Ludlow Griscom


Ludlow Griscom (* 17. Juni 1890 in New York City; † 28. Mai 1959 in Cambridge (Massachusetts)) war ein US-amerikanischer Ornithologe und Botaniker. Griscom galt als ein Pionier der Feldornithologie.[1]

Leben

Die Eltern Clement Acton und Genevieve Sprigg Griscom nahmen Ludlow fast jeden Sommer mit auf Reisen quer durch Europa. Da er in einem internationalen Umfeld aufwuchs, lernte er fünf Sprachen fließend zu sprechen, zehn weitere konnte leicht lesen und mit etwas Hilfe durch andere Personen sogar insgesamt 18 Sprachen übersetzen. Bis zu seinem elften Lebensjahr hatte er einen Privatlehrer. Danach wechselte er in die Symes School, die er mit 15 Jahren mit der Zugangsberechtigung für die Harvard University verließ. Da er für ein Studium noch zu jung war, verbrachte er weitere zwei Jahre zu Hause, wo er sich musikalisch und linguistisch weiterbildete. Seine Ausbildung am Keyboard machte in zeitweilig zum begabten Konzertpianisten. Durch die Musik wurde sein Gehör so geschult, dass ihm diese Fähigkeit später bei der Identifizierung von Vogelgesang half.

Mit 17 Jahren besuchte er schließlich einen Vorbereitungskurs an der Columbia University in Jura. Er folgte damit den Vorstellungen seiner Eltern, doch im Inneren hatte sich schon auf die Ornithologie festgelegt. Im Jahr 1912 bekam er den akademischen Grad des Bachelors (eng: A.B. degree) in Jura an der Columbia University verliehen. Dies nahm er zum Anlass zu einem Wechsel an die Cornell University. Dort wurde er der erste Absolvent unter Arthur Augustus Allen, der wiederum der erste Professor für Ornithologie war. Während zwei Sommern lehrte er Ornithologie an der West Virginia University. Im Jahr 1915 erreichte er schließlich an der Cornell University den akademischen Grad des Master of Science. Dort lehrte er noch ein Jahr, bevor er nach New York zurückkehrte.

Da er unbedingt im American Museum of Natural History arbeiten wollte, begann er zunächst in der Abteilung für Ichthyologie. Erst etwas später ergab sich die Möglichkeit, in die ornithologische Abteilung zu wechseln. Von 1917 bis 1927 wurde er zunächst Assistent, dann stellvertretender Kurator für Ornithologie. Dabei lernte er viele wertvolle Dinge von seinem Mentor Frank Michler Chapman. Doch der Beginn des Ersten Weltkriegs änderte seine Lage. Griscom musste als Unterleutnant Propagandamaterial über Deutschland abwerfen. Im Jahr 1927 wurde er Präsident der Linnean Society of New York. Seine größten Befürworter kamen aus dem Bronx County Bird Club. Der Bronx-Club wandte als erster die sogenannte Griscom-Methode an, die heute noch unter dem Namen Audubon Christmas Count von der National Audubon Society praktiziert wird. Im Jahr 1927 zog Griscom auf Einladung des Herpetologen Thomas Barbour nach Cambridge und baute ein zweites Zentrum für Ornithologie auf. Am Museum of Comparative Zoology arbeitete er bis 1948 als stellvertretender Kurator für Ornithologie, bevor er schließlich zum forschenden Ornithologen und Redakteur befördert wurde.

Während seiner Zeit am American Museum of Natural History nahm Griscom an vielen Entdeckungsreisen teil. So war er 1917 in Nicaragua, 1924 und 1927 in Panama und 1926 in Yucatán. In seiner Zeit in Harvard ging er 1930 auf Forschungsreise nach Guatemala. In Panama, im Guaymí-Indianergebiet, sammelte er neun neue Vogelarten beziehungsweise deren Unterarten. Auf seinen Reisen observierte er auch voller Passion die jeweilige Pflanzenwelt. Auf einer dieser botanischen Reisen, im Jahre 1925 in Neufundland, lerne er Edith Sumner Sloan kennen, die er am 14. September 1926 ehelichte. Beide hatte zusammen drei Kinder namens Edith, Andrew und Joan.

Ludlow Griscom war in vielen Vereinen und Organisationen tätig. So war er unter anderem Mitglied in der American Ornithologists’ Union. 1949 erlitt er seinen ersten Schlaganfall, 1956 folgte bei einer Reise nach Mexiko ein weiterer. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Präsidenten der American Ornithologists’ Union gewählt. Er nahm die Wahl pro forma an, legte das Amt aber gleich wieder nieder. Trotz Warnungen der Ärzte und gefesselt an den Rollstuhl brach er mit Edith 1958 zu einer Reise nach Afrika und Europa auf. Durch diese letzte Reise kam Griscom auf mehr als 3000 verschiedene Vogelarten, die er in seinem Leben beobachtet hatte.

Schriften

  • Birds of the New York City region, American Museum of Natural History, New York 1923
  • zusammen mit Maunsell Schieffelin Crosby: Birds of the Brownsville region, Southern Texas, The Auk, Vol 42 (3), 1925, S. 432-440
  • Obituaries: Maunsell Schieffelin Crosby, The Auk, Vol 48 (2), 1931, S. 320-322
  • Distribution of bird life in Guatemala, Bulletin of the American Museum of Natural History, 154: 15-77, 1932
  • Ornithology of the Republic of Panama, Bulletin of the Museum Comparative Zoology, 711(3): 269-289, 1935
  • A monographic study of the Red Crossbill, Proceedings of the Boston Society of Natural History, 41 (5): 77-209, 1937
  • Modern bird study, Harvard University Press, Cambridge 1945
  • zusammen mit Edith Folger: Birds of Nantucket, Harvard University Press, Cambridge 1948
  • Birds of the Concord region, a study of population trends, Harvard University Press, Cambridge 1949
  • zusammen mit Herbert Friedmann und Robert Thomas Moore: Distributional check-list of the birds of Mexico, Pt. I, Pacific Coast Avifauna, no. 29, 1950
  • zusammen mit Dorothy Snyder: Birds of Massachusetts, Salem Peabody Museum, Salem 1955
  • zusammen mit Alden Holmes Miller, Herbert Friedmann und Robert Thomas Moore: Distributional check-list of the birds of Mexico, Pt. II, Pacific Coast Avifauna, no. 33: Seite 1-436, 1957
  • zusammen mit Guy Emerson: Birds of Martha's Vineyard, Martba's Vineyard, Massachusetts 1959

Erstbeschreibungen

Ludlow Griscom war an vielen Erstbeschreibungen von Gattungen und Arten beteiligt oder hat sie selbst beschrieben.

Gattungen

Zusammen mit Jonathan Dwight und John Treadwell Nichols hat er folgende Fisch- und Vogelgattungen beschrieben:

  • Xenotriccus (Dwight & Griscom, 1927)
  • Acanthocleithron (Nichols & Griscom, 1917)
  • Amarginops (Nichols & Griscom, 1917)
  • Gnathobagrus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Microstomatichthyoborus (Nichols & Griscom, 1917)

Vogelarten

Folgende neue Vogelarten wurden von Griscom beschrieben:

  • Westlicher Weißkehl-Ameisenschlüpfer (Myrmotherula ignota) (Griscom, 1929)
  • Griscom-Buschammer (Pselliophorus luteoviridis) (Griscom, 1924)
  • Tacarcunabuschtangare (Chlorospingus tacarcunae) (Griscom, 1924)
  • Brustband-Schnäppertyrann (Xenotriccus callizonus) (Dwight & Griscom, 1927)
  • Schwarzwangenhabia (Habia atrimaxillaris) (Dwight & Griscom, 1924)
  • Atitlantaucher (Podilymbus gigas) (Griscom, 1929)

Das Taxon der Waldralle (Gallirallus conditicius) (Peters & Griscom, 1928) gilt als ungültig, da Philip Lutley Sclater diese bereits unter dem Namen Gallirallus sylvestris (P. L. Sclater, 1870) beschrieben hatte.

Außerdem beschrieb Ludlow jede Menge Unterarten wie beispielsweise Margarornis rubiginosus boultoni. Zusammen mit Peters hat er auch das Taxon für die möglicherweise ausgestorbene Ebon-Purpurscheitel-Fruchttaube (Ptilinopus porphyraceus marshallianus) aus Mikronesien beschrieben.[2]

Fischarten

  • Acanthocleithron chapini (Nichols & Griscom, 1917)
  • Alestes carmesinus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Amarginops platus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Barbus atromaculatus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Barbus candens (Nichols & Griscom, 1917)
  • Chelaethiops congicus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Distichodus langi (Nichols & Griscom, 1917)
  • Doumea alula (Nichols & Griscom, 1917)
  • Garra ornate (Nichols & Griscom, 1917)
  • Gnathobagrus depressus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Hippopotamyrus retrodorsalis (Nichols & Griscom, 1917)
  • Hypsopanchax platysternus (Nichols & Griscom, 1917)
  • Labeo cyclopinnis (Nichols & Griscom, 1917)
  • Labeo sorex (Nichols & Griscom, 1917)
  • Microstomatichthyoborus bashforddeani (Nichols & Griscom, 1917)
  • Raiamas salmolucius (Nichols & Griscom, 1917)
  • Tetracamphilius notatus (Nichols & Griscom, 1917)

Dedikationsnamen

Zu Ehren von Griscom haben einige Autoren eine Unterart mit griscomi benannt. Folgende Dedikationsnamen wurden nach Ludlow Griscom benannt:

  • Palmenzwergkauz (Glaucidium palmarum griscomi) (Moore,RT, 1947)
  • Lerchenstärling (Sturnella magna griscomi) (van Tyne & Trautman, 1941)
  • Tuberkelhokko (Crax rubra griscomi) (Nelson, 1926)
  • Westlicher Waldschnäppertyrann (Contopus sordidulus griscomi) (Webster, 1957)
  • Hausgimpel (Carpodacus mexicanus griscomi) (Moore, RT, 1939)
  • Einfarbhäher (Aphelocoma unicolor griscomi) (van Rossem, 1928)

Literatur

  • William Edwin Davis Jr.: Dean of the Birdwatchers: A Biography of Ludlow Griscom. Prentice Hall & IBD, Upper Saddle River 1994, ISBN 978-1-56098-310-1.
  • Roger Tory Peterson: In memoriam: Ludlow Griscom. In: The Auk. Band 82, Nr. 4, 1965, S. 598–605 (online [PDF; abgerufen am 29. Juni 2011]).
  • Storrs Lovejoy Olson: Requiescat for Tricholimnas conditicius, a rail that never was. In: The Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 112, Nr. 3, 1992, S. 174–179 (online [PDF; abgerufen am 29. Juni 2011]).

Einzelnachweise

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