Serge Daan


Serge Daan (* 11. Juni 1940 in Mook) ist ein niederländischer Chronobiologe.

Leben

Serge Daan wurde in einer Windmühle im niederländischen Mook geboren und wuchs in ländlicher Umgebung auf. Nach dem Besuch eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Deventer studierte er Biologie in Amsterdam. Seine Eltern weckten bei ihm schon früh das Interesse an der Biologie und erforschten mit der ganzen Familie die Ökologie der Reptilien des Mittelmeergebiets. Das annähernd fertiggestellte Nachschlagewerk ihrer Resultate wurde nur deswegen nicht veröffentlicht, weil kurz vor der Fertigstellung ein anderer Autor veröffentlichte.
Serge Daan ist verheiratet und hat vier Kinder.

Akademische Karriere

Serge Daan beendete sein Studium mit dem Erreichen des Doktorgrads (cum laude) an der Universität Amsterdam zum Thema Winterschlaf. Diese Arbeit brachte ihn mit Fragen zum 'Timing des Verhaltens' in Kontakt, die ihn seine gesamte Forscherkarriere beschäftigen. Daan verbrachte vier Jahre als Postdoc bei den zwei Begründern der modernen Chronobiologie Jürgen Aschoff und Colin Pittendrigh. Seine Zeit im Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Andechs (Bayern) und an der Stanford University in Kalifornien, und die daraus resultierende lebenslange Zusammenarbeit und Freundschaft mit den beiden Mentoren waren für seine wissenschaftliche Karriere entscheidend.

1975 wurde Daan zum außerordentlichen Professor (associate professor) an der Universität Groningen im Fachbereich Tierökologie berufen. 1994 erhielt er einen persönlichen Lehrstuhl im Fach Chronobiologie, 1996 avancierte er zum ordentlichen Professor der Ethologie. Seit 2003 ist er Inhaber des renommierten Niko Tinbergen-Lehrstuhls für Verhaltensbiologie.

Forschung

Hauptgebäude der Universität Groningen

Serge Daans Forschung konzentriert sich auf die zeitliche Organisation des Verhaltens bei Tieren und beim Mensch. In circa 250 wissenschaftlichen Publikationen (mit mehr als 10.000 Zitationen) trägt er zu einer Reihe von Schlüsselkonzepten und Modellen zum Verständnis von life history, biologischem Timing und Periodizität bei. Das betrifft ‘circadiane’ (circa 24-h) Rhythmen von Ruhephasen und Aktivität, die Regulation des menschlichen Schlafs und das Timing der Reproduktion.

Circadiane Rhythmik

Eine Vielzahl der Veröffentlichungen beschäftigt sich mit der täglichen Organisation von Verhalten. Pittendrigh und Daan verfassten 1976 fünf Schlüsselpublikationen in denen das Konzept verdeutlicht wird und die noch immer Einfluss auf das Gebiet der Chronobiologie haben. In den folgenden Veröffentlichungen verlegte sich der Fokus immer mehr vom Black-box-Modell zu testbaren Hypothesen bei den zugrunde liegenden molekularen Mechanismen.

Regulation von menschlichem Schlaf

Die Arbeiten zu circadianen Rhythmen führte zu der Erkenntnis, dass ein einzelner circadianer Schrittmacher existieren muss der einen Organismus mit der externen Zeit synchronisiert und gleichzeitig downstream- Oszillationen Physiologie und Verhalten kontrollieren. Dieser Gedanke vertrug sich nicht mit den Beobachtungen der zeitlichen Organisation des Schlafs beim Menschen die in Isolation und ohne Zeitandeutungen lebten. Serge Daan entwickelte zusammen mit Borbély und D. Beersma, ein Modell, das die Beobachtungen überzeugend erklärt. Das Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation (Two-process model of sleep regulation (1984)) demonstriert wie ein circadianer Schrittmacher vorsichtig die Kontrolle über andere oszillierende Prozesse übernehmen kann. Diese Veröffentlichung hat weltweit noch immer Einfluss auf die Schlafforschung.

Jahreszeitliches Timing der Reproduktion

Neben den täglichen Mustern und äußeren Umständen gibt es weitere, substantielle Wechsel im Verlauf eines Jahres. Tiere müssen mit diesen Veränderungen umgehen und haben die Anzahl und sogar das Geschlecht ihrer Nachkommen im Kontext der Situation gegen die Erwartungen für die Zukunft abzuwägen. Daan beschäftigt sich mit diesem Problem in seiner Publikation 'Die klugen Eltern' (The Prudent Parent, (1980)) zusammen mit R. H. Drent.

Vorträge

Serge Daan ist inzwischen häufiger keynote-Redner bei Konferenzen und Tagungen. Ebenfalls hielt er weltweit etliche renommierte Vorlesungen, wie beispielsweise die Laurence Irving-Per Scholander Memorial Lecture an der University of Alaska (1990), die Niko Tinbergen Vorlesung (London, 1996), die 'First Colin S. Pittendrigh Lecture' (Florida, 1998). Wissenschaftliche Forschung benötigt Forschungsstipendien. Daan konnte erfolgreich viele Stipendien aus unterschiedlichen Quellen erschließen und ermöglichte damit nicht nur seine eigene Arbeit sondern auch die vieler internationaler Doktoranden sowie unzähliger Studenten.

Organisationen

Eine Auswahl

  • Member of the board of Earth and Life Sciences of NWO – the Netherlands Organisation for Scientific Research (1997-2002)
  • Chairman of the NWO program Evolution and Behaviour (2002-2009)
  • President of the Dutch Society for Behavioural Biology (1996-2001)
  • Vice-dean (2001-2004) for research at the Faculty of Mathematics and Natural Sciences of the University of Groningen (mitverantwortlich für das Rosalind Franklin fellowships for women)
  • Dean of this Faculty (2007-2009)

Lehre

Neben einem breiten Spektrum allgemeiner Vorlesungen zu den unterschiedlichsten Themen der Biologie unter anderen Ökologie, Zoologie, Humanethologie, Chronobiologie, Evolution) und einem 'Honours College' für hochqualifizierte Studenten begleitete er mehr als 200 Diplomstudenten bei ihren Forschungsprojekten. Serge Daan initiierte und koordinierte ein Programm für talentierte Studenten, das 'Top-master program in Behavioural and Cognitive Neurosciences' an der Universität von Groningen.

Doktoranden

Viele seiner eigenen Forschungen wurde auch von einer Vielzahl enthusiastischer Studenten ermöglicht. S. Daan begleitete 43 Doktoranden.

  • 1986 D. Masman: The annual cycle of the kestrel, Falco tinnunculus. A study in behavioural energetics.
  • 1988 C. Dijkstra: Reproductive tactics in the Kestrel, Falco tinnunculus. A study in evolutionary biology.
  • 1988 T. Meijer: Reproductive decisions in the Kestrel, Falco tinnunculus. A study in physiological ecology.
  • 1988 D.J. Dijk: Spectral analysis of the sleep EEG. Experiments inspired by the two-process model of sleep regulation. (cum laude)
  • 1989 J.H. Meijer: Neuropharmacological and photic manipulation of the circadian pacemaker.
  • 1991 M.P. Gerkema: Ultradian and circadian oscillators in the temporal organization of behaviour in voles.
  • 1993 P.C.J. Franken: Sleep homeostasis and brain temperature. Experimental and simulation studies in the rat.
  • 1995 S. Verhulst: Reproductive decisions in the Great Tit: An optimality approach. (cum laude)
  • 1995 M.W.G. Brinkhof: Timing of reproduction. An experimental study in coots.
  • 1996 C. Deerenberg: Parental energy and fitness costs in birds.
  • 1996 T. de Boer: Sleep regulation in the Djungarian hamster. The effects of temperature, photoperiod and daily torpor.
  • 1997 P.M. Meerlo: Behavioural and chronobiological consequences of social stress in rats.
  • 1997 K.C. de Kogel: Long-term effects of brood size on offspring. An experimental study in the Zebrafinch.
  • 1999 A.M. Strijkstra: Periodic euthermy during hibernation in the European ground squirrel: causes and consequences.
  • 1999 P.E. Boon: Daylength and growth: Behaviour, energy balance and protein synthesis.
  • 1999 M.J.H. Kas: Sleep and circadian timekeeping in Octodon degu.
  • 2000 I.R. Pen: Sex allocation in a life history context. (cum laude)
  • 2001 R.A. Hut: Natural entrainment of circadian systems. A study in the diurnal ground squirrel Spermophilus citellus.
  • 2001 K. Jansen: Circadian rhythms in pacemaker and behavior. (a study in the Common vole, Microtus arvalis)
  • 2001 M. Oklejewicz: The rate of living in tau mutant Syrian hamsters. Studies on the impact of a circadian allele on temporal organisation.
  • 2002 B.I. Tieleman: Avian adaptation along an aridity gradient. Physiology, behavior, and life history. (cum laude)
  • 2003 C. Carere: Personality as an epigenetic suite of traits. A study on a passerine bird.
  • 2003 B. Riedstra: Development and social nature of feather pecking.
  • 2003 B.A.M. Biemans: A time to remember. Consequences of ageing on the circadian memory modulation in rodents.
  • 2004 C.M. Eising: Mother knows best? Costs and benefits of differential hormone allocation in birds.
  • 2004 W. Müller: Maternal phenotypic engineering. Adaptation and constraint in prenatal maternal effects.
  • 2004 N.B. Baron von Engelhardt: Proximate control in avian sex allocation - a study in zebra finches.
  • 2005 M. Rüger: Lighting up the human clock: Effects of bright light on physiological and psychological states in humans.
  • 2005 K. Spoelstra: Dawn and Dusk. Behavioural and molecular complexity in circadian entrainment.
  • 2005 S. Engel: Racing the wind. Water economy and energy expenditure in avian endurance flight.
  • 2006 P.D. Dijkstra: Know thine enemy. Intrasexual selection and sympatric speciation in a Lake Victoria cichlid fish.
  • 2006 P. Korsten: Avian sex allocation and ornamental coloration. A study on blue tits.
  • 2007 C. Schmidt-Wellenburg: Costs of migration. Short- and long-term consequences of avian endurance flight.
  • 2007 L.M. Vaanholt: The rate of living in mice. Impacts of activity and temperature on energy metabolism and longevity.
  • 2007 A. Zavada: Defining and detrimining the properties of the human sleep homeostat.
  • 2007 D. van der Veen: Neural substrate and the timing of behaviour in a multiple clock system.
  • 2009 T. Limbourg: Parental care in relation to offspriung sex and mate attractiveness in the Blue tit.
  • 2009 R.H.M. Mullers: The commuting parent. Energetic constraints in along distance forager, the Cape gannet.
  • 2009 K.A. Schubert: Breeding on a budget. Fundamental links between energy metabolism and mammalian life history trade-offs. (cum laude)
  • 2009 M.A. Comas Soberats: Entrainment to daylength in the mouse circadian system. Behavioural and molecular analyses. (cum laude)

Honorary doctorate:

  • 2009 Michael Menaker, University of Virginia

Agama Stellio Daani

Eine Unterart des Hardun, einer griechischen Echse, Agama stellio daani ist von A.Beutler, E. Frør, Mitt. Zool. Ges. Braunau 3: 255-290 (1980) [1] nach S. Daan benannt. Diese Unterart unterscheidet sich von der Nominatunterart (A. stellio stellio) durch einen schwarz-grauen Kopf anstelle eines gelblich-roten. Dieser Unterschied wurde von S. Daan während seiner Zeit im Mittelmeergebiet 1967 beobachtet und in einer Veröffentlichung erwähnt.

Ehrungen und Preise

  • 1967 UNIVERSITY OF AMSTERDAM: The annual student award, for a study on: Lateral undulations in the spinal chord in lizard locomotion
  • 1980 Agama stellio daani, a Greek lizard, named after S. Daan by A.Beutler, E. Frør, Mitt. Zool. Ges. Braunau 3: 255-290
  • 1992 ALEXANDER VON HUMBOLDT Forschungspreis (Research Prize) (Germany)
  • 2000 ROYAL SOCIETY of CANADA, elected Foreign Fellow
  • 2002 Recipient of “Aschoff’s Rule”, meeting of the Society for Research on Biological Rhythms, Amelia Island (Fa, USA). Many chronobiologists will envy Serge for this prize. It is the ruler that was owned by Jürgen Aschoff, one of the fathers of modern chronobiology. The ruler is awarded each time by the previous winner to a new winner, who is selected because he or she is doing chronobiological research with a different technique in a different species than the previous winner. The names of the winners are listed on the back of the ruler.
  • 2003 Appointed as Niko Tinbergen Distinguished Professor in Behavioural Biology
  • 2005 Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw (Knight in the Order of the Dutch Lion)
  • 2006 INTERNATIONAL PRIZE FOR BIOLOGY (Japan Society for the Promotion of Science). Without doubt, this is the most prestigious prize Serge Daan obtained. Many biologists consider this prize to be the highest international award in Biology. For Serge Daan, the fact that this prize introduced him to the royal family of Japan represents a special dimension.
  • 2008 Eminent Scientist Award (Japan Society for the Promotion of Science)

Einzelnachweise

  1. Agama Stellio Daani - www.biologiezentrum.at

Weblinks

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