Mausohren



Mausohren

Großes Mausohr (Myotis myotis)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)
Gattung: Mausohren
Wissenschaftlicher Name
Myotis
Kaup, 1829
Myotis lucifugus.

Die Mausohren (Myotis) - auch Mausohrfledermäuse - sind eine Fledermausgattung, die zur Familie der Glattnasen (Vespertilionidae) gehört. Zu den Mausohren werden weltweit je nach Quelle rund 90 Arten gezählt. Die Zuordnung zu den unterschiedlichen Arten ist derzeit Gegenstand intensiver Forschungen, was sich beispielsweise an der erst im Jahr 2001 beschriebenen Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) zeigt. Der Name Myotis setzt sich aus dem Griechischen mys (=Maus) und otos (=Ohr) zusammen, was auch dem deutschen Gattungsnamen entspricht.

Merkmale

Ihren Namen verdanken die Mausohren der Ähnlichkeit ihrer Ohren mit denen von Mäusen. Im Gegensatz zu diesen besitzen die Mausohrfledermäuse einen funktionalen Tragus, der beweglich ist und mit dem der Gehörgang verschlossen werden kann. Die Form und Größe der Ohren und Tragen sind wichtige Unterscheidungsmerkmale bei der Artbestimmung ruhender Tiere. Auch anhand unterschiedlicher Unterarmlängen, Habitus und Charakteristika der Flughäute können die jeweiligen Arten unterschieden werden. Die Fellfärbung variiert auf dem Rücken der Tiere zwischen unterschiedlichen Grau- und Brauntönen. Die Unterseite ist meist deutlich heller bis hin zu nahezu weiß. Die Abgrenzung zwischen dunkler gefärbtem Fell auf der Oberseite und hellerem auf der Unterseite ist meist scharf. Mausohren erreichen eine Kopfrumpflänge von 35 bis 100 Millimetern, ihr Schwanz wird 28 bis 65 Millimeter lang. Ihr Gewicht variiert von 3 Gramm bei den kleinsten Arten bis zu 45 Gramm beim Großen Mausohr.

Die Zahnformel der Mausohren lautet 2133/3133. Damit verfügen die Mausohren über die Maximalanzahl von 38 Zähnen. Die Anzahl der Zähne ist bei der Unterscheidung der einzelnen Myotisarten nicht hilfreich.

Verbreitung

Als Kosmopoliten sind die Mausohren die artenreichste und am weitesten verbreitete Fledermausgattung weltweit. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über alle Kontinente bis auf die Antarktis. Ferner kommen keine Mausohren in der Arktis sowie auf einigen ozeanischen Inseln vor. In Europa leben elf Arten:

Lebensweise

Kolonie des Großen Mausohrs

Mausohren kommen in einer Vielzahl von Lebensräumen vor, von Wüsten bis zu Regenwäldern und Bergländern. Alle Arten sind nachtaktiv, tagsüber schlafen sie in Höhlen, Minen, Gebäuden, Baumhöhlen oder anderen Unterschlupfen. Die meisten Arten leben in Gruppen, deren Größe von einigen wenigen bis zu hunderttausenden Tieren variieren kann. In kühleren Regionen halten sie während der kalten Jahreszeit einen Winterschlaf, wozu sie sich oft in eigene Winterquartiere zurückziehen oder migrieren in wärmere Gebiete.

Ernährung

In Europa ernähren sich alle Arten der Mausohren fast ausschließlich von kleineren Arthropoden. Hierbei stellen Insekten die Hauptnahrung dar, aber auch Spinnen und Tausendfüßer werden erbeutet. Die Beutetiere werden meist im Flug gegriffen. Einige Arten landen aber auch auf dem Boden oder anderen Oberflächen wie Blättern oder Wänden, um ihrer Beute dort teilweise krabbelnd nachzustellen. Einige Arten, am bekanntesten ist Myotis vivesi aus Mexiko, ernähren sich vorrangig von Fischen. Diese Arten sind durch lange Hinterbeine mit großen Krallen an diese Ernährungsweise angepasst.

Fortpflanzung

In gemäßigten Regionen erfolgt die Paarung meist im Herbst oder im Frühwinter, dann wird das Sperma des Männchens im Fortpflanzungstrakt des Weibchens aufbewahrt und es kommt erst im Frühjahr zur Befruchtung und zum Beginn der Schwangerschaft. In tropischen Regionen hingegen kann die Paarung das ganze Jahr über erfolgen. Nach einer Tragzeit von 50 bis 70 Tagen kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt. In den meisten Arten ziehen sich die Weibchen zur Geburt und Aufzucht der Jungen mit anderen Weibchen in Wochenstuben zurück. Die Lebenserwartung der Mausohren in freier Wildbahn dürfte bei sechs bis sieben Jahren liegen. Manche Tiere werden aber deutlich älter, ein Exemplar von Myotis lucifugus erreichte ein Alter von 29 Jahren.

Systematik

Es werden rund 90 Arten der Mausohren unterschieden. Einige Arten sind sich so ähnlich, dass sie anhand äußerlicher Merkmale kaum zu unterscheiden sind. Dies erklärt auch die späte Beschreibung einzelner Arten, deren Individuen zuvor anderen Arten zugeordnet worden sind.

Untergattung Myotis

  • Myotis altarium lebt im südlichen China und dem nördlichen Thailand.
  • Myotis auriculus lebt im Südwesten der USA und in Mittelamerika.
  • Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) lebt in Europa und Westasien.
  • Das Kleine Mausohr (Myotis blythii) ist in Südeuropa, dem Mittelmeerraum und dem südlichen Asien beheimatet.
  • Myotis chinensis ist in Ost- und Südchina beheimatet.
  • Die Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) ist in Europa, Westasien und Nordafrika verbreitet.
  • Myotis evotis lebt im westlichen Nordamerika.
  • Myotis goudoti ist auf Madagaskar und den Komoren endemisch.
  • Myotis keenii kommt in Nordamerika vor.
  • Myotis milleri lebt in Mexiko. Die Art wurde schon für ausgestorben gehalten, ehe man sie wiederentdeckte. Die IUCN klassifiziert sie als bedroht.
  • Myotis morrisi ist aus dem mittleren Afrika (Äthiopien und Nigeria) bekannt.
  • Das Große Mausohr (Myotis myotis) ist der größte Vertreter dieser Gattung. Es lebt in Europa und dem Mittelmeerraum.
  • Myotis pequinius ist im Osten Chinas beheimatet.
  • Myotis septentrionalis lebt im nördlichen Nordamerika.
  • Myotis sicarius ist in Nepal und Sikkim beheimatet.
  • Myotis thysanodes lebt im westlichen Nordamerika und in Mexiko.
  • Myotis tricolor ist im mittleren und südlichen Afrika verbreitet.
  • Die Armenische Bartfledermaus (Myotis hajastanicus) war im Tal des armenischen Sewansees endemisch. Sie wurde seit 1989 nicht mehr gesichtet.

Untergattung Chrysopteron

  • Myotis formosus lebt in Süd- und Südostasien.
  • Myotis hermani ist auf Sumatra endemisch.
  • Myotis rufopictus ist auf den Philippinen endemisch.
  • Myotis welwitschii lebt im mittleren und südlichen Afrika.

Untergattung Selysius

  • Myotis abei ist auf der russischen Insel Sachalin endemisch.
  • Die Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) wurde erst 2001 als eigene Art beschrieben. Sie ist bislang nur aus Europa bekannt.
  • Myotis annectans ist in Südostasien beheimatet.
  • Myotis atacamensis ist in der Atacama-Region im westlichen Südamerika beheimatet.
  • Myotis ater ist in Indonesien und Neuguinea verbreitet.
  • Myotis australis lebt im südöstlichen Australien (New South Wales).
  • Die Große Bartfledermaus Myotis brandti lebt in Eurasien.
  • Myotis californicus ist in Nord- und Mittelamerika beheimatet.
  • Myotis carteri ist im westlichen Mexiko beheimatet.
  • Myotis ciliolabrum ist im westlichen Nordamerika und in Mexiko verbreitet.
  • Myotis dominicensis ist auf der Insel Dominica endemisch.
  • Myotis elegans lebt in Mittelamerika.
  • Myotis findleyi ist auf den Tres-Marias-Inseln vor der Westküste Mexikos endemisch. Die Art gilt als bedroht.
  • Myotis frater kommt in Zentral- und Ostasien vor.
  • Myotis gomantongensis lebt in Malaysia. Die Art wurde erst 1998 entdeckt.
  • Myotis hosonoi ist auf der japanischen Insel Honshū endemisch.
  • Myotis ikonnikovi lebt in Ostsibirien, Korea und auf Hokkaidō.
  • Myotis insularum ist auf Samoa endemisch.
  • Myotis keaysi lebt in Mittel- und Südamerika.
  • Myotis leibii ist im östlichen Nordamerika verbreitet.
  • Myotis martiniquensis ist auf Martinique und Barbados endemisch.
  • Myotis muricola lebt in Süd- und Südostasien.
  • Die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) ist in Eurasien beheimatet.
  • Myotis nesopolus ist in Curaçao und Venezuela beheimatet.
  • Myotis nigricans kommt in Mittel- und Südamerika vor.
  • Myotis oreias ist bislang nur aus Singapur bekannt.
  • Myotis ozensis ist auf der japanischen Insel Honshū endemisch. Die Art gilt als bedroht.
  • Myotis planiceps lebt im östlichen Mexiko. Die Art wurde bereits für ausgestorben gehalten, ehe man sie wiederentdeckte. Trotzdem gilt sie als stark bedroht (critically endangered).
  • Myotis ridleyi ist in Malaysia, Sumatra und Borneo beheimatet.
  • Myotis rosseti kommt nur in Thailand und Kambodscha vor.
  • Myotis scotti kommt nur im Hochland von Äthiopien vor.
  • Myotis siligorensis ist in Süd- und Südostasien verbreitet.
  • Myotis sodalis ist in den mittleren und östlichen USA beheimatet. Die Art gilt als bedroht.
  • Myotis yesoensis ist auf der japanischen Insel Hokkaidō endemisch.
  • Myotis yanbarensis wurde erst 1998 entdeckt. Die Art lebt auf den japanischen Ryūkyū-Inseln.

