Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. (ZGF) ist eine international tätige Naturschutzorganisation mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Ziel der Gesellschaft ist der Erhalt der biologischen Vielfalt. Hierzu unterstützt sie rund 90 Projekte in ca. 30 Ländern, wobei der Schwerpunkt des finanziellen und personellen Engagements traditionell in Ostafrika liegt: Über die Hälfte der Projektmittel fließen eigenen Angaben zufolge dorthin. Die Gesellschaft selbst besitzt jedoch nur in geringem Maße eigene Mittel; sie verwaltet und vergibt stattdessen Mittel der 2001 nach dem Tod des langjährigen geschäftsführendem Präsidenten Richard Faust gegründeten Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.
Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit ungefähr 3.700 Mitgliedern im In- und Ausland. Mitglied kann jede Privatperson oder Organisation werden.
Geschichte
Die heutige Zoologischen Gesellschaft Frankfurt steht in der Tradition einer am 7. März 1858 rechtskräftig gegründeten Aktiengesellschaft, deren Ziel es war, in Frankfurt am Main einen Zoologischen Garten zu errichten. Im Jahr zuvor hatte der Senat der damaligen Freien Stadt Frankfurt nach eingehender Prüfung die Haltung von Bären, Wölfen und Wildschweinen in ausbruchsicheren Käfigen für unbedenklich erklärt. Die Initiatoren der Idee, vor dem Hintergrund steigenden naturkundlichen Interesses einen Zoo zu gründen, waren wohlhabende Frankfurter Bürger, und sie begannen daher im Oktober 1857 mit der Ausgabe von Aktien der Gesellschaft. Bis zur 1. Generalversammlung im März 1858 wurden von 246 Aktionäre Aktien im Wert von insgesamt 80.000 Gulden gezeichnet. Nur fünf Monate später wurde der Frankfurter Zoo – der zweite Zoo Deutschlands – an der Bockenheimer Landstraße eröffnet.
Als der Pachtvertrag für das Zoogelände auslief, wurde ein Gelände östlich der Frankfurter Innenstadt – die so genannte Pfingstweide – ab Februar 1874 zum neuen und bis heute aktuellen Standort des Zoos. Als künftige Trägerin des Tierparks musste aus rechtlichen Gründen eine Neue Zoologische Gesellschaft gegründet werden, die nach ihrer ersten Generalversammlung am 31. Oktober 1873 mit der Zoologischen Gesellschaft von 1858 fusionierte. Diese Gesellschaft blieb bis zum Ersten Weltkrieg Betreiberin des Zoos; sie ging jedoch bankrott, als der Krieg zu einem drastischen Rückgang an Eintrittsgeldern und sonstigen Einnahmen führte. Daher ging der Frankfurter Zoo im Sommer 1915 vollständig in die Trägerschaft der Stadt über, die Zoologische Gesellschaft wurde aufgelöst. Viele ihrer Aktionäre blieben dem Zoo jedoch weiterhin als Förderer und großzügige Spender verbunden.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Endphase der Frankfurter Zoo und mit ihm auch alle Unterlagen der Zoologischen Gesellschaft durch Fliegerbomben vernichtet wurden, lebte der Gedanke einer Fördergesellschaft für den Zoo wieder auf. Bernhard Grzimek hatte ab Mai 1945 den Wiederaufbau der Zooanlagen organisiert und hierfür auch private Spenden gesammelt. Hieraus erwuchs am 15. Februar 1950 die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens e.V., die Spenden sammelte und auch mit einer Lotterie Geld für den Zoo beschaffte. 1958, hundert Jahre nach Gründung der untergegangenen ersten Zoologischen Gesellschaft, beschlossen die Freunde und Förderer, ihren Verein umzubenennen und an den Namen der ursprünglichen Gesellschaft anzuknüpfen. Ab 1958 hieß die Vereinigung daher zunächst wieder Zoologische Gesellschaft Frankfurt, wenig später erhielt sie den noch heute gültigen Namen Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858.
Im Verlauf der 1950er-Jahre wandelte sich das Selbstverständnis aller Zoologischen Gärten immer stärker von der reinen Tierschau zum Erhalt und der Erhaltungszucht bedrohter Tierarten. Vorreiter in Deutschland war hier der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek, der zunächst nur aus Afrika Tiere für seinen Zoo beschaffen wollte, durch seine Afrikaaufenthalte aber immer stärker die Bedrohung der dortigen Wildtierbestände wahrnahm. Diese Erfahrungen führten dazu, dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt einen neuen Arbeitsschwerpunkt im Naturschutz sah. Nach dem Unfalltod von Michael Grzimek in Ostafrika richtete die Zoologische Gesellschaft 1960 einen Gedächtnis-Fond für Grzimeks Sohn Michael ein, der zum Vorläufer für das seit 1961 beworbene Sonderkonto „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ wurde. In seiner Fernsehsendereihe „Ein Platz für Tiere“ bat Prof. Bernhard Grzimek am Ende jeder Folge um Spenden auf dieses Konto und errichtete damit den Grundstock für die weltweite Naturschutzarbeit der Gesellschaft. Spenden und Vermächtnisse ließen den Kapitalstock über die Jahrzehnte hinweg kontinuierlich anwachsen.
2001 wurde dieses Kapital – rund 33 Millionen Euro – in eine der größten Naturschutzstiftungen Europas eingebracht: in die Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt. Mit der Überführung des Vermögens der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt in die Stiftung wollte die Gesellschaft ihre Arten- und Naturschutzprojekte auf eine dauerhafte finanzielle Basis stellen, denn dessen Erträge fließen weiterhin den Projekten der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt zu.
Projekte zum Tier- und Naturschutz
Die meisten Projekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt sind auf mehrere Jahre ausgelegt und werden in enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und Behörden durchgeführt. Auch die Weiterbildung der ortsansässigen Menschen ist ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit. Inhaltlich konzentriert sich die Gesellschaft auf große Lebensräume wie Savannen und Tropenwälder sowie auf binnenländische Feuchtgebiete. In Südamerika engagiert sie sich u.a. für den Schutz der Meeresschildkröten. Sie unterstützt ein Projekt der Charles Darwin-Station auf den Galapagosinseln, in dem es um eine Verbesserung der Überlebenschancen und des Reproduktionserfolgs für die frei lebenden Riesenschildkröten und Landleguane geht sowie die Arbeit im Rio Manu Nationalpark in Peru. Weiterhin ist die ZGF auch in Mittel- und Osteuropa und in einigen südostasiatischen Gebieten aktiv.
2003 sorgte in der deutschen Öffentlichkeit der Beginn eines Projekts zur Auswilderung von Spitzmaulnashörnern für Aufsehen, die im Frankfurter Zoo geboren worden waren. In einem aufwändigen Ringtausch zwischen dem Zoo Frankfurt, dem Kruger-Nationalpark in Südafrika und dem North Luangwa Conservation Project kehrten zudem Nashörner nach Sambia ins North Luangwa Tal zurück - in ein Gebiet, in dem Wilderer zuvor sämtliche Nashörner abgeschossen hatten. Auch die Nashorn-Population im Serengeti-Nationalpark hat sich dank langjähriger finanzieller Unterstützung für die Parkranger stabilisiert. In der Serengeti, deren Erhalt als Lebensraum für wilde Tiere durch den persönlichen Einsatz von Bernhard Grzimek und durch die Gelder der Gesellschaft ermöglicht wurde, werden ferner mit der lokalen Bevölkerung Projekte entwickelt, um Tierschutz und menschliche Landnutzung miteinander in Einklang zu bringen.
Auf den Philippinen unterstützt die Gesellschaft das von Eberhard Curio initiierte Philippines Endemic Species Conservation Project, und zwar speziell das Training und den Einsatz von Rangereinheiten zum Schutz der Nashornvögel und der tropischen Waldgebiete auf der Insel Panay.
In Deutschland unterstützt die Gesellschaft unter anderem die Vernetzung der bestehenden Lebensräume von Waldkatzen in Thüringen, Hessen und Bayern sowie die Erforschung von deren Wanderungsbewegungen und Lebensraumansprüchen.
Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt ist Mitglied von BioFrankfurt, dem Netzwerk für Biodiversität.
Vernetzung
Die ZGF ist weltweit stark vernetzt und unterhält neben den Kontakten zu ihren Projektpartnern vor Ort auch viele Verbindungen zu wissenschaftlichen Netzwerken, wie der Stiftung EFA, DIVESRITAS u.a.. Sie arbeitet mit Institutionen der Senckenberg Gesellschaft in Frankfurt zusammen.