Sarcoglottis



Sarcoglottis

Sarcoglottis heringeri

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Spiranthinae
Gattung: Sarcoglottis

Sarcoglottis ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie enthält 45 Arten, die im tropischen Amerika verbreitet sind.

Beschreibung

Die Sarcoglottis-Arten sind kleine, krautige Pflanzen, die terrestrisch wachsen. Die Wurzeln stehen büschelweise zusammen (gelegentlich auch entlang eines Rhizoms), sie sind fleischig und zylindrisch bis knollig verdickt. Die Blätter stehen in einer grundständigen Rosette. Der Blattstiel ist kurz oder undeutlich, die Blattspreite ist breit bis schmal oval. Die Blätter sind meist grün, bei einigen Arten aber auch mit hellem Muster versehen oder rötlich braun mit grünem Muster. [1][2]

Der traubige Blütenstand ist wenig- bis vielblütig, die Blüten sind fleischig und auffällig. Besonders im oberen Bereich ist die aufrechte Blütenstandsachse behaart. Die röhrenförmigen Hochblätter umhüllen den Blütenstandsstiel teilweise. Die Blüten einiger Arten duften; sie sind grünlich, gelb, weiß, rosa oder rötlich braun gefärbt. Der Fruchtknoten ist zylindrisch bis spindelförmig, sitzend oder ganz kurz gestielt, kaum verdreht, meist behaart. Die Sepalen stehen im unteren Teil etwa parallel zueinander, weiter vorne sind sie zurückgeschlagen, außen sind sie meist etwas behaart. Das dorsale Sepal ist konkav geformt, zusammen mit den Petalen bildet es eine Haube über der Blüte. Die seitlichen Sepalen laufen an der Basis weit am Fruchtknoten herab und sind asymmetrisch. Die Lippe ist fleischig, an der Basis abrupt verschmälert (genagelt) und dort pfeilförmig. Die Seiten der Lippe sind nach oben geschlagen und haften der Säule an, an der Spitze ist die Lippe zurückgeschlagen. Die Säule ist eher kurz, an der Basis über die Ansatzstelle am Fruchtknoten hinausreichend („Säulenfuß“). Der Säulenfuß läuft am Fruchtknoten herab und bildet zusammen mit diesem und den seitlichen Sepalen ein internes Nektarium (Cuniculus). Die Narbe besteht aus zwei getrennten oder einer zusammenliegenden Fläche. Das Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) ist linealisch bis zungenförmig, es endet abgeschnitten. Das Staubblatt ist länglich-oval, es endet stumpf. Es enthält die länglichen, hellgelben Pollinien, die an einer grauen bis blauen Klebscheibe (Viscidium) hängen. Die Kapselfrucht ist oval bis spindelförmig, sie enthält zahlreiche schmal spindelförmige Samen. [1][2]

Bei einigen Arten wurden Prachtbienen der Gattung Euglossa als Bestäuber beobachtet. Die Klebscheibe weist nach oben, die Pollinien werden so unterhalb der Mundwerkzeuge des Insekts angeheftet.[3]

Vorkommen

Sarcoglottis kommt im tropischen und subtropischen Amerika vor. Von Mexiko im Norden zieht sich das Verbreitungsgebiet über die Karibik und die Nordhälfte Südamerikas bis nach Argentinien, Paraguay und Uruguay im Süden.[4] Sie besiedeln Höhenlagen bis 2700 Meter. Die einzelnen Arten kommen in unterschiedlichen Vegetationsformen vor, in feuchten oder trockeneren Wäldern, in Sümpfen oder in verschiedenen Gebüschen und Grasländern.[2]

Systematik und botanische Geschichte

Sarcoglottis wird innerhalb der Tribus Cranichideae in die Subtribus Spiranthinae eingeordnet. Die Gattung wurde 1827 von Presl beschrieben.[4] Die Bezeichnung stammt von den griechischen Worten σάρξ sarkos für „Fleisch“ und γλῶσσα (att. γλῶττα) glotta, „Zunge“, und bezieht sich auf die Textur des Labellums. Presls Typusart war Sarcoglottis speciosa, ein Synonym für die schon 1806 als Neottia acaulis beschrieben Sarcoglottis acaulis.

