Kautschukbaum
Kautschukbaum | ||||||||||||
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Kautschukbaum (Hevea brasiliensis), | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hevea brasiliensis | ||||||||||||
(Willd. ex A.Juss.) Muell. Arg. |
Der Kautschukbaum oder Parakautschukbaum (Hevea brasiliensis, Syn.: Siphonia brasiliensis A.Juss.) ist eine aus Südamerika stammende Pflanzenart aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).
Auch die Bezeichnung Gummibaum, die ebenfalls für die nicht verwandte Art Ficus elastica verwendet wird, ist gängig.
Der Baum hat eine große wirtschaftliche Bedeutung, da sein als Naturkautschuk (Kautschuk) oder Naturlatex (Latex) bezeichneter Milchsaft die wichtigste natürliche Quelle dieses nachwachsenden Rohstoffs für die Gummiherstellung ist. Ein großer Teil des Bedarf wird durch petrochemisch erzeugten Synthesekautschuk gedeckt.
Durch diese intensive Nutzung wurde der Kautschukbaum weit verbreitet und wird vor allem in Plantagen in Asien und anderen Bereichen des sogenannten Kautschukgürtels angebaut.
Geschichte und Verbreitung
- (siehe auch Artikel Naturkautschuk)
Ursprung
Ursprünglich war das Vorkommen auf das tropische Amazonasbecken beschränkt. Die Indianer nannten die Pflanze auch „ca-hu-chu“, was so viel wie „weinendes Holz“ bedeutet. Im 15. Jahrhundert berichteten die Portugiesen als erste von Latex und erkannten die positiven Eigenschaften, wie zum Beispiel die Möglichkeit, wasserdichte Kleidung durch Beschichtung mit dem dickflüssigen Saft herzustellen, ähnlich dem Tapa-Rindenbaststoff aus Polynesien. Nach der Entdeckung des Herstellungsverfahrens von Gummi (durch Vulkanisation des Kautschuks) im Jahr 1839 erhöhte sich die Nachfrage enorm und führte in der Amazonasregion um Manaus und Belém zu einem Kautschukboom.[1]
Verbreitung durch den Kautschukboom
Brasilien hielt das Weltmonopol über Jahrzehnte, auch nachdem in den afrikanischen Tropen Naturkautschuk gewonnen wurde. Nach mehreren missglückten Versuchen anderer gelang es 1876 dem Abenteurer Henry Wickham im Auftrag des britischen India Office und der Königlich Botanischen Gärten von Kew (Royal Botanic Gardens, Kew) bei London, Kautschukbaumsamen außer Landes zu bringen. In den ostasiatischen Gebieten der Straits Settlements (malayische Halbinsel) entstanden nach verschiedenen Rückschlägen in den 1890er Jahren die ersten Plantagen, die ihre Produkte ab 1905 auf den Weltmarkt brachten. Bald verdrängte britischer Kautschuk aus Malaya den brasilianischen vom Weltmarkt, und Großbritannien übte eine Monopolstellung über den weltweiten Kautschukhandel aus.[1][2]
Heutige Verbreitung
In der heutigen Zeit wird der Baum vor allem im sogenannten Kautschukgürtel (ungefähr 30° nördlicher Breite bis 30° südlicher Breite) angepflanzt. Die drei größten Produktionsländer sind Thailand, Indonesien und Malaysia.[2] Die brasilianischen Bestände sind dagegen aktuell stark von der Südamerikanischen Blattfallkrankheit bedroht, deren Auslöser der parasitären Pilz Microcyclus ulei ist. Dieser Pilz wird auch, neben Missmanagement, für den Niedergang der zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Henry Ford, Besitzer des Fordkonzerns, in Brasilien errichteten Kautschukplantage Fordlândia verantwortlich gemacht.[3] Der Pilz infiziert den Kautschukbaum vor allem in der etwa zwei Wochen langen Phase, in der sich ein Blatt neu entwickelt.[3] Im feuchten Äquatorialklima entwickeln sich ganzjährig neue Blätter, so dass der Baum sehr anfällig für Infektionen ist. In durch Jahreszeiten geprägten Regionen hat der Pilz dagegen weniger Möglichkeiten für einen Befall. Dies ist z. B. in dem durch kühlere und trockenere Winter geprägten Bundesstaat São Paulo der Fall, so dass heute etwa 60 % des brasilianischen Kautschuks dort produziert wird.
Ein großer Teil des weltweiten Kautschukbedarfs (Prognose: 23,9 Mio. t in 2009) wird heute durch Synthesekautschuk (Prognose: 13,5 Mio. t in 2009) gedeckt. Dennoch wird zukünftig mit einer Zunahme des Bedarfs nach Naturkautschuk gerechnet (Prognose: 10,4 Mio. t in 2009). Im Jahr 2019 wird mit einem Kautschukbedarf von 30,4 Mio. t gerechnet, von denen Naturkautschuk 14,0 Mio. t ausmachen soll.[4] Daher ist mit einer deutlichen Ausweitung der Anbauflächen zu rechnen.
Beschreibung
Hevea brasiliensis ist ein Baum, der Wuchshöhen von etwa 20 bis 40 m und in Plantagen Stammdurchmesser von ungefähr 35 cm erreicht. Das Kern- und das Splintholz ist gelblich und riecht in frischem Zustand unangenehm. Die Borke ist hellgrau. Im weichen Bast des Stammes verlaufen Milchröhren (Milchsaftgefäße), durch die der Milchsaft fließt. Dieser besteht zu 55–70 Prozent aus Wasser und 30–40 % aus Kautschuk. Die restlichen Stoffe sind Zucker, Eiweiße, Harze und Wachse, die jeweils nur 0,5–2 Prozent ausmachen.[5] Die Verzweigung ist gleichmäßig und die Äste stehen mehr oder weniger aufrecht. Die Rinde der Zweige ist glatt. Die gestielten Laubblätter sind dreiteilig. Die Blättchen sind dunkel bis hellgrün, mit einer markanten Nervatur, meist 7 bis 20 cm (bis zu 25 cm) lang und meist 3 bis 8 cm (bis zu 10 cm) breit. Die Blattstiele sind meist 6 bis 20 cm (selten bis zu 30 cm) lang. Das mittlere Blättchen ist länger als die seitlichen. Jedes Jahr bildet der Kautschukbaum seine Blätter neu. Die Nebenblätter sind lanzettlich und etwa 1 mm lang.[6]
Direkt unter der Ansammlung von Laubblättern am Ende der Zweige wird ein bis zu 20 cm langer Blütenstand mit 0,5 mm langen Hochblättern gebildet. Hevea brasiliensis ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Blüten besitzen einen 1 mm langen Kelch und zwei Kreise mit je fünf Staubblättern, die zu einer 1,5 mm hohen Säule verwachsen sind. Die weiblichen Blüten besitzen einen etwa doppelt so großen Kelch wie die männlichen. Der Fruchtknoten ist fast kugelig und der Griffel ist 0,3 mm lang.[6]
Die Frucht ist etwa 4 × 4,5 cm groß. Die eiförmigen bis zylindrischen Samen sind etwa 2,3 × 1,5 cm groß, hellgrau mit dunklen grauen Flecken oder Streifen.[6]
Nutzung
- (siehe auch Artikel Naturkautschuk)
Ernte
Nach etwa fünf bis sechs Jahren ist die Nutzpflanze alt genug für die Gewinnung des Milchsafts, beim Kautschukbaum auch als Naturkautschuk oder Latex bezeichnet. Die Milchröhren laufen entgegen dem Uhrzeigersinn in einem Winkel von 3,5° zur vertikalen Richtung. Daher erfolgt der Zapfschnitt spiralig mit einem speziellen Messer von links oben nach rechts unten in einem Winkel von 30° zur horizontalen Richtung. Beim Schnitt darf das unter den Milchröhren gelegene Kambium auf keinen Fall zerstört werden, da sonst keine Regeneration der Rinde und damit der Milchröhren möglich ist. Der Milchsaft tritt aus und wird in kleinen Eimern aufgefangen. Der Schnitt erfolgt nur über die Hälfte des Baumumfanges, damit ein Lebendstreifen die Wasser- und Nährstoffversorgung sichert.[2][5]
Zusammensetzung des Latex (Milchsaft von Hevea brasiliensis)[7] |
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60-75 % Wasser |
25-35 % Kautschuk |
1,5-2,5 % Harze |
1,5-2 % Eiweiße |
0,5-1 % Mineralstoffe |
Nachnutzung
Im Alter von etwa 25 Jahren stellt der Baum die Produktion von Latex ein, so dass er (bei Plantagenwirtschaft) gefällt und durch neue Pflanzen ersetzt wird. Das dabei anfallende Holz („Rubberwood“, ~ 50 Mio. m³ pro Jahr) liegt mit seinem hellen, warmen Farbton im Trend und wird dank seiner hohen Härte (~ 6,2 nach der Brinell-Härteprüfung, und damit deutlich härter als zum Beispiel Buche (~ 4,1), Ahorn (~ 4,7) oder Eiche (~ 4,3)) und seiner Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeitsschwankungen mehr und mehr auch für den Möbelbau eingesetzt. Die in Monokultur angebauten Pflanzen machen in manchen Ländern, wie zum Beispiel Malaysia, schon einen Großteil des Möbelholzes aus. Auch in Europa wird es vermehrt für den Innenausbau eingesetzt.[8] Das Holz wird auch zu Spielzeug verarbeitet und findet außerdem im Musikinstrumentenbau Verwendung.
Quellen
- A. Radcliffe-Smith: Euphorbiaceae in Flora Zambesiaca, Volume 9 Part 4, 1996. Online. (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Hans-Dieter Feger: Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung des Kautschuks, Zusammenfassung einer Diplomprüfungsarbeit inklusive verschiedener Abbildungen, Innsbruck, März 1973, zuletzt aktualisiert am 9. September 2003, abgerufen am 25. Februar 2010
- ↑ 2,0 2,1 2,2 www.swisseduc.ch: Bilder zum Rohstoff Kautschuk, Bilder und Informationen zu Naturkautschuk, abgerufen am 25. Februar 2010
- ↑ 3,0 3,1 B. Epping: "Brasilien kämpft um seinen Kautschuk", in: Bild der Wissenschaft, 12, 2007, S. 30-34.
- ↑ International Rubber Study Group (IRSG): Recent News, aktuelle Mitteilung vom 22. Dezember 2009, abgerufen am 25. Februar 2010
- ↑ 5,0 5,1 Nutzpflanzen und andere interessante Dinge der Botanik, Internetprojekt der Universität Marburg, Abteilung Spezielle Botanik, 2003/04, abgerufen am 2. März 2010.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Royal Botanic Gardens, Kew: Botanische Beschreibung des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis (A. Juss.) Müll. Arg.), abgerufen am 25. Februar 2010
- ↑ Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen / hrsg. von Gunther Franke
- ↑ www.holzhandel.de: Kautschukholz, umfassende Informationen zur Herkunft und Eigenschaften von Kautschukholz auf der Seite des Gesamtverbands Deutscher Holzhandel e. V., abgerufen am 25. Februar 2010
Weblinks
- Lexikon Nachwachsende Rohstoffe Michael Pankratius
- H. G. Richter & M. J. Dallwitz: Handelshölzer: DELTA: Fachbereich Biologie an der Universität Hamburg: Informationen zur Holznutzung.
- Internetpräsenz der International Rubber Study Group (IRSG), Einrichtung der globalen Gummiindustrie zur Bereitstellung von statistischen Daten im Umfeld Gummi, nur teilweise frei zugänglich
- Fachinformationen der Deutschen Transportversicherer: Umfassende Beschreibung zur Gewinnung und Verarbeitung von Naturkautschuk