Prachtspieren



Prachtspieren

Astilbe × arendsii Sorte

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Gattung: Prachtspieren
Wissenschaftlicher Name
Astilbe
Buch.-Ham. ex D.Don

Prachtspieren (Astilbe), oft im Deutschen auch Astilben genannt, ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) gehört. Die Heimat ist vor allem Ostasien. In den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel sind einige Arten und ihre Hybriden in Parks und Gärten gepflanzt.

Beschreibung

Glänzende, gefiederte Laubblätter der Japanischen Prachtspiere (Astilbe japonica) Sorte 'Deutschland'.

Vegetative Merkmale

Bei Astilbe-Arten handelt es sich um große, ausdauernde, krautige Pflanzen, die je nach Art Wuchshöhen von 150 bis 200 cm erreichen. Sie bilden mit unterirdischen, dicken Rhizomen Bestände. Aus diesen Rhizomen wachsen einerseits grundständige, große Laubblätter, andererseits auch die aufrechten, blütentragenden Stängel mit braunen ein- bis mehrzellige Trichomen schuppig bis lang behaart, deren wechselständige Laubblätter nach oben hin kleiner werden.

Die Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattstiele besitzen ein- bis mehrzellige Trichome. Die glänzenden Blattspreiten sind meist ein- bis mehrfach gefiedert. Die kurzgestielten Fiederblättchen sind oval bis rhombisch oder lanzettlich und besitzen ein- bis mehrzellige Trichome. Das größte, endständige Fiederblatt ist meist dreilappig. Die Ränder der Fiederblättchen sind gezähnt oder scharf bis unregelmäßig doppelt gesägt. Die Nebenblätter sind häutig.

Verzweigter, vielblütiger Blütenstand der Japanischen Prachtspiere (Astilbe japonica) Sorte 'Deutschland'.

Generative Merkmale

Astilbe-Arten sind meist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die relativ großen, endständigen, oft verzweigten, fedrigen, rispigen Blütenstände enthalten Tragblätter und meist aus sehr vielen (500 bis 2000) Blüten. Er sieht ähnlich federartig aus, wie beim Geißbart, deshalb werden die Astilben auch manchmal Scheingeißbärte genannt.

Die kurzen Blütenstiele krümmen sich rückwärts bis zur Fruchtreife. Die kleinen, weißen bis violetten oder rötlichen Blüten sind fünfzählig und meist einschlechtig, es gibt aber auch zwittrige. Die meist grünlich-weißen Blütenbecher (Hypanthium) sind auf einviertel mit dem Fruchtknoten verwachsen, der freie Bereich ist 1 mm lang. Die (vier bis) meist fünf Kelchblätter sind oft weiß oder seltener rot über rosa- bis purpurfarben bei den Wildformen (bei den Züchtungen wurden oft intensivere Farben ausgelesen). Die Anzahl der kleinen Kronblätter schwankt zwischen keinem und fünf. Es sind meist zwei Kreise aus vier bis fünf Staubblättern vorhanden (selten sind es nur fünf insgesamt). Die meist zwei, oft auch drei Fruchtblätter sind in der Regel zu einem zwei- bzw. dreifächrigen oberständigen Fruchtknoten verwachsen oder frei. Der Fruchtknoten ist von einem wenig differenzierten Nektardiskus umgeben. Es sind viele Samenanlagen vorhanden. Die meist zwei oder seltener drei Griffel enden jeweils in einer Narbe.

Es werden zwei- bis selten dreischnabelige Kapselfrüchte oder Balgfrüchte gebildet. Die kleinen, braunen Samen sind geflügelt und ihre beiden Enden sind oft gedreht. Die schimmernde Samenoberfläche ist gestreift bis leicht runzelig.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7.

Verbreitung

Das Hauptverbreitungsgebiet der Astilbe-Arten liegt in Ostasien von Japan bis Indonesien und westlich bis in den Himalaya und südwärts bis Neuguinea. Nur eine Art ist im östlichen Nordamerika beheimatet. Sie kommt also natürlich nur auf der Nordhalbkugel vor.

Die meisten Arten sind Waldpflanzen, die bevorzugt an feuchten Stellen entlang von Bächen oder Flüssen wachsen.

Systematik

Die Erstveröffentlichung der Gattung Astilbe erfolgte 1825 durch David Don auf der Grundlage eines Manuskriptes von Francis Buchanan-Hamilton.[1] Typusart ist Astilbe rivularis Buch.-Ham. ex D.Don. Ein Synonym für Astilbe Buch.-Ham. ex D.Don ist Hoteia C.Morren & Decne.[2] Der botanische Name Astilbe kommt aus dem Griechischen a- für ohne und stilbo Glanz, Schimmer und bezieht sich darauf, dass ansonsten die Laubblätter denen von Aruncus gleichen.

Bestand von Astilbe chinensis var pumila.
Männlicher Blütenstand von Astilbe rubra.
Astilbe simplicifolia bildet als Ausnahme einfache Laubblätter.

Es gibt etwa 18 bis 24 Astilbe-Arten (Auswahl):

  • Appalachen-Prachtspiere (Astilbe biternata, Syn.: Astilbe crenatiloba): Sie ist die einzige amerikanische Art. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von den südlichen Appalachen des Mingo County, über West Virginia, Virginia und Kentucky bis zu den Carolinas, Tennessee und ins nordwestliche Georgia.
  • Chinesische Prachtspiere (Astilbe chinensis (Maxim.) Franch. & Sav.): Sie gedeiht in Wäldern, an Waldrändern, in Wiesen, Tälern und entlang von Fliessgewässern in Höhenlagen zwischen 400 und 3600 Meter in Japan, Korea, Russland und in Ost- und Zentralchina. Sie besitzt dichte, weiße bis rosafarbene Blütenstände, deren Rispen schmal ährenartig sind.
  • Astilbe davidii mit rosaroten, dichten und schmalen Rispen und bronzefarben getönten jungen Blättern. Diese Art wird häufig auch als Astilbe chinensis var. davidii aufgefasst.
  • Astilbe glaberrima Nakai: Sie ist ein Endemit der japanischen Yakushima Insel und gedeiht auf Felsen an Gebirgsflüssen.
  • Astilbe grandis Stapf ex E.H.Wilson: Sie gedeiht im Wald, Gebüschen und in Sümpfen in Höhenlagen zwischen 400 und 2000 Meter in Korea und in Ostchina.
  • Japanische Prachtspiere (Astilbe japonica (C.Morren & Decne.) A.Gray): Sie gedeiht auf Felsen an Gebirgsflüssen auf den japanischen Inseln Honshū, Shikoku und Kyushu.
  • Astilbe longicarpa (Hayata) Hayata: Sie gedeiht in niedrigen bis mittleren Höhenlagen auf Taiwan.
  • Astilbe macrocarpa Knoll: Sie gedeiht in Gebüschen und Wiesen in Rinnen in Höhenlagen zwischen 500 und 1600 Meter in den chinesischen Provinzen Anhui, Fujian, Hunan und Zhejiang.
  • Astilbe macroflora Hayata: Sie gedeiht nur in Gipfelregionen in Höhenlagen zwischen 3200 und 3800 Meter im zentralen Taiwan.
  • Kleinblättrige Prachtspiere (Astilbe microphylla Knoll): Diese kleinere Art wächst an feuchten, lichten Standorten auf den japanischen Inseln Honshū, Shikoku und Kyushu.
  • Astilbe philippinensis A.Henry
  • Bach-Prachtspiere (Astilbe rivularis Buch.-Ham. ex D.Don): Sie ist mit einer Wuchshöhe von bis zu 2,5 m die größte Art. Sie wird wegen ihrer großen, überhängenden, cremeweißen Blütenstände ebenfalls manchmal kultiviert. Die Heimat der Varietäten ist Bhutan, nördliches Indien, Indonesien, Kaschmir, Laos, nördliches Myanmar, Nepal, Thailand, Vietnam und die chinesischen Provinzen Xizang und Yunnan.
  • Rote Prachtspiere (Astilbe rubra Hook. f. & Thomson): Sie gedeiht an Waldrändern in Höhenlagen von etwa 2400 Meter in Indien und den chinesischen Provinzen Fujian, Hubei, südliches Xizang und nordwestliches Yunnan.
  • Einfachblättrige Prachtspiere (Astilbe simplicifolia Makino), eine japanische Art mit einfachen, gesägten Blättern.
  • Thunberg-Prachtspiere (Astilbe thunbergii (Sieb. & Zucc.) Miq.): Diese japanische Art mit einigen Varietäten wurde als Elternteil für viele Züchtungen verwendet.
  • Hybrid-Prachtspiere (Astilbe ×arendsii Arends) ist eine Gruppe von Hybriden an denen vor Allem Astilbe astilboides, A. chinensis, A. japonica, A. thunbergii als Eltern beteiligt sind.

Nutzung

Aufgrund der federartigen, pyramidenförmigen Blütenstände werden einige Arten als robuste Zierpflanzen in Parks und Gärten kultiviert, insbesondere verschiedene Varietäten der Chinesischen Prachtspiere Astilbe chinensis und viele Hybriden.

Die meisten im Garten kultivierten Pflanzen sind allerdings Hybriden zwischen den Arten A. astilboidess, A. japonica, A. davidii und A. thunbergii, wobei wiederum die beliebtesten dieser Hybriden von dem Pflanzenzüchter Georg Arends stammen und als „Arendsii-Hybriden“ bezeichnet werden.

Die jungen grünen Pflanzenteile werden gegessen bei Astilbe chinensis. Die jungen Früchte werden gegessen bei Astilbe longicarpa. Bei Astilbe thunbergii werden die jungen Blätter gegart gegessen und die Blätter dienen als Teeersatz.[3]

Quellen

Literatur

  • T. Lawrence Mellichamp : Astilbe. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 8: Paeoniaceae to Ericaceae. Oxford University Press, New York, NY u.a. 2009, ISBN 978-0-19-534026-6, S. 129., online.
  • Pan Jintang, Hideaki Ohba: Astilbe. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2002, ISBN 0-915279-93-2, S. 274. online.
  • Yasaka Hayashi: Nihon-no yaso (Wild flowers of Japan). Yama to Keikokusha, Tôkyô 1983, ISBN 4-6350-9016-7.
  • Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann, Köln 2003, ISBN 3-8331-1600-5.
  • Christian O. Lehmann: Saxifragales. In: Urania Pflanzenreich Blütenpflanzen Band 1. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1993, ISBN 3-3320-0496-4.

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Prachtspieren (Astilbe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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