Burns Balogh gruppierte die Gattungen Cyclopogon, Pelexia und Sarcoglottis zur „Sarcoglottis alliance“, später von Szlachetko in einer eigenen Subtribus Cyclopogoninae zusammengefasst.[2] Nach Untersuchungen der DNA ist Sarcoglottis nah mit Sauroglossum, Odontorrhynchus, Cyclopogon und Pelexia verwandt.[5][6]

Sarcoglottis grandiflora, Illustration aus „Curtis's Botanical Magazine“

Folgende Arten sind in der Gattung Sarcoglottis enthalten:[4]

  • Sarcoglottis acaulis (Sm.) Schltr.
  • Sarcoglottis acutata (Rchb.f. & Warm.) Garay
  • Sarcoglottis alexandri Schltr. ex Mansf.
  • Sarcoglottis amazonica Pabst
  • Sarcoglottis biflora (Vell.) Schltr.
  • Sarcoglottis cerina (Lindl.) P.N.Don in J.Donn
  • Sarcoglottis curvisepala Szlach. & Rutk.
  • Sarcoglottis degranvillei Szlach. & Veyret
  • Sarcoglottis depinctrix Christenson & Toscano
  • Sarcoglottis fasciculata (Vell.) Schltr.
  • Sarcoglottis glaucescens Schltr.
  • Sarcoglottis gonzalezii L.C.Menezes
  • Sarcoglottis grandiflora (Hook.) Klotzsch
  • Sarcoglottis heringeri Pabst
  • Sarcoglottis herzogii Schltr.
  • Sarcoglottis homalogastra (Rchb.f. & Warm.) Schltr.
  • Sarcoglottis itararensis (Kraenzl.) Hoehne
  • Sarcoglottis juergensii Schltr.
  • Sarcoglottis lehmannii Garay,
  • Sarcoglottis lobata (Lindl.) P.N.Don in J.Donn
  • Sarcoglottis magdalenensis (Brade & Pabst) Pabst
  • Sarcoglottis metallica (Rolfe) Schltr.
  • Sarcoglottis micrantha Christenson
  • Sarcoglottis neglecta Christenson
  • Sarcoglottis pauciflora (Kuntze) Schltr.
  • Sarcoglottis portillae Christenson
  • Sarcoglottis pseudovillosa Mytnik, Rutk. & Szlach.
  • Sarcoglottis riocontensis E.C.Smidt & Toscano
  • Sarcoglottis rosulata (Lindl.) P.N.Don in J.Donn
  • Sarcoglottis sceptrodes (Rchb.f.) Schltr.
  • Sarcoglottis schaffneri (Rchb.f.) Ames in J.D.Smith
  • Sarcoglottis schwackei (Cogn.) Schltr.
  • Sarcoglottis scintillans (E.W.Greenw.) Salazar & Soto Arenas
  • Sarcoglottis smithii (Rchb.f.) Schltr.
  • Sarcoglottis stergiosii Carnevali & I.Ramírez
  • Sarcoglottis tirolensis Burns-Bal. & Merc.S.Foster
  • Sarcoglottis trichogyna Cuatrec.
  • Sarcoglottis turkeliae Christenson
  • Sarcoglottis uliginosa Barb.Rodr.
  • Sarcoglottis umbrosa (Barb.Rodr.) Schltr.
  • Sarcoglottis ventricosa (Vell.) Hoehne
  • Sarcoglottis veyretiae Szlach.
  • Sarcoglottis villosa (Poepp. & Endl.) Schltr.
  • Sarcoglottis viscosa Szlach. & Rutk.
  • Sarcoglottis woodsonii (L.O.Williams) Garay

Literatur

  • Leslie A. Garay: 225 (1). Orchidaceae (Cypripedioideae, Orchidoideae and Neottioideae). In: Gunnar Harling, Benkt Sparre (Hrsg.): Flora of Ecuador. Band 9, 1978, ISSN 0347-8742, S. 259.
  • Leslie A. Garay: A generic revision of the Spiranthinae. In: Botanical Museum Leaflets of Harvard University. Band 28, Nr. 4, 1982.
  • Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3. Oxford University Press, New York und Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Leslie Garay: Sarcoglottis. In: A generic revision of the Spiranthinae. S. 352–353.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Gerardo Salazar: Sarcoglottis. In: Genera Orchidacearum. Bd. 3, S. 259.
  3. Rodrigo B. Singer, Marlies Sazima: The pollination mechanism in the ‘Sarcoglottis alliance’ (Orchidaceae: Spiranthinae). In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 131, 1999, S. 249–262 (sazima.org [PDF]).
  4. 4,0 4,1 4,2 World Checklist of Sarcoglottis. In: The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew.
  5. Gerardo A. Salazar, Mark W. Chase, Miguel A. Soto Arenas, Martin Ingrouille: Phylogenetics of Cranichideae with emphasis on Spiranthinae (Orchidaceae, Orchidoideae): evidence from plastid and nuclear DNA sequences. In: American Journal of Botany. Band 90, Nr. 5, 2003, S. 777–795.
  6. Aída Álvarez-Molina, Kenneth M. Cameron: Molecular phylogenetics of Prescottiinae s.l. and theit close allies (Orchidaceae, Cranichideae) inferred from plastid and nuclear ribosomal DNA sequences. In: American Journal of Botany. Band 96, Nr. 5, 2009, S. 1020–1040, doi:10.3732/ajb.0800219.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sarcoglottis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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