Hämorrhagisches Fieber


Hämorrhagische Fieber (von altgriechisch αἷμα haima „Blut“ und ῥήγνυμι rhēgnymi „zerreißen, zerbrechen“; alte, deutsche Bezeichnung: blutbrechende Fieber) sind infektiöse Fiebererkrankungen, die mit Blutungen einhergehen. Sie werden meist verursacht durch Virusinfektionen, weshalb man auch von viralem hämorrhagischen Fieber (VHF) spricht.

Die Erreger hämorrhagischer Fieber sind auf allen Kontinenten außer der Antarktis heimisch, meist treten sie jedoch in Afrika, Südamerika oder Südostasien auf. In Mitteleuropa und Nordamerika sind tödliche VHF äußerst selten. Sie werden gelegentlich durch Reisende eingeschleppt, die sich im Ausland infiziert haben. An mehreren Krankenhäusern in Deutschland werden Sonderisolierstationen für hochinfektiöse Patienten vorgehalten.

Arten

Hämorrhagische Fieber werden von Viren verursacht, die teilweise miteinander verwandt sind (siehe auch Virus-Taxonomie). Dies sind u. a.:

Familie der Arenaviridae

  • Lassafieber
  • Argentinisches hämorrhagisches Fieber (Junin)
  • Bolivianisches hämorrhagisches Fieber (Machupo)
  • Venezolanisches hämorrhagisches Fieber (Guanarito)
  • Brasilianisches hämorrhagisches Fieber (Sabia)

Familie der Bunyaviridae

Familie der Filoviridae

Familie der Flaviviridae

Familie der Togaviridae

Man kann davon ausgehen, dass durch eine weiter zunehmende Erschließung auch unzugänglicher Bereiche der Erde weitere hämorrhagische Fieber entdeckt werden.

Die Erkennung dieser Krankheiten anhand der Symptome ist nicht eindeutig möglich. Dazu muss eine genaue virologische Diagnostik durchgeführt werden. Zu dieser sind nur wenige Labore in der Lage, da alle Viren, die sich durch eine hohe Übertragbarkeit und eine hohe Virulenz auszeichnen, der höchsten Sicherheitsstufe L4 zugeordnet werden und die Proben in Hochsicherheitslabors bearbeitet werden müssen.

In Deutschland werden bei Verdacht auf hämorrhagisches Fieber die entsprechenden Untersuchungen vom Robert Koch-Institut in Berlin, dem Institut für Virologie Marburg oder vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg durchgeführt.

Übertragung

Die Krankheitserreger stammen ursprünglich von Tieren (Haustieren, Nagetieren, Affen), sind also Zoonosen und werden z. B. durch Stechmücken und Zecken auf den Menschen übertragen. Lassafieber wird vor allem durch Kontakt mit infiziertem Tierkot oder Urin übertragen. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit vergeht durchschnittlich etwa eine Woche, die Inkubationszeit kann aber auch z. B. bei Ebolafieber zwischen 2 und 21 Tagen betragen. Einige hämorrhagische Fieber sind von Mensch zu Mensch übertragbar (Tröpfcheninfektion, Blutkontakte oder Körperausscheidungen, wie Stuhl, Urin, Erbrochenes, Schweiß etc.). Die Infektiosität steigt mit der Viruslast, die ein Patient entwickelt. Gerade bei klinisch schwer verlaufenden Fällen, bei denen es auch zu den charakteristischen Blutungserscheinungen kommt, ist die Infektiosität am höchsten.

Gefürchtet sind die nosokomialen Infektionen, also Infektionen, die im Krankenhaus erworben werden und sich entsprechend den hygienischen Standards verbreiten. Erkrankungen durch andere Krankheitserreger, die ebenfalls mit Fieber und Blutungen einhergehen können, sind in Gegenden, in denen hämorrhagisches Fieber endemisch ist, weitaus häufiger. Deshalb wurden die viralen hämorrhagischen Fieber oft erst erkannt, wenn es zu Folgeinfektionen kam oder die häufigeren Ursachen ausgeschlossen werden konnten.

Symptome und Behandlung

Zu den Symptomen gehören neben hohem Fieber (> 38,5 °C) Leber- und Nierenfunktionsstörungen mit Ödemen. Es können, verursacht durch so genanntes capillary leakage, sowohl innere Blutungen als auch Blutungen ins Gewebe (blaue Flecken) auftreten. Vielfach sind auch Stuhl und Urin blutig. Oft kann es zu Schockzuständen und Kreislaufzusammenbrüchen kommen, sowie zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Das Auftreten zerebraler Symptome sowie besonders starke Blutungsneigung verschlechtern die Prognose und mit bleibenden neurologischen Schäden wie z. B. Hörminderung muss gerechnet werden.

Erfolgreiche medikamentöse Behandlungen gibt es bislang gegen die meisten hämorrhagischen Fieber kaum, als vielversprechendste Behandlungsoption stellte sich das Virostatikum Ribavirin heraus. Gegen Gelbfieber existiert eine Impfung, ein Impfstoff gegen das Juninvirus (Argentinisches hämorrhagisches Fieber) ist bislang nur in Argentinien zugelassen. Andere Impfstoffe befinden sich in der Entwicklung und wurden teilweise im Tierversuch bereits erfolgreich getestet. Am hilfreichsten allerdings ist die Vorbeugung durch Insektenschutz und Einhaltung hygienischer Grundregeln.

Die meisten hämorrhagischen Fieber sind gefährlich bis lebensbedrohlich. Da sie zudem infektiös sind und Ansteckungsgefahr besteht, schreibt das Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine generelle Meldepflicht bei Verdacht, diagnostizierten Erkrankungen oder Todesfällen durch virale hämorrhagische Fieber vor. Eine Isolierung ist im Gegensatz zu den meisten anderen Infektionen bei von Mensch zu Mensch übertragbaren hämorrhagischen Fiebern für den Erkrankten zwingend vorgeschrieben.

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