Osteostraci



Osteostraci

Cephalaspis, Lebendrekonstruktion

Zeitliches Auftreten
Oberer Silur bis Oberdevon
430 bis 370 Mio. Jahre
Fundorte
  • Europa
  • Nordamerika
  • Sibirien
  • Zentralasien
Systematik
Bilateria
Neumünder (Deuterostomia)
Chordatiere (Chorda)
Wirbeltiere (Vertebrata)
Osteostraci
Wissenschaftlicher Name
Osteostraci
Lankester, 1868

Die Osteostraci, auch Cephalaspidiformes genannt, sind eine Gruppe ausgestorbener, fischähnlicher, kieferloser Wirbeltiere. Die ältesten Fossilien dieser Tiere stammen aus Ablagerungen der Meeresküsten und Lagunen des Oberen Silur. Im nachfolgenden Unterdevon entwickelten sich eine Vielzahl von Arten, die hauptsächlich im Süßwasser lebten. Am Ende des Devon wurden sie selten und starben schließlich aus. Insgesamt wurden etwa 200 Arten oder Gattungen fossil nachgewiesen.

Fossil von Hemicyclaspis aus dem Devon von England

Die Osteostraci hatten wie die Galeaspida und die Pituriaspida ein panzerartiges Exoskelett. Ihr Panzer umfasste den großen, hufeisenförmigen Kopf und den Rumpf. Bei späteren Formen wurde er reduziert und umfasste nur noch den Kopf. Im Panzer befinden sich acht bis zehn Öffnungen für die Kiemen und auf der Mitte der Oberseite, nah beieinander, zwei Augen. Die Anatomie der Osteostraci ist bestens bekannt, da ihr Knorpelskelett von einer dünnen Knochenschicht umgeben war. Unter anderem sind das Gehirn, das runde, unterständige Maul und die Kiemen, aber auch einzelne Adern und Nerven bekannt. Da der Panzer nicht mitwachsen konnte, kann seine Verknöcherung erst beim ausgewachsenen Tier eingesetzt haben.

Der nicht vom Panzer umschlossene Teil des Körpers war von rautenförmigen Schuppen bedeckt. Ursprüngliche Formen hatten zwei Rückenflossen, spätere nur eine oder gar keine. Die heterozerke Schwanzflosse wurde von der nach oben gebogenen Chorda dorsalis gestützt. Die Fische entwickelten mit der Reduktion des Panzers auf die Kopfregion skelettlose, nur durch Muskeln gestützte, paarige Brustflossen, die seitlich am Ende des Kopfpanzers hervortraten. Zu beiden Seiten des Kopfes lagen Felder von Sinnesorganen, mit denen die Tiere vielleicht elektrische Felder oder Druckveränderungen im Wasser wahrnehmen konnten. Wegen des schweren Kopfes nimmt man eine benthische Lebensweise an. Einige Formen können aber auch aktive Schwimmer im freien Wasser (Pelagial) gewesen sein.

Die meisten Osteostraci wurden etwa 20 bis 40 Zentimeter lang, die kleinste Form erreichte 4 Zentimeter, die größte eine Länge von einem Meter.

Systematik

Wegen des plötzlichen Auftauchens der Osteostraci im Fossilbericht des Oberen Silur nimmt man an, dass sie erst seit dieser Zeit einen fossil erhaltungsfähigen Panzer ausbildeten. Unter allen Kieferlosen teilen die Osteostraci (vielleicht zusammen mit den Pituriaspida) die größte Anzahl von Autapomorphien mit den Kiefermäulern (Gnathostomata), vor allem paarige muskulöse Flossen, einen Knochenring (Skleralring) um die Augen und die heterozerke Schwanzflosse.

Die Osteostraci werden in fünf als Cornuata zusammengefassten Haupttaxa unterteilt:

  • Benneviaspidida
  • Cephalaspidida
  • Kiaeraspidida
  • Tyestiida
  • Zenaspidida

Daneben gibt es mit den Gattungen Ateleaspis, Aceraspis, Hemicyclaspis und Hirella vier basale, primitive Osteostraci.

Literatur

  • Robert L Caroll: Paläontologie und Evolution der Wirbeltiere, Thieme Verlag, 1993, Stuttgart, ISBN 3-13-774401-6
  • Oskar Kuhn: Die vorzeitlichen Fischartigen und Fische, A. Ziemsen Verlag, 1967, Wittenberg

Weblinks

Commons: Osteostraci – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien