Hausschwein


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Hausschwein

Hausschwein (Sus scrofa domestica): Sau mit Ferkel

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Echte Schweine (Suidae)
Art: Wildschwein (Sus scrofa)
Unterart: Hausschwein
Wissenschaftlicher Name
Sus scrofa domestica
Linnaeus, 1758

Das Hausschwein ist die domestizierte Form des Wildschweins und bildet mit ihm eine einzige Art. Es gehört damit zur Familie der Echten Schweine aus der Ordnung der Paarhufer. In einigen Teilen der Welt gibt es freilebende Schweinepopulationen, die aus verwilderten Hausschweinen hervorgingen. Schweine sind Allesfresser; sie fressen sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung.

Das Hausschwein ist eines der am frühesten domestizierten Haustiere in der menschlichen Zivilisationsgeschichte und wird seit vermutlich 9000 Jahren zur Fleischerzeugung gehalten. In Europa und Ostasien ist Schweinefleisch die am häufigsten gegessene Fleischsorte. Die Schweinehaltung geschieht heute überwiegend in größeren Anlagen.

Lautäußerung eines Hausschweins

Benennung

Das weibliche Schwein heißt Sau (nds. Mutte) und das männliche wird Eber genannt. Jungtiere nennt man Ferkel. Spanferkel sind Ferkel, die noch am Span, der Zitze saugen (spänen). Bis zum Gewicht von 25 kg sind es Ferkel, zwischen 25 und 50 kg Läufer. Kastrierte männliche Tiere werden Borg oder Altschneider genannt. Endstufeneber bezeichnet zur Züchtung verwendete männliche Schweine, wenn in einem Zuchtprogramm mehrere Zuchtstufen verwendet werden. Der Endstufeneber ist der Vater des angestrebten Endproduktes. Als Leersau wird eine Muttersau in der Zucht bezeichnet, an der keine Ferkel mehr saugen, die aber noch nicht wieder tragend ist, das heißt neu besamt oder gedeckt wurde.

Domestizierung

Erste archäologische Nachweise der Haustierwerdung (Domestizierung) gibt es aus der Zeit vor 9000 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Osttürkei. Molekularbiologische Untersuchungen an Haus- und Wildschweinen zeigten, dass sich während der Jungsteinzeit die Domestikation in vielen Gebieten der Erde unabhängig voneinander vollzog. Die Daten machen deutlich, dass bereits domestizierte Schweine aus dem Nahen Osten nach Europa eingeführt wurden. Nach etwa 500 Jahren wurden diese jedoch durch Tiere ersetzt, die von europäischen Wildschweinen abstammen. Die genetischen Untersuchungen zeigten, dass die aus dem Nahen Osten stammenden genetischen Linien allmählich durch die einheimischen Hausschwein-Linien ersetzt wurden.

Rassen

Hängebauchschwein
Iberisches Schwein
Halbwilde Hausschweine auf Korsika
Eberferkel des Husumer Protestschweins

Heute gibt es eine Vielzahl von Schweinerassen. Sie entstanden alle erst in den letzten zwei Jahrhunderten. Bis dahin sorgte die Praxis der Eichelmast dafür, dass sich Hausschweine immer wieder mit Wildschweinen kreuzten. In neuester Zeit wurden sehr kleine Schweinerassen (sogenannte Minischweine) auch als Haustiere ohne kommerzielle Nutzung beliebt.

Einige der bekannteren Rassen sind:

  • Amerikanisches Yorkshire-Schwein
  • Angler Sattelschwein
  • Bentheimer Landschwein
  • Cornwallschwein
  • Dänische Landrasse
  • Deutsches Edelschwein
  • Deutsche Landrasse
  • Deutsches Sattelschwein
  • Duroc-Schwein
  • Hängebauchschwein
  • Hampshireschwein
  • Husumer Protestschwein
  • Iberisches Schwein (Cerdo Ibérico)
  • Lettisches Weißschwein
  • Mangalica-Schwein (Wollschwein)
  • Pietrain
  • Schwarzfußschwein (Porc Noir de Bigorre[1][2], Pyrenäen)
  • Schwäbisch-Hällisches Landschwein
  • Turopolje-Schwein
  • Waldweideschwein

siehe auch Liste der Schweinerassen

Heranwachsen

Bei Schweinen beträgt die Trächtigkeitsdauer ca. 112–114 Tage (drei Monate, drei Wochen, drei Tage), die anschließende Geburtsvorgang wird ferkeln oder auch abferkeln genannt.

Bei neugeborenen Ferkeln kann man bei ursprünglichen Rassen noch die Zeichnung erkennen, die bei Frischlingen so typisch ist. Wenn sie etwa sechs Monate alt sind, bzw. etwa 100 kg Lebendgewicht haben, sind die Tiere schlachtreif. Schweine können, wenn sie nicht geschlachtet werden, etwa zehn Jahre alt werden[3].

Gesundheit

Schweine können nicht schwitzen. Viele Schweinerassen sind stressanfällig und können auch ähnliche Herz- und Kreislaufkrankheiten entwickeln wie der Mensch. Sie werden deshalb auch als Labor- und Versuchstiere gehalten. Physiologisch sind sich Schwein und Mensch sehr ähnlich. Das betrifft nicht nur die ähnlichen Krankheitsausprägungen, sondern z. B. auch die Struktur und Beschaffenheit von Fleisch und Fettgewebe. In der Gerichtsmedizin z. B. werden Stich- und Schussverletzungen an frischgeschlachteten Schweinen nachgestellt.

Vorurteile

Ferkel beim Säugen

Schweine werden in der Umgangssprache regelmäßig als dumm und dreckig bezeichnet. Verschiedene Untersuchungen legen weder das eine noch das andere nahe. Schweine, die in ausreichend weitläufigen Ställen gehalten werden, nutzen generell eine Ecke als Kotecke. Ihr Suhlen in feuchtem Schlamm ist eine angeborene Verhaltensweise, die der Reinigung dient, bei hohen Temperaturen ihre Körpertemperatur senkt und sie vor Sonnenbrand schützt. Schweine haben keine Schweißdrüsen.[4] Neuere Beobachtungen lassen sogar auf eine Fähigkeit zur Selbstmedikation schließen. Bei in den Niederlanden gehaltenen Schweinen hat man beobachtet, dass Schweine, die mit einem Darm-Antiseptikum behandelt worden waren, plötzlich begannen, den Urin ihrer Artgenossen zu trinken. Untersuchungen des Medikamentes führten zu dem Ergebnis, dass es ein Absterben der Nebennierenrinde nach sich zog und dass dadurch der Aldosteron-Spiegel im Blut bei den mit den Medikamenten behandelten Schweinen absank. Durch das Trinken des Urins von unbehandelten Schweinen waren die Tiere jedoch in der Lage, den Verlust des Aldosterons wieder auszugleichen.[5]

Schweine sind auch nicht übermäßig dumm. Untersuchungen an der Pennsylvania University haben ergeben, dass Schweine mit einem Joystick im Maul an einem Monitor Erkennungsaufgaben sehr gut lösen können. Man geht davon aus, dass ihre kognitiven Fähigkeiten durchaus mit denen mancher Primaten vergleichbar sind.[4][6] Es gibt immer wieder Berichte über Schweine, die vergleichsweise hohe Intelligenz zeigen.[7]

Religion

Im Judentum und im Islam gilt Schweinefleisch als unrein (siehe dazu die Lemmata „Jüdische Speisegesetze“ und „Halal“) und darf nicht gegessen werden. Dasselbe religiöse Verbot von Schweinefleisch gilt in der äthiopisch-orthodoxen Kirche und für Hindus mit Ausnahme der unteren Kasten.

Anzahl der gehaltenen Schweine

Anzahl der gehaltenen Schweine in der Europäischen Union 2011[8]
Land Anzahl Schweine
Deutschland Deutschland 27.402.500
Spanien Spanien 25.634.900
Frankreich Frankreich 13.967.000
Polen Polen 13.506.400
Danemark Dänemark 12.348.000
Niederlande Niederlande 12.103.000
ItalienItalien Italien 9.350.800
Belgien Belgien 6.327.900
RumänienRumänien Rumänien 5.363.800
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 4.326.000
Ungarn Ungarn 3.025.000
OsterreichÖsterreich Österreich 3.004.900
Europaische Union EU (27) gesamt 148.545.200


Anzahl der gehaltenen Schweine 2005[9]
Gebiet/Land Anzahl Schweine (in Mio.)
Europa 191
Deutschland 27
Österreich 3
Schweiz 1,5
USA 60
Brasilien 33
China 489
weltweit 961

Siehe auch

Literatur

  • Watson, Lyall: "The whole hog" - Exploring the extraordinary potential of pigs, Profile Books, London 2004. ISBN 1-86197-771-9
  • I. König, I. Tschinkel & H. Scheller: Schweinebesamung. Biologie, Technik, Organisation. Berlin 1971.

Filme

  • Arme Sau - Das Geschäft mit dem Erbgut. Dokumentation, 2006, 45 Min., von Christian Jentzsch, Produktion: WDR, Erstsendung: 9. Oktober 2006, Inhaltsangabe vom WDR, GoogleVideo

Weblinks

Commons: Hausschwein – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Hausschwein – in den Nachrichten
Wiktionary: Schwein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Nouvelle page 2
  2. http://www.excellence-gers.fr/pagesEditos.asp?id=C77DD66E&IDPAGE=62 Consortium du Porc Noir de Bigorre
  3. [1]
  4. 4,0 4,1 E. T. Gieling, R. E. Nordquist, F. J. van der Staay: Assessing learning and memory in pigs. In: Animal Cognition Band 14, Nummer 2, S. 151-173. doi:10.1007/s10071-010-0364-3 PMID 21203792 PMC 3040303 (freier Volltext) (Open Access)
  5. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 14 ff.
  6. B. R. Kornum, G. M. Knudsen: Cognitive testing of pigs (Sus scrofa) in translational biobehavioral research. In: Neuroscience and biobehavioral reviews Band 35, Nummer 3, Januar 2011, S. 437–451, ISSN 1873-7528. doi:10.1016/j.neubiorev.2010.05.004. PMID 20553757. (Review).
  7. K. Breland, M. Breland: A field of applied animal psychology. In: The American psychologist Band 6, Nummer 6, Juni 1951, S. 202–204, ISSN 0003-066X. PMID 14847139.
  8. EUROSTAT 2011
  9. FAOSTAT 2005, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO)