDIA GnbR, Wien 2004, ISBN 3-7083-0197-8 (nwv.at).
  • Irene Oberleitner, G. Dick: Österreichischer Ramsar-Plan. (M-058). In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Monographien. Band 58. Wien 1995, ISBN 3-85457-234-4.
  • Irene Oberleitner: Österreichische Feuchtgebietsstrategie. Ziele und Maßnahmen 2006–2010. Im Auftrag des Lebensministeriums, Abt. II/4. Hrsg.: Umweltbundesamt. Wien 2006 (pdf, 0,5 MB, umweltbundesamt.at).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The text of the Ramsar Convention and other key original documents. ramsar.org, abgerufen im Jahr 2010 (aktueller Text mit Amendments, Originaltext, Stand der Ratifikationen u.v.a.).
  2. 2,0 2,1 Weblink UBA: Ramsargebiete
  3. Transboundary Ramsar sites. In: ramsar.org > Documents. 16. November 2009, abgerufen im Juni 2010.
  4. Donau-March-Auen. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  5. 5,0 5,1 UBA: Ramsar in Österreich S. 7; englisch Trilateral Ramsar Site Floodplains of the Morava-Dyje-Danube Confluence
  6. Hörfeld. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  7. Lafnitztal. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  8. Moor- und Seenlandschaft Keutschach-Schiefling. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  9. Moore am Naßköhr. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  10. Moore am Paß Thurn. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  11. Moore im Sauerfelderwald. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  12. Moore am Schwarzenberg. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  13. Moore am Überling. In: umweltbundesamt.at » Umweltthemen » Naturschutz » Schutzgebiete » Ramsar-Gebiete. Umweltbundesamt (UBA), abgerufen am 29. Juni 2010.
  14. Rotmoos im Fuschertal. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  15. Sablatnigmoor bei Eberndorf. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  16. Untere Lobau. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
  17. Waldviertler Teich-, Moor- und Flusslandschaft. In: UMWELTnet > Natur- & Artenschutz > Feuchtgebiete (Ramsar) > Ramsar-Gebiete. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), abgerufen am 29. Juni 2010.
Vorlage:Navigationsleiste Umwelt- und Naturschutzgebiete in Österreich