Labyrinthici



Labyrinthici

Punkt-Schlangenkopffisch (Channa pleurophthalma)

Systematik
Ctenosquamata
Acanthomorpha
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorpha)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Labyrinthici
Wissenschaftlicher Name
Labyrinthici
Regan, 1909

Die Labyrinthici (= Anabantiformes sensu Wiley & Johnson, 2010.) sind eine monophyletische Knochenfischgruppe aus der Gruppe der Barschverwandten (Percomorpha).[1] Sie besteht aus zwei Unterordnungen, die Labyrinthfische (Anabantoidei) mit 19 Gattungen und etwa 120 Arten[2] und die Schlangenkopffische (Channoidei), zu denen zwei Gattungen und 32 Arten gehören.[3] Beide Ordnungen werden in älteren Systematiken den polyphyletischen Barschartigen (Perciformes) zugerechnet. Alle Arten der Labyrinthici leben im tropischen Afrika, in Süd-, Südost- und Ostasien (bis zum Amur). Sie sind reine Süßwasserfische.

Merkmale

Die Labyrinthici verfügen über ein zusätzliches Atemorgan, das Labyrinthorgan, auch Suprabranchialorgan genannt, das in einer Aussackung des Pharynx über den Kiemen liegt. Das paarige, kammerartige Labyrinthorgan liegt dem Epibranchiale II, einer Knochenstütze der oberen Hälfte des Kiemenbogens, auf und besteht aus einer stark gefalteten Knochenplatte, die mit einer blutgefäßreichen Schleimhaut überzogen ist. Von der Wasseroberfläche wird Luft aufgenommen, der Gasaustausch findet dann an der Schleimhaut statt. Die vom Herz abgehende Aorta teilt sich, der vordere Zweig führt zu den beiden vorderen Kiemenbogenarterien, die auch das Labyrinthorgan mit versorgen, der hintere Zweig liefert die dritte und vierte Kiemenbogenarterie. Das Blut, das im Labyrinthorgan mit Sauerstoff angereichert wurde, wird nicht der Aorta dorsalis, sondern der Vena cardinalis anterior zugeführt, gelangt also bald zum Herzen (und von da in den gesamten Körper). Anfänglich dachte man, das „Labyrinth“ sei bloß ein Wasserreservoir zum Benetzen der Kiemen bei Landgängen,[4] wie sie freilich nur die Anabantiden gelegentlich ausführen, und die gefältelte Schleimhaut diene dem Riechen (s. Osphronemus).

Das Basioccipitale, ein Knochen der Hirnschädelbasis, hat rechts und links vom Parasphenoid paarige Fortsätze, an denen die mit Schlundzähnen besetzten oberen Pharyngealkiefer gelenkig artikulieren. Die Larven schweben mit seitlich der Wirbelsäule gelegenen, ölgefüllten Vesikeln frei im Wasser.[5][1] Die Schwimmblase reicht hinten bis zum Parhypurale.[1]

Systematik

Die Labyrinthici gehören zu den Percomorpha, den Barschverwandten und werden dort meist in die Ordnung der Barschartigen (Perciformes) gestellt. Da die Barschartigen aber als paraphyletisch gelten wurden die Labyrinthoidei in einem aktuellen Vorschlag zu einer modernen Teleostei-Systematik unter dem Namen Anabantiformes in den Rang einer Ordnung erhoben, mit den beiden Unterordnungen Anabantoidei und Channoidei.[6]

Ihre nächsten Verwandten, nach verschiedenen kladistischen Untersuchungen, sind die drei Familien der Kiemenschlitzaalartigen (Synbranchiformes), sowie die Indostomidae eine nur drei Arten umfassende Familie von sehr kleinen, äußerlich den Stichlingen ähnelnden Fischen. Die Indostomidae werden klassisch auch zu den Stichlingsartigen gezählt. Verschiedene Untersuchungen stellten sie aber eindeutig in die nahe Verwandtschaft der Synbranchiformes. Zusammen mit den Synbranchiformes bilden sie die Schwestergruppe der Labyrinthici.[7]

Eine Gruppe französischer Wissenschaftler vom Muséum national d'histoire naturelle schlägt deshalb vor, die Ordnung Anabantiformes wesentlich weiter zu fassen und auch Synbranchiformes und Indostomidae einzuschließen. Dieses Taxon, Anabantiformes sensu lato gründen sich nur noch auf molekularbiologische Untersuchungen und wird nicht mehr durch morphologische Merkmale gestützt.[7]

Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Verhältnisse gibt folgendes Kladogramm wieder[7][8]

  Anabantiformes (sensu Li et al.)  
  Labyrinthici  

 Labyrinthfische (Anabantoidei)


   

 Schlangenkopffische (Channoidei)



   

 Indostomidae


   

 Kiemenschlitzaalartige (Synbranchiformes)




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Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 E. O. Wiley, G. David Johnson: A teleost classification based on monophyletic groups. In: Joseph S. Nelson, Hans-Peter Schultze, Mark V. H. Wilson (Hrsg.): Origin and Phylogenetic Interrelationships of Teleosts. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2010, ISBN 978-3-89937-107-9, S. 123–182.
  2. Joseph S. Nelson: Fishes of the World. 2006, ISBN 0-471-25031-7, S. 438.
  3. Fishbase Family: Channidae Snakeheads (List of species)
  4. z.B.: Carl Brühl: Anfangsgründe der vergleichenden Anatomie. Wien 1847, OCLC 41557653.
  5. Ralf Britz: Teleostei. In: Wilfried Westheide, Reinhard Rieger: Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel und Schädeltiere. 1. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/ Berlin 2004, ISBN 3-8274-0307-3, S. 285.
  6. E. O. Wiley, G. David Johnson: A teleost classification based on monophyletic groups. In: Joseph S. Nelson, Hans-Peter Schultze, Mark V. H. Wilson: Origin and Phylogenetic Interrelationships of Teleosts. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2010, ISBN 978-3-89937-107-9.
  7. 7,0 7,1 7,2 Blaise Li, Agnès Dettaï, Corinne Cruaud, Arnaud Couloux, Martine Desoutter-Meniger, Guillaume Lecointre: RNF213, a new nuclear marker for acanthomorph phylogeny. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Volume 50, Issue 2, February 2009, S. 345–363, doi:10.1016/j.ympev.2008.11.013.
  8. W.-J. Chen, C. Bonillo, G. Lecointre: Repeatability of clades as a criterion of reliability: a case study for molecular phylogeny of Acanthomorpha (Teleostei) with larger number of taxa. In: Molec. Phylogenet. Evol. 26(2) 2003, S. 262–288.

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