Russische Grippe


Die so genannte Russische Grippe wurde durch ein Influenzavirus vom Subtyp A/H1N1 verursacht, das bereits in den Jahren nach 1918 eine Pandemie, genannt Spanische Grippe, verursacht hatte. Erstmals isoliert wurde das Virus im Mai 1977 in Nordchina, bis Januar 1978 hatte es sich weltweit verbreitet. [1][2]

Betroffen von der Erkrankungswelle (Epidemie) waren vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 23 Jahren. Dies wird von den Experten darauf zurückgeführt, dass A/H1N1 ab 1918 weltweit vorherrschend war und erst 1957 durch den Subtyp A/H2N2, den Erreger der Asiatischen Grippe, verdrängt wurde. Viele vor 1957 Geborene waren daher bereits zuvor diesem Subtyp ausgesetzt gewesen und besaßen somit einen gewissen Immunschutz, nicht aber die nach 1957 Geborenen. Da die Erkrankungswelle auf junge Menschen beschränkt blieb, wird sie meist nicht als Pandemie eingestuft.

Der Subtyp von 1977 war dem Subtyp aus den Jahren vor 1957 derart ähnlich, dass rasch die Vermutung aufkam, das Virus sei Mitte der 1970er-Jahre aus einem russischen oder chinesischen Labor entwichen. [3] Die geringe Anzahl von Abweichungen (Mutationen) in seinem Erbgut könne man nur dadurch erklären, dass das Virus im wörtlichen Sinne jahrzehntelang eingefroren gewesen sei. Diese These vertrat 1992 [4] auch der renommierte Influenza-Forscher [5] Robert Webster.

Das H1N1-Genom der „Spanischen Grippe“ wurde 2005 von einer Arbeitsgruppe um Jeffery Taubenberger rekonstruiert.

Russische Grippe von 1889/90

Die große Pandemie von 1889/90 wurde seinerzeit in den Zeitungen und später auch in der Fachliteratur ebenfalls Russische Grippe genannt, jedoch von einem anderen Subtyp verursacht.[6]

Einzelnachweise

  1. pandemicflu.gov (bei webarchive.org): Pandemics and Pandemic Threats since 1900.
  2. Heartland Kidney Network 12/06 QI (PDF): Pandemics & Threats 1900–2006
  3. Greenpeace-Magazin 1/2004
  4. Webster, R.G.; Bean, W.J.; Gorma, O.T.; Chambers, T.M.; Kawaoka, Y.: Evolution and Ecology of Influenza A viruses. Microbiology Review 1992, Band 56, S. 152-79.
  5. www.nature.com Porträt von Robert Webster in Nature
  6. gef.be.ch (PDF)