Hagebutte


Hagebutte (Rosa canina)

Als Hagebutten (auch Hägen, Hiefe, Hiffen, Hiften, Rosenäpfel, Hetschhiven, Hetscherl, Hiven, Hetschepetsche, Mehlbeere) bezeichnet man die ungiftigen Früchte verschiedener Rosenarten, besonders der Hundsrose. Der Namensteil Hag- weist auf das Vorkommen der Pflanze (Rosa canina) an Hecken hin, während der zweite Teil des Namens Butte dem alten Lautstand des süddeutschen Butz, Butzen (Verdickung) entspricht.

Als Hagebutten werden landläufig auch die Wildrosen selbst bezeichnet, an denen Hagebutten wachsen (vor allem die Hundsrose, Rosa canina).

Allgemeines

Die Hagebutte ist eine Sammelfrucht, die viele kleine Nüsse enthält.

Das Fruchtfleisch der im Spätherbst geernteten Früchte entsteht aus dem fleischigen Blütenboden. Es ist süßsauer und reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin C (Ascorbinsäure), aber auch Vitamin A, B1 und B2. Die Nüsschen der Hagebutte sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen. Daher sollten die Samen nicht mitgegessen oder -verarbeitet werden. Vor allem Kinder nutzen sie gelegentlich zum Herstellen von Juckpulver, das bei Berührung schmerzt, juckt und eine Allergie hervorrufen kann.

Wildwachsende Rosen sind wertvolle Nähr- und Schutzgehölze für viele Tierarten. So bieten Hagebutten ebenso wie die Früchte von Eiben, Sanddorn und Vogelbeere eine leicht zu findende, vitaminreiche Nahrung für viele Standvögel.

Sorten und Arten

Hagebuttenstrauch mit Blüte

Alle Rosenarten (Rosa) bilden Hagebutten – einige wenige Beispiele:

  • Hundsrose (R. canina); Subtyp R. canina ssp. Lito, die entlang der Küsten Dänemarks und Schwedens vorkommt, ist besonders reich an Galaktolipid[1][2]
  • Japanische Apfelrose oder Kartoffelrose (R. rugosa)
  • Gebirgsrose (R. pendulina)
  • Schottische Zaunrose (R. rubiginosa)
  • Kulturformen wie die Vitaminrose

In Europa und Asien wird die Hagebutte angebaut, aber auch in Südamerika und Nordafrika hat sie sich verbreitet.

Verwendung

Verwendung als Lebensmittel

Unreife Hagebutten der Kartoffelrose (R. rugosa)
Hagebutten am Strauch

Hagebutten können roh gegessen werden, nachdem die Nüsschen entfernt wurden. Je später man sie pflückt, desto süßer sind sie. Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch und sind meist auch noch im Frühling nach Durchfrieren problemlos genießbar.

Die Früchte können zu Mus oder Konfitüre (Hagebuttenmark) verarbeitet werden. Traditionell werden damit die fränkischen Krapfen gefüllt. Aber auch zum Würzen von Wildgerichten eignen sich Hagebutten.

Hagebutten lassen sich auch zu Fruchtwein, Likör und Aufgussgetränken verarbeiten; die meisten der im Lebensmittelhandel erhältlichen Früchteteemischungen bestehen hauptsächlich aus Hagebutten. Da reiner Hagebuttentee nicht stark gefärbt ist, enthält die „Teemischung Hagebutte“ meist einen Anteil Malve, besonders Hibiskus, als stark rotfärbende Komponente.

Verwendung als Heilpflanze

Hagebutte im Winter
Getrocknete Hagenbuttenschalen und -früchte

Die getrockneten roten Beeren (die Sammelfrucht) kommen als Fructus cynosbati in den Handel, die eigentliche Frucht (die „Kerne“) als Semen cynosbati.[3]

  • Aus der getrockneten Schale der Hagebutte kann man einen vitaminreichen Aufguss machen, der wegen seines hohen Gehaltes an Pflanzensäuren und Pektiden leicht harntreibend und abführend ist. Er eignet sich daher für die unterstützende Therapie bei Blasen- und Nierenleiden und bei Erkältungskrankheiten.[4]
  • Das Mus eignet sich besonders wegen seiner austreibenden Wirkung und wird wie der Aufguss gegen Gicht und Rheuma verwendet.
  • Die Marmelade fördert den Appetit und ist, wie der Aufguss, reich an Vitamin C und Lycopin.[5]
  • Aus den Kernen kann ein Hagebuttenöl gewonnen werden, welches zur Hautpflege verwendet wird. Rosa Mosqueta wird etwa aus den Kernen der chilenischen Wildheckenrose gewonnen.[6]
  • Das Pulver der Hagebutte kann bei Arthrose-Erkrankungen eingesetzt werden. Eine dänische Forschergruppe um Larsen identifizierte im Jahr 2003 den in der wilden Hagebutte vorkommenden aktiven Inhaltsstoff Galaktolipid. Eine Forschergruppe um Arsalan Kharazmi an der Universität Kopenhagen bestätigte 2004 die positiven Effekte einer Ernährungstherapie mit Hagebuttenpulver[7].

Sonstiges

Das Volkslied Ein Männlein steht im Walde (Hoffmann von Fallersleben) bezieht sich – entgegen weit verbreiteter Meinung – auf die Hagebutte und nicht auf den Fliegenpilz, wie aus der letzten Textzeile hervorgeht.

„HG Butte“ oder auch „HGbutte“ ist ein alter Running Gag in der Bundeswehr, der noch immer gerne scherzhaft verwendet wird. Er bezieht sich auf den HG (Hauptgefreiten) Butte (Rufname), was sich schnell ausgesprochen wie „Hagebutte“ anhört.

Einzelnachweise

  1. Lexikon-Eintrag Galaktolipid auf chemie.de
  2. Eintrag Hagebuttenpulver auf pharmawiki.ch
  3. Hagebutte. In: Giftzentrale, Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn
  4. Elfriede Hübner, Faszination Baum und seine Heilkräfte, Verlag: Books on Demand GmbH, S. 115
  5. Siegfried Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute: Porträts, Rezepturen, Anwendung; Verlag: Urban & Fischer bei Elsevier, S. 192
  6. Dietrich Wabner, Christiane Beier, Aromatherapie: Grundlagen - Wirkprinzipien - Praxis, Urban & Fischer Verlag, S. 351
  7. Sigrun Chrubasik, Pflanzliche Entzündungshemmer: Schmerzfrei mit einer Nahrungsergänzung? [1] auf uniklinik-freiburg.de

Weblinks

Commons: Hagebutten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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