Sumpf-Weichorchis
Sumpf-Weichorchis | ||||||||||||
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Sumpf-Weichorchis (Hammarbya paludosa) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Hammarbya | ||||||||||||
Kuntze | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Hammarbya paludosa | ||||||||||||
(L.) Kuntze |
Die Sumpf-Weichorchis (Hammarbya paludosa) ist die einzige Art der monotypischen Gattung Weichorchis (Hammarbya) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie zählt zu den kleinsten und auch seltensten Orchideen, die in europäischen Gebieten vorkommen.
Von einigen botanischen Autoren wird sie der Gattung Malaxis als die Art Malaxis paludosa zugeordnet. Eine wissenschaftliche Einigung in dieser Frage ist noch nicht herbeigeführt. Aufgrund verschiedener Gemeinsamkeiten sind die Gattungen Hammarbya, Liparis und Malaxis in der Tribus Malaxideae erfasst.
Name
Der Gattungsname Hammarbya ist etymologisch dem Landsitz Carl von Linnés, Hammarby in der Nähe der Stadt Uppsala zuzuordnen. Das Artepitheton paludosa ist das lateinische Wort paludosus = "sumpfig, reich an Sümpfen" als Hinweis auf das Vorkommen dieser Art.
Die deutschen Gattungsnamen Weichstendel, Weichorchis oder Weichwurz sind entstanden, als Hammarbya paludosa noch der Gattung Malaxis zugeordnet war. Von den Artnamen Sumpf-Weichorchis, Sumpf-Weichwurz, Sumpfweichblatt oder auch Weichstendel konnte sich noch kein Name eindeutig behaupten.
Beschreibung
Die Sumpf-Weichorchis ist ein mehrjähriger Rhizomgeophyt mit vertikalem Rhizom, einer tiefer liegenden, vorjährigen Scheinknolle und einer etwa 1 bis 2 Zentimeter höher sitzenden, oberirdischen, frischen Luftknolle, die dem Wachstum des die Pflanze normalerweise umgebenden Sphagnumpolsters folgt.
Ausgewachsene Pflanzen bilden einen Stängel, der eine Höhe von 7 bis 17 Zentimetern erreichen kann. Am Grund des Stängels sitzen zwei aufrechte, länglich-eiförmige, aber ungleich große Rosettenblätter. Diese unterschiedlichen Laubblätter sind etwa 1,7 bis 3 Zentimeter lang und 0,4 bis 1 Zentimeter breit.
Der lockere Blütenstand ist 3 bis 9 Zentimeter lang und trägt 8 bis 40 unscheinbare, dem Stängel anliegende, grün bis grün-gelbe Blüten. Die lanzettlichen Tragblätter sind ungefähr so lang wie der Fruchtknoten.
Die spornlose Lippe (Labellum) ist etwa 2 bis 3 Millimeter lang und 1,6 bis 2 Millimeter breit. Sie ist mit vier dunkelgrünen Längsstreifen gezeichnet, konkav geformt und durch eine doppelte Resupination, das heißt durch eine Drehung um 360°, nach oben weisend. Die seitlichen Kelchblätter (Sepalen) sind aufwärts gerichtet, sind etwa 2,8 bis 3,2 Millimeter lang und 1,2 bis 1,3 Millimeter breit. Das mittlere Kelchblatt zeigt nach unten und ist etwa 3,1 bis 4,2 Millimeter lang, 1,4 bis 1,6 Millimeter breit und täuscht die Lippe vor. Die eiförmig-lanzettlichen Kronblätter (Petalen) zeigen nach außen und sind nach hinten gerollt.
Die allogame Art, die durch Schlupfwespen, Stechmücken, Trauermücken und kleine Bienen bestäubt werden, bildet auch Brutknospen an den Spitzen der Laubblätter aus, die zur vegetativen Vermehrung beitragen und zur Büschelbildung führen.
Die Blütezeit erstreckt sich in Abhängigkeit von Höhenlage und Standort von Anfang Juli bis Ende August, wobei die Hauptblütezeit Mitte Juli bis Mitte August ist.
Genetik und Entwicklung
Die Sumpf-Weichorchis hat einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 14 Chromosomen (Zytologie: 2n = 28).
Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Dauer von der Keimung bis zur Entwicklung der blühfähigen Pflanze konnte noch nicht hinreichend bestimmt werden.
Ökologie und Verbreitung
Die Sumpf-Weichorchis ist in Hoch- und Zwischenmooren, auf nassem, stark saurem und basenarmem Torf bis zu einer Höhenlage von 1.160 Metern anzutreffen.
Sie findet sich in Kleinseggenrieden vorwiegend der Pflanzengesellschaften der Ordnung Scheuchzerietalia palustris.
(Aufschlüsselung siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer).
Das Verbreitungsareal der Sumpf-Weichorchis erstreckt sich auf der nördlichen Halbkugel von Nordamerika bis Ostasien, über weite Teile Nord- und Mitteleuropas. Die südliche Verbreitung endet im Südwesten Frankreichs und im Norden Italiens.
- Deutschland
Die früher noch zahlreicheren Vorkommen im Norddeutschen Tiefland sind bis auf wenige Restareale erloschen. Das heutige Hauptverbreitungsgebiet liegt im Alpenvorland.
- Österreich
- Schweiz
In der Schweiz existiert nur ein sehr seltenes Vorkommen dieser Art im Raum Einsiedeln.
Nach dem Orchideenkundler Karl-Peter Buttler ist sie ein Florenelement der südlich temperaten bis borealen Florenzone.
Naturschutz und Gefährdung
Die Sumpf-Weichorchis ist europaweit vom Aussterben bedroht und steht demzufolge jeweils auf den Roten Listen. Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht sie deshalb unter strengstem Schutz europäischer und nationaler Gesetze. Hier die Anzahl der Einträge in den Roten Listen:
- Deutschland: 2
- Bundesländer: Baden-Württemberg: 1, Bayern: 2, Berlin: 0, Brandenburg: 1, Bremen: 1, Hamburg: 0, Hessen: 0, Mecklenburg-Vorpommern: 1, Niedersachsen: 1, Nordrhein-Westfalen: 1, Rheinland-Pfalz: 0, Saarland: 0, Sachsen-Anhalt: 0, Sachsen: 0, Schleswig-Holstein: 1, Thüringen: 1
- Schweiz: Sehr selten
- Österreich: k.A.
Der Torfabbau und die Trockenlegung von Mooren zur anderweitigen Nutzung, wie zum Beispiel Aufforstung, hat diese seltene Orchideenart in vielen Gebieten zum Aussterben verurteilt. Die wenigen, verbliebenen Restvorkommen müssen unter strengen Schutz gestellt werden. Das bedeutet unter anderem auch, dass ein Betreten der letzten Habitate gänzlich verboten ist.
Systematik
Der aktuelle wissenschaftliche Name lautet: Hammarbya paludosa (L.) Kuntze und wurde 1891 vergeben.
Neben dem Erstbeschreibungsnamen, Ophrys paludosa L., dem Basionym von 1753, gibt es einige Synonyme:
- Orchis paludosa (L.) Pall. (von 1776)
- Epipactis paludosa (L.) F.W. Schmidt (1795)
- Malaxis paludosa (L.) Sw. (1800, akzeptiert von einigen Autoren)
- Sturmia paludosa (L.) Rchb. (1829)
Die Art ist wenig variabel und lediglich eine Varietät ist beschrieben:
- Hammarbya paludosa var. robusta
Quellen und weiterführende Informationen
Literatur
- Standardliteratur über Orchideen
- AHO (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Verlag AHO Thüringen Uhlstädt – Kirchhasel, 2005, ISBN 3-0001-4853-1.
- H. Baumann, S. Künkele:Die wildwachsenden Orchideen Europas. Frankh, 1982, ISBN 3-4400-5068-8.
- Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Mosaik Verlag 1986, ISBN 3-5700-4403-3.
- Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) – gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
- Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage: 1975, ISBN 3-8710-5010-5.
- J. G. Williams: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, ISBN 3-4051-1901-4.
Weblinks
- Hammarbya paludosa. FloraWeb.de
- Verbreitungskarten
- Regionale Links
- Die Orchideen der Rhön: Hammarbya paludosa Sumpfweichblatt
- www.guenther-blaich.de: Hammarbya paludosa in Bayern
- AGEO Schweiz Malaxis paludosa
- siehe auch