Sorghumhirsen



Sorghumhirsen

Sorghum bicolor

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Panicoideae
Gattung: Sorghumhirsen
Wissenschaftlicher Name
Sorghum
Moench
Sektionen
  • Sektion Chaetosorghum
  • Sektion Heterosorghum
  • Sektion Parasorghum
  • Sektion Sorghum
  • Sektion Stiposorghum

Als Sorghumhirsen werden die Arten der Gattung Sorghum (ˈzɔrgʊm) aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) bezeichnet. Auch die Schreibweise Sorgum ist gelegentlich anzutreffen.

Wirtschaftlich bedeutendste Art dieses Taxons ist die Mohrenhirse (Sorghum bicolor), die das wichtigste Brotgetreide in Afrika ist und auch in Südeuropa, Zentralamerika und Südasien angepflanzt wird. Es wird vornehmlich für die Produktion von Mehl und als Futter für Vieh verwendet und ist das Getreide, das 2010 die fünftgrößte Anbaufläche weltweit aufwies – nach Weizen, Mais, Reis und Gerste [1]. Es stammt ursprünglich aus Ostafrika und ist an heißes und trockenes Klima angepasst. Eine weitere bekannte Art ist das vor allem als Futterpflanze, aber auch als Energiepflanze eingesetzte Sudangras (S. sudanense). Als Vogelfutter wird ebenfalls die Mohrenhirse verwendet.[2]

Systematik und Nomenklatur

(siehe auch Artikel Hirse und Panicoideae)

Die Sorghumhirsen (Sorghum sp.) gehören zu einer Gattung aus dem Tribus Andropogoneae der Unterfamilie Panicoideae, die zur Familie der Poaceae gehört. Den Andropogoneae werden auch andere, bedeutende Nutzpflanzen, wie z. B. Mais (Zea mays) und Zuckerrohr (Saccharum officinarum), zugeordnet.[3][4] In der Unterfamilie Panicoideae finden sich weitere Gattungen bzw. Arten, die als Hirse bezeichnet werden. Wirtschaftlich bedeutende Arten dieses Getreides können so auch den Gattungen Pennisetum (z. B. Perlhirse), Panicum (z. B. Rispenhirse), etc. angehören. Auch landwirtschaftlich genutzte Arten anderer Unterfamilien, wie z. B. der Chloridoideae, werden als Hirse bezeichnet, wie z. B. die Fingerhirse (Eleusine coracana) aus der Gattung Eleusine. Auch bestimmte Ungräser, wie z. B. die in Deutschland bedeutende Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) aus der Unterfamilie Panicoideae, tragen die Bezeichnung Hirse. Die Sorghumhirsen stellen somit nur einen Teil der als Hirse bezeichneten Arten.

Die wirtschaftlich bedeutende Sorghumhirseart Mohrenhirse wird gelegentlich als die Sorghumhirse bezeichnet, obwohl diese Bezeichnung nach obiger Definition alle Arten der Gattung umfasst.[5]


Sorghumhirsen ähneln im Pflanzenaufbau (Morphologie) dem Mais. Sie erreichen Wuchshöhen von bis zu 5 m und haben mit Mark gefüllte Halme, die an den Knoten Seitentriebe bilden können. Die Rispen sind 10 bis 60 cm lang und tragen Ästchen mit je zwei Ährchen, das obere bildet eine zwittrige, das untere zwei männliche Blüten. Sorghumrispen können sehr unterschiedlich in ihrer Erscheinung sein, je nach Sorte und Herkunft kompakt mit dicht anliegenden Körnern (arider Ursprung), oder offen mit weit auseinander liegenden Körnern (humider Ursprung)[6]. Die unbespelzten Körner sind 4 bis 5 mm dick, rund und von weißem, gelblichem bis rotem Farbton. Die weltweit am häufigsten genutzten domestizierten Formen der Art Sorghum bicolor besitzen bräunliche Körner. In den Körnern vieler Kultivare befindliche Bitterstoffe (Tannine) können, je nach Konzentration, vor Fraßfeinden, insbesondere vor Vogelfraß schützen bird-resistant sorghum.

Arten

Sorghum bicolor in Burkina Faso.

In der Gattung Sorghumhirsen Sorghum gibt es etwa 30 Arten:[3]

  • Sorghum almum
  • Sorghum × almum (= S. bicolor × S. halepense)
  • Sorghum amplum
  • Sorghum angustum
  • Sorghum arundinaceum (Syn.: Sorghum virgatum (Hack.) Stapf)
  • Mohrenhirse Sorghum bicolor, siehe Bild rechts
  • Sorghum brachypodum
  • Sorghum bulbosum
  • Sorghum burmahicum
  • Sorghum ecarinatum
  • Sorghum exstans
  • Sorghum grande
  • Sorghum halepense (Wilde Mohrenhirse) (Syn.: Andropogon controversus Steud., Andropogon halepensis (L.) Brot., Andropogon halepensis var. anatherus Piper, Andropogon miliaceus Roxb., Andropogon miliformis Schult., Holcus exiguus Forssk., Holcus halepensis L., Holcus halepensis var. miliformis (Schult.) Hitchc., Holcus sorghum var. exiguus (Forssk.) Hitchc., Sorghum controversum (Steud.) Snowden, Sorghum miliaceum (Roxb.) Snowden, Sorghum miliaceum var. parvispicula Snowden)
  • Sorghum interjectum
  • Sorghum intrans
  • Sorghum laxiflorum
  • Sorghum leiocladum
  • Sorghum macrospermum
  • Sorghum matarankense
  • Sorghum nitidum
  • Sorghum plumosum
  • Sorghum propinquum
  • Sorghum purpureosericeum
  • Sorghum stipoideum
  • Sudangras Sorghum sudanese = Sorghum × drummondii (= S. bicolor × S. arundinaceum)
  • Sorghum timorense
  • Sorghum trichocladum
  • Sorghum versicolor
  • Sorghum vulgare (Jowar)

Anbau und Verwendung

Anbau

(siehe auch Artikel Mohrenhirse und Sudangras)

Die genetische Herkunft der landwirtschaftlich bedeutenden Art Sorghum bicolor liegt im heutigen Äthiopien. Sorghum wurde im südsaharischen Afrika domestiziert. Ab ca. 2000 v. Chr. lässt sich Sorghum auch in Zentralindien nachweisen, zusammen mit anderen afrikanischen Kulturpflanzen wie Lablab (Lablab purpureus) und der Augenbohne (Vigna unguiculata). In Ägypten wurde es in der frühislamischen Zeit zu einer wichtigen Nutzpflanze.

Weltweit wurden 2010 rund 55,6 Mio. t Sorghum geerntet. Der EU-Import wird auf 3,5 Mio. t geschätzt, die weltweit größten Exporteure sind die USA und Argentinien.[7] Die weltweiten Erträge lagen 2010 um 13,7 dt/ha, in den USA werden durch Hybridzüchtung dagegen 45 dt/ha, bei idealer Bewässerung und Düngung bis zu 100 dt/ha erreicht. Daher ist der Hauptproduzent von Sorghum auch die USA mit über 8,7 Mio. t (2010), obwohl die Anbauflächen in Afrika und Asien deutlich ausgedehnter sind. Die 15 größten Anbauländer produzierten 2010 rund 85,9 % der Welterntemenge.

Angaben des United States Department of Agriculture (USDA) und der Food and Agriculture Organization (FAO) zu den größten Anbauländern liegen nur für die gesamte Gattung der Sorghumhirsen vor, wobei dies mutmaßlich überwiegend Sorghum bicolor ist. Folgende Tabelle gibt einen Überblick auf Basis des FAO:

Die größten Produzenten von Sorghumhirsen (2010)[8]
 Rang  Land Produktion (in Tsd. t) Anteil
   1 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten    8.773 15,8 %
   2 IndienIndien Indien    6.980 12,5 %
   3 MexikoMexiko Mexiko    6.940 12,5 %
   4 NigeriaNigeria Nigeria    4.784 8,6 %
   5 ArgentinienArgentinien Argentinien    3.629 6,5 %
   6 AthiopienÄthiopien Äthiopien    2.997 5,4 %
   7 Vorlage:Sudan    2.630 4,7 %
   8 Vorlage:Burkina Faso    1.990 3,6 %
   9 China Volksrepublik Volksrepublik China    1.729 3,1 %
   10 AustralienAustralien Australien    1.598 2,9 %
   11 BrasilienBrasilien Brasilien    1.505 2,7 %
   12 Vorlage:Niger    1.305 2,3 %
   13 Vorlage:Mali    1.257 2,3 %
   14 Vorlage:Kamerun    900 1,6 %
   15 Europa    699 1,3 %
    Welt    55.655 100,00 %

Nahrungs- und Futtermittel

(siehe auch Artikel Hirse)

Sorghum bicolor eignet sich kaum zum Backen, findet aber in Form von Brei, Grütze oder Fladen Verwendung als Lebensmittel. Auch zur Bierherstellung wird es genutzt, zum Beispiel für das traditionell hergestellte Dolo in Westafrika, Pombe in Ostafrika und Merisa im Sudan. Für die industrielle Bierproduktion ist Sorghum von Bedeutung, da es für die Herstellung von glutenfreiem Bier für Menschen mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) geeignet ist. Sorghum kann ähnlich dem Mais gut als ganze Pflanze als Futter verwendet werden, muss aber entweder frisch verfüttert[9] oder zur Senkung des Gehalts des cyanogenen Glycosids Dhurrin siliert oder getrocknet werden.

Sorghum bicolor in Sachsen-Anhalt

Wissenschaftler arbeiten derzeit an Sorghumsorten mit verbessertem Gehalten an Nährstoffen, wie Vitamin A, Zink, Eisen und mehreren Aminosäuren.[10]

Nachwachsender Rohstoff

Anbaugebiete
(siehe auch Artikel Mohrenhirse und Sudangras)

Zunehmende Bedeutung haben Sorghumhirsen als nachwachsende Rohstoffe. Untersuchungen zeigen den Wert von Sorghum sudanense und anderen Arten, wie der als Zuckerhirse bezeichneten zuckerreichen Form der Mohrenhirse (Sorghum bicolor), als Energiepflanze zur Strom- oder Gaserzeugung aus Biomasse.[11] In den USA wird aus Zuckerhirse Bioethanol hergestellt. Eine parallele Nutzung der Fasern (Faserhirse) kann möglich sein. In Deutschland wird die Nutzbarkeit von Zuckerhirse und Sudangras als Gärsubstrat zur Erzeugung von Biogas intensiv untersucht.[12][13]

Die Fachzeitschrift Nature berichtete im Juni 2007, dass die Volksrepublik China bis 2020 15 Prozent ihres Treibstoffbedarfs aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen und daher in wachsendem Maße vor allem Sorghum (statt Mais) anbauen will. [14]

Einzelnachweise

  1. FAOSTAT: Statistik der FAO, abgerufen am 25. Juni 2012
  2. Arbeitsgemeinschaft Papageien-Netzwerk: Einiges zu Hirsen, Quinoa und Amaranth, abgerufen am 16. Juli 2011.
  3. 3,0 3,1 www.ars-grin.gov: GRIN Species Records of Sorghum, Seite des Germplasm Resources Information Networks (GRIN) der United States Department of Agriculture (USDA), abgerufen am 4. April 2010
  4. www.ars-grin.gov: GRIN Genera of Poaceae tribe Andropogoneae, Seite des Germplasm Resources Information Networks (GRIN) der United States Department of Agriculture (USDA), abgerufen am 4. April 2010
  5. Sorghumhirse (Sorghum bicolor) als Energie- und Rohstoffpflanze, Informationsblatt des Technologie- und Förderzentrums des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, abgerufen am 4. April 2010
  6. Daniel Georg Döhne: Sorghum bicolor (L.)Moench - Sorghum als Substitut für Mais in Deutschland. In: Digitale Bibliothek Hochschule Neubrandenburg 2010 (PDF) abgerufen am 25. Juni 2012
  7. Andrea Meyer: Hirse - ein neues Futtermittel. In: Land & Forst 15/2008, S. 59.
  8. FAOSTAT:
  9. René T. J. Chappers, Roman Footprints at Berenike. Los Angeles 2006
  10. http://www.grandchallenges.org/ImproveNutrition/Challenges/NutrientRichPlants/Pages/Sorghum.aspx
  11. Pflanzenbauliche Aspekte der NaWaRo-Beschaffung und der Verwertung der Gärsubstrate. Laurenz, L., 2005. www.landwirtschaftskammer.de (pdf)
  12. Landwirtschaftskammer Niedersachsen/ 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe: Nachwachsende Rohstoffe - Anbauhinweise für die energetische Nutzung und stoffliche Verwertung, Oldenburg 2008, S. 11 bis 15
  13. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR): 2. Symposium Energiepflanzen (2009), Publikation zum Symposium am 17./18. November 2009, aus der Reihe Gülzower Fachgespräche, Band 34, 291-seitig, als pdf
  14. W. Dongjun: China looks for alternative biofuel options. In: Nature, Band 447, 21. Juni 2007, S. 897

Weblinks

Commons: Sorghum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Sorghum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen