Liste der Nützlinge
Die Liste der Nützlinge führt bedeutende Nützlinge in der Biologischen Schädlingsbekämpfung auf. Zunächst wird der Nützling genannt und anschließend der Schädling oder die Schädlinge gegen die der Nützling einsetzbar ist. Für manche Nützlinge gibt es noch keine deutschen Namen. Die Überschriften benennen die Klassen, es folgt der Name der Ordnung oder Unterordnung, mit dem ersten Punkt die Familie und der zweite, eingerückte Punkt steht für herausragende Arten. Herausragende Arten sind jene, die in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine besondere Rolle spielen. Das kann auf die Fressleistung und Nahrungsspektrum der Tiere zurückzuführen sein, auf einfache, industrielle Produktion oder auf geringe Standortansprüche. In einigen Fällen kann dies auch für ganze Familien gelten.
Spinnentiere (Arachnida)
Milben (Acari): Der Großteil der Milbenarten lebt phytophag, einige gelten als Vorratschädlinge, leben als Parasiten von Mensch und Tier oder als Destruenten.[1] Milben reagieren empfindlich auf Pestizide.[2] Folgend die zoophagen Raubmilben, die oft der Familie Phytoseiidae angehören:
- Unterordnung Raubmilben (Gamasida):
- Amblyseius barkeri, A. cucumeris. Schädling: Thripse, Weichhautmilben, Spinnmilben (bei geringem Befall)
- Hypoaspis miles, H. aculeifer. Schädling: Trauermücken- und Sumpffliegenlarven, Thripspuppen, Springschwänze, Weichhautmilbe Rizoglyphus robini
- Phytoseiulus persimilis. Schädling: Spinnmilben
Fadenwürmer (Nematodes)
- Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi)
- Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus)
- Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Trauermücken
- Nematode Steinernema feltiae. Schädling: Kaliforn. Blütenthrips (Frankliniella occidentalis)
- Nematode Heterorhabditis spp. Schädling: Larven des Gartenlaubkäfers Phyllopertha horticola
Insekten (Insecta)
Ohrwürmer (Dermaptera): Ohrwürmer spielen im Obstbau eine große Rolle als Antagonisten der Blutlaus (Eriosoma lanigerum); 50 bis 120 Stück werden pro Nacht gefressen. Läuse werden bevorzugt, hat es aber von letzteren keine mehr, können Ohrwürmer zu Schädlingen werden. Sie fressen dann bevorzugt weiches Pflanzenmaterial wie Blüten oder überreifes Obst.[3]
- Eigentliche Ohrwürmer (Forficulidae):
- Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia): Bedeutendste Art in Kulturen.[4]
Wanzen (Heteroptera):
- Blumenwanzen (Anthocoridae):
- Anthocoris nemorum: Frisst Spinnmilben, Blattläuse in allen Stadien, kleine Raupen, Gallmückenlarven, Käferlarven und -puppen, Birnblattsauger.[5]
- Orius majusculus: Gilt als erfolgreicher Nachfolger der uneffektiven Amblyseius-Raubmilben zur Bekämpfung des Kalifornischen Blütenthrips im Erwerbsgartenbau.[6]
Netzflügler (Planipennia):
- Florfliegen (Chrysopydae) ernähren sich als Imago meist nur von Nektar oder Honigtau, nur bei einigen Arten ernähren sie sich räuberisch. Die Larven leben alle räuberisch-polyphag und werden auch Blattlauslöwen genannt (so auch die Larven der Taghaften).[7]
- Gemeine Florfliege (Chrysoperla carnea); (Insekt des Jahres 1999) : Die Larve frisst Blatt-, Woll-, Schild- und Schmierläuse (200 bis 500 Läuse pro Entwicklung), Thripse, Spinnmilben, Raupen.
- Grünes Perlenauge (Chrysopa perla): Larve vertilgt bis zu 1000 Blattläuse pro Entwicklung. Auch die Imago lebt räuberisch.[8]
Hautflügler (Hymenoptera):
- Schlupfwespen (Ichneumonidae): Ichneumoniden haben große Bedeutung im Obstbau und Forst, da sie Raupen, Fliegen-, Blattwespen- als auch Käferlarven parasitieren, wobei auch jene, die in Holz leben, nicht geschützt sind.[9]
- Holzschlupfwespe (Rhyssa persuasoria): Die Imagines legen ihre Eier in von Larven befallenes Holz, die Larve des Nützlings lebt ektoparasitisch von Holzwespen (Siricidae) und Bockkäfer (Cerambycidae).[10][11]
- Leptomastix dactylopii: Dieser monophage Endoparasit parasitiert Woll- und Schmierläuse, insbesondere die Zitrusschmierlaus (Planococcus citri). Leptomastix dactylopii muss bei geringem Schädlingsbefall eingesetzt werden, ansonsten ist eine Wirkung erst nach 2 bis 3 Monaten zu sehen. Die Schädlinge werden allerdings auch bei geringer Dichte gut gefunden.[12] Leptomastix dactylopii soll im biologischen Pflanzenschutz nur zusammen mit Leptomastidea abnormis verwendet werden.[13]
- Leptomastidea abnormis: Dieser monophage Endoparasit parasitiert Woll- und Schmierläuse, insbesondere die Zitrusschmierlaus (Planococcus citri).[14] Die Anwendung sollte nur gemeinsam mit Leptomastix dactylopii erfolgen.[15]
- Aphelinidae; aus der Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea):
- Brackwespen (Braconidae):
- Dacnusa sibirica: Sie wird in Massen gezüchtet und in Gewächshäusern gegen Minierfliegen eingesetzt.[18]
- Eulophidae; aus der Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea):
- Diglyphus isaea: Die Art wird erfolgreich gegen Minierfliegen in Gewächshäusern eingesetzt.[19]
Käfer (Coleoptera):
- Marienkäfer (Coccinellidae):
- Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata); (Insekt des Jahres 2006): Bevorzugt Blattläuse
- Australischer Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri: Ein australischer Marienkäfer vertilgt täglich ca. 250 Woll- oder Schmierläuse.
Zweiflügler (Diptera):
- Gallmücken (Cecidomyiidae):
- Feltiella acarisuga. Schädling: Spinnmilben
- Blattlausgallmücke (Aphidoletes aphidimyza): Die Art hat über 60 Arten an Blattläusen als Beutetiere und wird als effektiver Nützling gerne in Gewächshäusern eingesetzt.[20] Die Imagines leben ausschließlich von Honigtau. Ein Weibchen kann, bevorzugt in Blattlauskolonien, bis zu 200 Eier ablegen. Die Larven können während 5 bis 8 Tagen 20 bis 80 Blattläuse fressen.[21]
Bakterien (Bacteria)
- Bacillus thuringiensis. Schädlinge: Larven von Insekten der Ordnungen Coleoptera, Lepidoptera und Diptera
Siehe auch
Literatur
- Moritz Bürki, Philipp Gut, Wolfgang Scholz: Bildatlas: Pflanzenschutz an Zier- und Nutzpflanzen; 6., überarbeitete Auflage, Eugen Ulmer KG Stuttgart 2007 ISBN 978-3-8001-5497-5
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 45.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 46.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 52.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 52.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 56.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 226.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 64.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 64.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 91.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 92.
- ↑ Matthias Zimmermann: Artikel: Holzschlupfwespe im Natur-Lexikon.com. Abgerufen am 8. Juli 2010.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 234.
- ↑ Artikel: Leptomastix dactylopii auf oekolandbau.de. Abgerufen am 8. Juli 2010.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 196.
- ↑ Artikel: Leptomastidea abnormis auf oekolandbau.de. Abgerufen am 8. Juli 2010.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 107.
- ↑ Artikel: Aphelinidae. In der Universal Chalcidoidea Database des Natural History Museums
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 93, 229.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 102.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 184.
- ↑ Dr. Manfred Fortmann: Das große Kosmosbuch der Nützlinge. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06588-X. S. 206.
Weblinks
- Nützlinge und Anbieter in Deutschland. Eine Liste des Julius Kühn-Instituts
- Nützlinge zur Biologischen Schädlingsbekämpfung