Adelphophagie


Die Adelphophagie (von griech. adelphoi = „Geschwister“ und phagos = „Fresser“) bezeichnet eine Form der Ernährung durch das Auffressen von Geschwistern. Abgegrenzt wird dabei der Kainismus, der bei verschiedenen Vogelarten auftritt, von der Ernährung von Jungtieren durch Nähreier oder unterschiedlichen Entwicklungsstadien, wie sie in einer Reihe von Tiergruppen anzutreffen ist. Bei ersterem wird das durch die Geschwister getötete Jungtier in der Regel nicht direkt gefressen, häufig wird es jedoch von den Altvögeln verfüttert.

Bei der direkten Adelphophagie werden Jungtiere von den Muttertieren über befruchtete Nähreier (Oophagie) oder Embryonen in verschiedenen Entwicklungsstadien ernährt. Dabei kann es bei dem normalen Nachwuchs zur Bildung von speziellen Freßstadien kommen, die für diese Ernährung anatomisch speziell ausgestattet sind. Ein Beispiel hierfür stellen die Pfeilgiftfrösche der Gattung Oophaga dar, deren Kaulquappen durch Eier der Mutter ernährt werden. Bei vielen Formen kommt es zu einer typischen Arretierung der zur Ernährung bereitgestellten Entwicklungsstadien, die wahrscheinlich genetisch gesteuert festgelegt wird (Oocytärer Dimorphismus vor der Befruchtung) oder über eine Besamung durch atypische Spermien reguliert wird. Diese Form der Adelphophagie kommt vor allem bei Vorderkiemerschnecken, Ringelwürmern oder auch Amphibien vor.

Bei anderen entwickeln sich die Nährstadien normal und es kommt zu einer Form des Kannibalismus wie beispielsweise beim uterinen Kannibalismus, der bei verschiedenen Hochseehaien (Makrelenhaie, Fuchshaie, Sandtigerhaie) vorkommt, bei denen sich ältere Junghaie im Uterus von jüngeren Embryonen ernähren, nachdem ihr Dottervorrat aufgebraucht ist.

Literatur

  • Stichwort „Adelphophagie“ in: Herder-Lexikon der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0354-5