Außerkörperliche Erfahrung


Die Seele verlässt den Körper (Illustration, 1808)

Außerkörperliche Erfahrung (AKE), englisch Out-of-Body-Experience (OBE, bzw. OOBE), auch Astralwanderung, ist ein Erlebnis, bei dem der Betroffene die Empfindung hat, sich außerhalb des eigenen Körpers zu befinden und sich selbst zu betrachten[1] oder sich vom Körper unabhängig von Raum und Zeit zu entfernen, ohne dabei eine geistige Verbindung zum Körper zu verlieren. Der häufig genutzte Begriff Seelenreise oder Seelenwanderung wird sowohl für als Reisen empfundene AKE-Erlebnisse verwendet als auch für den Kreislauf der Wiedergeburten der Seele in den indischen Religionen.

AKE-Erlebnisse sind von unterschiedlicher Länge und Intensität außerhalb eines Gefühls für Raum und Zeitdauer. Typisch sind Gefühle von Loslösung vom (kranken) Körper, Vollständigkeit (inklusive eigentlich amputierter Körperteile), Schmerzlosigkeit, umfassende Beweglichkeit durch schwereloses Schweben und Vorwärtsgleiten, Unsichtbarkeit und veränderte Wahrnehmungszustände wie eine „360°-Umsicht“ und „geistiges Erfühlenkönnen“ von Gegenständen, aber keinerlei körperliches Erfühlen, dafür müheloses Durchdringenkönnen von Türen, Gegenständen, Lebewesen, Mauern oder der Zimmerdecke.[2]

Geschätzt rund ein Fünftel der Weltbevölkerung hat schon ein AKE-Erlebnis gehabt (Beleg siehe unten). Das AKE-Phänomen tritt dabei im Tiefschlaf auf oder beim Einschlafen oder bei Übermüdung,[3] beim Meditieren,[4] bei Migräne,[5] epileptischen Anfällen und vaskulären Hirnschädigungen.[6] Das AKE-Phänomen wird oft von Menschen geschildert, die sich in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen, beispielsweise unter Hypnose, in Trance oder Ekstase oder Todesnähe befanden (siehe dazu die ausführliche Besprechung von AKE im Artikel Nahtod-Erfahrung). Außerkörperliche Erfahrungen wurden ferner auch unter Drogeneinfluss beobachtet, etwa beim Konsum von Cannabis, LSD, Ketamin, Psilocybin oder Meskalin.[7][8]

Manche Menschen können AKE auch willentlich herbeiführen.[9] Im Internet und in Buchform finden sich zahlreiche Beschreibungen von AKE-Erfahrungen[10] und Hilfsmittel und Techniken, diese herbeizuführen.[11]

Geschichte

Das Phänomen der Seelenwanderung ist zwar bereits seit Pythagoras und Platon und dem Neuplatonismus sowie Plinius dem Älteren[12] bekannt und manifestierte sich in verschiedenen Glaubensströmungen (vgl. Theurgie und Chaldäische Orakel und Erlösung), wurde aber intensiver erst ab Zeitalter der Aufklärung und vermehrt im 19. Jahrhundert diskutiert.[13] Vor allem das Interesse an esoterischem Okkultismus, bei dem besondere Medien in Séancen Verbindung zu „übernatürlichen Wesen“ wie Verstorbenen im Jenseits aufnahmen oder dabei selbst auf Seelenreise gingen,[14] nährten fortwährend das Interesse am Thema.

Wegbereiter der Erforschung

Die Astralsphären als Schalenmodell der geistigen Entwicklung der Menschenseele
Sterbender (Holzschnitt 15. Jahrhundert)

Robert A. Monroe (1915–1995)

1971 publizierte der US-Amerikaner Robert A. Monroe sein erstes Buch „Journeys Out Of The Body" (in deutsch erschienen unter dem Titel Der Mann mit den zwei Leben – Reisen außerhalb des Körpers.[15][16][3] Er schildert darin (gottgläubig aber konfessionslos) seine AKE-Erlebnisse und seine Forschungen dazu, diese künstlich herbeizuführen.[17] Nach seiner Darstellung trennt sich die Seele resp. der Astralkörper eines jeden Menschen und auch von Tieren während des REM-Schlafes vom Körper, „lernt" währenddessen auf höheren Bewußtseinsebenen, kann örtlich und zeitlich unbegrenzt reisen und kehrt wieder zum schlafenden Körper zurück, bloß verhindert ein Schutzmechanismus das Erinnern daran. Die „Geistwesen“, denen er bei seinen zahlreichen Astralreisen begegnete, erklärten ihm die Begriffe der Astralwelt (engl. „astral plane“) bzw. Feinstofflichkeit, des Samsara, der Reinkarnation und die Methoden zum Erreichen des Nirwana, die auch Glaubensinhalt der Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus (u.a.m.) und Bestandteil der Theosophie sind. Der Sinn des Lebens wäre danach, ähnlich wie im Buddhismus gelehrt, das Sammeln von Emotionen gleich welcher Art als „geistige Nahrung“ und das Sammeln von Erfahrung in dieser Welt. Nach dem Tod trennt sich die Seele endgültig vom Körper und gelangt, sofern es das Karma erfordert, bei einer Reinkarnation in einem neuen Körper wieder auf die Welt, um sich weiterzuentwickeln. Erinnerungen an frühere Existenzen werden dabei nicht mitgenommen. Da, nach Monroes Wiedergabe, auch negativ empfundene Emotionen wie Leid und Schmerzen für die Seelenentwicklung nützlich wären führt ein Suizid zu einem Defizit an Erfahrungen, was eine weitere Neugeburt nötig macht, um die fehlenden Erfahrungen zu erhalten und daher der Suizid das Problem nicht löst. Was aber keine Aufforderung darstellt, Anderen Schmerzen zuzufügen oder negative Emotionen zu verschaffen, da so ein Verhalten — ähnlich einer „Sünde“ — die Seele in ihrer Entwicklung bremst.

Monroe entwickelte[18] und verbreitete im von ihm gegründeten „The Monroe Institute (TMI)" die wissenschaftlich umstrittene Hemi-Sync-Methode, mit der er Tiefenentspannung (Einzelnachweise dazu siehe Hemisphärensynchronisation) und erinnerbare AKE-Erlebnisse für jedermann versprach. TMI ist bei der internationalen „Association for Transpersonal Psychology“ gelistet.[19]

Robert A. Monroe arbeitete mit vielen Wissenschaftern und Forschern auf diesem Gebiet zusammen, zum Beispiel Charles Tart (Psychologe, Parapsychologie, Transpersonale Psychologie), mit den Physikern Russell Targ und Hal Puthoff (forschten am Gebiet der Fernwahrnehmung), Stanley Krippner (Psychologe, Traumforscher, AKE-Forscher), Stanislav Grof (Psychiater, Transpersonale Psychologie), Edgar Mitchell (Techniker, Astronaut, PSI-Forscher), und Elisabeth Kübler-Ross (siehe unten).[20]

Raymond Moody (* 1944)

In der Folge wurde im westlichen Kulturkreis die Diskussion über AKE insbesondere durch das 1975 erschienene Buch Life After Life (Leben nach dem Tod) des amerikanischen Arztes Raymond Moody angefacht, der darin zahlreiche Berichte seiner Patienten verarbeitet hat und eine umfassende Verbreitung des Phänomens postulierte.[21] Fachwissenschaftler reagierten auf das Buch überwiegend skeptisch. Allerdings stützten in den nächsten Jahren die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen Moodys Verbreitungsthese.

Elisabeth Kübler-Ross (1926–2004)

Die angesehene Psychiaterin und Sterbeforscherin Kübler-Ross forschte intensiv zum Thema AKE, speziell (aber nicht nur) in der Ausprägung der Nahtod-Erfahrungen, die sie in ihren zahlreichen Büchern (in fünfundzwanzig Sprachen übersetzt, davon etliche Werke in Deutsch erschienen) ansprach. Zitat: „Der Tod ist ganz einfach das Heraustreten aus dem physischen Körper, und zwar in gleicher Weise, wie ein Schmetterling aus seinem Kokon heraustritt.“[22]

Carlos Castaneda (1925 oder 1931 – 1998)

Der US-amerikanische Anthropologe, Psychologe und Schriftsteller Carlos Castaneda betrieb Studien über die Indianer Mexikos und deren Gebrauch von Heilkräutern und Heiligen Pflanzen (z.B. Peyote). Dabei weihte ihn ein Yaqui-Indianer bzw. Schamane names Don Juan Matus in dessen Geheimwissen ein und lehrte ihm Bewusstseinserweiterung durch Rauschmittel-induzierte „Astralreisen“. Castaneda bietet einen gänzlich anderen Zugang zu diesen esoterischen Ideen, seine Werke wurden später von der aufkommenden New-Age-Bewegung aufgegriffen und spielten darin eine wichtige Rolle.

Kulturelle Verbreitung

Eine wissenschaftliche Untersuchung von mehr als 50 Kulturkreisen aus dem Jahr 1979 belegt, dass in den meisten die Vorstellung existiert, der Geist oder die Seele könne den Körper verlassen.[23] Auch die Struktur von außerkörperlichen Erfahrungen ähnelt sich weltweit. Allerdings ist die Interpretation dieser Erfahrungen wesentlich vom jeweiligen religiösen Umfeld abhängig.[9]

Der Wissenschaftler Kenneth Ring befragte Ende der 1970er Jahre 102 Personen, die bereits einmal an der Schwelle zum Tod standen. Von ihnen hatten etwa 50 Prozent Erlebnisse, die in den Katalog von Nahtod-Erfahrungen fallen: Das Gefühl von „Frieden“, Loslösen vom eigenen Körper, Eintauchen in die Dunkelheit oder einen Tunnel, Sehen eines Lichtes und Eindringen in die Helligkeit.[24]

Verschiedene internationale Umfragen ergaben, dass zwischen 8 und 50 Prozent der Befragten in ihrem Leben außerkörperliche Erfahrungen erlebten. Zu den Gruppen mit dem höchsten Anteil gehörten auffälligerweise regelmäßige Cannabiskonsumenten.[7][3][25]

Die Psychologin und AKE-Expertin Susan Blackmore schätzte 1982 nach Auswertung der vorliegenden Untersuchungen, dass etwa 15–20 Prozent der Weltbevölkerung schon einmal in ihrem Leben eine entsprechende Erfahrung gemacht haben.[1][26]

Den Begriff Seelenreise findet man auch kulturell im Zusammenhang mit Eschatologie, Leben nach dem Tod und dem Auferstehungsgedanken.

Erklärungsmodelle

Moderne Darstellung

Die Einbettung des AKE-Phänomens in mythische und religiöse Bezugssysteme führte in der Vergangenheit dazu, dass AKE überwiegend in spirituellen Zusammenhängen – etwa bei der Frage von Reinkarnation, also einer möglichen Wiedergeburt der Seele, dem ewigen Leben, Bilokation, Levitation und dämonischer Beeinflussung – behandelt wurde. Ferner werden AKE-Phänomene in der Literatur zur Sterbeforschung beschrieben. Außerkörperlichkeit bzw. die Erfahrungen darüber sind aber — vergleichbar wie Parapsychologie oder andere Grenzwissenschaften — aus naheliegenden Gründen vom rational messenden und bewertenden Wissenschaftsbetrieb (aber auch von der „Gegenseite") nicht ausreichend erklärbar und nur in Theorien abbildbar, woraus sich kontroversielle Meinungen ergeben.[27]

Einordnung des Phänomens

Außerhalb der Religionswissenschaft und der vergleichenden Kulturforschung werden AKE-ähnliche Erlebnisse aber bereits länger in der psychiatrischen und psychologischen Forschung als Autoskopie und Doppelgänger-Phänomen diskutiert.[28] Erst in den letzten Jahrzehnten ist das AKE-Phänomen unter verschiedenen anderen wissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht worden, so denen der Neurowissenschaften und der Physiologie. Insbesondere empirisch arbeitende Wissenschaftler weisen allerdings darauf hin, dass alle Phänomene aus dem Bereich der Nahtod-Erfahrungen aufgrund der subjektiven Eindrücke nur schwer objektivierbar und daher wissenschaftlich nur eingeschränkt auswertbar sind.

Wissenschaftlich werden außerkörperliche Erfahrungen mehrheitlich als Illusionen, Flugträume, luzide Träume oder Halluzinationen erklärt.[29] Diesem Erklärungsmuster zufolge sind die Erfahrungen Folge einer (wie auch immer gearteten) psychischen oder physiologischen Desorganisation des menschlichen Gehirns. Danach ist die AKE eine Fehlinterpretation kognitiver Prozesse, die in Form einer Nervenreaktion auf reale Reize (bzw. Restreize im Sterbezustand) zu als real empfundenen Erlebnissen und wiedererlebten Erinnerungen führt. Außerkörperliche Erfahrungen sind im ICD 10 nicht als psychische Störung resp. als Hinweis für eine solche klassifiziert. Einige Erkrankungen, beispielsweise Schizophrenie, scheinen das Auftreten von AKE zu begünstigen.[30]

Unterschiedlich sind je nach Fachrichtung die Terminologie und Erklärungsansätze für diesen Vorgang:

Verhaltenswissenschaftliche Modelle

  • Verhaltenswissenschaftlich wird AKE einem psychologischen Ansatz zufolge als das Resultat eines gestörten speziellen Erinnerungs- bzw. Gedächtnismodells eingeordnet, das in der Vogelperspektive konstruiert ist,[31] wofür Untersuchungen Belege liefern.[32]
  • Forschergruppen aus der Schweiz und Schweden haben ferner 2007 experimentell belegt, dass sich AKE-artige Phänomene durch einfache technische Versuchsanordnungen mittels einer Videobrille künstlich induzieren lassen.[33] Auch das verweist auf die Störung eines Wahrnehmungsmodells als Ursache der Erlebnisse.

Naturwissenschaftliche Modelle

Neurologisch wird das Phänomen als Dissoziation zwischen Ich und Körper beschrieben, welche aufgrund eines Integrationsmangels von propriozeptiven, taktilen und visuellen Informationen des Körpers in Zusammenhang mit einer zusätzlichen vestibulären Dysfunktion entsteht.[6] Die Bedeutung der multisensorischen Mechanismen für die Entstehung von AKE wurde in den vergangenen Jahren durch verschiedene neurobiologische und hirnphysiologische Studien belegt, die mit Hilfe künstlicher Stimulation zur Klärung der Abläufe und der dabei beteiligten Hirnstrukturen beigetragen haben. Dabei wurden eine Reihe teilweise korrespondierender, teilweise konkurrierender Einzelerklärungen geliefert:

  • Untersuchungen wiesen AKE bei der Stimulation des an der Großhirnrinde befindlichen Gyrus angularis nach.[34]
  • Auch ein Stimulus des Schläfenlappens ruft Forschungen zufolge AKE hervor. Beteiligt an diesen Vorgängen sind einer Untersuchung nach auch andere mit dem Gedächtnisprozess beteiligte Strukturen im limbischen System, so der Mandelkern und der Hippocampus. Dieser These zufolge führt der Stress im Todesprozess zur Freisetzung von Neuropeptiden und Neurotransmittern, insbesondere von Endorphinen, die auch das oft im Nahtod-Zusammenhang zu beobachtende Glücksgefühl hervorrufen.[35]
  • Die auf Stimulus einzelner Gehirnzellen zielende Experimente von Michael Persinger („God Helmet“-Versuche) sollen belegen, dass mit von außen angelegten magnetischen Feldern (TMS) am Schläfenlappen AKEs künstlich hervorgerufen werden können, insbesondere bei Patienten mit Zeichen einer Schläfenlappenepilepsie.[36] Einige der Versuche hielten unabhängigen Wiederholungsstudien nicht stand (Placeboeffekt) und sind seitdem umstritten.[37]
  • Analog zu AKE bei Drogengebrauch wird ferner vermutet, eine DMT-Ausschüttung im Gehirn des Sterbenden könne die Erlebnisse erzeugen.[38]
  • Eine andere Untersuchung ergab, dass auch das Anästhetikum Ketamin diese Erscheinungen in Gang setzen kann.[39]
  • Eine neue Untersuchung an der Universität Maribor (Slowenien) lieferte Hinweise auf einen Zusammenhang von Nahtoderfahrungen und einem erhöhten Kohlenstoffdioxid-Anteil im Blut.[40] Die Studie beruht allerdings mit 11 Personen auf einer sehr schmalen Probandenbasis.
  • Relativ neue, größer angelegte Studien zu Nahtoderfahrungen, die von dem holländischen klinisch arbeitenden Kardiologen Pim van Lommel durchgeführt wurden, scheinen die bisherigen neurobiologischen oder neurochemischen Annahmen nicht zu unterstützen.[41]

Andere Erklärungsversuche

  • Eine Theorie hält AKE in Todesnähe für ein Wiederaufleben des Geborenwerdens. Dagegen spricht der Ablauf des Geburtsvorgangs, der rein technisch keine vergleichbaren Erlebnisse liefert, sowie ein wissenschaftlicher Vergleich von AKE-Erfahrungen bei Normal- und Kaiserschnittgeburten, bei dem keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen feststellbar waren.[42]
  • Spirituelle, transzendente und metaphysische Deutungssysteme aus der christlichen Mystik, der zeitgenössischen Esoterik oder aus den Überlieferungen esoterischer Schulen verschiedener Kulturkreise wie höhere Schwingungslevel, feinstoffliche Ebenen, Seelenreisen oder Astralprojektion werden mangels intersubjektiv erbringbarer Nachweise von Naturwissenschaftlern abgelehnt.[9][43]
  • In der Parapsychologie wird AKE akzeptiert und wie Hellseherei oder Telepathie als außersinnliche Wahrnehmung und energetisches Phänomen eingeordnet. Auch hier fehlen naturwissenschaftlich verifizierbare Belege. In dieser Richtung interpretierbare Wahrnehmungstests, etwa der von C.T. Tart,[44] können aufgrund von Mängeln bei der Versuchsdurchführung nur unter starken Vorbehalten zur Stützung der These hinzu gezogen werden.[9] Allerdings zeigen Untersuchungen, dass Personen mit angeblichen telepathischen Erfahrungen auch einen höheren Anteil von AKE-Erlebnissen haben. Dies lässt den vorsichtigen Schluss zu, dass eine Tendenz zur Phantasieproduktion außerkörperliche Erfahrungen begünstigt.[3]

Individuelle Verarbeitung

Außerkörperliche Erfahrungen werden in der Regel subjektiv als völlig reale Vorgänge erlebt und in der Rückschau zumeist idealisiert. Bei einem Teil der Betroffenen haben sie erhebliche psychologische Veränderungen zur Folge. Für einige der Personen liefern sie den Beweis für ein Leben nach dem Tod.[45] Bei einer Teilgruppe führen sie zu als positiv empfundenen tiefgreifenden Persönlichkeitsveränderungen,[46] beispielsweise einem geringeren Interesse an materiellen Werten und einer gestiegenen Empathie für andere Menschen und deren Bedürfnisse.

Ursache dafür ist nach Meinung von Psychologen, dass die Nahtod-Erfahrung dem Menschen einen kleinen Einblick in das „Wesen seines Geistes“ gibt: Im Normalfall erlebt der Mensch sein bewusstes Selbst als in seinem Körper verankert und durch ihn begrenzt. Diese Einheit von Körper und Selbst kann in bestimmten Ausnahmesituationen vorübergehend aufgeweicht werden. Die Betroffenen erleben dann den schwer fassbaren Prozess der Ablösung vom Ich-Modell und den Übergang zum Zustand des Nichtseins.[9]

Angebliche Sichtbarmachung mit Hilfe des Kirlian-Effektes

Der russische Physiker Konstantin Korotkow entwickelte eine Videokamera zur Abbildung der von der Kirlian-Fotografie bekannten Koronaentladungen. Mithilfe dieses Verfahrens soll das Ablösen der Seele aus einem Körper beobachtbar sein.[47]

Literatur

  • Blackmore, Susan: Beyond the Body: An investigation into out-of-body experiences (with new postscript). Academy Chicago, Chicago 1992, ISBN 0-89733-344-6.
  • Buhlmann, William: Out of Body. Astralreisen - Das letzte Abenteuer der Menschheit. Verlag Heyne, 2010, ISBN 978-3-453-70163-2.
  • Grof, Stanislav; Halifax, Joan: The Human Encounter with Death. Souvenir Press, London 1977.
    • dt.: Die Begegnung mit dem Tod. Klett-Cotta, Stuttgart 1980 u.ö, ISBN 3-608-94298-X.
  • Monroe, Robert A.: Journeys Out of the Body. Anchor, Garden City 1977, ISBN 0-385-00861-9.
    • dt.: Der Mann mit den zwei Leben – Reisen außerhalb des Körpers. Droemersche Verlagsanstalt Knaur, München 1986, ISBN 3-426-04150-2. (parapsychologische Veröffentlichung)
    • sowie 4 weitere Bücher
  • Moody, Raymond A.: Life After Life. Mockingbird, Covinda 1975.
    • dt.: Leben nach dem Tod. Rowohlt, Reinbek 1977 u.ö, ISBN 3-498-04252-1.
  • Muldoon, Sylvan J.; Carrington, Hereward: Die Aussendung des Astralkörpers. Bauer, Freiburg im Breisgau 1983, ISBN 3-7626-0073-2. (zuerst englisch 1929)
  • Peterson, Robert: Praxis der außerkörperlichen Erfahrung. Mit 25 Übungen und detaillierter Anleitung. OMEGA - Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-930243-12-1.
  • Ring, Kenneth: Life at Death. Coward, McCann & Geoghegan, New York 1980.
    • dt.: Den Tod erfahren, das Leben gewinnen. Scherz, München 1985 u.ö, ISBN 3-404-60233-1.
  • van Lommel, Pim; Jänicke, Bärbel: Endloses Bewusstsein: Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-8436-0013-2.
  • Vieira, Waldo: Projectiology: A Panorama Of Experiences Of The Consciousness Outside The Human Body. IAC 2002, ISBN 978-8-5860-1958-6.[48]
  • Vieira, Waldo: Projections of the Consciousness. IAC 2007 ISBN 978-1-9340-7950-8.[49]

Weblinks

Commons: Out-of-body experiences – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Video über Konstantin Korotkow

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 S. J. Blackmore: Beyond the Body. An Investigation of Out-of-the-Body Experiences. London 1982.
  2. R.A. Monroe, 1971
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 S. J. Blackmore: A Postal Survey of OBEs and Other Experiences. In: Journal of the American Society for Psychical Research 52 (1984), S. 225–244 (PDF). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Blackmore 1984“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Robert Bruce: Astral Dynamics. A New Approach to Out-of-Body Experience. Charlottesville (VA) 1999; Winifred G. Barton: Meditation and Astral Projection. Ottawa 1974.
  5. Derek Robinson, Klaus Podoll: Migraine Art. The Migraine Experience from Within. Berkeley (Ca) 2008.
  6. 6,0 6,1 O, Blanke/M. Seeck: Out-of-Body Experience, Selbst und der temporoparietale Übergangskortex, www.pfizerforschungspreis.ch (2005); s.a. Olaf Blanke u. a.: Out-of-body experience and autoscopy of neurological origin. In: Brain 127:2 (2004), S. 243–258.
  7. 7,0 7,1 Charles T. Tart: On Being Stoned. A Psychological Study of Marijuana Intoxication. Palo Alto 1971 (online).
  8. J. Morse u. a.: Near-Death Experiences: A Neurophysiological Explanatory Model. In: Journal of Near-Death Studies 8 (1989), S. 45–53.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 S. Blackmore: Near-Death Experiences: In or out of the body?. In: Skeptical Inquirer 16:1 (1991), S. 34–45; dt.: Beinahe tot. In: Gero von Randow (Hrsg.): Mein paranormales Fahrrad und andere Anlässe zur Skepsis. Reinbek 1993, S. 115–129.
  10. Erlebnisberichte auf Deutsch und Englisch
  11. Astralreise – Astralwanderung – Out of body, abgerufen am 20. Oktober 2011
  12. Plinius d.Ä: Naturalis Historiae, wörtlich zitiert bei Carlos S. Alvorado Ph.D.: Out-Of-Body Experiences, Atlantic University
  13. Carlos S.Alvarado: Trends in the Study of Out-of-Body Experiences: An Overview of Developments Since the Nineteenth Century, abgerufen am 21. Oktober 2011
  14. Krause, Gerhard, Müller, Gerhard (beide Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie, S. 403, abgerufen am 20. Oktober 2011
  15. Rezipiert bei Charles T.Tart: Six Studies Of Out-Of-Body-Experiences, Institute of Transpersonal Psychology, Palo Alto, CA, University of California and Davis, Journal of Near-Death Studies, Volume 17, Number 2, 73-99, http://www.springerlink.com/content/g6803t2674384306/ bzw. Charles T.Tart: Six Studies Of Out-Of-Body-Experiences, online lesbar, abgerufen am 3. Junmi 2012
  16. Rezipiert bei Douglas Y. Seiden, Ph.D., KaNei Lam, Ph.D.: FROM MOSES AND MONOTHEISM TO BUDDHA AND BEHAVIORISM: COGNITIVE BEHAVIOR THERAPY’S TRANSPERSONAL CRISIS(sic!), pdf-Datei
  17. Out Of Body Experience Research Foundation
  18. Hemi-Sync-Patent
  19. Exploring The Transpersonal: A Guide to the Transpersonal Internet, abgerufen am 22. Oktober 2011
  20. The Monroe Institute: The History of Research at the Monroe Institute
  21. Raymond A. Moody: Life After Life. Covinda 1975; dt.: Leben nach dem Tod. Reinbek 1977.
  22. Zitat von Elisabeth Kübler-Ross abgerufen am 21. Oktober 2011
  23. D. Shells: A Cross-Cultural Study of Beliefs in Out-of-Body Experiences. In: Journal of the American Society for Psychical Research 49 (1978), S. 697–741.
  24. K. Ring: Life at Death. New York 1980; dt.: Den Tod erfahren, das Leben gewinnen. München 1985.
  25. M. Chesterton: Out-of-body or all in the mind?. In: BBC-News v. 22. September 2005.
  26. Thomas Metzinger: Der Ego-Tunnel. Berlin: BvT, 2009, S. 135, nennt 8–15 %.
  27. Thomas Frey:Persönlicher Kommentar zu Beiträgen über Elisabeth Kübler-Ross und die Nahtod-Forschung, abgerufen am 21. Oktober 2011
  28. P. Kügler: Übernatürlich und unbegreifbar. Religiöse Transzendenz aus philosophischer Sicht. Münster u.a. 2006, S. 53; vgl. U. Weger: Das fremde Selbst. Das Doppelgänger-Phänomen als Gegenstand der Psychologie. In: magazin info3, Juli 2000.
  29. siehe die jeweiligen Abschnitte zum Forschungsstand der in den Einzelnachweisen aufgeführten Literatur sowie: L. Levitan/S. LaBerge: Other Worlds. Out-Of-Body Experiences and Lucid Dreams. In: Nightlight 3:2-3 (1991), S. 4–11; S.J. Blackmore: OBEs, lucid dreams and imagery. Two surveys. In: Journal of the American Society for Psychical Research 76:4 (1982), S. 301–317 (PDF); S.J. Blackmore: Spontaneous and deliberate OBEs: a questionnaire survey. In: Journal of the Society for Psychical Research 53 (1986), S. 218–224 (PDF).
  30. K. Ring: Heading Toward Omega. New York 1986; S. Blackmore: Out-of-Body Experiences in Schizophrenia. A Questionnaire Survey. In: Journal of Nervous and Mental Disease 174 (1986), S. 615–619.
  31. R. K. Siegel: Hallucinations. In: Scientific American 237 (1977), S. 132–140.
  32. H.J. Irwin: Perceptual Perspectives of Visual Imagery in OBEs, Dreams and Reminiscence. In: Journal of the American Society for Psychical Research 53 (1986), S. 210–217; S.J. Blackmore: A Psychological Theory of the OBE. In: Journal of Parapsychology 48 (1984), S. 201–218 (PDF); S.J. Blackmore: Do We Need a New Psychical Research? In: Journal of the American Society for Psychical Research 55 (1988), S. 49–59.
  33. B. Lenggenhager u. a.: Video Ergo Sum: Manipulating Bodily Self-Consciousness. In: Science 317, No. 5841 v. 24. August 2007, S. 1096–1099 (Abstract); H.H. Ehrsson: The Experimental Induction of Out-of-Body Experiences. In: Science 317, No. 5841 v. 24. August 2007, S. 1048 (Abstract); dazu: „Außerkörperliche Erfahrung“ im Labor induziert. In: aerzteblatt.de v. 24. August 2007; siehe auch Video (unter Weblinks).
  34. O. Blanke u. a.: Stimulating illusory own-body perceptions. In: Nature 419 (2002), S. 269–270 (Abstract); dazu: A. Wawrzinek: Hirnforscher rufen „Out-of-Body“-Erfahrungen hervor. In: wissenschaft.de v. 19. September 2002; Das Schweizer Forschungsteam Blanke/Seeck erhielt für seine diesbezüglichen Arbeiten 2005 den international renommierten Pfizerpreis im Bereich Neurologie.
  35. J.C. Saavedra-Aguilar/J.S. Gomez-Jeria: A neurobiological model for near-death experiences. In: Journal of Near-Death Studies 7 (1989), S. 205–222; S. Thomas: Agmatine and Near-Death Experiences (2004).
  36. s. u.a. M.A. Persinger: Religious and Mystical Experiences as Artifacts of Temporal Lobe Function. A General Hypothesis. In: Perceptual and Motor Skills 57 (1983), S. 1255–1262 (Summary); Ders.: Neuropsychological Bases of God-Beliefs. New York 1987; Ders.: Out-of-body-like experiences are more probable in people with elevated complex partial epileptic-like signs during periods of enhanced geomagnetic activity: a nonlinear effect. In: Perceptual and Motor Skills 80 (1995), S. 563–569 (PDF); Ders.: The neuropsychiatry of paranormal experiences. In: Neuropsychiatric Practice and Opinion 13:4 (2001), S. 521–522.
  37. Pehr Granqviste u. a.: Sensed presence and mystical experiences are predicted by suggestibility, not by the application of transcranial weak complex magnetic fields. In: Neuroscience Letters 379 (2005), S. 1–6; Michael Persinger u. a.: A response to Granqvist u. a. “Sensed presence and mystical experiences are predicted by suggestibility, not by the application of transcranial weak magnetic fields”. In: Neuroscience Letters 380 (2005), S. 346f.; Marcus Larsson u. a.: Reply to M.A. Persinger and S. A. Koren's response to Granqvist u. a. “Sensed presence and mystical experiences are predicted by suggestibility, not by the application of transcranial weak magnetic fields”. In: ebd., S. 348–350.
  38. R. Strassman: DMT: The Spirit Molecule. A Doctor's Revolutionary Research Into the Biology of Near-Death and Mystical Experiences. Rochester 2001.
  39. Karl L. R. Jansen: Using Ketamine to Induce the Near-Death Experience: Mechanism of Action and Therapeutic Potential (Memento vom 30. Mai 2009 im Internet Archive) In: Jahrbuch für Ethnomedizin und Bewußtseinsforschung 4 (1995), S. 55–81.
  40. Z. Klemenc-Ketis, J. Kersnik, S. Grmec: The effect of carbon dioxide on near-death experiences in out-of-hospital cardiac arrest survivors: a prospective observational study. In: Critical Care 14:2 (2010), S. R56.
  41. Private Website von Pim van Lommel, abgerufen am 12. Dezember 2011
  42. S.J. Blackmore: Birth and the OBE: An Unhelpful Analogy. In: Journal of the American Society for Psychical Research 77 (1982), S. 229–238.
  43. R.L. Morris u. a.: Studies of Communication During Out-of-Body Experiences. In: Journal of the American Society for Psychical Research 72 (1978), S. 1–22; Robert Novella: Out of Body Experiences and the Astral Hypothesis. Part 1., abgerufen am 69.Juni 2012, In: The New England Journal of Skepticism 5 (2) 10/1/2002; vgl. Roy D. Salley: Comments on the OBE/Lucid Dream Controversy, abgerufen am 8. Juni 2012. In: Lucidity Letter 5 (1) 1986, S. 47–55; einen Überblick der unterschiedlichen Forschungsansätze liefert: Nelson Abreu: Methodology for Investigating the Hypothesis of Anomalous Remote Perceptions as Objective Phenomena. Conference-Lecture Toward a Science of Consciousness VI. Tucson, Arizona 2004.
  44. C.T. Tart: Psychophysiological Study of Out-of-the-Body Experiences in a Selected Subject, abgerufen am 8. Juni 2012. In: Journal of the American Society for Psychical Research 62:1 (1968), S. 3–27.
  45. E.W. Kelly u. a.: Beweisen Todesnäheerfahrungen das Überleben der menschlichen Persönlichkeit nach dem Tod? In: Todesnähe. Interdisziplinäre Beiträge zu einem außergewöhnlichen Phänomen. Konstanz 1999, S. 101–128.
  46. K. Ring: Heading Toward Omega. New York 1986.
  47. Dr. Konstantin Korotkov. kirlian.org. Abgerufen am 28. Mai 2012.

Siehe auch