Kornblume
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Kornblume | ||||||||||||
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Kornblume (Centaurea cyanus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Centaurea cyanus | ||||||||||||
L. |
Die Kornblume (Synonym: Centaurea cyanus), auch Zyane, ist eine Pflanzenart, die zur Gattung der Flockenblumen (Centaurea) in der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört, einer sehr vielfältigen Pflanzenfamilie, deren Vertreter alle korbförmige Blütenstände besitzen.
Durch ihre auffallend hellblauen (cyanen) Blüten hat die Kornblume ihren Artnamen erhalten. Hippokrates, der berühmte griechische Arzt, benutzte den Namen Centaurea für die Kornblume. Er leitet sich möglicherweise vom Centauren Chiron ab, der eine Wunde am Fuße des Helden Achilles geheilt haben soll. Ceres, die römische Göttin der Ernte, trug die Kornblume im Haar. Obwohl ihr keine direkte Heilkraft nachgewiesen werden kann, benutzt man sie oft gegen Entzündungen, Hautrötungen und Bindehautreizungen. Selten ist sie auch Bestandteil von Kosmetika. Sie ist nicht giftig.
Beschreibung
Die Kornblume ist eine einjährige, krautige Pflanze, die entweder als Samen überwintert, im Frühjahr keimt und schließlich nach der Blüte im Herbst desselben Jahres abstirbt (sommerannuell) oder aber bereits im Herbst auskeimt, als Keimpflänzchen überwintert, im Frühjahr erblüht und anschließend abstirbt (einjährig überwinternd). Sie wird zwischen 20 und 100 cm hoch. Die Form der Laubblätter ist schmal lanzettförmig, die Blätter laufen spitz zu. Die untersten Stängelblätter sind bisweilen fiederspaltig und zur Blütezeit hinfällig. Die Blätter werden höchstens 5 mm breit und sitzen wechselständig am einfachen bis verzweigten Stängel. Die Unterseite der Blätter ist behaart.
Die äußeren Hüllblätter liegen eng an und sind grün gefärbt, wohingegen die violett überlaufenen inneren Hüllblätter locker stehen und ein dunkelbraunes bis schwarzes, gefranstes Anhängsel besitzen. Die leuchtend hellblauen randlichen Röhrenblüten der Kornblume sind am Rand auffallend vergrößert und steril. Jedes Kronblatt ist zudem dreifach geteilt. Die markanten Randblüten der Pflanze sind sterile Attrappen. Durch sie werden Insekten, wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge angelockt, die dann die inneren Körbchenblüten bestäuben.
Die silbergrauen, fein behaarten Früchtchen sind Achänen und besitzen als Anpassung an die Windausbreitung einen rötlichen Haarkranz, der meist kürzer als die Frucht ist. Basale Ölkörper stellen die Ausbreitung durch Ameisen sicher. Ferner werden die Samen über Saatgut zufällig ausgebreitet.
Ökologie
Die Blüten entsprechen dem „Körbchenblumentyp“. Ihre Blaufärbung erhalten sie vom Anthocyanidin und dem sehr empfindlichen Cyanidin. Letzterer Farbstoff ist eigentlich rot, erscheint hier aber auf Grund eines Eisen-Magnesium-Kalzium-Komplexes blau.[1] Sie reflektieren das die Ultraviolettstrahlung stark und fallen dadurch schon von Weitem auf. Die randständigen Röhrenblüten sind als Schaublüten vergrößert, sie sind strahlend tiefblau und steril. Die Staubfäden sind leicht reizbar: Bei einer Berührung werden sie durch plötzlichen Zellunterdruck (Turgorverlust) entspannt, biegen sich dadurch knieförmig nach außen und ziehen den Staubbeutelring nach unten. Der feststehende Griffel schiebt dann den nach innen entleerten Pollen aus der Staubbeutelröhre nach dem „Lampenputzer-Prinzip“ heraus. Bereits nach einer Minute sind die Staubfäden erneut reizbar. Die Bestäuber sind z.B. Hautflügler, Schwebfliegen und Tagfalter. Der maximale Besuch von Bienen erfolgt vormittags gegen 11 Uhr. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Oktober (überwinternde Exemplare blühen bereits ab Mai).
Die Früchte sind Achänen, welche einen basalen Ölkörper besitzen; dies dient der beabsichtigten Ausbreitung durch Ameisen. Die Haare des Pappus sind hygroskopisch und daher bei Trockenheit spreizend. Dadurch können sie der Windausbreitung unterliegen; es kann aber auch zur Selbstausbreitung der Achänen kommen: Als „Bodenkriecher“ oder, indem sie als „Bohrfrucht“ in den Boden eindringen. Daneben erfolgt eine Zufallsausbreitung durch den Menschen mit Saatgut. Die Fruchtreife ist zwischen Juli und November. Die Samen sind langlebig; sie enthalten bis zu 28 % fettes Öl.
Vorkommen
Die Kornblume wird vor allem am Rande von Kornfeldern gefunden (daher ist auch ihr deutscher Name kaum verwunderlich), an Schuttplätzen und recht trockenen Standorten.
Die Kornblume gehört nicht zu den ursprünglich in Mitteleuropa einheimischen Pflanzen. Sie ist vermutlich mit Saatgut aus dem Mittelmeerraum unbewusst eingeführt worden (so genannte Speirochorie) und zählt damit zu den hemerochoren Pflanzen.
Standorte
Sie wächst von Juni bis September an trockenen Plätzen. Seitdem der Mensch Ackerbau betreibt, ist die Kornblume eine ständige Begleiterin von Getreidefeldern. Sie wächst mit Kamille und Klatschmohn meist am Rande solcher Felder. Lange Zeit war sie durch Überdüngung der Felder selten geworden. Sie ist ein Bioindikator, der anzeigt, wie stark die Felder in vergangenen Jahren gedüngt wurden. Heutzutage ist sie wieder häufiger anzutreffen.
Nutzung
In der Imkerei ist die Kornblume aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars (34 %) und seines hohen Zuckerwerts (bis zu 0,20 mg Zucker/Tag je Blüte) eine geschätzte Nebentracht.[2]
In Tees werden getrocknete Kornblumenblüten als Schmuckdroge eingesetzt.[3]
Symbol
Deutschland
Um 1800 erfuhr die Kornblume in Deutschland einen grundlegenden Bedeutungswandel. Von einem gefürchteten Ackerunkraut wandelte sie sich zum Symbol einer neuen Natürlichkeit und mit der Mythenbildung um die 1810 jung verstorbene Königin Luise zur „preußischen Blume“. Den entscheidenden Anstoß für den Kornblumenkult des 19. Jahrhunderts hatte Luises Sohn – der spätere Kaiser Wilhelm I. – gegeben, der in Erinnerung an seine Kindheit die „preußisch blaue“ Kornblume zu seiner Lieblingsblume erklärt hatte. Preußisch Blau bezog sich hier auf den Farbton der Uniformröcke. Als politisches Symbol fand die Kornblume in Deutschland (im Gegensatz zu Österreich) nur geringe Verwendung. Um 1910 kamen Kornblumentage auf, an denen junge Mädchen (Papier)-Kornblumen zugunsten bedürftiger Veteranen verkauften. Bekannt ist, dass eine im Jahr 1909 gegründete Wandergruppe „Fahrende Gesellen“ ein Kornblumen-Abzeichen führte.[4] Diese Gruppe entstand aus Anhängern der Schönerer-Bewegung in Deutschland.[5] Auch der im Jahre 1948 wiedergegründete Bund Die Fahrenden Gesellen führt seitdem eine Kornblume in seinem Abzeichen; dort wird sie als Symbol der Naturverbundenheit bezeichnet.[6] Nach dem Ersten Weltkrieg war die Kornblume das Symbol des „Bund Königin Luise“, der Frauenorganisation des Stahlhelm-Verbandes, der die Pflanze jedoch als Lieblingsblume der preußischen Königin Luise bezeichnete.[7]
Die Kornblume gilt auch als Symbol der Ungarndeutschen bzw. Donauschwaben. Die Kornblume war deshalb auch das Zeichen der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division „Maria Theresia“, die überwiegend aus Ungarndeutschen bestand.
Seit 1935 ist eine stilisierte Kornblume Teil des Logos des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA); sie wurde dafür, wenn auch in modernisierter Form, bis heute beibehalten.[8]
- VDAlogo.jpeg
Logo des VDA
Österreich
Die Kornblume war ab etwa dem Jahre 1879 die Parteiblume der so genannten Schönerer-Bewegung in Österreich, einer antisemitischen und großdeutschen Bewegung. Das Tragen der Kornblume wurde daher von den österreichischen Behörden zeitweise unter Strafe gestellt und galt als „hochverräterisch“.[9] In Schönerers Partei Alldeutsche Vereinigung sah man die Kornblume als Symbol der deutschen Treue an.[10] Von 1933 bis 1938 war die Kornblume das Erkennungszeichen der damals illegalen Nationalsozialisten.[11]
Zu konstituierenden Sitzungen des österreichischen Nationalrates tragen seit 2006 die Abgeordneten der FPÖ neben der üblichen weiß-roten Schleife die Kornblume.[11]
Schweden
In Schweden ist die Kornblume die Landschaftsblume von Östergötland, das Signum der Wahlrechtsbewegung des späten 19. Jahrhunderts und heute das Parteisymbol der liberalen Volkspartei.
Estland
Die Kornblume ist seit 1968 die Nationalblume Estlands.[12]
Siehe auch
- „Aktion Kornblume“ als Tarnname für eine Zwangsumsiedlungsaktion in der DDR
- Blaue Blume
Weblinks
Literatur
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
Einzelnachweise
- ↑ Masaaki Shiono, Naohiro Matsugaki and Kosaku Takeda, Phytochemistry: Structure of the blue cornflower pigment. Nature, 436, 791 (2005), doi:10.1038/436791a
- ↑ Helmut Horn, Cord Lüllmann: Das große Honigbuch, Kosmos, Stuttgart 3. Aufl. 2006, S. 31. ISBN 3-440-10838-4
- ↑ B. Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1. Aufl. 2009, S.156. ISBN 978-3-8274-1951-4
- ↑ „Der fahrende Gesell“ Heft 7, April 1910 S. 95
- ↑ Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Düsseldorf 1991, S. 38
- ↑ Die fahrenden Gesellen
- ↑ „Stahlhelm-Zeitung“ Nr. 40 vom 4. Dezember 1924, Blatt 5
- ↑ Hans-Werner Retterath: Von 'deutscher Treue' bis zur 'deutschen Weltgeltung'. Zur Symbolik der auslanddeutschen Kulturarbeit in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Institutionsabzeichen. In: Rolf Wilhelm Brednich / Hans Schmitt (Hrsg.): Symbole - Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur. 30. Deutscher Volkskundekongreß in Karlsruhe vom 25. bis 29. September 1995. Münster 1997 ISBN 3-89325-550-8 , S. 408-421; Übersicht der VDA-Logos auf S. 419
- ↑ Robert Michels: Zur historischen Analyse des Patriotismus, Archiv für Sozialwissenschaft 36/1913 S. 417
- ↑ Der Alldeutsche Abgeordnete Dr. Glöckner am 1. Juni 1898. Stenografische Protokolle des Abgeordnetenhauses, 14. Session, 20. Sitzung vom 1. Juni 1898, S. 1390
- ↑ 11,0 11,1 ORF: Anklänge an illegale NSDAPler, 30. Oktober 2006
- ↑ Eesti rahvuslik sümboolika (estnisch, abgerufen 19. April 2012)