Tierpark Hagenbeck
Tierpark Hagenbeck | |||
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Vollständiger Name | Tierpark Hagenbeck ehem. Hagenbecks Tierpark Tropen-Aquarium Hagenbeck | ||
Motto | Hagenbeck - Hamburgs tierisches Original | ||
Ort | Lokstedter Grenzstraße 2, 22527 Hamburg-Stellingen | ||
Fläche | 25 Hektar | ||
Eröffnung | 7. Mai 1907 | ||
Tierarten | 210 im Tierpark (2011) 300 im Tropen-Aquarium | ||
Individuen | 1852 Tiere (Tierpark; 2011) ca. 14300 Tiere (Tropen-Aquarium) | ||
Organisation | |||
Leitung | Joachim Weinlig-Hagenbeck (Leitung Finanzen, Marketing) Dr. Stephan Hering-Hagenbeck (Leitung Zoologie) | ||
Trägerschaft | Tierpark Hagenbeck GmbH | ||
Förderorganisationen | Verein der Freunde des Tierparks Hagenbeck e.V. Stiftung Tierpark Hagenbeck | ||
Mitglied bei | circa 25, unter anderem: WAZA, EAZA, VDZ | ||
http://www.hagenbeck.de/ | |||
Lage | |||
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Koordinaten: 53° 35′ 47″ N, 9° 56′ 16″ O
Der Tierpark Hagenbeck (ehemals Hagenbecks Tierpark) ist ein Tierpark in Hamburg. Der im Stadtteil Stellingen gelegene Tierpark ist ebenso wie das 2007 daneben eröffnete Tropen-Aquarium Hagenbeck in Familienbesitz. Er geht auf die im Jahr 1863 von Carl Hagenbeck sen. begründete Carl Hagenbeck’s Handels-Menagerie am Spielbudenplatz im Stadtteil St. Pauli zurück, die 1874 von Carl Hagenbeck jun. zum Neuen Pferdemarkt verlegt wurde. Am 7. Mai 1907 eröffnete er den ersten Tierpark der Welt mit gitterlosen Gehegen am jetzigen Standort außerhalb der Stadt.[1] Er gehört mittlerweile zum Hamburger Bezirk Eimsbüttel und wird im Volksmund zumeist nur als Hagenbeck (zu Hagenbeck gehen) bezeichnet. Der Tierpark ist Gastgeber und Handlungsort der NDR-Fernsehserie Leopard, Seebär & Co..
Park
Die Parkanlage umfasst 25 Hektar und bietet ein Wegenetz von über sieben Kilometer Länge. Neben vielen Freigehegen gibt es im Tierpark Hagenbeck auch viele Pflanzen aus aller Welt zu besichtigen. Am 5. Juli 2012 eröffnete das Eismeer-Areal, in dem Robben (darunter auch Walrosse), Pinguine und Eisbären neue Gehege bekamen, die im „Einklang mit den bestehenden und denkmalgeschützten des Eismeerpanoramas“ stehen. Laut Joachim F. Weinlig-Hagenbeck beliefen sich die Kosten auf 20 Millionen Euro.[2][3]
Zu den Attraktionen Hagenbecks zählte neben dem neuen Orang-Utan-Haus, dem mittlerweile eingestellten Elefantenreiten und den öffentlichen Fütterungen viele Jahre auch das Walross Antje, das am 17. Juli 2003 im Alter von 27 Jahren starb.
Zu erreichen ist der Tierpark Hagenbeck mit Bussen und der U-Bahn-Linie U2 – er liegt an der Haltestelle Hagenbecks Tierpark.
Geschichte
Der Fischhändler Gottfried Hagenbeck stellte 1848 sechs Seehunde in der Hansestadt aus. 15 Jahre später betrieb er ein Tiergeschäft auf dem Spielbudenplatz 19. Sein ältester Sohn Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck übernahm 1866 das Geschäft und baute es aus. Es wurde zur größten Tierhandlung der Welt. Er eröffnete ein größeres Geschäft am Pferdemarkt 13 und nannte dieses „Hagenbeck’s Thierpark“.
1875 sah er einen Markt mit einer Völkerschau, woraufhin er viele große Völkerschauen, unter anderem mit Inuit (Eskimo), einer Lappländerfamilie und Massais, veranstaltete. Um 1900 wurden Afrikaner und Indianer in Völkerschauen auch in Hagenbecks Tierpark gezeigt, wozu es in einem Teil des Parks eigene Kulissen gab.
1887 eröffnete Hagenbeck seinen ersten Zirkus, in dem später auch dressierte Löwen gezeigt wurden. 1896 erfand er eine Zooanlage ohne Gitteranlagen. Diese Erfindung wurde zum Patent angemeldet. Zum ersten Mal konnten die Tiere in einer annähernd artgerechten Umgebung gezeigt werden. Dieser Plan wurde 1907 im damals preußischen Stellingen (ab 1937/38 zu Hamburg) umgesetzt. Der Nachbau einer artgerechten Umgebung wurde von vielen anderen Zoos übernommen. Die Söhne Carl Hagenbecks, Lorenz und Heinrich Hagenbeck, führten das Werk ihres Vaters fort. 1916 gründete Lorenz Hagenbeck den „Circus Carl Hagenbeck“, der weite Teile der Welt bereiste.
Im Jahre 1943 wurde während der Operation Gomorrha der gesamte Park durch Fliegerbomben zerstört. Nur mit großen finanziellen Investitionen der Familie Hagenbeck konnte der Zoo wieder erbaut werden. Er wurde größer und mit mehr Platz für die Tiere neu gestaltet. Nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg beteiligten sich auch indische Elefanten von Hagenbeck an der Trümmerbeseitigung und dem Wiederaufbau, sowohl im Zoo als auch in der Innenstadt.
Von 1971 bis 1996 gab es ein Delfinarium, in dem Delfine (Großer Tümmler), Seelöwen und Ende der 70er auch ein Schwertwal gezeigt wurden. Proteste von Tierschützern, Unrentabilität und der Tod des jungen Tümmlers Sindbad während einer Vorführung im Jahr 1992 führten dazu, dass das Delfinarium endgültig geschlossen wurde. Es wurde abgerissen, an seiner Stelle entstand das neue Tropen-Aquarium und ein Anbau am Elefantenhaus. In unmittelbarer Nähe steht seit 2003 der neue Haupteingang von Hagenbecks Tierpark. Der Tierpark hatte 2002 seinen letzten Eisbärennachwuchs und erzielte zudem Zuchterfolge bei Elefanten, Leoparden und Riesenottern.[4]
Im Mai 2009 wurde das Lindner Park-Hotel Hagenbeck als weltweit erstes Tierpark-Themenhotel eröffnet.[5]
Status
Der Tierpark ist der einzige im Privatbesitz befindliche Großzoo Deutschlands, der zudem ohne reguläre staatliche Beihilfen auskommt. Da die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern lediglich den laufenden Betrieb decken, wurde 1998 zur weiteren Unterstützung Hagenbecks der Verein der Freunde des Tierparks Hagenbeck e.V. gegründet. Ebenfalls der Unterstützung verschrieben hat sich die Stiftung Tierpark Hagenbeck. Der Tierpark wird heute von Joachim Weinlig-Hagenbeck und Stephan Hering-Hagenbeck geführt.
Mit fast einer Million verkaufter Eintrittskarten im Jahr 2005 galt der Besucherzulauf als gut. Dennoch brachten Vogelgrippe und schlechte Witterung den Park im Frühjahr 2006 wie schon beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001 in eine kritische Lage. Da es keine finanziellen Rücklagen gab, entschlossen sich Hagenbeck und die Stadt Hamburg, erstmals über eine Ausfallbürgschaft zu verhandeln, die drastische Besucherrückgänge abmildern sollte. Das Jahr 2007, zugleich 100. Jubiläumsjahr, verlief hingegen erfolgreicher – vor allem dank der am 25. Mai vollzogenen Eröffnung des neuen Tropen-Aquariums, in dem 290 verschiedene Arten präsentiert werden. Im Jahr 2007 hatte der Tierpark 1,5 Millionen Besucher, hinzu kommen noch die Besucher des neuen Tropen-Aquariums.
Neues Eismeer, Aussenanlagen, Eröffnung am 19. Juni 2012[6]
Gehege
Elefanten-Anlage
Direkt hinter dem Eingang befindet sich die große Freianlage und das Warmhaus für die Asiatischen Elefanten. Die Freianlage lässt sich in einen Herdenbereich und ein Mutter-Kind-Gehege teilen. Zusätzlich gibt es ein Bullengehege, das auch als Hochzeitsgehege dient. Hier kann der Bulle ungestört mit seiner jeweiligen Favoritin sein. Der große Herdenbereich wurde bereits 1937 erbaut. Zusätzlich gibt es einen nicht einsehbaren Bullenkral. Die Gesamtfläche aller Freianlagen beträgt ca. 8.000 m².
Seit November 2006 besitzt der Zoo eine 500 m² große Freilaufhalle. Sie ist optisch einer Tempelruine nachempfunden. Die Abgrenzung zum Besucher wird durch einen Wassergraben gebildet, der auch als Badebecken dient. Neben der Freilauffläche gibt es noch einen Boxenbereich. Zusätzlich gibt es einen Geburtsstall, in dem der Elefant in der Gruppe sein Baby zur Welt bringt. Insgesamt stehen den Elefanten im Haus 1.100 m² zur Verfügung.
Das Bullenhaus, das 1980 als erstes in Deutschland gebaut wurde, ist nicht einsehbar.
Im Juli 2012 leben folgende Elefanten im Zoo: Die Kühe Shandra (* 1966), Mogli (* 1967), Thura (* 1974) mit ihrer Tochter Rani (* am 3. Juli 2009), Yashoda (* 1979) mit ihrer Tochter Kandy (* am 14. Mai 2003) und ihrem Sohn Shahruhk (* am 21. November 2008), Lai Sinh (* 1990) mit ihrer Tochter Shila (* am 11. April 2007) und ihrem Sohn, zur Zeit noch namenlos (* am 13. April 2012) und Salvana (* am 1. Juli 1996), deren Mutter Saida seit 2006 in Leipzig lebt, der Jungbulle Shanti (* am 3. Mai 2008), der im Februar 2012 aus Hannover nach Hamburg kam sowie der am 13. April 2012 bei Hagenbeck gebore Bulle Assam. Zuchtbulle Hussein (* 1972) starb am 15. Juni 2012 überraschend, als er für den Transport in einen belgischen Zoo vorbereitet wurde.[7] Als Husseins Nachfolger wurde bereits vorher der junge Bulle Thisiam, der in Paris geboren wurde und im Moment in einem polnischen Zoo eingestellt ist, ausgewählt.
Weitere Anlagen
- Asiatische Steppe für Kamele, Kropfgazellen und Onager
- Pavianfelsen für Mantelpaviane
- Bärenplateau direkt vorm historischen Eingang für zwei Kamtschatkabären (Kodiakbär Buffy lebt seit dem 12. September 2007 in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen)
- Vogelwiese für Störche und Kraniche
- Vogelhaus, erbaut 1907, für Kleinvögel
- Eismeer, für Pinguine, Seehunde, Südamerikanische Seebären, Eisbären und Mähnenrobben; ersetzt die seit Anfang 2009 geschlossene ursprüngliche Anlage, um Zuchten zu ermöglichen[8]
- Afrika-Panorama und Großer Vogelteich, mit Anlagen für Pinselohrschweine der Afrikanischen Steppe, für Warzenschweine, Zebras und Strauße und der Löwenschlucht
- Giraffenanlage für Rothschild-Giraffen, Hornraben, Impalas und Großen Kudu
- Großer Felsen mit Anlagen für Himalaya-Tahre und Mähnenspringer
- Anlage für chinesische Leoparden
- Anlage für Amur-Tiger
- Orang-Utan-Haus, vergesellschaftet mit Zwergottern
- Anlage für Bisons und davorgelagert für Präriehunde
- Anlage für Alpaka, Nandus und Wasserschweine
- Gehege für Flachlandtapire
- Anlage für Stachelschweine
- Gehege für Wapitihirsche
- Voliere für Schneeeulen
Tropen-Aquarium Hagenbeck
Zeitgleich zum 100-jährigen Jubiläum des Tierparks eröffnete im Mai 2007 das Tropen-Aquarium als eigenständige Attraktion.
Nachdem das seit 1959 im Park bestehende Troparium 2005 geschlossen wurde, begannen Ende des gleichen Jahres die Arbeiten für den Neubau neben dem Eingang zum Tierpark. Für 24 Millionen Euro entstand ein 8000 Quadratmeter umfassendes Gebäude, das äußerlich einer Festungsanlage ähnelt und in die Themenbereiche Tropenwelt, Höhlenwelt, Giftschlangendorf und Unterwasserwelt gegliedert ist. Dort sind 14.300 exotische Tiere beheimatet.
Zurückgehend auf Carl Hagenbecks Ideen, sind Biotop-Anlagen, wie die des Klippschliefer entstanden, die sich in der Gestaltung an den natürlichen Lebensräumen orientieren und entsprechend mehrere Arten umfassen. Wie beim Tierpark auch wurden Wassergräben und ähnliche Hindernisse eingesetzt, um die freie Sicht der Besucher auf die Anlagen zu ermöglichen. Die Unterwasserwelt enthält 29 Süß- und Seewasseraquarien, von denen das größte mit 1,8 Millionen Litern Wasser gefüllt ist. Eine 14 Meter lange und 6 Meter hohe, konkav gebogene Acrylscheibe gewährt dort Einblick in das Haiatoll.
Insgesamt werden im Tropen-Aquarium über 300, zum Teil gefährdete, Arten gezeigt. Darunter beispielsweise Kattas, Schlangen, Fische, Haie, Rochen, Krokodile, Fledermäuse, Echsen, Mäuse und Spinnen.
Siehe auch
- Zoologischer Garten Hamburg (bestand unabhängig von Hagenbeck von 1863 bis 1930 auf dem heutigen Gelände von Planten un Blomen)
Einzelnachweise
- ↑ Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, Leipzig 1927
- ↑ Hagenbeck: Eismeer für Eisbär, Walross und Co. In: NDR.de. 5. Juli 2012, abgerufen am 9. Juli 2012.
- ↑ Joachim F. Weinlig-Hagenbeck am 24. Mai 2008 bei NDR 90,3
- ↑ Joachim Weinlig-Hagenbeck (Geschäftsführer) im Interview mit dem Senioren Ratgeber Januar 2008 „Warum braucht der Mensch Tiere, Herr Weinlig-Hagenbeck?“
- ↑ Hamburger Abendblatt: "Lindner Park-Hotel Hagenbeck wird heute eröffnet" (vom 6. Mai 2009)
- ↑ Hagenbecks neue Walross-Dame
- ↑ Sandra Schäfer: Drama bei Hagenbeck!: Elefantenbulle Hussein (40) stirbt völlig unerwartet, Hamburger Morgenpost, 15. Juni 2012, abgerufen am 16. Juni 2012
- ↑ Eismeer-Eröffnung am 5. Juli 2012. In: Hagenbeck Eismeer. Abgerufen am 9. Juli 2012.
Literatur
- Schümanns Hamburger. Die Exoten der Stadt. Die Hagenbecks. Klaus Schümann Verlag. Hamburg, ca. 2007.
- Matthias Gretzschel und Ortwin Pelc: Hagenbeck. Tiere, Menschen, Illusionen. Hamburger Abendblatt. Axel Springer Verlag 1998. ISBN 3-921305-50-0.
- Matthias Gretzschel, Klaus Gille, Michael Zapf (Fotos): Hagenbeck. Ein zoologisches Paradies. Carl Hagenbeck GmbH, Hamburg 2007. ISBN 978-3-86108-873-8.
- Kulturbehörde Hamburg. Denkmalschutzamt (Hrsg.): Carl Hagenbecks Tierpark. In: Denkmalpflege Hamburg Nr. 15 1997.
- Günter H. W. Niemeyer: Hagenbeck. Geschichte und Geschichten. Hans Christians Verlag, Hamburg 1972. ISBN 3-7672-0189-5 (mit Stammbaum der männlichen Hamburger Hagenbecks auf der vorderen Innenseite).
- Eigel Wiese: Das Hagenbeck-Buch. Historika Photoverlag, Hamburg 1995. ISBN 3-929307-15-4 (mit Stammbaum der Hagenbeck-Familie, S. 143).
Weblinks
- Offizielle Website vom Tierpark Hagenbeck
- „7. Mai 1907: Carl Hagenbeck eröffnet in Hamburg einen Tierpark“, SWR2 Zeitwort, 7. Mai 2008 Manuskript, RTF-Datei
- „Von Feuerländern und Nubiern“, geo.de
- Hagenbecks Tierpark – Höhepunkte aus der Chronik Daten zur Geschichte in Hamburger Abendblatt vom 5. Mai 2007