Out-of-Africa-Theorie


Die Wanderung von Homo sapiens über den Nahen Osten nach Australien. M 168 und M 130 bezeichnen Marker im Y-Chromosom des Menschen (vergl. Adam des Y-Chromosoms).
Die Besiedelung Eurasiens durch Homo sapiens ab etwa 40.000 Jahren vor heute (M bezeichnet Marker auf dem Y-Chromosom) des Menschen.

Als Out-of-Africa-Theorie (auch: Out-of-Africa-Hypothese) bezeichnet man in der Paläoanthropologie die Annahme, dass die Gattung Homo ihren Ursprung in Afrika hatte und dass sich deren Angehörige von dort über die ganze Welt verbreiteten.

Im ursprünglichen Sinne bezieht sich die Out-of-Africa-Theorie auf das Entstehen und die Ausbreitung von Homo erectus, dessen älteste Fossilfunde außerhalb Afrikas rund 1,8 Millionen Jahre alt sind (auch: „Out-of-Africa I“).[1][2] Die Bezeichnung wird jedoch häufig auch auf die Ausbreitung von Homo sapiens angewandt (auch: „Out-of-Africa II“ oder Recent African Origin);[3] Belege hierfür sind beispielsweise die Fossilien Omo 1 und Omo 2 sowie die Herto-Schädel aus Äthiopien, die zu den ältesten als sicher datierten Nachweisen von Homo sapiens zählen.

Sollten sich, wie heute ein Teil der Forscher annimmt, die in Europa als Homo heidelbergensis klassifizierten Individuen vor mehr als 600.000 Jahren bereits in Afrika von Homo erectus und somit von der zu Homo sapiens führenden Entwicklungslinie getrennt und – von Afrika kommend – Europa besiedelt haben,[4] wäre ihnen „Out-of-Africa II“ zuzuschreiben und der späteren Ausbreitung von Homo sapiens „Out-of-Africa III“.[5]

Die Out-of-Africa-Theorie wird durch zahlreiche Fossilfunde und – in Bezug auf Homo sapiens – auch durch genetische (siehe die beiden Grafiken) sowie linguistische[6] Befunde gestützt. Sie ist die heute von der Mehrzahl der Forscher vertretene Theorie über die Herkunft des Menschen[7] und bildet seit den 1980er-Jahren den Gegenpol zur veralteten, durch genetische Analysen widerlegten Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen. Dieser Hypothese lag die Annahme zugrunde, Homo sapiens habe sich in Afrika, Europa, Australien und Asien – getrennt voneinander – aus einem gemeinsamen Vorfahren der Gattung Homo entwickelt.

Die Bezeichnung Out of Africa entstand Mitte der 1980er Jahre in Anlehnung an den 1985 verfilmten Roman von Karen Blixen Jenseits von Afrika (Originaltitel: Out of Africa).[8]

Die Beiträge Afrikas zur kulturgeschichtlichen Entwicklung der Menschheit werden unter dem Schlagwort Black Athena diskutiert.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Brenna M. Henn, Luigi Luca Cavalli-Sforza, Marcus W. Feldman: The great human expansion. In: Proceedings of the National Academy of Sciences Bd. 109 (2012), Nr. 44, S. 17758-17764, doi:10.1073/pnas.1212380109
  • John Robert Stewart, Chris B. Stringer: Human Evolution Out of Africa: The Role of Refugia and Climate Change. In: Science. Band 335, Nr. 6074, 2012, S. 1317–1321, doi:10.1126/science.1215627
  • Jeffrey H. Schwartz, Ian Tattersall: Fossil evidence for the origin of Homo sapiens. In: American Journal of Physical Anthropology. Band 143, Supplement 51 (= Yearbook of Physical Anthropology), 2010, S. 94–121, doi:10.1002/ajpa.21443
  • Chris B. Stringer, Peter Andrews: Genetic and Fossil Evidence for the Origin of Modern Humans. In: Science. Band 239, Nr. 4845, 1988, S. 1263–1268, doi:10.1126/science.3125610

Weblinks

  • univie.ac.at Arnold Sonderegger: Ursprung des Menschen. Mythos und Wirklichkeit paläoanthropologischer Herkunftsmodelle. In: Stichproben. Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien. Band 1, 2001 (PDF-Datei; 66 kB)

Einzelnachweise

  1. John G. Fleagle et al.: Out of Africa I: The First Hominin Colonization of Eurasia. Springer, 2010. ISBN 9048190355
  2. „The narrative of human evolution […] is known as 'Out of Africa 1'. This postulates that the genus Homo originated in Africa, and as H. ergaster or H. erectus, left Africa about 1.8 million years ago.“ In: Walking with humans.Nature vom 22. Dezember 2005, doi:10.1038/nature04259
  3. Wilson, Allan C. and Rebecca L. Cann: The Recent African Genesis of Humans. In: Scientific American, Band 266, 1992, S. 68–73
  4. Michael Balter: In Search of the First Europeans. In: Science. Band 291, Nr. 5509, 2001, S. 1722–1725, doi:10.1126/science.291.5509.1722
  5. Thomas Junker: Die Evolution des Menschen. C. H. Beck, 2. Auflage, München 2008, S. 38–40. – Junker benutzt arabische Ziffern.
  6. Quentin D. Atkinson: Phonemic Diversity Supports a Serial Founder Effect Model of Language Expansion from Africa. In: Science, Band 332, Nr. 6027, 2011, S. 346–349, doi:10.1126/science.1199295
  7. Chris Stringer: Human evolution: Out of Ethiopia. In: Nature. Band 423, 2003, S. 692–695, doi:10.1038/423692a
  8. Günter Bräuer: Der Ursprung lag in Afrika. In: Spektrum der Wissenschaft. 2003, Nr. 3, S. 40
  9. openaccess.leidenuniv.nl (PDF) Wim van Binsbergen: Rethinking Africa's contribution to global cultural history. Lessons from a comparative historical analysis of mankala board-games and geomantic divination. In: Talanta. Band 28–29, 1996–1997, S. 219–151. Herausgegeben vom African Studies Center, Leiden.

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