Mykose


Als Mykose bezeichnet man eine parasitäre Infektionskrankheit des lebenden Gewebes durch Pilze. Erreger können Myzelpilze und Hefen sein. Siehe auch Kandidose.

Wegen einheitlicher Therapien wird in der Medizin häufig grob zwischen

  • Dermatophyten (Fadenpilzen),
  • Hefen (Sprosspilzen) und
  • Schimmelpilzen

unterschieden.

Der Lokalisation folgend lassen sich die Mykosen in oberflächliche Mykosen – dazu gehören z. B. Mykosen der Haut (verursacht durch Dermatophyten), der Nägel und der Schleimhäute – sowie systemische Mykosen einteilen.

Zur allgemeinen Systematik möglicher Infektionswege siehe Infektion und Infektionsweg.

Infektionsvorgang

Die Infektion des Wirtes beginnt mit dem Anhaften oder Eindringen von pathogenen Pilzen. Dies kann durch Sporen, wachstums- und vermehrungsfähigen Teilen der Pilze erfolgen. Beginnt der Pilz im Wirt (Tier, Mensch, Pflanze, etc.) zu wachsen und der Wirt erleidet eine Schädigung mit entsprechenden Symptomen, entsteht aus der Infektion eine Pilzkrankheit, die Mykose. Jedoch ist es möglich, dass der betroffene Wirt sich während der Infektion wehrt und somit einen Pilz und die zugehörigen Symptome verhindert, dies nennt sich inapparente Infektion.

Mykosen bei Menschen

Bis zu 1,5 Millionen Menschen pro Jahr sterben an Pilzinfektionen.[1]

Oberflächliche Mykosen

Mykosen der Haut und Hautanhangsgebilde

Bei Menschen mit gesundem Immunsystem werden Mykosen der Haut (Dermatomykose), der Haare oder der Nägel meistens durch Dermatophyten hervorgerufen. Diese Pilze, die meist der Abteilung der Ascomyceten angehören oder Anamorphe (Fungi imperfecti) sind, werden indirekt über Hautschuppen von Mensch zu Mensch übertragen. Sie können chronische Hautmykosen an allen Körperteilen verursachen. Der wissenschaftliche Name dieser Mykosen lautet Dermatophytose oder „Tinea“.

Erkrankungen durch Hefen sind die Kandidose oder Infektionen durch Malassezien.

Die Sporotrichose ist eine Zoonose und befällt außer den Menschen auch Hunde und vor allem Katzen.

Die Phäohyphomykose befällt vor allem Haustiere.

Mykosen der Schleimhäute

Schleimhautmykose des Gaumens

Bei Menschen mit gesundem Immunsystem sind Mykosen der Mundschleimhäute selten. Häufiger sind Mykosen der Geschlechtsorgane (siehe Vaginale Pilzinfektion).

Mykosen der Schleimhäute werden meist durch Pilze der Gattung Candida hervorgerufen, insbesondere durch Candida albicans. Candida albicans und andere Candida-Arten sind anamorphe (imperfekte) Sprosspilze, die bei vielen Menschen auf den Schleimhäuten des Verdauungstrakts vorkommen (z. B. Zunge). Eine solche Erkrankung ist fast immer ein Zeichen eines geschwächten Immunsystems und man bezeichnet deshalb diese Pathogene als „Schwächeparasiten“. Diese Mykose stellt sich auf den Schleimhäuten als weißer Belag mit umgebender Rötung dar, was als Kandidose oder als Soor bezeichnet wird (weitere Informationen siehe dort).

Systemische Mykosen

Systemische Mykosen werden auch als Systemmykosen bezeichnet (auch der Anglizismus „invasive“ Mykosen scheint sich einzubürgern). Beim Menschen handelt es sich dabei um Mykosen, bei denen der Erreger – meist über die Lunge – in den Blutkreislauf gelangt ist und innere Organe befallen hat. Systemische Mykosen des Menschen sind äußerst ernsthafte Erkrankungen, die sehr schwer zu beherrschen sind und zum Tod führen können. Sie befallen normalerweise ausschließlich Menschen mit einem sehr geschwächten Immunsystem, wie z. B. Patienten nach einer Operation, nach einer Transplantation, nach einer Chemotherapie oder Patienten mit Immunschwächekrankheiten wie z. B. AIDS. Dies bezeichnet man als „opportunistische“ Infektion, weil der Erreger sozusagen „die gute Gelegenheit ausnutzt“. Erreger sind beispielsweise Cryptococcus neoformans und verschiedene Aspergillen.

Verschiedene klinische Studien legen nahe, dass „opportunistische“ Pilzinfektionen in ihrem Bedrohungspotential zunehmen.[2]

Zu den systemischen Mykosen zählen auch die von so genannten „primär pathogenen“ Pilzen verursachten Mykosen. Dabei handelt es sich um Pilze, die auch bei Menschen mit weitgehend gesundem Immunsystem schwere systemische Mykosen verursachen können, z. B. die Blastomykose oder die Histoplasmose. Diese Erreger kommen in Europa aber durchweg nicht vor.

Diagnose

Die Diagnose von Mykosen erfolgt normalerweise durch Entnahme von Proben und anschließende Aufzucht (Kultivierung) des Erregers. Diese Kultivierung ist notwendig, um den Erreger zu identifizieren, dauert aber oft sehr lange und ist schwierig. Aus diesem Grund kann (und darf) mit der Behandlung meist nicht gewartet werden, bis der Erregertyp eindeutig feststeht. Zum Nachweis einer Mykose wird in der Regel auf das sog. Nativpräparat zurückgegriffen. Beispielsweise wird eine Hautschuppe aus dem befallenen Bereich mikroskopisch untersucht (siehe Dunkelfeldmikroskopie). Der Nachweis von Hyphen sichert den Verdacht einer Mykose, allerdings bringt erst die Kultur Aufschluss über die Art des Erregers. Normalerweise wird die Therapie deshalb vor Erregerbestimmung begonnen und basiert auf den Erfahrungen des behandelnden Arztes. Wichtig ist, dass mit dem behandelnden Arzt vereinbart wird, dass die Kultur nach der Typbestimmung nicht vernichtet wird. Diese wird noch benötigt um die Resistenzen des Erregers gegen Antimykotica zu bestimmen und damit die Wahl des Präparates zu erleichtern. Leider unterlassen selbst Dermatologen, häufig aus Kostengründen, die Resistenzbestimmung und behandeln mit den Körper stärker belastenden Breitbandantimykotika. Die Abgrenzung zu makroskopisch ähnlichen Erkrankungen wie dem durch Bakterien verursachten Erythrasma kann mit Hilfe von Wood-Licht durchgeführt werden, das Erythrasma leuchtet hier im Gegensatz zu dem Pilz korallenrot.

Therapie

Zur Therapie stehen Antimykotika zur Verfügung. Bei Mykosen der Haut werden sie als Creme oder Salbe lokal auf die Haut aufgetragen. Bei Hefepilzen sind Azole (Clotrimazol) oder auch Nystatin die erste Wahl, während bei Dermatophyten Ketoconazol und Terbinafin zum Einsatz kommen.

Bei Mykosen der Schleimhäute wird das Antimykotikum – je nach der befallenen Schleimhaut – in Form von Salben, Lutschtabletten, Säften oder Zäpfchen an den Zielort gebracht. Dabei sollten vor allem Antimykotika verwendet werden, die nicht in den Blutkreislauf gelangen, um die Nebenwirkungen gering zu halten. Eine systemische Behandlung – d. h. eine Behandlung mit Antimykotika, die in den Blutkreislauf gelangen – sollte nur angewendet werden, wenn die lokale Therapie nicht wirkt. Bei hartnäckigen subungualen Pilzinfektionen ist oft die Kombinationstherapie aus lokalem und systemischem Antimykotikum erfolgversprechend. Allerdings handelt es sich hierbei um einen Off-Label-Use des Medikaments, der eigentlich nicht zugelassen ist.

Bei systemischen Mykosen müssen die Antimykotika meist intravenös verabreicht werden. Hierbei gilt es, neben der antimikrobiellen Aktivität auch die unterschiedlichen physikochemischen Eigenschaften und Nebenwirkungsprofile der verschiedenen Substanzen zu kennen.

Folgende Substanzgruppen können eingesetzt werden: - Polyene (z. B. Amphotericin B) - Azole (viele Substanzen; z. B. Fluconazol, Voriconazol, Posaconazol) - Candine (z. B. Caspofungin)

Mykosen bei Tieren

Mykosen bei Amphibien

Die Chytridiomykose ist eine Pilzerkrankung bei Amphibien, die durch den Erreger Batrachochytrium dendrobatidis verursacht wird. Seit Ende 1998 wird sie erstmals im Zusammenhang mit dem weltweiten Amphibiensterben (Global Amphibian Decline) diskutiert[3], als monokausale Ursache ist dies allerdings umstritten.[4][5] Als gesichert gilt, dass weltweit über ein Drittel aller Amphibienarten vom Aussterben bedroht und seit 1980 schon mehr als 120 Arten unwiderruflich verschwunden sind.[6]

weiteres siehe: Darmmykose bei Nagetieren

Mykosen bei Pflanzen

Die häufigsten Pflanzenkrankheiten sind Mykosen, durch Pilze verursachte Pilzerkrankungen. Da Pilze kein Chlorophyll enthalten, leben sie saprophytisch oder parasitisch. Nur die parasitisch lebenden Pilze sind die Erreger der Mykosen.

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online vom 19. Dezember 2012: Studie: Pilze töten bis zu 1,5 Millionen Menschen pro Jahr
  2. K.-D. Entian et al.: Identifizierung neuer antibiotischer Wirkstoffe. BIOspektrum (2009) 6:408-410.
  3. Berger et al: Chytridiomycosis causes amphibian mortality associated with population declines in the rain forests of Australia and Central America. Proc Natl Acad Sci U S A. 1998 Jul 21;95(15):9031-6. PMID 9671799
  4. I. Di Rosa et al.: Ecology: the proximate cause of frog declines? Nature. 2007 May 31;447(7144):E4-5 PMID 17538572
  5. R.A. Alford et al.: Ecology: Global warming and amphibian losses. Nature. 2007 May 31;447(7144):E3-4 PMID 17538571
  6. S. M. Whitfield et al.: Amphibian and reptile declines over 35 years at La Selva, Costa Rica. PNAS. 2007 May 15;104(20) PMID 17449638

Weblinks

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