Die Schirmlinge (Lepiota) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Champignonverwandten, deren Arten kleine bis mittelgroße Fruchtkörper bilden. Häufig sind sie mit einem Velum versehen. Allen gemein sind weiße bis weißliche Lamellen auf der Hutunterseite, weißes bis cremefarbenes Sporenpulver sowie das Vorhandensein eines unbeweglichen, häutigen Stielrings oder zumindest einer Ringzone.
Merkmale
Schirmlinge sind kleine bis mittelgroße Blätterpilze. Der Hut ist mehr oder weniger breit glockenförmig. Die Hutmitte ist kahl oder samtig. Die Hutoberfläche kann gegen den Hutrand eingewachsen faserig, oder mit faserigen bis flockigen oder körnigen Schüppchen bedeckt sein, bei manchen Arten mit konzentrisch zum Hutrand aufbrechenden Schüppchen bedeckt. Die Hutoberfläche ist trocken, der Hutrand ist nicht gerieft oder gerippt. Die Schirmlinge besitzen in der Fruchtkörperentwicklung ein doppeltes Velum, das Velum partiale (Teilhülle) bleibt als häutiger, oft flüchtiger Ring am Stiel zurück. Im Gegensatz zur verwandten Gattung der Riesenschirmlinge ist der Ring nicht verschiebbar. Der Stiel ist zylindrisch bis leicht keulig geformt. Das Sporenpulver ist weiß, seltener cremefarben und dextrinoid. Die freien, bauchigen und gedrängt stehenden Lamellen sind ebenfalls weiß, manchmal auch gelb gefärbt.
Ökologie
Alle Angehörigen der Gattung sind Saprobionten, die auf Erde, Holz oder Pflanzenresten wachsen können. Erdebewohnende Arten kommen häufig auf nährstoffreichen (besonders stickstoffreichen), humushaltigen und ruderalen Plätzen vor.
Arten
Weltweit kommen etwa 400 Arten vor, die Gattung ist vor allem in den Tropen verbreitet, in Europa kommen etwa 60 Arten vor, wobei die Gattung besonders im Mittelmeergebiet auftritt.
Lepiota forquignonii (beschrieben als „Forquignoni“)
Quélet 1885
Weinbrauner Schirmling
Lepiota fuscovinacea
F.H. Møller & J.E. Lange 1940
Kies-Schirmling
Lepiota glareophila
Fillion 1997
Grünspan- oder Grünschuppiger Schirmling
Lepiota grangei
(Eyre 1903) Kühner 1934
Granulierter Schirmling
Lepiota granulopunctata (beschrieben als „granule-punctata“)
Locquin 1951
Graugrüner Schirmling
Lepiota griseovirens
Maire 1928
Fleischrötlicher Schirmling
Lepiota helveola
Bresadola 1882
Lepiota helveola var. maior
Candusso 1990
Lepiota helveoloides
Bon 1981 ex Bon & Andary 1986
Unberingter Schirmling
Lepiota hymenoderma
D.A. Reid 1966
Kegelschuppiger Stachel-Schirmling
Lepiota hystrix
F.H. Møller & J.E. Lange 1940
Feuerfuchsiger Schirmling
Lepiota ignicolor
Bresadola 1892
Braunberingter, Beschuhter oder Feuerfüßiger Schirmling
Lepiota ignivolvata
Bousset & Josserand 1948 ex Josserand 1990
Langes Stachel-Schirmling
Lepiota jacobi
Vellinga & Knudsen 1992
Behangener Schirmling
Lepiota jaquierii
Fillion 1995
Haselbrauner oder Rosabrauner Schirmling
Lepiota kuehneri
Huijsman 1943 ex Hora 1960
Nitrophiler Schirmling
Lepiota lepida
Guinberteau & M. Bodin 1994
Lilaschuppiger oder Lila-Schirmling
Lepiota lilacea
Bresadola 1892
Zartgefärbter oder Plüschhütiger Schirmling
Lepiota loquinii
Bon 1985
Gelbwolliger oder Gelbflockiger Wollstiel-Schirmling
Lepiota magnispora
Murrill 1912
Winziger Schirmling
Lepiota micropholis
(Berkeley & Broome 1871) Saccardo 1887
Nussbrauner Schirmling
Lepiota neophana
Morgan 1906
Schwarzstiel-Schirmling
Lepiota nigrescentipes
G. Riousset 1992
Ockerbrauner Schirmling
