Scheitelauge


Scheitelauge bei einem jungen Amerikanischen Ochsenfrosch

Das Scheitelauge, auch Parietalauge oder -organ, ist ein nach oben gerichtetes, zentrales drittes Auge auf dem Scheitelbein (Os parietale) des Schädels, das bei ursprünglichen Wirbeltieren als Lichtsinnesorgan zur Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden dient.

Beschreibung

Scheitelauge einer Rotkehlanolis

Das Scheitelauge besteht wie ein gewöhnliches paariges Auge aus Linse, Netzhaut und Sehnerv, nur die Iris fehlt. Das Organ liegt nicht frei, sondern ist unter der Haut verborgen. Die Verbindung zum Zwischenhirn wird über das Scheitelloch (Parietalforamen) hergestellt, das sich zwischen den paarigen Knochen des Scheitelbeins befindet.

Das Scheitelauge war bei den Wirbeltieren des Paläozoikums, den Placodermi (Panzerfischen), den „Kieferlosen“ sowie den tetrapoden Amphibien und Reptilien, ganz allgemein ausgebildet. Bei heute lebenden (rezenten) Tieren, beispielsweise einigen Leguanarten, ist das Parietalauge in Form einer lichtdurchlässigen Schuppe in der Kopfmitte zu erkennen, die Licht in das Schädelinnere einlässt. Auch bei der neuseeländischen Brückenechse (Sphenodon punctatus), einem lebenden Fossil, und den urtümlichen Neunaugen ist das Auge noch vorhanden. Verhaltensbeobachtungen deuten darauf hin, dass das Parietalauge zumindest zur Hell-Dunkel-Unterscheidung dient, möglicherweise auch für das Erkennen von Bewegung und so zum Schutz vor Fressfeinden, etwa Greifvögeln, genutzt werden kann.

Evolution des Scheitelauges

Ursprünglich scheint das Scheitelauge gemäß der paarigen Anlage des Scheitelbeins ebenfalls paarig ausgebildet gewesen zu sein; seine beiden Teile haben sich später voneinander unabhängig jeweils zu homologen Lichtsinnesorganen (Parietalorgan und Pinealorgan) umgewandelt. Dort, wo das linke Auge nach vorne rückte, entwickelte es sich zum Parietalorgan (Parapinealorgan) bzw. -auge der höheren Wirbeltiere wie den Eidechsen und Brückenechsen, wo es nach hinten wanderte, wurde das ursprünglich rechte Auge zum Pinealorgan bzw. -auge der Froschlurche und Neunaugen. Das jeweils andere Auge kann auch unter Funktionsverlust ausnahmsweise erhalten bleiben, so beim Meerneunauge, oder sich, wie bei höheren Wirbeltieren, unter Funktionswechsel zur – oftmals noch lichtempfindlichen – Zirbeldrüse umwandeln. Diese sorgt durch die Ausschüttung des Hormons Melatonin für die Steuerung circadianer Rhythmen der Tages- und Nachtaktivität und regelt speziell bei Reptilien und einigen Vögeln Körpertemperatur (Thermoregulation) und Nahrungsaufnahme. Entwicklungsgeschichtlich ist sie damit das älteste Organ zu Steuerung der Tagesrhythmik.

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Sherwood Romer, Thomas S. Parsons: Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 5. Auflage, 1983. ISBN 3-490-21718-7

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