Tierpark Hamm
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Der Tierpark Hamm umfasst eine Fläche von 6,5 ha (65.000m²), davon sind 1,1 ha (11.000m²) Spielplatz und Gastronomie. Im Jahr 2007 besuchten den Tierpark über 100.000 Menschen; er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien in Hamm und Umland. Dieser Tierpark ist Mitglied der Deutschen Tierparkgesellschaft.
Geschichte
Erster Tierpark
Die Idee, in Hamm einen Tier- und Pflanzengarten zu gründen, stammt von Fritz Vogel, einem damals 28 Jahre alten Angestellten der Stadt Hamm. Vogel befand sich 1933 auf einem nächtlichen Spaziergang von Hammer Kolpingsöhnen, als er, durch die Schönheit der Natur inspiriert, verkündete: "Wir bauen einen Tierpark." Sein späterer Mitstreiter Adolf Göttker reagierte zunächst mit Ablehnung: "Fritz, entschuldige, du heißt Vogel, und du hast einen Vogel." erwiderte er seinem Freund. Dieser jedoch hatte den Plan einmal gefasst und machte sich noch im gleichen Jahr daran, ihn zu realisieren.
Am 6. August 1933 wurde der Verein "Tier- und Pflanzengarten" gegründet. Fast 100 Mitglieder verabschiedeten am 9. Mai 1934 die Vereinssatzung. Der damalige Monatsbeitrag betrug 10 Pfennig.
Mit Gründung des Vereins Tierpark Hamm e.V. beginnt die Geschichte des Parks. Die Anlagen für den Tier- und Pflanzengarten wurden im Südenstadtpark errichtet, den die Stadt zur Verfügung stellte. Die ersten Gehege entstanden in Eigenhilfe. Fritz Vogel und seine Freunde brachten genug Realismus auf, bei der Besiedlung ihres neuen Zoos zunächst nicht an Löwen, Tiger oder Elefanten zu denken. Man schaffte stattdessen Fasane, Meerschweinchen und Wellensittiche an. Später kamen dann Damhirsche, Rehe und ein Wildschwein hinzu. Umstritten ist bis heute, ob der erste Tierparkbewohner ein Fuchs oder ein Papagei war.
Am 30. Juni 1934 eröffnete Bürgermeister Leinberger den so entstandenen ersten Tierpark. Der Verein hatte mittlerweile 6.000 Mitglieder und war somit so etwas wie eine Volksbewegung in Hamm geworden. Er besserte in den folgenden Jahren mit einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm, das unter Beteiligung der Heesener Waldbühne unter anderem im Kurhaus angeboten wurde, seine Finanzen auf. Da der Tierpark zusätzlich pro Jahr etwa 100.000 Besucher anlockte, konnte der Ausbau zügig fortgeführt werden.
Der erste Tierpark hatte jedoch nur bis zum 22. April 1944 Bestand. Der Park versank, wie viele andere Zoos und Tierparke, im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges. Zu den Augenzeugen der Bombardierung zählen auch die Tierparkmitgründer Gustav Handtke und Adolf Göttker, die zur Zeit des Angriffs in der Anlage weilten und sich in einen Graben retten konnten. Sie berichteten später, dass der Tierpark zwar von Bombeneinschlägen übersät war, jedoch lediglich Verletzte, aber keine Toten zu beklagen waren. Handtke selbst gehörte zu den Verletzten; ein schwerer Lehmklumpen brach ihm ein Bein. Die Soldaten des benachbarten Südenschützenhofes halfen schließlich bei den Rettungsarbeiten. Dabei stellten sie fest, dass einige Tiere überlebt hatten. Diese wurden vorübergehend bei einem Bauern in Uentrop untergebracht. Verzehrbare Tiere wie Hirsche oder Wildschweine wurden geschlachtet und verteilt.
Die Hammer Bevölkerung sorgte für die Demontage der übrig gebliebenen Ställe und Gehege, indem sie das verbleibende Material ausschlachtete, um ihre beschädigten oder zerstörten Häuser notdürftig auszubessern.
Tierparkgründer Vogel fand als Soldat im Zweiten Weltkrieg den Tod[1][2]
Zweiter Tierpark
Nach Kriegsende gab es zunächst Wichtigeres, als den Tierpark wieder aufzubauen. Erst am 28. März 1949 wurde der Verein Tier- und Pflanzengarten neu gegründet. Handtke und Göttker beteiligten sich erneut daran. Bis zum Jahresende hatte der Verein bereits wieder 800 Mitglieder.
Auf dem Tierparkgelände waren während des Krieges 166 Bomben und 17 Luftminen niedergegangen. Deshalb mussten zunächst Bombentrichter aufgefüllt und die Wege wieder instandgesetzt werden. Jeden Abend trafen sich Freiwillige, die allein mit Hacke und Schaufel die notwendigen Arbeiten verrichteten.
1950 begann der Wiederaufbau der Anlagen und des Tierbestandes. Dieser zweite Tierpark hatte nur noch den Schwerpunkt im zoologischen Bereich und verzichtete auf die botanische Ausrichtung. Am 13. Mai 1951 (Pfingstsonntag) konnte der Tierpark offiziell wiedereröffnet werden.
Der Tierpark konnte zunächst einen Aufwärtstrend verzeichnen. 1957 stand der Verein dann allerdings kurz vor der Insolvenz. Schließlich sorgten Spenden und ein Zuschuss seitens der Stadt für das Überleben des Tierparks, der in den Folgejahren immer weiter ausgebaut wurde.[1][2]
1977 wurde das Tierasyl der Stadt Hamm im Tierpark eingerichtet. Zwei Jahre später wurde vom Trägerverein zusammen mit der Stadt das Naturkundemuseum in Angriff genommen. Dr. Günter Rinsche, damaliger Oberbürgermeister der jüngst zur Großstadt avancierten Stadt Hamm, legte am 24. September 1979 den Grundstein. Das so entstandene Gebäudeensemble im Zentrum des Parks wurde am 23. März 1982 der Öffentlichkeit übergeben. Das gesamte Projekt hatte 1,4 Millionen DM verschlungen, für die die Stadt den Kapitaldienst übernahm.
Am 10. April 1986 wurde das Tierparkcafé eröffnet.[2]
Nach 71 Jahren seines Bestehens musste der Verein Tierpark Hamm e.V. am 18. Dezember 2004 aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgelöst werden. Um den Tierpark dennoch zu erhalten, wurde dieser zum 1. Januar 2005 in eine gGmbH überführt; diese betreibt seither den Tierpark. Hauptgesellschafter wurde die Lebenshilfe Hamm e.V. Nicht ganz unbeteiligt an dieser Entwicklung war die Stadt Hamm, die ihre Zuschüsse weiter gekürzt hatte.
Naturkundemuseum
Das Naturkundemuseum im Tierpark entstand unter anderem aus der Überlegung heraus, dass ein kleiner Tierpark wie Hamm nicht in der Lage sein würde, alle oder auch nur die wichtigsten heimischen Tierarten artgerecht zu halten. Um dennoch die heimische Tierwelt und ihre Lebensräume für Bildungszwecke zeigen zu können, wurden die drei Hallen des Museums mit einer Dauerausstellung aus entsprechenden Präparaten bestückt. Hinzu kommen eine geologische Sammlung und eine umfangreiche Sammlung von Insektenpräparaten. Die Räumlichkeiten dienen Tagungen ebenso wie Aus- und Fortbildungen.
Tiere
Der Tierpark Hamm hält gemäß der Zählung vom 25. Januar 2011 insgesamt 800 Tiere aus 125 Arten. Nach der Inventur im Winter 2009/2010 waren es noch 661 Tiere aus 113 Arten.
Darunter sind die vom Aussterben bedrohten Sri-Lanka-Leoparden, von denen es nur noch 58 Exemplare in Zoos weltweit und 300-600 Tiere in freier Wildbahn gibt. Hamms Tierpark ist damit der einzige deutsche Tierpark, der die seltenen Tiere hält. 2007 lebten noch vier Sri-Lanka-Leoparden im Hammer Tierpark, drei Katzen und ein männliches Exemplar aus dem Tierpark Emmen. Die Tiere der beiden Parks wurden im Rahmen des Europäischen Zuchterhaltungsprogramms zusammengeführt. Der Bestand ging dann zwischenzeitlich auf zwei Tiere zurück, bis am 29. Januar 2011 ein weiterer Ceylon-Leopard im Tierpark eintraf, ein Weibchen namens Shankhiri. Der Tierpark plante, sie mit Kater Negombo zusammenzuführen und auf diese Weise Nachkommen zu züchten. Tatsächlich wurden beide bald ein Paar.[3] Am späten Nachmittag des 18. März 2011 verstarb dann jedoch Leoparden-Kater Negombo überraschend an einer akuten Schwellung im Kehlkopfbereich und konnte nicht wiederbelebt werden. Der Bestand ist dadurch wieder auf zwei Tiere geschrumpft.[4]
Eine weitere Rarität ist die Haltung der Vierhornziege, eine Nutztierrasse, die sonst nur in einem weiteren Tierpark in Deutschland gehalten wird und zu den seltenen Haustierrassen der Alpenregion gehört.
Ebenfalls selten in Deutschen Zoologischen Gärten zu sehen sind die Fossa aus Madagaskar. Sie bewohnen verschiedene Waldtypen, sowohl Regen- als auch Trockenwälder, und kommen auch in mit Bäumen bestandenen Savannengebieten vor. Der Tierpark plant, sich künftig an der Erhaltungszucht der durch großflächige Rodungen auf Madagaskar gefährdeten Art zu beteiligen.
Haltungsschwerpunkte sind Schmalnasenaffen (Mandrill, Pavian (Mischlingsform), Schweinsaffe, Javaneraffe, Husarenaffe etc.), Huftiere (Elenantilope, Nilgau, Hirschziegenantilope, Zebra, Wasserbock etc.) und Haustiere (Yak, Trampeltier, Alpaka, Vierhornschaf, -ziege etc.).
Im August 2008 wurden fünf sibirische Tiger im Tierpark Hamm geboren. Die Elterntiere Shakira und Eyk waren Leihgaben des Tierparks Nadermann in Delbrück. Die Trächtigkeit der Tigerin blieb bis zur Geburt in die frühen Morgenstunden des 15. August 2008 verborgen. Der sibirische Tiger gilt als akut vom Aussterben bedroht. Die letzte großangelegte Zählung (2005) ergab nach Angaben des WWF geschätzte 431 bis 529 Exemplare, darunter 334 bis 417 ausgewachsene und 97 bis 112 Jungtiere.[5] Nach Angaben des Geschäftsführers, Harald Eckner, ist sogar von einer noch geringeren Zahl von Tieren auszugehen, nämlich etwa 150. Die fünf jungen Tiger, die in Hamm geboren wurden, leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art in Zoologischen Gärten und Tierparks.
Nach der Geburt der Tiger forderte die Stadt im September 2008 die Bürgerinnen und Bürger auf, Namensvorschläge für die Jungtiger einzureichen. Aus der Vielzahl von Vorschlägen wählte eine Jury, zu der auch Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann gehörte, fünf Siegesnamen aus. Die Tiger wurden anschließend Kira, Hammlet, Shiva, Shaki und Taiga getauft. Alle Tiger wuchsen im Tierpark Hamm auf. Im Februar 2009 wurden dann Shiva, Shaki und Taiga an einen Zoo in Kanada verkauft. Die Verabschiedung durch den Oberbürgermeister fand am 26. Februar 2009 statt. Lediglich Kira, Hammlet und die Tigermutter Shakira verblieben im Tierpark an der Grünstraße.[6][7]
Problematik und Zukunft
Durch eine längere Phase der Ressourcenknappheit vom Ende der 1990er Jahre bis zur Übernahme des Tierparks durch die Lebenshilfe Hamm e.V. konnten teils wichtige Renovierungsarbeiten und grundlegende Instandhaltungsarbeiten nicht getätigt werden. Allein der Eigeninitiative der Beschäftigten ist es zu verdanken, dass Gehege und Anlagen des Tierparks trotzdem in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten und teilweise entschieden verbessert werden konnten.
Eine weitere Problematik des Parks ist die mit dem Standort verbundene Bodenbeschaffenheit. Da der Park zu großen Teilen auf ehemaligem Sumpfland erbaut und in den Jahren des Wiederaufbaus auf Drainagen etc. verzichtet wurde, entwickelt sich gerade in den Huftiergehegen nach mehrtägigem Niederschlag eine Schlammschicht an der Oberfläche. Dieser Situation wurde aber in den vergangenen Jahren durch das Hinzufügen von Entwässerungsgräben entgegengewirkt.
Nach der Übernahme des Parks durch die Lebenshilfe hat sich in den vergangenen Jahren eine deutliche Investitionssteigerung im Tierpark bemerkbar gemacht. So wurden grundlegende infrastrukturelle Arbeiten ausgeführt. Dazu gehört die Neuverlegung von Wasser- und Stromleitungen sowie die Renaturierung des Tierparkteiches, die 2008 abgeschlossen wurde.
Auch konnte der Eingangsbereich erneuert werden. Im Dezember 2009 wurde das Fundament für das neue Eingangsgebäude gegossen. Am Mittwoch, den 17. Februar 2010, feierte man das Richtfest. Durch den harten Winter verzögerte sich die Fertigstellung des neuen Eingangsbereichs bis Ende April 2010. In den Neubau wurden etwa 270.000 Euro investiert. Er umfasst neben drei Kassenschaltern einen Souvenirshop und ein behindertengerechtes WC. Auch der Spielplatz konnte saniert werden.
Des Weiteren wurde unter dem Thema Tierpark 2017 ein kompletter Masterplan für die Neugestaltung und Umgliederung des Tierparks innerhalb der nächsten zehn Jahre hinsichtlich Landschaft, Architektur und Tierbestand erstellt. U.a. ist in diesem die Anschaffung von Pinguinen, Nilpferden und Robben / Seehunden vorgesehen.[8] Umgesetzt werden soll er durch Kay Dobenecker, der am 3. Januar 2011 seinen Posten als neuer Geschäftsführer des Tierparks bezog und für alle Belange im Bereich der Tierpflege verantwortlich ist. Bezüglich der Finanzierungsfragen muss sich Dobenecker, dessen Einsetzung von einer öffentlichen Debatte begleitet wurde, mit Markus Jütte einigen, Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich. Nach derzeitigem Stand wird der "Masterplan" aber nicht vollständig umgesetzt werden können.[9]
Dobenecker und sein Team haben viele Pläne für die Zukunft, um den Tierpark für Besucher attraktiver zu gestalten, etwa durch Ansiedlung zoologischer Raritäten.[10] Im hinteren Teil des Parks unweit des Kamel-Geheges und der Rotgesichtsmakaken soll ein bislang unbenutztes Gelände von 230 m2 Größe bis Sommer 2011 in ein Erdmännchengehege umgewandelt werden.[11]
Für die weitere Zukunft plant Dobenecker die Schaffung von Themenbereichen, wie es sie beispielsweise in der "Zoom"-Erlebniswelt in Gelsenkirchen gibt. Auch sollen die Tiere so verlegt werden, dass Tiere, die sich in der Natur einen Lebensraum teilen, auch im Tierpark miteinander leben. Ein weiteres großes Anliegen ist Dobenecker die Sanierung der Gehege mit Hilfe von Spendengeldern. Ein stärkerer Focus soll außerdem auf die Zucht gelegt werden,[12] wobei dieser Ansatz durch den Tod des Sri-Lanka-Leoparden-Katers Negombo einen empfindlichen Rückschlag erhalten hat.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Anneliese Beeck, Hamm unterm Hakenkreuz. 1930-1945. Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft. Hamm 2007. ISBN 978-3-924966-33-1.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Hans-Karl Dotter, Anneliese Beeck, Streiflichter aus unserer Stadt. Hammer Wochenkalender 1991. Der Westfälische Anzeiger war dabei. Rückblick auf 25 Jahre Stadtgeschichte, Hamm 1991.
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 2. März 2011.
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 24. März 2011.
- ↑ http://news.nationalgeographic.com/news/2005/06/0616_050616_siberiantiger.html
- ↑ Internetseite der Stadt Hamm - Tigertrio verlässt Tierpark.
- ↑ Video Tiger-Abschied.
- ↑ Modell des "Masterplans 2017", eingesehen am 10. Januar 2011 im Naturkundemuseum in Hamm.
- ↑ http://www.hammtv.de/Tierpark-Chef-Kay-Dobenecker-im-HammTV-Interview_00007728.html
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 5. Februar 2011.
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 30. März 2011.
- ↑ Stadtanzeiger für Hamm und Bönen vom 16. Februar 2011.
Weblinks
Koordinaten: 51° 39′ 46,5″ N, 7° 48′ 59,2″ O