Lepiota ochraceofulva
P.D. Orton 1960
Ockergilbender Schirmling
Lepiota ochraceosulfurescens
(Locquin 1953) Bon 1981
Glatter oder Ockerblasser Schirmling
Lepiota oreadiformis
Velenovský 1920
Blasser Wollstiel-Schirmling
Lepiota pallida
Locquin 1945 ex Bon & Candusso 1990
Kleinberingter Schirmling
Lepiota parvannulata
(Lasch 1828 : Fries 1832) Gillet 1874
Ringloser Stachel-Schirmling
Lepiota perplexa
Knudsen 1981
Filzhut-Schirmling
Lepiota pilodes
Vellinga & Huijser 1993
Graugrüner Kleinspor-Schirmling
Lepiota poliochloodes
Vellinga & Huijser 1993
Wiesen-Schirmling
Lepiota pratensis (beschrieben als „platensis“)
Spegazzini 1998
Dunkelblättriger Schirmling
Lepiota psalion
Vellinga & Huijser 1999 ('1998')
Kleinster Stachel-Schirmling
Lepiota pseudoasperula
(Knudsen) Knudsen 1980
Falscher Schwarzschuppiger Schirmling
Lepiota pseudofelina
J.E. Lange 1940
Falscher Lila oder Rosastieliger Schirmling
Lepiota pseodolilacea
Huijsman 1947
Lepiota pseudorubella
Gubitz 2008
Feuerfarbener oder Feuriger Schirmling
Lepiota pyrochroa
Malençon 1970
Feinborstiger Schirmling
Lepiota rhodorhiza
Romagnesi & Locquin ex P.D. Orton 1960
Rosascheibiger Schirmling
Lepiota roseopallida
Bon & A. Caballero 2000
Rötlicher Schirmling
Lepiota rubella
Bresadola 1889
Lepiota rubrobrunnea
Gubitz 2008
Dunkelblättriger Schirmling
Lepiota rufipes
Morgan 1906
Parfüm-Schirmling
Lepiota saponella
M. Bodin & Priou 1994
Sardinischer Bauch-Schirmling
Lepiota sardoa
(Padovan & Contu 2001) Vila & Castellón 2003
Lepiota selinolens
Redeuilh & Guinberteau 1993
Lepiota severiana
Tiberi 2000 ('1999')
Ziegelrötlicher Stachel-Schirmling
Lepiota sinopica
Romagnesi 1957
Lepiota solaris
Chalange 2005
Prächtiger Schirmling
Lepiota speciosa
(Trimbach 1975) Trimbach & Auzias 1988
Fastweißer, Cremeweißer oder Weißlicher Schirmling
Lepiota subalba
Kühner 1936 ex P.D. Orton 1960
Dunkelschuppiger Schirmling
Lepiota subfelinoides
Bon & P.D. Orton 1985 ('1984')
Körnigschuppiger Schirmling
Lepiota subgracilis
Kühner 1936 ex Wasser 1978
Rosaroter Stink- oder Fleischroter Schirmling
Lepiota subincarnata
J.E. Lange 1940
Feinschuppiger Schirmling
Lepiota sublaevigata
Bon & Boiffard 1980 ('1979')
Schwachfilziger Schirmling
Lepiota tomentella
J.E. Lange 1923
Gelbwolliger Schirmling
Lepiota ventriosospora
D.A. Reid 1958
Gelbblättriger Schirmling
Lepiota xanthophylla
P.D. Orton 1960
Systematik
Früher wurden einige Arten in die Gattung Stachelschirmlinge ausgegliedert.
Bedeutung
Einige Schirmlinge sind stark giftig, die Arten der Gattung kommen daher als Speisepilze nicht in Betracht.
Literatur
Andreas Gminder, Armin Kaiser, German Josef Krieglsteiner: Ständerpilze: Blätterpilze II (Hell- und Dunkelblättler). In: G. J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs. Band4. Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-8001-3281-2.
Achim Bollmann, Andreas Gminder, Peter Reil: Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze. In: Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. 4. Auflage. Volume 2. Schwarzwälder Pilzlehrschau, 2007, ISSN 0932-920X (301 Seiten; Verzeichnis der Farbabbildungen fast aller europäischen Großpilze (> 5 mm) inkl. CD mit über 600 Gattungsbeschreibungen).
Heinrich Dörfelt: Wörterbuch der Mycologie. Hrsg.: Gottfried Jetschke. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/ Berlin 2001, ISBN 978-3-8274-0920-1 (384 Seiten).