Spiranthinae



Spiranthinae

Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Spiranthinae
Wissenschaftlicher Name
Spiranthinae
Lindl.

Die Spiranthinae sind eine Subtribus aus der Familie der Orchideen. Es sind ausdauernde, krautige Pflanzen. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung ist Südamerika, nur die Gattung der Drehwurzen (Spiranthes) ist fast kosmopolitisch verbreitet.

Merkmale

Die terrestrischen oder seltener auch epiphytischen Pflanzen besitzen ein dünnes, kriechendes Rhizom, aus dem die einzelnen Sprosse entspringen. Die Wurzeln entspringen büschelweise an der Basis der Sprosse, selten entlang des Rhizoms. Sie sind fleischig, gelegentlich spindelförmig verdickt. Die mykoheterotrophe Degranvillea dermaptera besitzt keine Wurzeln, dafür aber ein verdicktes, verzweigtes Rhizom.

Oberirdisch trägt die Sprossachse einige spiralig angeordnete Laubblätter, die meist im unteren Bereich zu einer Rosette verdichtet sind, seltener sind sie gleichmäßig am Spross verteilt. Einige Arten besitzen nur ein Blatt je Spross. Die Blätter sind sitzend oder häufig gestielt. Die Blattbasen umfassen den Stängel, es gibt kein Trenngewebe zwischen Blattgrund und Spreite.
Einige mykotrophe Arten besitzen keine grünen Blätter, sondern nur bräunliche, schuppenartige Niederblätter.

Über den Blättern setzt sich die Sprossachse als traubenförmiger Blütenstand fort. Zwischen Laubblättern und Blüten sitzen einige Hochblätter an der Blütenstandsachse. Die Blüten sind meist resupiniert, die Blütenblätter formen eine Röhre. Der Fruchtknoten ist häufig verdreht. Die drei äußeren Blütenblätter sind frei oder teilweise miteinander verwachsen. Die seitlichen Sepalen laufen oft an der Basis ein Stück weit am Fruchtknoten herab und bilden ein schüssel- oder spornartiges Nektarium. Das obere Sepal ist konkav, ihm haften die seitlichen Petalen an; zusammen bilden sie eine Haube über der Blüte. Die Lippe ist am Grund meist mit zwei nach hinten gerichteten Nektardrüsen versehen. Die Seiten der Lippe sind nach oben geschlagen und haften der Säule an. Das Staubblatt liegt parallel zur Säulenachse. Es enthält zwei Pollinien, die jeweils durch eine Längsfurche mehr oder weniger zweigeteilt sind, selten sind vier Pollinien vorhanden. Der Pollen ist in Tetraden organisiert, diese zu mehreren kleinen Pollenbröcken (Massulae) zusammenhaftend. Am Ende oder an der Unterseite der Pollinien befindet sich die Klebscheibe (Viscidium). Die Pollenkörner innerhalb der Pollinien treten in zwei Formen auf: zum Viscidium hin bilden sie ein Stielchen aus dichtgepackten, wahrscheinlich sterilen Pollenkörnern, die Tetraden an der Basis sind viel lockerer. Der Übergang zwischen beiden Formen ist graduell. Die Narbe ist ganzrandig oder zweigelappt.

Verbreitung

Die etwa 40 Gattungen sind hauptsächlich in Südamerika sowie in Mittelamerika verbreitet. Die Drehwurzen (Spiranthes) kommen mit den meisten Arten in Nordamerika vor, besiedeln aber auch Europa, Nordafrika, Asien und Australien. Cyclopogon obliquus ist in einigen Gegenden Südostasiens eingebürgert.

Systematik und botanische Geschichte

Eine Gruppe von Gattungen rund um Spiranthes wurde schon 1840 von John Lindley unter dem Namen „Spiranthidae“ zusammengefasst. Rudolf Schlechter stellte 1920 einige morphologische Erkennungsmerkmale zusammen und gab der Gruppe einen Umfang, der auch heute noch in etwa Gültigkeit hat. Die nächsten größeren Bearbeitungen erfolgten zeitgleich 1982 von Leslie Garay und Pamela Burns-Balogh, wobei sich ihre Konzepte deutlich voneinander unterschieden - Garay unterschied 44 Gattungen, Burns-Balogh nur 17. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass einige Gattungen, die früher zur Subtribus Spiranthinae gezählt wurden, näher mit anderen Gruppen verwandt sind: Nothostele und Pseudocranichis gehören zu den Cranichidinae, Manniella bildet eine eigene Subtribus Manniellinae. Garays Aufteilung in etwa 40 Gattungen folgend, ergeben sich vier verwandtschaftliche Gruppierungen: erstens Stenorrhynchos und die nahe verwandten Eltroplectris, Mesadenella, Pteroglossa und Sacoila; zweitens die Pelexia-Gruppe mit Coccineorchis, Cyclopogon, Odontorrhynchus, Sarcoglottis und Veyretia; drittens Eurystyles und Lankesterella; viertens eine Gruppe hauptsächlich mittelamerikanischer Gattungen und Spiranthes.

Belege

Die Informationen dieses Artikels stammen aus:

  • Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3/2. Oxford University Press, New York und Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 164 ff.
  • Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 118.
  • Gerardo A. Salazar, Mark W. Chase, Miguel A. Soto Arenas, Martin Ingrouille: Phylogenetics of Cranichideae with emphasis on Spiranthinae (Orchidaceae, Orchidoideae): evidence from plastid and nuclear DNA sequences. In: American Journal of Botany. Band 90, 2003, S. 777–795 (amjbot.org).

Weblinks

Commons: Spiranthinae – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien