Erdnuss



Erdnuss

Erdnuss (Arachis hypogaea)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung: Erdnüsse (Arachis)
Art: Erdnuss
Wissenschaftlicher Name
Arachis hypogaea
L.

Die Erdnuss (Arachis hypogaea), auch Aschanti-, Arachis- oder Kamerunnuss genannt, ist eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Diese Nutzpflanze stammt aus der Neuen Welt und wird daher in manchen Schweizer Kantonen auch Spanisches Nüssli genannt. Die Frucht der Erdnuss ist botanisch keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht und damit beispielsweise mit der Erbse und den Bohnen-Arten verwandt. Die Ähnlichkeit zu botanischen Nüssen ergibt sich durch die Beschaffenheit der Samen, die Konsistenz, den hohen Fettgehalt und den vergleichsweise niedrigen Anteil an Stärke. Der englische Trivialname der Erdnuss, peanut (zu deutsch „Erbsennuss“), weist auf die botanische Zugehörigkeit zu den Hülsenfrüchtlern hin. Im Vergleich zu echten Nüssen ist der Anteil an Omega-3-Fettsäuren gering. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hülsenfrüchten sind Erdnüsse allerdings roh genießbar. Das allergene Potential ist im Vergleich zu anderen Lebensmittelallergenen relativ hoch.

Beschreibung

Illustration der Erdnuss (Arachis hypogaea).

Erscheinungsbild und Blatt

Die Erdnuss wächst als einjährige krautige Pflanze. Der gelblich behaarte bis kahle Stängel ist selbständig aufrecht bis kriechend und zwischen 6 bis 80 cm, meist jedoch 30 cm lang.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der 3,7 bis 10 cm lange Blattstiel ist mit lang gewundenen Trichomen bedeckt. Die paarig gefiederte Blattspreite besitzt meist zwei Paare sich an der Rhachis gegenständig gegenüberstehende mit 1 bis 10 mm nur kurz gestielte Fiederblättchen. Die mit einer Länge von 1,1 bis 5,9 cm und einer Breite von 0,5 bis 3,4 cm eiförmig-länglichen bis verkehrt-eiförmigen Fiederblättchen sind papierartig mit weitgehend gerundeter Basis und das Ende ist stumpf oder ausgerandet mit Stachelspitze. Die mit langen Haaren besetzten Blattflächen besitzen etwa zehn Seitennerven auf jeder Seite des Mittelnerves. Der Rand der Fiederblättchen ist bewimpert. Die 2 bis 4 cm großen, häutigen, behaarten Nebenblätter sind teilweise mit dem Blattstiel verwachsen.

Blütenstand und Blüte

Typische Blüte der Schmetterlingsblütler.

Die Blütezeit reicht von Mai bis August. Die seitenständigen Blütenstände sind bis auf eine Blüte reduziert. Von den häutigen Tragblättern ist das unterste mit einer Länge von 1 bis 1,4 cm und einer Breite von 4 bis 5 mm eiförmig-lanzettlich mit zwei Spitzen, die anderen sind ähnlich groß aber zweispaltig.

Die ungestielten, zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Von den fünf häutigen, schmalen Kelchblättern sind vier zu einer 4 bis 6 mm dünnen Röhre verwachsen und das fünfte ist frei; sie vergrößern sich bis zur Fruchtbildung. Die 0.7 bis 1.3 cm lange Krone besitzt den typischen Aufbau der Schmetterlingsblütler. Die fünf Kronblätter sind gelb bis goldgelb, meist mit roten Nerven. Die ausgebreitete Fahne ist fast kreisförmig und an der Basis nur kurz genagelt mit ausgerandeter Spitze. Die zwei freien schlanken Flügel sind länglich bis schräg eiförmig und geöhrt. Das geschnäbelte, lang eiförmige und nach innen eingebogene Schiffchen ist kürzer als die Flügel. Von den ursprünglich zehn Staubblättern fehlen ein oder zwei. Alle Staubfäden sind untereinander verwachsen. Es gibt zwei Formen bei den Staubbeuteln, lange und kurze wechseln sich ab. Das einzelne anfangs fast sitzende, längliche Fruchtblatt besitzt meist zwei bis vier, selten bis zu sechs Samenanlagen. Die „Gynophor“ oder „Karpophor“ genannte Basis des Fruchtblattes verlängert auf eine Länge von 1 bis 20 cm und krümmt sich nach der Befruchtung - so gelangt die Frucht unter die Erde. Der schnell vergängliche dünne Griffel ist relativ lang, aber kürzer als der Blütenkelch. Die kleine Narbe ist spärlich behaart.

Die bekannte Hülsenfrucht der Erdnuss (Arachis hypogaea).

Frucht und Samen

Die Hülsenfrüchte sind geokarp, befinden sich also im Erdreich, deshalb der Name Erdnuss. Die mit einer Länge von 2 bis 6 cm und einem Durchmesser von 1 bis 1,5 cm länglichen, eingebogenen Hülsenfrüchte enthalten einen bis vier, selten bis zu sechs Samen und sind zwischen ihnen etwas eingeschnürt. Diese unterirdischen Hülsenfrüchte öffnen sich nicht selbstständig. Die dicken Fruchtwände besitzen eine netzartige Oberfläche. Der mit einer Länge von 1 bis 2 cm und einem Durchmesser von 0,5 bis 1 cm fast eiförmige, hellbraune Samen besitzt zwei reichlich ölhaltige Keimblätter (Kotyledonen). Die Früchte reifen zwischen Juli und September. Die Hülse der erntereifen Kerne ist braun, papierartig und schmeckt bitter, daher wird sie vor der Weiterverarbeitung oder dem Verzehr der Kerne meist entfernt.

Chromosomensatz

Die Chromosomenzahl dieser tetraploiden Arten beträgt 2n = 40.

Erntegerät.

Herkunft und Anbau

Ursprünglich in den Anden Südamerikas beheimatet, hat sich der Anbau der Erdnuss seit ihrer wachsenden Bedeutung als Ölfrucht über die ganzen Tropen und Subtropen ausgebreitet.

Archäologen datierten die ältesten bekannten Funde domestizierter Erdnüsse aus Peru auf ein Alter von 7600 Jahren.[1] Von dort ihren Ursprung nehmend verbreitete sich der Erdnussanbau auf weitere Teile Süd- und Mesoamerikas, wo spanische Konquistadoren an den Märkten von Tenochtitlán auf die tlalcacáhuatl (Nahuatl für „Erdnuss“, wörtlich „Kakaobohne der Erde“, von diesem Wort stammen auch die spanischen und französischen Begriffe für die Erdnuss, cacahuete bzw. cacahuète) aufmerksam wurden.

Auch in Brasilien war die Erdnuss schon vor 2000 Jahren im Anbau und wurde von dort im Zuge des Sklavenhandels nach Afrika gebracht. Heute wird die Erdnuss weltweit in warmen Gebieten angebaut. Hauptanbaugebiete sind Westafrika, China, Indien, Nord- und Südamerika.

Die geernteten Feldfrüchte werden zunächst im Wassergehalt von 40 auf 5–10 % heruntergetrocknet. In warmen Ländern geschieht dies im Freien, in gemäßigten Klimazonen mit künstlicher Wärmezufuhr. Nach der Trocknung werden die Nüsse gedroschen oder gebrochen und gegebenenfalls noch entschalt.

Erdnüsse kommen oft geröstet und gesalzen in den Handel, auch als Zutaten in Süßigkeiten. Ihre Verarbeitungsprodukte werden in der Lebensmittelindustrie vielseitig eingesetzt und dienen auch als nachwachsender Rohstoff in der chemischen Industrie, der Kosmetik sowie in bedeutenden Mengen als ölhaltiger Futterzusatzstoff in der landwirtschaftlichen Tierproduktion.

Handel

Die Hauptanbauländer und somit auch die Hauptexporteure von Erdnüssen sind die USA, Argentinien, Sudan, Senegal und Brasilien. Die Exporte dieser fünf Länder zusammen machen 71 % des gesamten weltweiten Exports an Erdnüssen aus, wobei die USA in den letzten Jahren eine führende Rolle beim Export einnahmen.

Obwohl auch Indien und China beträchtliche Mengen an Erdnüssen produzieren, ist ihr Anteil am internationalen Handel mit weniger als 4 % verschwindend gering. Die Erdnüsse werden meist dazu verwendet, den inländischen Bedarf zu decken. So werden in Indien zum Beispiel 90 % der einheimisch produzierten Erdnüsse dazu verwendet, Erdnussöl herzustellen und nur eine sehr kleine Menge wird für den Export freigegeben.

Die Hauptabnehmer für Erdnüsse sind die Länder der Europäischen Union, Kanada und Japan, welche zusammen für 78 % der weltweiten Erdnussimporte verantwortlich sind. In der Europäischen Union ist Zypern ein erdnusserzeugendes Land. Der Import in die EU wird vor allem für Nahrungsmittel wie geröstete Erdnüsse oder als Bestandteil von Süßigkeiten verwendet.

Erdnussprodukte

Ein bedeutendes Erdnussprodukt ist das vor allem in Indien und China beliebte Erdnussöl. Weitere Produkte sind:

  • Erdnussbutter
  • Erdnussflips
Hülsenfrüchte mit den Samen.
Die Struktur, die hier als Fruchtstiel bezeichnet wird, ist das Gynophor mit dem befruchteten Fruchtblatt.
Das Gynophor schiebt die junge Frucht unter die Erde.

Inhaltsstoffe und gesundheitliche Aspekte

Nährwerte

Erdnusskerne trocken geröstet, ohne Salz je 100 g [2]

Reife Erdnüsse können roh, geröstet oder gekocht verzehrt werden. Die Erdnuss hat mit 24 % Eiweißgehalt einen hohen Nährwert. Mit 176 mg Magnesium gehört die Erdnuss, neben den Cashewkernen, zu den magnesiumreichen pflanzlichen Nahrungsmitteln. Insbesondere bei vegetarischer Ernährung kann die Erdnuss einen wertvollen Beitrag leisten. Allerdings enthalten Erdnüsse auch relativ viel Phytat, welches die Aufnahme der enthaltenen Mineralstoffe einschränkt. Erwähnenswert ist der sehr hohe Arginin-Gehalt von Erdnussprodukten.

Allergenese

Eine repräsentative Untersuchung in den Vereinigten Staaten aus dem Jahr 2003 ergab, dass etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung gegen Teile der Erdnuss allergisch sind. Dieses Ergebnis deckt sich mit einer anderen Untersuchung aus dem Jahr 1997.[3] Im Vergleich zu anderen Lebensmitteln ist das allergene Potential der Erdnuss vergleichsweise hoch.[4] Dies liegt in der hohen Zahl der Erdnussallergene begründet.

Die Symptome einer akuten Erdnussallergie sind sehr variabel, häufig sind jedoch Nesselsucht, tränende Augen oder Atembeschwerden. In seltenen Fällen können die Symptome aber auch sehr schwerwiegend sein oder sogar einen anaphylaktischen Schock auslösen.[5]

Ein anderes Problem ist, dass Erdnüsse unter schlechten Lagerbedingungen von Aspergillus flavus, einem Schimmelpilz, befallen werden können, der giftige Aflatoxine in den Erdnüssen produziert.[6] Aus diesem Grund werden sowohl in den USA[7] als auch in der Europäischen Union[8] strenge Einfuhrkontrollen durchgeführt.

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. Earliest-known evidence of peanut, cotton and squash farming found.
  2. Peanuts, all types, dry-roasted, without salt - Peanuts in Suchmaske eingeben.
  3. Scott H. Sicherer, Anne Muñoz-Furlong, Hugh A. Sampson: Prevalence of peanut and tree nut allergy in the United States determined by means of a random digit dial telephone surveystar: A 5-year follow-up study. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology. Band 112, Nr. 6, Dezember 2002, S. 1203–1207, doi:10.1016/S0091-6749(03)02026-8.
  4. P. Altmeyer: Erdnuss. In: Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin. Springer-Verlag, 2010 (online).
  5. Hugh A. Sampson: Peanut Allergy. In: The New England Journal of Medicine. Band 346, 2002, S. 1294–1299 (abstract).
  6. Ruth A. Taber, Harry W. Schroeder: Aflatoxin-producing Potential of Isolates of the Aspergillus flavus-oryzae Group from Peanuts (Arachis hypogaea). In: Applied and Environmental Microbiology. Band 15, Nr. 1, 1967, S. 140–144 (abstarct).
  7. J. W. Dickens: Aflatoxin control program for Peanuts. In: Journal of the American Oil Chemists' Society. Band 54, Nr. 3, S. A225-A228, doi:10.1007/BF02894413.
  8. Verordnung (EG) Nr. 1152/2009 der Kommission vom 27. November 2009 mit Sondervorschriften für die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus bestimmten Drittländern wegen des Risikos einer Aflatoxin-Kontamination und zur Aufhebung der Entscheidung 2006/504/EG Text von Bedeutung für den EWR. In: Amtsblatt. L 313, 28. November 2009, S. 40–49 (online).

Weblinks

Wiktionary: Erdnuss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Erdnuss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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