Untergattung Isotus

  • Myotis bombinus ist in Ostasien beheimatet.
  • Die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) lebt in Europa und dem westlichen Asien.
  • Myotis schaubi lebt in Armenien und im Iran. Die Art gilt als bedroht.

Untergattung Leuconoe

  • Myotis adversus lebt in Südostasien, Neuguinea, Australien und dem westlichen Ozeanien.
  • Myotis aelleni ist im südwestlichen Argentinien beheimatet.
  • Myotis albescens kommt in Mittel- und Südamerika vor.
  • Myotis annamiticus wurde erst 2001 entdeckt. Die Art lebt in Vietnam.
  • Myotis austroriparius ist in den südöstlichen USA beheimatet.
  • Myotis bocagei kommt in weiten Teilen Afrikas und im Jemen vor.
  • Die Langfußfledermaus (Myotis capaccinii) lebt in Südeuropa, dem Mittelmeerraum und in Westasien.
  • Myotis chiloensis lebt in Chile und dem südlichen Argentinien.
  • Myotis cobanensis bewohnt ein kleines Gebiet in Guatemala. Die Art gilt als stark bedroht (critically endangered).
  • Myotis csorbai wurde erst 1997 entdeckt. Die Art kommt nur in Nepal vor.
  • Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) lebt in Eurasien.
  • Die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) kommt ebenfalls in Eurasien vor.
  • Myotis fimbriatus ist in Südostchina beheimatet.
  • Myotis fortidens ist in Mittelamerika beheimatet.
  • Myotis grisescens kommt in den östlichen USA vor. Aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums gilt die Art als bedroht.
  • Myotis hasseltii lebt in Süd- und Südostasien.
  • Myotis horsfieldii ist in Süd- und Südostasien verbreitet.
  • Die Chinesische Wasserfledermaus (Myotis laniger) lebt im Südosten Cinas sowie Teilen von Indien und Vietnam.
  • Myotis levis lebt im mittleren und südlichen Südamerika.
  • Myotis longipes ist in Afghanistan und Kaschmir beheimatet.
  • Myotis lucifugus ist in Nordamerika und Mexiko verbreitet.
  • Myotis macrodactylus lebt im südöstlichen Sibirien und auf Japan.
  • Myotis macropus ist im südöstlichen Australien beheimatet.
  • Myotis macrotarsus kommt auf Borneo und den Philippinen vor.
  • Myotis montivagus ist in Süd- und Südostasien verbreitet.
  • Myotis occultus lebt in den südwestlichen USA und Mexiko.
  • Myotis oxyotus ist in Mittel- und Südamerika verbreitet.
  • Myotis peninsularis lebt nur im Süden der Halbinsel Niederkalifornien.
  • Myotis pruinosus ist in Japan beheimatet. Die Art gilt als bedroht.
  • Myotis ricketti lebt im östlichen China.
  • Myotis riparius lebt in Mittel- und Südamerika.
  • Myotis ruber ist im südöstlichen Südamerika verbreitet.
  • Myotis simus lebt im Amazonasbecken im nördlichen Südamerika.
  • Myotis stalkeri ist auf zwei kleinen Molukken-Inseln endemisch. Auch diese Art wird von der IUCN als bedroht gelistet.
  • Myotis velifer lebt im Süden der USA und in Mittelamerika.
  • Myotis volans ist im westlichen Nordamerika, und Mexiko beheimatet.
  • Myotis yumanensis lebt im westlichen Nordamerika.

Untergattung Pizonyx

  • Myotis vivesi ist durch ihre vorwiegend auf Fisch ausgerichtete Nahrung bekannt. Die Art lebt im westlichen Mexiko.

Untergattung Cistugo

Diese Untergattung ist durch Drüsen auf den Flügeln gekennzeichnet und wird manchmal in den Rang einer eigenen Gattung erhoben.

  • Myotis lesueuri lebt in Südafrika.
  • Myotis seabrai ist im ganzen südlichen Afrika verbreitet.

Literatur

  • J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 4/1: Fledertiere. AULA Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89104-638-3. (sehr detailliertes Fachbuch)
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Weiterführende Literatur

  • Benoît Stadelmann, David S. Jacobs, Corrie Schoeman, Manuel Ruedi: Phylogeny of African Myotis bats (Chiroptera, Vespertilionidae) inferred from cytochrome b sequences. Acta Chiropterologica, 6(2): 177–192, 20 (online)

Weblinks

Commons: Myotis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien